In México sind wir in 5 Monaten, 3 Wochen, 1 Tag, 9 Stunden und 11 Minuten 9.242 Km gefahren. Interessant wäre die Zahl der dabei überfahrenen Topes, es müssen zig Tausende sein, gezählt haben wir sie nicht.
Abgesehen von den wirklich sehr präsenten Topes bestach México in unseren Augen v.a. durch die unglaublich freundlichen, positiven, unaufdringlichen, hilfsbereiten und fröhlichen Menschen. Noch in keinem Land fühlten wir uns so willkommen wir dort, ein tolles Erlebnis ! Nie fühlten wir uns in irgendeiner Form bedroht oder unsicher, selbst in den vermeintlich gefährlichen Bundesstaaten hatten wir keinerlei Probleme, im Gegenteil. Ziemlich nervig fanden wir die zu jeder Tages und Nachtzeit überall laufende Musik, z.T. in ohrenbetäubender Lautstärke. Gerne auch unterschiedliche Musik aus mehreren nebeneinander stehenden Boxen. Landschaftlich hat uns das Land in weiten Teilen beeindruckt, v.a. der bergige Norden, die Kulturstätten lassen einen einfach nur staunen, viele der Cenoten sind unglaublich schön, v.a. die méxicanische Vogelwelt ist wahnsinnig vielfältig. Sollten wir das Land noch einmal besuchen, würden wir allerdings einen großen Bogen um die Yucatan-Halbinsel machen, die für unseren Geschmack viel zu touristisch ist.
Als besonders ungewöhnlich empfanden wir den Umgang mit dem Tod, Friedhöfe sind bunt und Totenköpfe allgegenwärtig.
Es ließe sich noch sehr viel mehr sagen, aber es sollte ja ein Kurzresümee werden…
Unsere Route ab Belize:
Dienstag, 09.07.2024 bis Freitag, 12.07.2024
Die Ausreise aus México und die Einreise nach Belize verliefen im Großen und Ganzen unproblematisch, damit hatten wir unser 22. Reiseland erreicht. 30 Tage dürfen wir uns in Belize aufhalten, wir sind gespannt !
Den Abschluss der vorgeschriebenen KfZ Versicherung für Ingo konnten wir praktischerweise gleich an der Grenze erledigen, über evtl. Leistungen oder Deckungssummen darf man sich dabei keine Gedanken machen… Wir verewigten uns auf der „Overlander Scheibe“ und hofften das Beste.
Im ersten größeren Ort nach der Grenze Corozal folgte der Versuch, ein paar Vorräte wieder aufzustocken. Abgesehen davon, dass die Stadt ziemlich heruntergekommen wirkte, gestaltete sich das Ganze etwas schwierig… Supermärkte im eigentlichen Sinne gibt es in Belize nicht, die mehr oder weniger gut sortierten Gemischtwarenläden sind in der Regel fest in chinesischer Hand. Obst und Gemüse kauft man besser am Straßenrand, die meisten der Stände waren allerdings schon geschlossen, als wir gegen 15.00 ankamen. Irgendwann hatten wir aber annähernd alles, was wir wollten, am langwierigsten war der Versuch an Bargeld zu kommen. Keiner der zunächst angesteuerten Geldautomaten akzeptierte unsere verschiedenen Kreditkarten.
Nicht nur an den Geldscheinen war erkennbar, dass wir uns in einer ehemaligen britischen Kolonie befanden (Britisch-Honduras), was uns besonders freute war die Tatsache, dass die Amtssprache Englisch ist. Eine kleine Erholungspause nach dem vielen Spanisch, bei dem unsere Sprachkenntnisse gegen Null gehen. Belize ist seit 1981 unabhängig, hat die gleiche Fläche wie Mecklenburg Vorpommern, aber mit 440.000 nur rund 1/3 der Einwohner.
