Sechs Wochen Heimaturlaub waren schnell vorbei, die Zeit wie immer zu kurz um alle Menschen zu sehen, die uns am Herzen liegen. In der vorletzten Woche erwischte uns dann auch noch Covid und machte uns einen dicken Strich durch die meisten geplanten Treffen.

Unsere Route:

Dienstag, 25.06.2024 bis Donnerstag, 27.06.2024

Nach insgesamt fast 20 Stunden auf den Beinen erreichten wir Cancún bei schwül warmen 30°C. Die Zufahrtspiste zu Ingos Storage stand durch den ergiebigen Regen der letzten beiden Wochen teilweise tief unter Wasser und Milliarden von Stechmücken erwarteten uns sehnsüchtig. Willkommen zurück… Ingo ging es aber gut, bis auf einen mittelschweren Wassereinbruch in einem der Staukästen war alles wie es sein sollte. Den Mittwoch verbrachten wir mit 3D-Tetris in Form von Verstauen unserer mitgebrachten Ersatzteile und kleiner Luxusartikel, Donnerstag ergriffen wir die Flucht, bevor die Moskitos uns bei lebendigem Leib auffressen würden.

Donnerstag, 27.06.2024

Der Tag begann mit einem Service Termin bei MAN in Cancún. Eigentlich wollten wir nur ein paar Kleinigkeiten, gedauert hat das Ganze am Ende einige Stunden und unsere angemeldete Wäsche für Ingo fand leider gar nicht statt.

Es folgte der nötige und ziemlich langwierige Großeinkauf bei Walmart, bevor wir am sehr späten Nachmittag beim Camping Cancún auf den Hof rollten. Nicht der schönste Platz und direkt an der Straße, aber uns reichte es für diesen Tag. Der Manager war allerdings total nett und beschenkte uns mit frischen Mangos direkt vom Baum und selbst gekochten (ziemlich scharf gefüllten) Tortillas.

Freitag, 28.06.2024

Eigentlich war der Plan, das Wochenende im Paamul Resort mit angegliedertem Campingplatz zu verbringen, nach Besichtigung der möglichen Stellplätze disponierten wir mangels Alternativen in der Gegend um und blieben nur eine Nacht. Das etwas unübersichtliche Gelände war ein Resort/Hotel/Cabañas/Dorf mit ziemlich vielen Messi-Wohnwagen dazwischen. Vielleicht war letzteres der Grund für die Massen an Security Mitarbeitern ? Wahrscheinlicher ist aber das subjektive Sicherheitsgefühl der überwiegend US-amerikanischen Gäste und Bewohner.

Wir parkten Ingo neben einem zum Glück unbewohnten (und eigentlich unbewohnbaren) Wohnmobil und hofften auf eine Regenpause.

Die kurze trockene Phase am späten Nachmittag nutzten wir für die Erkundung des Areals, das tatsächlich ein paar hübsche Ecken und ein schönes Restaurant hatte, perfekt für einen verfrühten Sundowner..

Samstag, 29.06.2024

Ein ungewollt langer Fahrtag durch Dauerregen und extrem langweilige Landschaft, manchmal kommt es anders als geplant.

Das restliche Wochenende wollten wir bei einer etwa 100 Km entfernten Cenote verbringen. Die eigentliche Zufahrt endete für Ingo allerdings schon nach wenigen Metern, durch den vielen Regen der letzten Zeit hingen die Äste viel zu tief, wir hätten über mehrere Kilometer an jedem 3. Baum sägen müssen. Im Regen und umschwirrt von Moskitos keine Option…

Weiter ging es immer entlang der Tren Maya Baustelle, damit einhergehendem starken LKW Verkehr und zunehmendem Regen zu unserer zweiten Wahl, Bacalar..

Die Stadt am gleichnamigen See war aber leider komplett überschwemmt und keiner der möglichen Stellplätze nutzbar. Der für seine vielen Blautöne berühmte See wäre bei diesem Wetter sowieso keinen Besuch wert gewesen, also weiter…

Nach mittlerweile 300 anstrengenden Kilometern und 8 Stunden erreichten wir fast im Dunkeln Chetumal, für Abwechslung unterwegs hatten auch zwei ellenlange Staus gesorgt, beide eigentlich nur durch unterirdisch schlechte Baustellenstraßen verursacht. Wenn man sich mit einem normalen PKW gerade einmal mit Schrittgeschwindigkeit durch die überschwemmten Schlaglöcher bewegen kann, ist ein ewig langer Rückstau nicht weiter überraschend. Wer auf dieser Baustellendurchfahrt liegen bleibt, hat es aber relativ komfortabel, der Schrottplatz liegt direkt nebenan…

Für mindestens die nächsten beiden Tage quartierten wir uns im Yax Ha Resort ein, einem hübschen Campingplatz mit angegliederten Cabañas direkt am Meer. Viel sahen wir davon an dem Tag nicht mehr, wir brachten Ingo hinter dem momentan geschlossenen Restaurant in Deckung vor dem angekündigten Sturm und verschoben die Besichtigung der Gegend auf den nächsten Tag. Auch die Poolbar war (glücklicherweise) bei diesem Wetter nicht geöffnet.

