In El Salvador waren wir in 1 Woche, 2 Tagen und 11 Minuten 439 km gefahren, weiter ging es Richtung Süden, wobei Honduras für uns nur ein Transitland darstellte.

Unsere Route:
Freitag, 27.09.2024
Die Ausreise aus El Salvador verlief völlig unkompliziert und wie immer sehr freundlich, aber auch die Einreise nach Honduras war deutlich entspannter als die Horrorgeschichten, die wir vorher gehört hatten. Weder hatten wir eine kilometerlange LKW-Schlange, an der wir uns vorbei quälen mussten noch überdurchschnittliches Verkehrschaos und Menschenmengen an der Migración oder den wohl ziemlich häufig vorkommenden Stromausfall. Alles in allem waren wir nach 1,5 Stunden aus- bzw. eingereist.



Honduras gilt als das gefährlichste Land Zentralamerikas, in dem Bandenkriminalität, Gewalt und Korruption an der Tagesordnung sind. Dazu kommt weit verbreitete Armut und Kinderarbeit. Kein Klima, das auf uns besonders einladend wirkte, wir planten zwei Zwischenübernachtungen auf unserem Weg nach Nicaragua. Über top ausgebaute Straßen durch schöne Landschaften erreichten wir unseren ersten Stopp, die relativ große Stadt Choluteca.



Wir parkten auf einem etwas abgelegenen Parkplatz an der super modernen und riesigen Unimall, einem Einkaufszentrum, das es so auch in Europa oder den USA geben könnte und das wir hier irgendwie nicht erwartet hatten.





Wie schon in El Salvador waren auch hier an jeder Ecke die schwer bewaffneten Sicherheitsmitarbeiter unterwegs. Zumindest würden wir gut bewacht die Nacht verbringen…
Mit dem Taxi fuhren wir nachmittags zu DHL, um noch einmal unser Drohnenthema anzugehen. Was der DHL Mitarbeiter in El Salvador nicht konnte, gelang hier ohne Probleme, offensichtlich waren wir nicht die ersten, die mit diesem Problem auftauchten. Sandy würde unser Paket aufheben und es erst auf Zuruf an einen DHL Shop in Costa Rica senden, was uns genügend Zeit für Nicaragua verschaffte. Top Service, sehr professionell und freundlich!

Samstag, 28.09.2024
Wieder waren wir von grünen Bergen umgeben, die Landschaft empfanden wir als sehr ansprechend, auch wenn die Straßen dieser Etappe in deutlich schlechterem Zustand waren als am Vortag. Wir holperten ca. 40 Km durch Schlaglöcher, bis wir das Centro Campestre El Potrillo relativ dicht an der Grenze erreichten.






Auf dem sehr weitläufigen Gelände gab es nahezu alles: Pool (natürlich incl. Bar), Restaurant, Fußballwiese, einen See, Palapas und sogar eine Arena, die allerdings ihre besten Zeiten lange hinter sich hatte. Das alles ließen sich die Besitzer gut bezahlen, mit 30 US Dollar war das die teuerste Übernachtung seit den USA, die Nähe zur Grenze hatte ihren Preis… Aber am Sonntag wollten wir früh den wohl etwas langwierigen Grenzübergang nach Nicaragua angehen.










Sonntag. 29.08.2024
Um halb acht erreichten wir das Grenzgebiet von Honduras, nachdem wir eine kilometerlange LKW Schlange passiert hatten. Und dann ging erstmal nichts mehr, völliges Chaos, wir brauchten eine Stunde, um den kleinen Ingo irgendwo zwischen den Sattelzügen zu parken und unsere Ausreiseformalitäten zu erledigen. Damit waren wir in Honduras in 1 Tag, 23 Stunden und 45 Minuten 151 Km gefahren.


Doch das war nur der Anfang… Insgesamt benötigten wir 7,5 Stunden, bis wir endgültig in Nicaragua eingereist waren, ungefähr 6,5 Stunden davon bestanden aus Warten. Entweder im Verkehrschaos, an Schaltern, bis die zuständigen Personen ihre Pausen beendet oder ihre privaten Whatsapp fertig geschrieben hatten, der Schichtwechsel vollzogen war, der Regen aufgehört hatte und Fehler in ausgestellten Dokumenten korrigiert waren (die genaue Beschreibung gibt es auf Polarsteps). Herzlich Willkommen in Nicaragua… Das einzig positive war der Duty free Einkauf, endlich gab es mal wieder bezahlbare Schokolade 😃.


