Sommer, Sonne, Strand und Meer. Wir hatten die eher touristische Ecke Méxicos erreicht, die auch gerne von Pauschalurlaubern besucht wird.

Unsere Route:

Donnerstag, 11.04.2024 bis Sonntag, 14.04.2024

Was für ein erholsamer Tag ! Der Donnerstag startete bedeckt bei angenehmen 22°, eine Wohltat. Natürlich knackten wir wieder die 30° Marke, dank Wind und Wolken war das aber gut auszuhalten. Wir nutzen die Gelegenheit und erkundeten den kleinen Ort. Isla Aguada darf sich Pueblo Mágico nennen, warum auch immer… Irgendwann war das alles bestimmt ganz hübsch, das muss aber lange her sein, mittlerweile muss man die ansprechenden Ecken suchen und selbst an denen hat in den meisten Fällen der Zahn der Zeit genagt.

Ganz hübsch:

Nicht so hübsch, aber exemplarisch für den Ort:

Die restlichen Tage verbrachten wir mit ein bisschen Service an Ingo, Wäsche waschen, Demontage des Esstisches, um die darunter liegenden Aufbaubatterien von ihrer beachtlichen Staubschicht zu befreien, Strandspaziergängen, v.a. aber mit der Beobachtung méxicanischer Wochenend-Freizeit-Kultur. Unseren permanenten Untermieter interessierte das alles überhaupt nicht, die meiste Zeit verbrachte er schlafend.

Freitag hatten wir das „Vergnügen“, die ganze Nacht bis morgens um 5.30 einer Schülergruppe bei ihren Trinkspielen zuzuhören. Die Truppe hatte das gesamte zum Platz gehörende Hotel gebucht und feierte grölend ihren Freigang-oder so ähnlich…

Samstag ab Mittags war der Strand vor uns gesteckt voll mit Familien und sonstigen Gruppen, um jeden Sonnenschirm saßen mindestens 4 Leute. Das Ganze wurde sporadisch untermalt von lautstarker Musik vom Nachbargrundstück in Konkurrenz zu der (zum Glück leisen) Restaurantbeschallung hinter uns und irgendwelcher Musik von Strand. Alles „hervorragend bewacht“ von der Patrouille gehenden und schwerst bewaffneten Marine.

Das Highlight war aber Uwes Auftritt als Model für einen kombinierten Werbefilm für den Ort und das Hotel/Restaurant/Campingplatz. Da der Betreiber des „Freedom Shores“ auch Massagen anbietet, lag Uwes Rolle auf der Hand. Die Behandlung wirkte, vorsichtig ausgedrückt, etwas unprofessionell, Uwe hatte zeitweise Mühe, sich das Lachen zu verkneifen.

Sonntag, 14.04.2023 bis Mittwoch, 17.04.2024

Ca. 30 Km zurück Richtung Norden lag der Playa Montes, eine kleine Oase an einem Bilderbuchstrand. Dem kanadischen Besitzer und dem englischen Betreiber-Paar war es gelungen, einen Ort zu schaffen, der selbst uns als „Strand-muss-nicht-sein“-Menschen überzeugte. Türkisfarbenes Meer, weißer Sand, Palmen, leichter Wind, angenehme Wellen und Wassertemperatur, hübsche Cabañas, keine Menschen (und damit keine Musik !), warme Duschen, keine Moskitos, kaum Ameisen (das eigentliche Wappentier Méxicos) etc., etc. Die einzigen Mankos waren die sehr nahe gelegene Straße und die komplett fehlende Infrastruktur in Form einer Ortschaft. Wir parkten Ingo neben unserem privaten Palapa (Sonnenschutz-Dach), blieben ein paar Tage und genossen die Auszeit.

Mittwoch, 17.04.2024

Nach drei Tagen reichte es uns mit 40°C, klebriger Salzluft, überall Sand und Nichtstun, wir fuhren nach Campeche, der Hauptstadt des Bundesstaates. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, wir hätten das Land gewechselt, auf 140 Km gab es nur ca. 10 Topes, kein einziges tief hängendes Kabel und nur breite Straßen – auch in der Stadt. Erstaunlich!