Sonntag, 30.06.2024 bis Mittwoch, 03.07.2024

Der Sturm blieb aus, wir flüchteten bei schwülen 30°C aus dem Windschatten und stellten uns in den kühlenden Wind. Sonntag hatten wir das „Vergnügen“, uns ab 13.00 lautstarke méxicanische Partymusik aus der wieder geöffneten Poolbar anzuhören. Dank einiger sehr feierfreudiger Gäste dauerte die Beschallung bis 5.00 morgens, wenn auch ab 22.00 in etwas reduzierter Lautstärke, was die Gäste aber locker wettmachten… Damit war das auf unserer gesamten Reise der lauteste Tag und die schlechteste Nacht auf einem Campingplatz 🏆 🤪.

Hätte die Bar nicht Montags und Dienstags geschlossen, wären wir niemals bis Mittwoch geblieben, so nutzen wir die Tage um mitgebrachte Ersatzteile zu montieren, für ein bisschen Büroarbeit, Wäscheservice und die weitere Routenplanung.

Nach aktuellem Stand sollte Hurrikan Beryl ab Donnerstag hier auf die Küste treffen. Wetterexperten sprachen bereits von einem historischen Hurrikan, so früh im Jahr habe sich noch nie ein Hurrikan der Kategorie 5 (höchste Stufe mit Wind >250 km/h) gebildet. Beryl hat nur 42 Stunden gebraucht, um sich zu entwickeln, auf seinem bisherigen Weg durch die Karibik hat er bereits Todesopfer und massive Schäden verursacht. Grund genug für uns, die Küstenregion zu verlassen und weiter ins Landesinnere zu fahren, zumal auch der Campingplatz Hurrikan-sicher gemacht wurde…

Wir waren über das Verlassen der Küste nicht besonders traurig, auch wenn der Anlass natürlich eine Katastrophe für die Bevölkerung bedeutete. Die gesamte Ostküste der Yucatan Halbinsel war überhaupt nicht unser Ding, alles mit Hotelanlagen zugebaut, extrem touristisch und nicht annähernd das, was wir bisher in México kennengelernt hatten. U.a. waren die Maya Stätten und Cenoten noch vermarkteter als anderswo und die Ortschaften alle gleich und auf Touristen zugeschnitten.

Mittwoch, 03.07.2024

Wären wir nicht sowieso weitergefahren, hätten wir den Campingplatz jetzt verlassen müssen. Die Hurrikan Vorbereitungen lagen in den letzten Zügen, der Platz wurde geschlossen und bis auf eine „Wache“ verließen alle das Gelände. Wir legten einen Einkaufsmarathon in Campeche ein, um unsere Vorräte vor der demnächst geplanten Einreise nach Belize noch einmal aufzufüllen und mussten feststellen, dass wir in zwei großen Supermärkten unseren 20 l Trinkwasser-Pfandkanister nicht mehr tauschen konnten, Wasser war ausverkauft. Genauso wie Kartoffeln, teilweise Haferflocken und Konserven. Toilettenpapier gab es dagegen in rauen Mengen, die Méxicaner sind da etwas schlauer als die Deutschen während Covid 😉.

Etwas außerhalb der Stadt war der Wasserkauf dann aber kein Problem mehr. Damit gut gerüstet für die nächsten Tage parkten wir Ingo am nahe gelegenen Rio Hondo neben einer kleinen Kneipe direkt am Fluß. Nichts besonderes, für eine Zwischenübernachtung aber völlig OK.

Donnerstag, 04.07.2024

Unser Ziel war die kleine, relativ unbekannte Maya Stätte Hormiguero mitten im Dschungel, leider führte die Strecke 100 Km durch die Tren Maya Baustelle. Unzählige LKWs, Staub, Dreck, dauernd Baustellenausfahrten mit Verkehrsregelung… Alleine wieviele „Winkemännchen“ wir an diesem Tag zu sehen bekamen ist unglaublich, an jeder Mini Baustellenausfahrt mindestens vier.

Zwischendurch überquerten wir die Grenze nach Campeche, stellten die Uhren eine Stunde zurück und holperten exakt ab dem Willkommensschild über einen noch schlechteren Fahrbahnbelag als vorher.

