Wir verließen die kühlen Berge und fuhren Richtung Pazifikküste, unser nächstes Ziel war León, das im Ruf steht, die schönste und die heißeste Stadt Nicaraguas zu sein.
Unsere Route:
Samstag, 05.10.2024
Kaum hatten wir nach ca. 30 Km die Panamericana verlassen, waren wir gefühlt in einem anderen Land. Straßen mit teilweise reifenmordenden Schlaglöchern, reichlich Müll am Straßenrand, viele Wellblechbehausungen, Ochsen- und Pferdekarren und offensichtliche Armut, das alles aber wie eigentlich immer in einer hübschen Landschaft.
Nach 150 Km hatten wir León erreicht, unser eigentlich angepeilter Stellplatz war wegen einer Baustelle leider nicht zugänglich. Nach einer kleineren Odyssee mit dem ein oder anderen Wendemanöver wegen zugeparkten Straßen mit teilweise niedrigen Kabeln und noch niedrigeren Ästen und Einbahnstraßen, wo man sie nicht gebrauchen kann, erreichten wir irgendwann das Baseballstadion Heroes y Martires de Septiembre. Nicht optimal, aber nach weiteren Aktionen stand uns nicht mehr der Sinn.
Sonntag, 06.10.2024
Die Nacht war ruhiger als manche Übernachtung in der Natur, ab 22.00 war nichts mehr zu hören, noch nicht einmal die reichlich vorhandenen Hunde. Außer den Kindern der Nachbarschaft interessierte sich auch niemand für uns, wir starteten also gut ausgeschlafen zu unserer Stadtbesichtigung von León – wir waren gespannt.
León ist das intellektuelle Zentrum des Landes und „La Capital de la Revolución“ (1978/79), was aufgrund der vielen Fahnen und Infotafeln rund um den Hauptplatz unübersehbar ist.
Ein Highlight der Stadt ist sicherlich die Basilica de la Asunción, die größte und älteste Kathedrale Zentralamerikas, auf deren Dach man spazieren gehen darf.
Ansonsten hat León hübsche Ecken, aber mindestens genauso viele nicht so hübsche, relativ normal im Stadtbild sind Pferdekarren. So ganz konnten wir den Hype um die Stadt nicht verstehen, was wir aber bestätigen können ist, dass sie als die heißeste Stadt des Landes gilt. Ein nicht unerheblicher Anteil unseres Stadtrundgangs bestand aus der Suche nach Schatten und kühlen Cafés.
Montag, 07.10.2024
Über überwiegend gute Straßen erreichten wir am frühen Nachmittag den Nationalpark Volcán Masaya. Der Masaya ist einer der aktivsten Vulkane in Nicaragua und man kann bis an den Krater fahren und einen Blick in den 300 m tiefer liegenden Lavasee werfen – normalerweise. In letzter Zeit war der Zugang zum Krater wegen erhöhter Aktivität und dem Ausstoß giftiger Gase häufig gesperrt, eigentlich sollte alles wieder geöffnet sein, war es aber leider nicht. Das Einzige, was wir zu sehen bekamen, war ein gut gemachtes Museum, eine gesperrte Straße mit einer Schwefelgaswolke (bereits ein paar km entfernt wahrnehmbar) über dem schemenhaft erkennbaren Vulkan und ein paar 90° heiße qualmende Löcher im Boden.
Für eine Weiterfahrt war es mittlerweile zu spät geworden, wir verbrachten die Nacht auf dem sehr lauten Parkplatz vor den Toren des Parks, direkt an einer 4 spurigen Straße. Das versprach mal wieder den Einsatz der in letzter Zeit sehr häufig benutzten Ohrstöpsel…
Dienstag, 08.10.2024
Nach einer erwartungsgemäß nicht besonders ruhigen Nacht war die Fahrtstrecke nach Granada angenehm kurz. Unser Ziel war der dortige Stadtpark, wo uns schwül heiße und windstille 31° erwarteten. Kein Klima, das besonders einladend für die Besichtigung des ca. 2 Km entfernten historischen Zentrums war, wir vergammelten den restlichen Tag im Park. Die Lage direkt am Nicaraguasee (Lago Cocibolca) war toll, wir waren umgeben von frei laufenden Pferden und Eseln, allerdings hatte der Park insgesamt aber einen mittelgroßen Investitionsstau.
Mittwoch, 09.10.2024
“Die fette Sultanine“, wie Granada auch genannt wird, gefiel uns ausgesprochen gut. Die Stadt besteht aus einem charmanten Mix aus total vergammelt und top restauriert, v.a. um den Parque Central finden sich tolle Gebäude aus der Kolonialzeit.