Wir parkten Ingo ca. 3 Km vom historischen Zentrum entfernt, direkt am Malecón (Uferpromenade) auf einem stark frequentierten Parkplatz und damit mitten zwischen u.a „Meerguckern“, Anglern, Sportlern, Hunde spazieren Führern, Rumsitzern, Familien und instagram Posern. Auf den nächtlichen Lärmpegel durfte man gespannt sein…

Campeches Altstadt liegt innerhalb einer 2,5 Km langen Wehranlage, mit deren Bau im Jahre 1663 nach einem verheerenden Piratenangriff begonnen wurde. Die bis zu 8 m hohe Mauer wurde hauptsächlich von indigenen Sklaven errichtet, der Bau dauerte 50 Jahre, im Inneren der Stadtbefestigung liegt ein bonbonfarbeneres kolonialzeitliches Wunderland. Die Häuser haben fast alle die gleiche Höhe und liegen in schachbrettartig angelegten Straßen, was das Ganze sehr angenehm für das Auge macht.

Donnerstag, 18.04.2024

Die Nacht war erstaunlich ruhig verlaufen, um Mitternacht waren alle verschwunden und bis auf die gleißende Parkplatzbeleuchtung hatten wir einen ungestörten Schlaf. Teil zwei der Stadtbesichtigung starteten wir früh morgens bei noch halbwegs erträglichen Temperaturen und waren wieder sehr angetan von der hübschen Stadt mit ihren schönen Gebäuden, Geschäften und Innenhöfen, allerdings leider so gut wie nicht existierender Außengastronomie. Dafür gab es umso mehr Baustellen, man konnte den Eindruck gewinnen, an jedem zweiten Haus wird renoviert – oft incl. der typischen lautstarken Musikuntermalung aus Bluetooth Boxen.

Etwas westlich der Stadt auf einem kleinen Hügel liegt die Festungsanlage Fuerte de San Miguel, die das bedeutendste aller Maya Museen beherbergt. Eine sehr angenehme Ausstellung, gut aufgebaut, tolle Exponate und nicht zu groß, so dass selbst Banausen wie wir gut damit zurecht kamen 😉.

Bei mittlerweile wieder 38°C verließen wir Campeche und machten uns auf den Weg nach Edzná, einer archäologischen Stätte im Landesinneren. Bei solchen Temperaturen legt man gerne Fahretappen ein, so kühl wie in der Fahrerkabine ist es sonst nirgends in Ingo… Für eine Besichtigung der Anlage war es uns allerdings viel zu heiß, wir parkten vor dem Gelände und verschoben der Besuch auf den folgenden Morgen.

Freitag, 19.04.2024

Was für eine Nacht! Der Eingangsbereich der Ruinen war eine riesige Baustelle, um 22.00 war Feierabend, also eigentlich alles gut. Wäre nicht ab 23.30 für den Rest der Nacht das schwere Geschütz aufgefahren worden… Tieflader, Bagger, Kräne, LKWs, Pick ups, Colectivos, alles fuhr an uns vorbei bzw. wurde transportiert, hinter uns aufgebaut und geparkt. Irgendwann gegen 5.00 morgens kehrte dann endlich Ruhe ein, bis um 6.30 das Personal für die Ausgrabung anrückte. Mangels Alternativen konnten wir auch leider nicht umziehen, man kann nicht immer Glück haben… Insgesamt hat man den Eindruck, dass alles was an der „Tren Maya“ Strecke liegt, mit Gewalt aufgehübscht wird. Die Bahnlinie ist insgesamt 1.525 Km lang und verbindet wichtige Maya Stätten und Ferienorte, dieses Jahr soll der letzte Streckenabschnitt fertig werden, das Projekt ist insgesamt nicht unumstritten.

