Mérida, die Hauptstadt Yucatáns, hat zwar knapp unter 1 Mio. Einwohner, aber eine angenehm überschaubare Altstadt.
Unsere Route:
Mittwoch, 24.04.2024
Wir erreichten die Stadt per Privatshuttle zur nächstgelegenen Tren Maya Station (Danke an Benjamin vom Xbalche Eco Hotel, unserem Quartier bei Mérida) und von dort mit der IE Tram, einem nagelneuen voll elektrischen Busnetz, das erst seit 5 Monaten in Betrieb ist. Insgesamt wirkt die Stadt in Teilen supermodern, v.a. der „Gran Parque La Pancha“ sieht aus, als ob er gestern eröffnet worden wäre…
Der historische Kern der Stadt wird wie immer dominiert von der Gran Plaza, die in diesem Fall allerdings leider eine einzige Baustelle war. Schade ! Man wird den Eindruck nicht los, dass im Zuge des Tren Maya Projektes Unsummen an Geld freigeschaufelt wurden, um alles in Schuss zu bringen, was sich die erwarteten bzw. von manchen erhofften Touristenmassen ansehen könnten.
Ansonsten ist die Stadt ganz sympathisch mit ihrer entspannten Atmosphäre, den vielen hübschen Gebäuden und tollen Innenhöfen. Allerdings vermissten wir auch hier die Außengastronomie, was aber vermutlich allein unser Problem ist. Die Einheimischen setzen sich bei Temperaturen von ständig um die 35-40°C wahrscheinlich lieber in klimatisierte Innenräume.
Freitag, 26.04.2024
Mit knapp 25 Km war das mal wieder eine sehr kurze Etappe. Unser Ziel war Homún, eine kleine Stadt mit nur ca. 7.000 Einwohnern, dafür aber ungefähr 300 Cenoten. Abgesehen davon hat der Ort allerdings nicht viel zu bieten und seine besten Tage lange hinter sich.
Wikipedia: „ Das Wort Cenote kommt von dem Maya-Wort dz‘onot, was „Höhle mit Wasser“ bedeutet. Es bezeichnet einen natürlichen Brunnen in einem Kalkgestein, der durch den Einsturz der Decke einer oder mehrerer Kavernen entstanden ist. Diese riesigen Wasserlöcher spielten eine sehr wichtige Rolle im Leben der Maya.“
Wir quartierten uns relativ zentral auf dem Parkplatz des Restaurants Santa Maria ein, einem sehr gepflegten Anwesen, mit leider geschlossenem Pool.
Bei der Vielzahl der Wasserlöcher fiel die Wahl schwer, wir entschieden uns für die Cenote Tza-Ujun-Kat. Zum einen lag sie um die Ecke, zum anderen verfügt sie über etwas Tageslicht, was wir für den Anfang etwas sympathischer fanden. Durch das Loch in der Decke wächst ein Papayabaum, rund um die vielen Stalagtiten schwirrten die Schwalben, das Wasser war kristallklar und erfrischend. Und nein – wir waren natürlich nicht alleine dort…
Uns genügte der Besuch dieser einen Cenote in Homún, insgesamt wird es sicher nicht die letzte gewesen sein.
Samstag, 27.04.2024
Von einer Cenote zur nächsten, allerdings mit einer Schleife über Izamal, der sog. gelben Stadt. Der etwas abgeblätterte Ort wird dominiert von einem riesigen Franziskanerkloster, das zwischen 1533 und 1562 durch die spanischen Kolonisten errichtet wurde. Der Grund war wohl der, dass die Maya in der Gegend in rund einem Dutzend Tempelpyramiden ihre Götter verehrten. Diese Häufung konnte so natürlich nicht akzeptiert werden, die Spanier zerstörten den Haupttempel und benutzten die Steine für die Errichtung des Klosters. Neue Freunde hat ihnen das mit Sicherheit nicht beschert…
Für eine ausführliche Besichtigung der Stadt war es mit ca. 40°C viel zu heiß, genauso wie für den Aufstieg auf Kinich-Kakmó, immerhin die drittgrößte, wenn auch völlig unspektakuläre, Pyramide Yucatáns.
