In Guatemala sind wir in 5 Wochen, 6 Tagen und 22 Stunden 1.261 Km gefahren, davon standen wir alleine drei Wochen in Antigua und eine Woche auf der Finca la Escondido. Jetzt waren wir neugierig auf El Salvador.
Unsere Route:
Mittwoch, 18.09.2024
Die letzte Nacht in Guatemala neben der Straße und zwischen den Hähnen und Truthähnen war erstaunlich ruhig, bis morgens um drei die Hähne lautstark den Tag begrüßten. Noch nie hatten wir spontan so viele Ideen für Rezepte mit Geflügel…
Die Ausreise aus Guatemala verlief völlig unproblematisch, nachdem wir Ingo irgendwo in das Chaos aus parkenden LKW, Bussen und PKW gequetscht hatten. Die eigentlichen Formalitäten waren nach ca. 15 Minuten erledigt, weiter ging es durch einen Markt im Niemandsland und über den Grenzfluss Rio Paz.
An der Grenze zu El Salvador wurden wir in perfektem Englisch von einem sehr netten Beamten begrüßt und „an die Hand genommen“. Das komplizierteste war die Tatsache, dass die Marke MAN nicht im System vorgesehen war, was das Ausstellen des TIP für Ingo (Temporary Import Permit) etwas verzögerte. Mit Hilfe der freundlichen Dame am Schalter und ihrer Chefin wurde das Problem aber relativ schnell gelöst und wir waren im 24. Land unserer Reise.
Nur knapp 10 Km später erreichten wir unser erstes Ziel, die nicht besonders attraktive Stadt Ahuachapán, die aber für erste Einkäufe und Erledigungen gut geeignet war und außerdem eine kostenfreie Übernachtungsmöglichkeit im „Stadtpark“ bot. Der Parque Ecológico el Espino am Nordende der Stadt ist eigentlich ganz hübsch – von dem herumliegenden Müll einmal abgesehen.
Kurz nach Sonnenuntergang waren wir die einzigen Besucher des Parks, abgesehen von dem erstaunlich regen Durchgangsverkehr.
Donnerstag, 19.09.2024
Die Ruta de las Flores gilt als eine der schönsten Straßen El Salvadors, mit ursprünglichen Dörfern in einer tollen Landschaft. Leider fing es kurz vor dem ersten Ort auf der Strecke, Concepción de Ataco an zu regnen. Die Regenpause, in der wir losgingen, dauerte bedauerlicherweise nicht allzu lange, die meiste Zeit unseres Stadtrundgangs stellten wir uns irgendwo unter oder retteten uns von Dach zu Dach – es schüttete wie aus Eimern.
Unter diesen Umständen änderten wir unseren Plan, verzichteten auf die Weiterfahrt auf der Ruta de las Flores und wählten statt dessen die kürzere Strecke zu unserem eigentlichen Ziel, dem Parque Nacionál Cerro Verde. Auf überwiegend gut ausgebauten Straßen mit so gut wie keinen Topes/Tumolos/Reductores de Velocidad erreichten wir nach knapp 50 Km zunächst den sehr hübschen Lago de Coatepeque. Leider war kein einziger der zahlreichen Miradore für uns anfahrbar, Ingo war mal wieder zu groß. Schade, die Strecke führte über einen Bergkamm mit tollen Aussichten nach beiden Seiten.
Die letzten Km zum Nationalpark führten wie so oft durch dichtes und v.a. tiefes Grün, das Abfegen und die Kontrolle des Daches wird langsam zur Tagesroutine…
Für die folgenden zwei Nächte richteten wir uns auf einer großen Wiese des Casa de Cristal ein, einem Camping/Picknick/Bungalow Areal mitten im Cerro Verde Park. Wir waren umgeben von teilweise richtig gut gemachten Formschnitt-Büschen, netten Aussichten auf die Vulkane Izalco und Santa Ana und v.a. Ruhe.