Etwas gerädert betraten wir um Punkt 8.00 das Gelände der einst 17 Km2 großen Stadt. Edzná war sehr lange erfolgreich besiedelt und hatte seine Blütezeit zwischen 600 v. Chr. und dem 15. Jhd. n. Chr. Die Stadt verfügte über ein Bewässerungssystem mit Reservoirs, das die mehr als 20 Gebäudekomplexe miteinander verband, das bedeutendste bis heute freigelegte Bauwerk ist die fünfstöckige und 31 m hohe Palastpyramide, die insgesamt 4 Mal umgebaut wurde. Abgesehen von unzähligen Leguanen waren wir völlig alleine auf dem Areal unterwegs und freuten uns über den bewölkten Himmel und den leichten Wind.

Die beiden hervorragend erhaltenen Sonnengötter im Tempel der Masken wurden erst 1988 entdeckt.

Der folgende Zwischenstopp auf unserem Weg nach Norden war etwas skurril und sicher auch nicht jedermanns Sache. Der kleine Ort Pomuch pflegt auf seinem Friedhof eine in der Gegend einmalige auf die Maya Zeit zurückgehende Tradition. Nach drei Jahren werden die Verstorbenen exhumiert und die Gebeine in kleinen, mit Tüchern geschmückten Holzkisten nach einem bestimmten System abgelegt. Einmal im Jahr, an dem für México sehr bedeutsamen „Dia de los Muertos“ (Tag der Toten), werden die Knochen gereinigt, um ihnen Tribut zu zollen und die Tücher erneuert. Ich empfand die Atmosphäre auf dem (wie meistens) etwas chaotischen Friedhof in keinster Weise als makaber.

Wieder steuerten wir eine Ausgrabungsstätte an, dieses Mal allerdings etwas abgelegener und wie sich im Laufe der offiziell ausgeschilderten Anfahrt herausstellte auch sehr viel unzugänglicher. Die letzten 3 Km nach Oxkintok waren eigentlich für kein zweispuriges Fahrzeug geeignet, für eines in Ingos Größe schon gar nicht. Der schmale Weg wurde immer enger und zugewachsener, die Geräusche am Aufbau und der Karosserie taten in der Seele weh…

Irgendwann hatte Ingo es überstanden, wir parkten wieder vor dem Tor und hofften auf eine ruhigere Nacht. Die Chancen standen gut, diese Stätte lag auf den ersten Blick meilenweit vom Tren Maya entfernt 😉.

Samstag, 20.04.2024

Abgesehen von einem nächtlichen „Bell-Anfall“ der obligatorischen Ausgrabungshunde war die Nacht himmlisch ruhig und dunkel, entsprechend ausgeruht starteten wir unsere morgendliche Ruinenerkundung. Oxkintok war unserem Reiseführer lediglich eine kleine Randnotiz wert, es wurden hier Inschriften mit den ältesten Datumsangaben Yucatáns gefunden, danach war die Stadt von 300 v. Chr. bis 1.500 n. Chr. besiedelt. Tatsächlich war die Stätte in unseren Augen ganz nett, mehr aber auch nicht…

Für den Rückweg folgten wir der Straße in die andere Richtung und kamen ein paar völlig entspannte Kilometer später wieder auf der Schnellstraße an, hätten wir das am Vortag nur auch schon gemacht… Unterwegs passierten wir erneut eine riesige Eingangsbereich-Baustelle, wie wir später feststellten, liegt auch Oxkintok am Tren Maya und profitiert damit von dem offensichtlichen Geldregen. Das erklärte auch den sehr aufgeräumten Eindruck der Ausgrabung, es wirkte teilweise eher wie eine Parkanlage.

Durch das völlig untouristische Hinterland machten wir uns auf den Weg an den Golf von México, wir wollten bei der Hitze zumindest die Möglichkeit der Abkühlung im Meer haben. Unterwegs passierten wir kleine Dörfer, die von riesigen verfallenen Haziendas/Fabriken hinter hohen Mauern dominiert wurden. Offensichtlich gingen mit dem Niedergang dieser Anwesen aber auch die jeweiligen Dörfer den Bach hinunter… Dazu passend war der schier endlose Müll in den Straßengräben, der die jeweiligen Ortschaften lange vorher ankündigte.