Unser erster Anlaufpunkt für ein paar Tage war das nur wenige Km entfernte Crimson Orchid Inn im Orchid Bay Resort, wunderschön gelegen in einer kleinen Bucht direkt am karibischen Meer. Eine Fluss- und eine Lagunenüberquerung lagen zwischen uns und unserem Ziel, wir scheiterten schon am Fluss. Die Brücke über den New River ist in Bau, bis zur Fertigstellung ist eine kleine handbetriebene Fähre im Einsatz, die 10 Minuten für eine Überfahrt benötigt und ca. 4 PKWs gleichzeitig befördern kann. Wir erreichten den Fluß zu Beginn der Rush hour gegen 16.00, stellten uns in die Schlange und warteten 40 Minuten bis wir an der Reihe waren, nur um dann gesagt zu bekommen, dass wir nicht mitfahren können. Die Fähre nimmt nur Fahrzeuge bis 7,5 t mit – Super…
Auch wenn das Gefährt nicht besonders vertrauenserweckend aussah, zumindest hätte es uns einen Umweg von ca. 90 Km erspart, von denen die letzten 30 Km die übelste Schlagloch-, Matsch-, Sand-, Schotterpiste waren, die wir jemals hatten. Nach über 3 Stunden erreichten wir im Stockdunkeln unser Ziel und wurden von unserem Gastgeber Stephen herzlich empfangen. Nach einem schnellen gemeinsamen Bier zogen wir uns in den mit 34°C Innentemperatur sehr kuscheligen Ingo zurück und versuchten zu schlafen.
Bei Tageslicht betrachtet war das Resort eine hübsche Anlage, Engländer Stephen betreibt dort ein ziemlich großes Bed & Breakfast und freut sich über reisende Gäste, die auf seinem Parkplatz übernachten können. Nicht der schönste Platz, ein Stückchen weg vom kühlenden Pool, leider fast windstill und voller Moskitos, Stephens Gastfreundschaft machte das aber wett.
Mittwoch verbrachten wir bei „Stephens table“ einen unterhaltsamen Abend mit Spaghetti Bolognese und sechs weiteren Gästen an einem großen Tisch, Donnerstag genossen wir im Pool-Restaurant belizianisches Hühnchen mit ein paar Belikin, dem Monopolbier in Belize, bevor wir Freitag vor der stehenden Hitze flüchteten.
Freitag, 12.07.2024 bis Sonntag, 14.07.2024
Im Hellen war die Piste kein Stück besser, man sah das Elend nur deutlicher…
Nach nur 6 Km erreichten wir unser nächstes Ziel, die Scarlett Macaw „Camping Site“. Eigentlich handelt es sich um den Vorgarten einer belizianischen Familie, ausgestattet mit allem, was man als Camper landläufig so braucht. Wir hatten den Platz hauptsächlich ausgesucht, weil er die Möglichkeit für Wasserver- und entsorgung bietet, gelandet sind wir bei der unfassbar netten Maria und ihrer Familie. Wir verbrachten ein paar interessante Stunden zusammen, Maria erzählte uns viel über Belize und erledigte nebenbei unsere Wäsche. Was für ein Glücksgriff !
Das gemeinsame Abendessen im Haus der Familie mit Maria, ihrer Tochter und Andi und Kevin, unseren Campingnachbarn aus Washington State, setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Das Hauptgericht war schon super lecker, die Zimtschnecken zum Nachtisch waren zum Niederknien 👍.
Insgesamt war es einfach zu schön, um am nächsten Tag schon weiterzufahren, wir verlängerten eine Nacht.
Sonntag, 14.07.2024
Der einzige Vorteil der Rückfahrt über die 30 Km lange Horrorpiste war die Tatsache, dass wir in der klimatisierten Fahrerkabine saßen, ansonsten nervte die Strecke genauso wie schon auf der Hinfahrt. Im ziemlich seelenlosen Orange Walk Town legten wir einen Einkaufsstopp ein, immerhin gab es dort mehrere größere „Supermärkte“. Die Auswahl war nicht berauschend, Obst und Gemüse gingen gar nicht, in den Regalen lag komplett verschimmeltes Brot und die Kühltruhen sahen nicht besonders vertrauenserweckend aus, aber es half ja nichts… Ansonsten war die Stadt die Erste seit der Verschiffung nach Kanada, in der tatsächlich sonntags die allermeisten Geschäfte geschlossen haben – ungewohnt…
Für Montag hatten wir eine Bootstour zur Mayastätte Lamanai geplant, die tief im Dschungel liegt und am Besten über den New River erreichbar ist. Die Nacht verbrachten wir auf dem moskitoverseuchten und schwül heißen Parkplatz von Lamanai Eco Tours und hofften auf wenigstens ein bisschen Schlaf.