In Xpujil, der Stadt in der man Richtung Urwald abbiegt, standen wir dann plötzlich vor einem „LKW Verboten“ Schild mitten auf der Haupt-, sprich engen Einkaufsstraße. Wir hätten es als Omen sehen sollen. Auf evtl. Diskussionen mit der Polizei hatten wir keine Lust, wir wichen über eine Nebenstraße aus und schafften es aus dem Ort. Die gesamte folgende Strecke war schon eng und zugewachsen mit tiefen Ästen, die letzten Km wurden immer schlechter. Der Weg wurde matschiger und ca. 1 Km vor dem Ziel rutschte Ingo in einer Schlammkuhle mit dem Heck weg und stieß mit dem seitlichen Astabweiser an einen sehr stabilen und dicken Baum. Rangieren ging nicht, der Boden war zu weich und das Profil komplett zu, also alles wieder rückwärts zurück durch das enge Gestrüpp bis zu einem verlassenen Campingplatz.

Nicht das schönste Ambiente, aber alternativlos und zumindest ruhig und dunkel. Die Besichtigung der Ausgrabung verschoben wir auf den nächsten Tag in der Hoffnung, dass bis dahin der inzwischen eingesetzte Starkregen aufhören würde.

Wir beschäftigten uns zunächst damit, 2 Liter (!) Wasser aus dem Verbindungsbalg zwischen Kabine und Fahrerhaus zu holen, der Anschluss auf der Vorderseite war scheinbar undicht und dem heftigen Regen nicht gewachsen. Immer was Neues…

Freitag, 05.07.2024

Zu Fuß erreichten wir nach ca. 1,5 Km die kleine Ausgrabung und waren, wen wundert es, völlig alleine auf dem überraschend gepflegten Gelände. Das Ganze ist sicher nichts, wofür sich ein riesiger Umweg lohnt, aber wir mögen archäologische Stätten im Urwald und die Hauptattraktion, das Schlangenmaultor an der Hauptpyramide, war tatsächlich relativ gut erhalten – auch wenn wir es zunächst gar nicht als solches erkannt hatten…

Nachdem wir uns auf dem Rückweg unsere Morgendusche in Form eines heftigen Regengusses abgeholt hatten, machten wir uns auf den weiteren Weg nach Calakmul, unserem eigentlichen Ziel in dieser Gegend. Unterwegs hofften wir nur, dass die einst führende Stadt mit der höchsten Pyramide Yucatáns wirklich so sehenswert ist wie überall angepriesen. Die fast 200 Km lange Anfahrt ab Chetumal, immer durch die Tren Maya Baustelle, war extrem nervig.

Wegen genau dieser Baustelle war der Einlass zu den Pyramiden auf die Zeit zwischen 5.00 und 10.00 morgens (!) beschränkt, die restliche Zeit ist die Zufahrtsstraße für den Baustellenverkehr reserviert. Tren Maya steht über allem… Mit Ingo dürfen wir die Strecke gar nicht fahren – zu groß. Es gelang uns aber einen Shuttle zu organisieren, der uns am Samstag um 5.00 abholt und den wir mit Wise (analog Paypal) bezahlen können. Da wir das Land bald verlassen, haben wir nicht mehr viel Bargeld dabei. Wir verbrachten die kurze Nacht auf dem nicht besonders schönen und sehr straßennahen Parkplatz vor der Schranke und waren sehr gespannt was uns erwarten würde.

Samstag, 06.07.2024

Luis, unser englischsprachiger Fahrer, holte uns nach einer relativ lauten Nacht pünktlich um 5.00 ab, ca. eine unterhaltsame Stunde später erreichten wir das Ausgrabungsgelände und standen in einer Großbaustelle. Auf der gesamten Strecke wurde gebaut, teilweise ging es durch Matsch oder über eine enge einspurige Zementstraße, spätestens dort hatten wir verstanden, warum wir mit Ingo nicht fahren durften. Unterwegs mussten wir aber wenigstens nicht aussteigen, am Eingang schon… Der Weg zu den Pyramiden führte durch rutschigen Baustellenschlamm.

Bevor wir allerdings einen Blick auf irgendein „altes“ Gebäude werfen konnte, mussten wir zunächst ca. 1,5 km weiter in den Dschungel wandern, immer in Begleitung von Millionen von Moskitos. Sobald man stehen blieb, stand man in einer Wolke der Blutsauger, da war Vertrauen in das Insektenschutzmittel gefordert…

Calakmul wurde 1931 von einem amerikanischen Botaniker eher zufällig entdeckt, die Stadt hatte ihre Blütezeit um 250 n.Chr. mit bis zu 50.000 Einwohnern. In Bezug auf Größe und Bedeutung ist Calakmul mit Tikal im benachbarten Guatemala vergleichbar, die Städte waren sich nicht unbedingt grün und kämpften während der klassischen Maya Zeit ständig um die Vorherrschaft über das südliche Tiefland. Bis heute ist nur ein Bruchteil des 72 km2 großen Stadtgebietes mit ca. 6.000 Gebäuden freigelegt.