Schon der Weg in das Zentrum war spannend: Von unserem Park aus gingen wir zunächst über eine wie ausgestorben wirkende breite Prachtstraße, rund um die Kathedrale waren schon ein paar Leute unterwegs, in den Marktstraßen war dann völliges Chaos aus Menschen, Autos, Ständen und fliegenden Händlern.
Leider müffelten die Gassen teilweise stark nach Urin, aus Mangel an weiteren Touristen wurden wir permanent von irgendwelchen Guides angesprochen und was mit dem Fisch aus dem völlig vermüllten Kanal passiert, wollten wir lieber auch nicht wissen…
Wir verbrachten einen schönen Abend in einem Restaurant mit israelischer/mediterraner Küche, freuten uns über eine Speisekarte ohne Huhn mit Reis, Bohnen und Tortillas *, verzichteten zur Sicherheit aber auf den Fisch…😳.
* Entschuldigung an das gesamte Zentralamerika, aber die Speise-Auswahl ist im Großen und Ganzen etwas einseitig.
Donnerstag, 10.10.2024
Bei ziemlich anstrengendem Wetter machten wir uns auf den Weg zu Teil 2 der Stadtbesichtigung. Die drückenden 30° sorgten aber immerhin für ein paar nette Pausen in schönen Cafés, u.a. das Choco Museum/Café/Hotel/Spa, wobei wir es beim Verzehr beließen, weder der dort angebotene Workshop und schon gar nicht die Schokopackung im Spa reizten uns besonders.
Im Anschluß folgte mal wieder etwas Kultur. Das Museo Convento San Francisco behandelt diverse Themen, v.a. befindet es sich aber in den schönen Räumlichkeiten eines ehemaligen Klosterkonvents und hat ein paar gut gestaltete und schattige Innenhöfe.
Granada war für uns ein schöner Abschluss in Nicaragua, wir planten nur noch eine Zwischenübernachtung am Lago Cocibolca vor unserer Einreise nach Costa Rica.
Freitag, 11.10.2024
Wellnessprogramm für Ingo. Endlich gelang es uns mal wieder, unser Zuhause waschen zu lassen, die meisten Auto Lavados sind nicht für LKW geeignet… Über eine Stunde lang wurde Ingo von zwei Jungs in kompletter Handarbeit eingeseift und vom Dreck von Monaten befreit, immer unter den wachsamen Augen der Chefin 😉. Unglaublich was alleine vom Dach kam…
„Der Nicaraguasee (spanisch Lago de Nicaragua), auch Cocibolca, ist der größte Binnensee in Mittelamerika. Mit einer Fläche von 8.157 Quadratkilometern ist der Nicaraguasee nach dem Maracaibo-See und dem Titicacasee der drittgrößte See Lateinamerikas. Berücksichtigt man, dass es sich beim Maracaibo-See um ein Binnenmeer handelt, ist der Nicaraguasee der zweitgrößte See Lateinamerikas“ (Wikipedia).
So weit so gut, leider gelang es uns nicht, einen netten Stellplatz am Strand des Sees für unsere letzte Nacht in Nicaragua zu bekommen. Der See hatte eine Brandung, die dem Atlantik Konkurrenz machen konnte und der Wasserstand war so hoch, dass es keine Strände mehr gab, die gesamten Uferbereiche waren überschwemmt. Ca. 5 Km vor der Grenze zu Costa Rica fanden wir dann doch noch einen Platz in einem winzigen Dorf direkt vor einer Kneipe. Alle Bewohner waren super nett und freundlich, mit einer ruhigen Nacht rechneten wir allerdings nicht, dafür war die Musik aus der Bar eindeutig zu laut, aber wenigstens waren es Schnulzen wie aus dem Bilderbuch und kein Techno – noch nie hatten wir so oft „Corazon“ gehört 😉.
Da ersetzten wir dann doch mal den Nachmittagskaffee gegen ein Bier mit Blick auf die Insel Ometepe, die beiden Vulkane gaben eine wunderschöne Kulisse ab und milderten für uns etwas den Herzschmerz der jeweiligen Sänger.
Nicaragua hat uns ehrlich gesagt positiv überrascht. Wir sind mit ein paar Vorurteilen eingereist und hatten nicht so viel offene Freundlichkeit der Menschen erwartet und auch nicht in weiten Teilen so gut ausgebaute Straßen. Teilweise hatten wir das Gefühl durch eine super gepflegte Parkanlage zu fahren, trotzdem ist Nicaragua unübersehbar ein sehr armes Land, die unglaubliche Anzahl der Pferdekarren auch im städtischen Alltagsleben war auffällig, genauso wie die Masse an Wellblechbehausungen. Wir haben in der kurzen Zeit nur einen kleinen Einblick gewinnen können, fanden das Land und v.a. die Menschen aber durchaus sympathisch!