Die anschließende Fahrt im klimatisierten Ingo war eigentlich viel zu kurz, schon eine halbe Stunde später erreichten wir die Cenote Chihuan in Holcá, unseren Stellplatz für die Nacht. Die gesamte Anlage war völlig ungepflegt, die Duschen und v.a. die Toiletten für Menschen mit normalem Hygieneempfinden nicht nutzbar und das Personal unfreundlich. Dafür konnte aber die komplett unterirdische kleine Cenote nichts, die war ganz hübsch und v.a. erfrischend. Alternativen gab es in der Gegend auch nicht wirklich, wir waren sehr dicht an Chichén Itzá, einer Mayastätte, die zu den neuen Weltwundern zählt und an Wochenenden entsprechend überlaufen ist.
Sonntag, 28.04.2024
Immerhin hatten wir eine ruhige Nacht, selbst die ziemlich lauten Wachgänse legten sich früh zur Ruhe und die unvermeidliche Partymusik war relativ weit weg. Um den Sonntag zu überbrücken, passierten wir das sehr touristische Pisté, an dessen Rand Chichén Itzá liegt und quartierten uns ein paar Km weiter auf einem Hotelparkplatz ein. Zwar direkt an der Straße, aber mit zwei Pools und genau gegenüber der Cenote Ik-Kil, die ungefähr genauso gut besucht ist wie das Weltwunder um die Ecke. Wir wanderten zwischen Ingo und den Pools hin und her, der Besuch der Cenote stand für Montag auf dem Programm.
Montag, 29.04.2024
So langsam freundeten wir uns an mit den unterirdischen Wasserlöchern, v.a. wenn sie fußläufig nur ca. 400 m von unserem Stellplatz entfernt und so wunderschön wie Ik-Kil sind. Die angeblich schönste Cenote Yucatáns erreicht man über ca. 30 m nach unten führende Treppen, unter dem Wasserspiegel geht es noch einmal knapp 40 m nach unten. Die Kulisse hat etwas unwirkliches mit dem nahezu kreisrunden Wasserbecken unter einer ebenfalls runden Deckenöffnung, das Ganze bewachsen mit Dschungelpflanzen und mit Lianen behangen.
Das frühe Aufstehen hatte sich mal wieder gelohnt, die ersten 15 Minuten waren wir tatsächlich ganz alleine, als wir gegen 10.15 wieder gingen, sah die Sache anders aus… Insgesamt ist die Anlage sehr touristisch, aber auch sehr sauber und top organisiert.
Nur ein paar Km wieder zurück parkten wir Ingo auf einer großen Wiese, 10 Minuten Fußweg vom Eingang zu Chichén Itzá entfernt. Den restlichen Tag über vegetierten wir regungslos im Schatten vor uns hin, für Dienstag war wieder frühes Aufstehen angesagt. Die Ausgrabungsstätte wollten wir vor den Besuchermassen und der größten Hitze besuchen.
Gegen Abend standen Ingo und die anderen beiden anwesenden Camper plötzlich im Baseballfeld, wegfahren war für uns leider nicht möglich, das Risotto stand auf dem Herd… Die Jungs und Mädels haben das aber völlig entspannt gesehen, wie immer hier galt: ningún problema !
Dienstag, 30.04.2024
Um 7.30 standen wir am Eingang des Weltwunders, schon in guter Gesellschaft diverser Gruppen mit ihren Guides („book a guide, skip the line“😉), um 8.00 öffneten die Kassen und nachdem wir den für méxicanische Verhältnisse völlig überzogenen Eintrittspreis von umgerechnet 35 €/Person bezahlt hatten (davon 30 € Steuern !!!), durften wir das Gelände betreten und einen ersten Blick auf die wohl bekannteste Pyramide Méxicos werfen.