Freitag, 20.09.2024
Den Vulkan Santa Ana darf man nur mit einem Guide besteigen, wir standen pünktlich um 7.00 am Treffpunkt für den Tourstart und hatten Glück. Freddy kam mit seinem Moped um die Ecke und wir hatten unseren Guide für den Tag. Die Unterhaltung mit ihm gestaltete sich etwas schwierig, unser rudimentäres Spanisch und sein auch nicht besseres Englisch waren nicht besonders kompatibel. Einiges haben wir aber doch verstanden und so verlief der zweistündige Aufstieg ziemlich kurzweilig. Auf dem 2.300 m hohen Gipfel wurden wir mit einem tollen Blick in den türkisblauen Kratersee und die umliegende Landschaft belohnt, auch wenn die Sicht nicht ganz optimal war.
Als wir gegen 10.00 den Gipfel verließen, kamen uns zunächst zwei Eisverkäufer mit ihren Kühlboxen entgegen. Wir konnten es nicht fassen, ein paar Meter weiter waren wir dann schlauer, es begegneten uns unglaublich viele Menschen, die meisten waren Schüler der benachbarten Highschool im Sportunterricht, aber auch diverse Touristengruppen mit ihren Guides bewegten sich zum größten Teil in Sandalen oder FlipFlops den Berg hinauf. Unglaublich! Das frühe Aufstehen hatte sich für uns auf jeden Fall gelohnt, wir konnten den Vulkan noch in Ruhe genießen. Insgesamt waren wir 8,25 Km, 442 Hm und 4 Stunden unterwegs, eine tolle Tour und ein wunderschöner Vormittag.
Den Nachmittag verbrachten wir mit der weiteren Reiseplanung und einem kleinen Spaziergang durch die Formschnitte.
Samstag, 21.09.2024 bis Montag, 23.09.2024
Auf dem kurzen einspurigen Stück hinter Casa de Cristal musste leider eine unsere Rücklichtabdeckungen dran glauben, beim rückwärts Rangieren zum Ausweichen des Gegenverkehrs entpuppte sich das Gebüsch hinter uns als harter Lehmwall. Doof, jetzt muss bis auf Weiteres Plastikfolie herhalten.
Die folgende Etappe war kurz, nur ca. 40 Km weiter erreichten wir die Rancho Tadaja in Sacacoyo. Bis wir das sehr schön gelegene Grundstück erreichten, ging es aber erstmal durch enge, bewachsene und v.a. zugeparkte Gassen, wie immer parkten die Autos an der engsten Stelle. Irgendwann hatten wir es aber geschafft und Ingo in dem hübschen Garten mit toller Aussicht über das Tal untergebracht. Die Gastgeber waren super freundlich und empfingen uns herzlich, genauso wie die zahlreichen Ameisen, die sofort nach dem Aussteigen über uns herfielen…
Der eigentliche Ort bot nicht viel, dafür gab es aber auf der Strecke den vermutlich besten Fahrradweg Zentralamerikas, wenn auch mit abruptem Ende 🤔.
Montag, 23.09.2024
Wie an unserer Route unschwer erkennbar, starteten wir keinen zweiten Versuch für die Ruta de las Flores, fuhren nicht an die Pazifikküste und machten auch sonst keine größeren Abstecher. Gründe für unsere Entscheidung waren die Tatsachen, dass die Hauptstraßen zwar top ausgebaut, die Nebenstraßen in aller Regel aber nicht für Ingo geeignet waren. Davon abgesehen gab es an der Küste eigentlich keine einzige Stelle, die für uns problemlos erreichbar gewesen wäre und schöne Stellplätze in der Natur waren für unsere Größe rar. Wir waren Ingo aber nicht böse und kamen mit der Entscheidung gut zurecht, auch wenn wir uns dieses Land mit seinen unglaublich freundlichen Bewohnern gerne etwas genauer angesehen hätten.
Bevor wir Sacacoyo verlassen konnten, mussten allerdings zwei Damen ihren Verkaufsstand zur Seite räumen und eine Lehrerin aus der Schule geholt werden, damit sie ihr Auto umparkte. Anders hätten wir mit Ingo an der Stelle niemals durch gepasst, so viel zum Thema Nebenstraßen, s.o.
Über die Panamericana fuhren wir weiter Richtung Osten, wir wollten nach Berlín ! San Salvador umrundeten wir großräumig und ließen San Vicente links liegen. Der Ort zeichnet sich eigentlich durch einen sehr sehenswerten Glockenturm aus, der allerdings seit Monaten eine Baustelle und nicht zugänglich ist.