Ein paar Kilometer hinter der Grenze parkten wir direkt an der Panamericana, unser eigentlich angepeilter Stellplatz scheiterte an niedrigen Kabeln und der zu engen Zufahrt. Wir hofften auf eine Tour durch den um die Ecke liegenden Somoto Cañon am nächsten Tag, wurden aber schon darauf hingewiesen, dass es wegen der starken Regenfälle der letzten Zeit schwierig werden könnte. Es gab definitiv bessere Tage auf unserer Reise…

Montag, 30.09.2024
Nach einer erwartungsgemäß nicht besonders ruhigen Nacht klopfte morgens Fausto, Tourguide für den Cañon und der Besitzer des Grundstückes, auf dem wir ursprünglich übernachten wollten und erklärte uns, eine abgespeckte Tour sei möglich. Also los ! Nach einer Stunde Wanderung entlang des momentan braunen Río Coco ohne nennenswerte Aussichten waren wir am Eingang zum Cañon und damit an der Stelle, wo die Boote für die Weiterfahrt in den Cañon liegen-normalerweise… Entweder wir hatten Fausto missverstanden, oder er hatte es auch nicht vorher gewusst, auf jeden Fall war das alles, was wir von dem Monumento Nacional zu sehen bekamen. Wir verbuchten den ziemlich happigen Preis für die Tour unter Frühsport mit Personal Trainer, das Beste an dem Vormittag war der kleine Esel 🥰.




Und so hätte er ausgesehen… (Foto de roberto zuniga en Unsplash) 🤷🏻♀️

Dienstag, 01.10.2024
Was für ein schöner Abschnitt der Panamericana. Top Straße, keine Schlaglöcher, keine Topes, hübsche Landschaft, kaum Verkehr und an gefühlt jedem 3. Baum ein Pferd oder ein Esel (meine erklärten Lieblingstiere 😊).

Nicaragua machte den miesen ersten Eindruck von der Grenze wieder wett. Wir legten einen Zwischenhalt in dem kleinen Ort Somoto ein und auch hier waren wir sehr angetan. Ein netter Ort, sehr „aufgeräumt“ und gepflegt mit hübschen Ecken und erneut wurden wir ständig angelächelt und freundlich gegrüßt. Als etwas seltsam empfanden wir nur den Vorgang des Geld Abhebens an einem Automaten in einer provisorischen Bank. Der eine Security Mitarbeiter mit einer Pump Gun an einem Ende, der andere mit seiner Pump Gun ständig ca. 1 Meter neben uns – etwas befremdlich… Zumindest musste man aber keine Angst haben, dass einem in der Bank jemand den Geldbeutel klaut …










Weiter ging es durch das völlig uncharmante Estelí, die evtl. ganz hübsche Innenstadt ließen wir aus, uns reichte das Verkehrsaufkommen auf der Durchgangsstraße. Estelí ist die Zigarrenhauptstadt Nicaraguas, in der vorwiegend kubanisch geführte Unternehmen Premium Zigarren für die ganze Welt produzieren.

Passend dazu steuerten wir den All Nica Cigar Store an, bei dem man herzlich Willkommen ist, die Nacht auf dem Parkplatz zu verbringen. Julio, der 81 (?) jährige aus Kuba stammende Chef lässt hier hölzerne Kisten für die für ihn produzierten Zigarren fertigen und verkauft das Ganze in seinem sehr nett gemachten Shop. Es besteht keinerlei Kaufzwang, trotzdem kam Uwe (seit fast 3 Jahren Nichtraucher) nicht daran vorbei. Mal sehen, ob danach die Nikotinentwöhnung wieder von vorne anfängt.