Die „Estructura II“ ist einigen Schätzungen zufolge das größte und höchste Maya Bauwerk mit einer Seitenlänge von jeweils 140 m und einer Höhe von 45 m, die Besteigung ist anstrengend, die Aussicht von oben über den endlosen Dschungel auf die benachbarte „Estructura I“ aber wirklich beeindruckend.

Diesen Blick auf die Pyramide gibt es leider nur auf einer Schautafel:

Uns hat Calakmul gut gefallen und in Teilen auch beeindruckt, trotzdem konnte es nicht ganz mit unserer Lieblings-Dschungel-Ausgrabung Yaxchilan mithalten.

Luis setzte uns nach einem schönen, aber anstrengenden Vormittag nach insgesamt 5,5 Stunden wieder bei Ingo ab.

Es wurde nicht weniger anstrengend, nur das Schöne fehlte. Die Rückfahrt durch permanenten Dreck, Staub und Müll war die Hölle. LKWs, wohin man blickte, Staus vor den Brückenbaustellen und immer den Rückspiegel im Blick. Der Fahrstil v.a. der leeren LKWs grenzte an ein Selbstmordkommando. Insgesamt wird der Tren Maya in der örtlichen Bevölkerung mittlerweile wohl eher kritisch gesehen, auch wenn das Vorhaben natürlich Massen an Arbeitsplätzen schafft. Trotzdem reicht es den Menschen langsam, v.a. weil kein Ende in Sicht ist, der Fertigstellungstermin wird immer wieder verschoben.

Unser Plan, wieder am Rio Hondo neben der kleinen Kneipe zu übernachten, scheiterte am Samstag Abend. Es war so voll, dass wir noch nicht einmal auf den Parkplatz kamen. Wir fuhren weiter nach Chetumal, parkten bei einem großen Einkaufscenter und waren etwas erstaunt, dass auch dort kaum noch ein Parkplatz zu bekommen war. Nach dem Abendessen in einem lauten Restaurant in dem lauten Center gingen wir zurück auf den lauten Parkplatz neben der lauten Straße und hofften, irgendwann vor Erschöpfung einzuschlafen.

Insgesamt stand unser Ausflug nach Calakmul nicht unter dem besten Stern, hätten wir das alles vorher gewusst, wären wir wohl nicht hingefahren. Wenn man es aber nicht probiert, dann weiß man es nicht und außerdem war es die einzig mögliche Fluchtroute vor Hurrikan Beryl ins Landesinnere. Dass Beryl seinen Weg ändern würde und sehr viel weiter nördlich auf Yucatan treffen würde, konnte man ja nicht wissen… In der Gegend um Tulum hat er große Schäden verursacht, teilweise fiel der Strom aus, Chetumal blieb verschont.

Sonntag, 07.07.2024

Die Nacht verlief erwartungsgemäß unruhig, die ziemlich häufig über den Parkplatz fahrende Polizei nahmen wir irgendwann nicht mehr wahr, den Verkehrslärm leider schon. Stadtübernachtungen sind wir nicht mehr gewohnt…

Für die Erledigung einiger noch ausstehender Reparaturarbeiten zogen wir für zwei Nächte noch einmal im Yax Ha Resort ein, die angenehme Seebrise und der Pool sind zwei nicht zu unterschätzende Pluspunkte, auch wenn die Musik aus der Poolbar immer noch schrecklich ist. Es wurde uns aber versprochen, dass sie heute sehr viel früher aufhört als letzte Woche und Montag hat die Bar geschlossen.

Für Dienstag haben wir die Einreise nach Belize geplant, wir melden uns dann wieder aus unserem 22. Reiseland.

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Tanja und Gunnar
Tanja und Gunnar
5 Monate zuvor

Sehr gute- und trotz aller Widrigkeiten- schöne Beschreibung des Reiseabschnittes. Zum Glück hattet ihr Persönlich keine Sorgen mit Beryl.
Auch wenn der Regen und Wasser an ungeplanten Stellen auch viel Ärger gemacht hat.Mehr Glück in Belize. Herzliche Grüße

Frank Dzierzon
Frank Dzierzon
5 Monate zuvor

Moin Ihr Beiden!
Schön, dass Ihr wieder gesund und munter die Tour fortsetzen könnt, ich wünsche Euch viel, viel Spaß!
Nun eine kleine Bitte: Postet mehr Bilder von Euch beiden, denn ich (wir) haben Euch ja leider nicht treffen können, damit wir Eure Gesichter immer schön in Erinnerung behalten ;-).

Ganz liebe Grüße
Frank und natürlich auch von Ulli

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