Montag, 15.07.2024 bis Mittwoch, 17.07.2024
Pünktlich um 9.00 ging es los, unser Captain Colin schipperte uns und 7 andere Passagiere 1,5 Std. durch den Urwald und entdeckte dabei jedes der leider spärlich vorhandenen Tiere. Außer ein paar netten Vögeln, ein paar Fledermäusen, dem Kopf eines Krokodils und einem „Schlangenkaktus“ im Baum war nichts zu sehen.
Colin fungierte auch als Guide in der Ausgrabung, tatsächlich war das unser erster geführter Besuch einer archäologischen Stätte. Sehr kurzweilig, interessant und informativ, v.a. hatte er zu 100% das Wetter im Blick, fast pünktlich vor jedem der zahlreichen Schauer standen wir unter Bäumen oder saßen beim Mittagessen unter einem Palapa.
Wikipedia: „Der Name Lamanai bedeutet in der Maya-Sprache so viel wie „untergetauchtes Krokodil“. Mit einer Besiedelungsdauer von ca. 3.000 Jahren gehört sie zu den am längsten kontinuierlich besiedelten Mayastädten. In der klassischen Periode um 700 n. Chr. wuchs die Bevölkerung auf über 20.000 an. Im Gegensatz zu den meisten anderen Mayastätten war Lamanai auch noch besiedelt, als die Spanier im 16. Jh. nach Belize kamen.“
Leider gab unsere Kamera zwischendurch den Geist auf, d.h. wir haben bis auf Weiteres nur noch eine kleine Pocketkamera zur Verfügung, was bedeutete, dass wir an die Tarantel etwas näher rangehen mussten…
Der Himmel sah bei der Abfahrt schon nicht besonders freundlich aus und obwohl Colin alles aus dem Boot rausholte, erwischte uns kurz vor dem Ziel ein heftiges Gewitter in Verbindung mit Starkregen. Alles incl. der Unterwäsche tropfte…
Für die nächsten beiden Tage quartierten wir uns im Crooked Tree Wildlife Sanctuary ein, einem 66,4 km2 großen Naturschutzgebiet und Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung. Im Winter kommen tausende Zugvögel, u.a. der zweitgrößte Vogel Südamerikas, der Jabiru. Der Riesenstorch hat eine Spannweite von bis zu 2,60m und wird bis zu 1,40m groß. In der momentanen Regenzeit war kein einziger Vogel zu sehen, außer ein paar Pferden bekamen wir nichts zu Gesicht.
Das Jacana Inn direkt an der Lagune bot auch Stellplätze, Gastgeberin Nary war super nett, wir waren die einzigen Gäste, hatten ein Privatbad in einem momentan nicht genutzten Zimmer und standen mal wieder im Vorgarten. Der Ort Crooked Tree selbst gab nicht viel her, wir nutzten die Zeit, um unsere klatschnasse Wäsche in Narys Garten zu trocknen und uns mit der Reparatur/Neubeschaffung der Kamera zu beschäftigen.
Für uns geht es weiter Richtung Süden, wir warten auf ein Paket mit Ersatzteilen aus Deutschland, das ungefähr noch drei Wochen unterwegs sein wird. Zeit genug, um dieses kleine Land zu bereisen, das von karibischem Flair an der Küste bis zu toller Natur und Tierwelt wohl einiges zu bieten hat, von den extrem freundlichen und entspannten Menschen ganz abgesehen.