Wir erreichten Celestún, einen relativ verschlafenen und „unhübschen“ Fischerort, der in hohem Maße von dem nahegelegenen Biosphärenreservat Ría Celestún profitiert, zumindest im Herbst, wenn abertausende Flamingos die Lagunen bevölkern. Wir waren weit außerhalb der Saison, entsprechend entspannt ging es überall zu, selbst am Strand war kaum etwas los – ungewöhnlich für einen Samstag. Für die nächsten paar Tage quartierten wir uns auf dem liebevoll gestalteten Dos Lunas Campingplatz ein, bis zu unserem Heimflug mussten wir noch ein bisschen Zeit totschlagen.

Als wir ankamen, waren wir völlig alleine auf dem Platz, das änderte sich schlagartig gegen Nachmittag. Diverse vollbesetzte PKW rollten auf den Hof, es wurden Zelte und die üblichen Kühlboxen, Rollkoffer und Taschen ausgeladen und kurze Zeit später waren wir von zig Menschen umgeben. Insgesamt wirkt ein normaler Strandtag in México für uns teilweise wie ein Umzug… Abends kamen wir in den Genuss einer indigenen Musikeinlage, die Gruppe hatte sich singend und trommelnd um ein Lagerfeuer versammelt.

👍

Sonntag, 21.04.2024 bis Dienstag, 23.04.2024

Für längere Unternehmungen war es uns zu warm, abgesehen davon fanden wir den Ort nicht besonders einladend. Was v.a. auffiel, waren die unglaublich vielen Streuner, man hatte das Gefühl, es gab mehr Hunde als Menschen… Selbst auf unserem Platz waren die Vierbeiner in der Überzahl, zumindest ab Sonntag Nachmittag, nachdem die vielen Leute wieder nach Hause gefahren waren.

Womit wir uns aber v.a. herumschlugen, waren die Auswirkungen des Stellplatzes in Oxkintok, die dort offensichtlich ansässigen Raubwanzen hatten sich Ingo als neues Zuhause ausgesucht. Abgesehen davon, dass Insekten im Auto nie angenehm sind, war der Fall hier besonders unschön, die Tiere können die heimtückische Chargas-Krankheit übertragen, eine Tropenkrankheit, die wirklich kein Mensch braucht…

Dienstag, 23.04.2024

Nach drei Tagen reichte es uns mal wieder mit Strand und Meer, wir fuhren über sterbenslangweilige Straßen mit brandgerodeten Rändern zurück ins Landesinnere. Unser Ziel war Mérida, die Hauptstadt des Bundesstaates Yucatán. Die Stadt hat um die 920.000 Einwohner und wirkt, zumindest in den Randgebieten, sehr modern mit Shoppingmeilen, die so auch in den USA stehen könnten.

Nach einem Supermarktstopp und dem erfolglosen Versuch, Ingo einer Wäsche zuunterziehen (mañana…) verließen wir die Stadt wieder und steuerten das außerhalb gelegene Xbalche Eco Hotel in Canicab an. Hätten wir nicht die genauen Koordinaten gehabt, wären wir vermutlich nicht bis zum Ende gefahren. Es ging über schmale Straßen (die unser Navi beharrlich ignorierte), durch kleine Dörfer, nirgends ein Hinweisschild, noch nicht einmal an der Einfahrt. Gut, dass wir nicht aufgegeben hatten, wir landeten in einem für México sehr untypischen Kleinod, das erst vor ein paar Wochen eröffnet hatte. Der sehr gastfreundliche englische Besitzer hat im tiefsten Hinterland eine tolle Anlage aus traditionellen und natürlichen Baumaterialien in schlichter und reduzierter Architektur geschaffen. Angenehmer Nebeneffekt war der riesige Pool, bei immer noch über 35° eine nicht zu vernachlässigende Annehmlichkeit.

Morgen werden wir uns die historische Altstadt von Mérida ansehen, im Anschluss stehen ein paar der für Yucatán typischen Cenoten auf dem Programm. Der Begriff „Cenote“ kommt von dem Maya Wort „dz‘onot“, was „Höhle mit Wasser bedeutet“. Diese (meist unterirdischen) natürlichen Brunnen hatten für die Maya eine hohe Bedeutung, heute sind sie eine beliebte Touristenattraktion.

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