Die Pyramide des Kukulcán (El Castillo) ist eigentlich ein 25 m hoher riesiger Kalender aus Stein. Jede der neun Ebenen wird durch eine Treppe in zwei Hälften geteilt, so dass es 18 separate Terrassen gibt, die den 18 jeweils 20 Tage umfassenden Monaten des Haab-Jahres der Maya entsprechen. Die 4 Treppen haben je 91 Stufen, addiert man die obere Plattform dazu, ergibt sich mit 365 die Zahl der Tage im Jahr. An jeder Fassade der Pyramide befinden sich 52 flache Paneele, die für die 52 Jahre der Maya-Kalenderrunde stehen. Während der Tag- und Nachtgleiche im Frühjahr und Herbst erzeugen Licht und Schatten eine Illusion, die an eine Schlange erinnert, die an der Seite der Treppe auf- oder absteigt. Und das alles im 11./12. Jhd. (eine genaue Datierung ist nicht möglich) – Respekt !
Weitere Informationen bezüglich der ehemals größten Maya Stadt mit damals ca. 90.000 Einwohnern sparen wir uns an dieser Stelle, der interessierte Leser möge sich bitte selbst informieren 😉.
Wir drehten eine Runde über das extrem gepflegte Areal, teilweise waren die Gebäude so „gut“ restauriert, dass man alt von neu nicht unterscheiden konnte.
Nach ca. 1,5 Stunden reichte es uns, es wurde immer heißer und voller. Ab 9.00 war deutlich spürbar, dass die Reisebusse das Areal erreicht hatten, überall trabten Gruppen mit Schirmen gegen die Sonne hinter ihren Guides her.
Was wir als wirklich störend empfanden, war die Müllkippe am Rand der Zufahrtsstraße. Bei ca. 30 € Steuereinnahmen/Besucher sollte die Müllabfuhr finanzierbar sein – auch wenn der Abfallberg außerhalb des eigentlichen Geländes lag. Weiterhin hätten wir gut auf die unzähligen Souvenirverkäufer innerhalb des Ausgrabung verzichten können. Und wir hatten noch Glück – als wir ankamen setzte sich die Verkäuferkarawane erst in Gang und als alles aufgebaut war, verließen wir das Gelände schon fast wieder.
Insgesamt hat sich der Besuch für uns trotzdem gelohnt, ob man sich diesen Zirkus antun möchte, muß jeder für sich selbst entscheiden.
Für uns ging es weiter nach Valladolid, mit knapp 300.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Yucatáns. Unseren Besuch des netten und sehr überschaubaren Zentrums verschoben wir auf die kühleren Abendstunden, zunächst steuerten wir den nagelneuen Campingbereich des Zoos an.
Pünktlich zur täglich stattfindenden traditionellen Tanzeinlage erreichten wir den zentralen Platz. Leider wirkten die Damen und Herren etwas lustlos und so hielten sich die Zuschauerzahl und die Einnahmen der Tänzer in Grenzen…
Wir bummelten ein wenig durch die Stadt, hatten eine leckere Pizza (ab und zu hat man keine Lust mehr auf méxicanisches Essen…) und wunderten uns über die Vielzahl an Touristen. So viele Europäer und US Amerikaner auf einem Haufen hatten wir insgesamt in ganz México noch nicht gesehen.
Wirklich beeindruckend war die Lichtshow gegen die Mauern des Convento de San Bernardino, in der die Geschichte der Stadt und Yucatáns dargestellt wird. Gut gemachte 20 Minuten !
Mittwoch, 01.05.2024
Nur 12 Km weiter lag Suytun, schon wieder eine Cenote, bei der auch Stellplätze angeboten werden. Die gesamte Anlage incl. Cabañas und Pool wirkte sehr gepflegt, vom „Campingareal“ konnte man das leider nicht behaupten. Ingo parkte zwischen Poolbar und Sperrmüll, dafür aber mit Strom, Wasser, Wifi und allem, was man sonst so braucht. Man kann nicht alles haben…
Den Besuch der Cenote verschoben wir auf den nächsten Morgen, in der Hoffnung ein paar Minuten alleine zu erwischen.
Davon abgesehen fühlten wir uns ein bisschen wie im All-in Pauschalhotel in Cancún. Der nette junge Mann hinter dem Tresen war nicht davon zu überzeugen, uns die Einlass-Armbänder für die Cenote einfach in die Hand zu drücken, wir mussten den restlichen Tag und die Nacht damit zubringen…
Wir sind gespannt ob die „most instagrammable“ (🫣) cenote Yucatáns tatsächlich so schön und fotogen ist wie auf den unzähligen Bildern…