In Berlín parkten wir Ingo am Ortsrand auf einer Wiese des Eco Parque, nachdem eine Yuccapalme im Eingangsbereich ein paar Federn gelassen hatte. Den Schlüssel für das im Weg stehende Auto hatte keiner, so musste die Palme daran glauben. Es wurde uns aber versichert, dass sie problemlos wieder anwachsen würde 🤷🏻♀️.
Dienstag, 24.09.2024
Berlín wurde 1885 von den damaligen Bewohnern des Aqua Caliente Tals und einem Deutschen aus Berlin gegründet, der vor der Küste einen Schiffbruch überlebte und den Namen für den Ort vorschlug. Heute ist Berlín eine „ganz normale“, nicht besonders hübsche Stadt in den Bergen, deren wie immer sehr sympathische und offene Bewohner in erster Linie vom Kaffeeanbau leben. Wie überall in El Salvador kann auch hier mit Bitcoin bezahlt werden, es ist das einzige Land auf der Welt, in dem das fast flächendeckend möglich ist.
Mittwoch, 25.09.2024
Unser nächstes Ziel war San Miguel, die letzte größere Stadt vor der Grenze zu Honduras. Es standen noch ein paar Erledigungen an, u.a. wollten wir unsere Drohne nach Costa Rica versenden. In Nicaragua, das wir in ein paar Tagen erreichen würden, ist die Einfuhr verboten, also ging es mal wieder zu DHL-aber damit kannten wir uns ja mittlerweile bestens aus…🫣. Die Stadt war voll, laut und zumindest die Hauptdurchgangsstraße auch ziemlich hässlich.
Und dann konnte man uns bei DHL noch nicht einmal helfen. Unser Paket wäre 3 Tage später schon in Costa Rica bei einem DHL Shop angekommen, viel zu schnell für uns. Wir würden mindestens 2-3 Wochen benötigen, um dort anzukommen und so lange würden sie es nicht für uns aufheben und zurück an den Absender schicken. Es blieb uns nur ein neuer Versuch in Honduras…
Wir verließen das völlig unattraktiv wirkende San Miguel und richteten uns für die folgenden zwei Tage an der nahe gelegenen Laguna Aramuaca ein. Dort gab es ein verfallenes Schwimmbad direkt am Ufer, wo man übernachten konnte. Das Ganze wird momentan renoviert, ein Pool ist schon fertig, die restliche Zeitschiene erschloss sich uns nicht… 🫣
Wie immer war das Ganze gut bewacht durch schwerst bewaffnetes Sicherheitspersonal. Sehr auffällig in El Salvador waren die mit Pump Gun ausgerüsteten Security Jungs, die wirklich jedes Geschäft, Tankstelle oder sonstige Einrichtung „beschützten“, für uns ziemlich befremdlich.
Am Freitag wollen wir nach nur etwas mehr als einer Woche El Salvador verlassen und nach Honduras ausreisen. Uns hat das Land mit seiner tollen Landschaft und v.a. den wahnsinnig freundlichen Menschen gut gefallen, leider ist es für uns mit Ingo nur schwer zu bereisen.
El Salvador litt jahrzehntelang lang unter der Gewalt und dem Terror der sog. Maras, kriminellen und extrem gewaltbereiten Gruppen. „Der 2019 ins Amt gekommene Präsident Nayib Bukele erklärte den Kampf gegen die Bandenkriminalität zu einem seiner wichtigsten Ziele. In der Folge verhängte er den Ausnahmezustand, wodurch Verhaftungen ohne Haftbefehl durchgeführt werden konnten und bis Ende 2022 rund 58.000 Bandenmitglieder (auch anderer Organisationen) verhaftet wurden“ (Quelle Wikipedia). Auch wenn die Methoden strittig sind, z.B. kann das äußere Erscheinungsbild für eine Verhaftung ausreichen, das Land ist seitdem eines der sichersten in Zentralamerika und wirkte auf uns extrem sympathisch.
Wie immer ein toller Reisebericht
Ganz lieben Gruß Uwe ( Müpe)