Mittwoch, 02.19.2024
Der Tag begann mit einer Einladung zu Julios hervorragendem Espesso. Den Kaffee lässt er sich aus den USA mitbringen, die Maschine dazu stammt aus Deutschland. Wir waren uns einig, dass es in Zentralamerika richtig gute Kaffeebohnen gibt, die Röstungen aber nie unseren Geschmack treffen. Also trinkt er in den USA gerösteten Kaffee aus kubanischen Bohnen.
Anschließend gab er uns die Möglichkeit, mit ihm zusammen die relativ kleine Zigarrenmanufaktur seines Freundes zu besichtigen, aus der auch die Zigarren für sein eigenes Geschäft stammen. In der Produktion wird in Zweierteams gearbeitet, der Mann ist i.d.R. für das Innenleben der Zigarren zuständig, einem Mix aus bis zu drei verschiedenen Tabaksorten, die Frau übernimmt die dreischichtige äußere Hülle. Jede Zigarre wiegt am Ende fast auf das Gramm genau das Gleiche, die Toleranz von z.B. 3 Gramm bei den größeren Exemplaren wird eigentlich nie ausgeschöpft. Faszinierend war v.a. das Tempo, in dem die Teams die jeweils ca. 400-500 Zigarren pro Tag herstellen. Im Anschluss geht es für bis zu drei Monate in den Trockenraum, bevor die Zigarren verpackt und über Miami in die ganze Welt verschickt werden.















Ein hochinteressanter Besuch, der uns eine zweite Nacht auf dem leider extrem lauten Parkplatz einbrachte. Dazu kam der als Haustier gehaltene Klammeraffe auf dem Nachbargrundstück, ein Anblick den wir auch nicht unbedingt gebraucht hätten…

Donnerstag, 03.10.2024
Ganze 10 Km betrug unsere Fahrtstrecke, trotzdem landeten wir in einer anderen Welt. Im Reserva Natural Tisey Estanzuela befindet sich die Eco Posada Tisey, ein kleines Restaurant mit einem toll angelegten Garten und einer großen Wiese, auf der man übernachten darf. Wir waren umgeben von ganz viel Grün und einer himmlischen Ruhe, kein Vergleich zu den vier Nächten direkt an der Panamericana, wo einem die ohne Schalldämpfer fahrenden LKW gefühlt über das Kopfkissen fahren.






Die Wanderung zu dem 1 Km entfernten Mirador war zwar eine Wohltat nach den bewegungslosen Tagen, mit schöner Aussicht wurden wir allerdings nicht belohnt. Es war eindeutig Regenzeit, der Nebel saß hartnäckig in den Tälern und wir schafften es gerade noch rechtzeitig vor dem täglichen Regen wieder zurück zu Ingo.




Es erwartete uns ein ganzes Hunderudel, das sich allerdings in keinster Weise für uns interessierte, v.a. der kleine Braune hatte ganz andere Prioritäten 😂.


Freitag, 04.10.2024
Den sonnigen Vormittag nutzten wir für eine Wanderung zur Finca el Jalacate, wo der über 80 jährige Alberto Guitiérrez seit mehr als 40 Jahren Skulpturen in den Fels meißelt. Über 3.000 sind es inzwischen, mindestens genauso sehenswert in unseren Augen ist aber der dazugehörige verwilderte Dschungelgarten.














Morgen geht es weiter nach Santiago de los Caballeros de León (kurz León) unweit des Pazifischen Ozeans. Die Stadt wartet u.a. mit der Basilica de la Asunción auf, der größten und ältesten Kathedrale Mittelamerikas.
Wir sind gespannt ob sich der bisherige gute Eindruck von Nicaragua fortsetzt (wenn man den Grenzübertritt außen vor lässt…).
Schön zu lesen, ich finde es voll mutig, in welchen Ecken der Welt ihr unterwegs seid. Gruß aus Hamburg, Peter
Ja Peter , ich habe nicht vermutet, hier einen Kommentar von Dir zu finden, war super was Du uns VETERANEN gestern geboten hast!!
Uwe, ich habe etwas länger gebraucht ,Eure Erlebnisse alle zu STUDIEREN ! Wie immer sehr informativ und umfassend !
Diese Vielfalt ist wohl nur in den Tropen möglich !!
Weiterhin !!! Gruß, Gerd aus Leo 13
Wieder sehr schön beschrieben. Wir mussten oft schmunzeln. Hoffentlich genug Schokolade eingekauft. Danke schön.