Zwei Wochen in San Cristóbal waren mehr als genug, das grenzte schon an Seßhaftigkeit…

Unsere Route:

Ostersonntag, 31.03.2024

Topes, Topes, Topes, die Seuche Méxicos hatte uns wieder. Für eine Fahrtstrecke von 150 Km benötigten wir ca. 5 Stunden reine Fahrtzeit durch unzählige Dörfer, über teilweise schmale Straßen, hinter fast stehenden LKWs her und über gefühlt 2.000 Topes. Irgendwann hatten wir es geschafft und erreichten den Parque Nacional Lagunas de Montebello an der Grenze zu Guatemala. Wir bezahlten 61 Pesos/Person Gringo-Eintritt in den Park (für Méxicaner offensichtlich kostenlos) und 40 Pesos/Person Eintritt für die Seen plus 260 Pesos Campinggebühr, standen dafür aber auf einer hübschen Wiese direkt am Lago Tziscao – in guter Gesellschaft ganz vieler Pick ups, Menschen und Musikboxen. Es war Ostersonntag…

Überraschenderweise leerte sich das Areal gegen 18.00, wir waren fast alleine, bis direkt hinter uns ein Partyzelt aufgebaut wurde und massig Stühle angeschleppt wurden. Na toll… Die Nachfrage bei den Jungs sorgte für Entwarnung, die Veranstaltung war erst Montag um 11.00. Glück gehabt !

Ostermontag, 01.04.2024

So ganz traf die Aussage mit 11.00 nicht zu. Nachdem gegen Mitternacht die etwas anstrengende „karibische Leierkastenmusik“ (zumindest klang es so) aufgehört hatte, fuhren um 4.00 die ersten Autos weg, morgens um 6.30 standen innerhalb von 15 Minuten ca. 10 Zelte neben uns und insgesamt füllte sich die Wiese zusehends mit Menschen und Tischen voller Essen. Grund für die Party war das Ende der Semana Santa, für uns hieß das alles nur „Nichts wie weg !“, solange wir noch nicht eingebaut und zugeparkt waren.

Nach ca. einer Stunde Wasser tanken (der Druck war unterirdisch), waren wir um 9.00 wieder unterwegs und folgten der mal wieder mit Topes übersäten Straße entlang der Grenze zu Guatemala durch teilweise dichten Dschungel unterbrochen von tollen Aussichten, wie meistens allerdings im Dunst.

Interessant waren u.a. die Tiefe der Schlaglöcher, die unzähligen Verkaufsstände mit dem nicht besonders vertrauenserweckenden Benzin und das viele Schwimmzubehör (für einen Fluß…).

Wir übertrafen unseren miesen Schnitt von gestern und kamen nach 6 anstrengenden Stunden 150 Km später an unserem Ziel an und waren in einem kleinen Paradies gelandet. Für die nächsten beiden Nächte wohnten wir neben dem Centro Ecoturistico Guacamayas auf einem schönen Grundstück, in der Nähe des Rio Lacantún, am Rand des winzigen Dorfes Reforma Agraria im Dschungel. V.a. aber in Gesellschaft von u.a. Scharlach-Aras (den größten Papageien der Welt), sowie Spinnen- und Brüllaffen incl. deren Geschrei.

Ohne die schwül heißen 38°C mit nicht erwähnenswerter nächtlicher Abkühlung hätte es perfekt sein können. Aber irgendwas ist ja immer…

Dienstag, 02.04.2024

Der Tag begann früh für uns, die in México fast überall gegenwärtigen Hühner und v.a. Hähne legten um 4.00 Morgens los und übertrafen in Bezug auf Lautstärke bei weitem die Brüllaffen. Dadurch waren wir aber immerhin bei noch halbwegs angenehmen Temperaturen in dem schönen Garten des Resorts nebenan, leider ziemlich alleine, die dort lebende Tierwelt schlief noch.

Im weiteren Verlauf des Tages retteten wir einen vom Baum gefallenen Kolibri, beobachteten die Brüllaffenbande auf Wanderschaft und legten uns mit ziemlich schlecht gelaunten Spinnenaffen an, hier half tatsächlich nur Flucht, die Herrschaften waren knurrend und zähnefletschend im Angriffsmodus. Die Mittagsschlaf haltenden Brüllaffen waren da deutlich entspannter, genauso wie eine andere Gruppe Klammeraffen, die sich über ein paar Bananen hermachte. Und das alles in einem Umkreis von maximal 20 m um Ingo, allerdings bei wieder eigentlich unerträglichen Temperaturen, das Abendessen im Restaurant nebenan hatten wir uns redlich verdient. Für uns war Reforma Agraria auf jeden Fall einer der besten Übernachtungsplätze bisher, der Tierreichtum direkt vor der Haustür war faszinierend, von der Geräuschkulisse ganz zu schweigen…

Lautstärke ganz aufdrehen !

Mittwoch, 03.04.2024

Das irgendwo in der Nähe lebende Arapärchen war so nett, uns zu verabschieden, bevor wir 115 Km über mehr oder weniger gute Straßen durch ziemlich eintönigen Dschungel nach Frontera Corozal fuhren direkt am Grenzfluss zu Guatemala.

Der kleine Ort ist der Startpunkt für die archäologische Stätte Yaxchilan, die nur per Boot erreichbar ist und mitten im Dschungel liegt. Fünf Monate war das Dorf für Touristen nicht zugänglich und die Ausgrabung geschlossen, zwei konkurrierende Kartelle bekriegten sich im Kampf um Schmuggelwege für Drogen und Menschen, wie immer in solchen Fällen traf es in erster Linie die normale Bevölkerung. Mittlerweile hat sich die Lage beruhigt, seit zwei Wochen kann man Frontera Corozal und Yaxchilan wieder besuchen.

Ganz so einfach durften wir das Dorf aber nicht durchqueren. Am Ortseingang passierten wir zunächst ein paar z.T. schwerst bewaffnete Zivilisten, mussten uns in eine Liste eintragen und ein „Turistas“ Schild ins Auto hängen, es folgte Station zwei in Form eines Kassenhäuschens. 80 Pesos/Person Eintritt in die Stadt, doppelt so viel wie vor der Schließung.

Noch nie wurden wir irgendwo so herzlich begrüßt wie hier, nirgends wurde uns so viel zugewunken, ganz offensichtlich waren die Menschen sehr froh, dass wieder Touristen kamen, vermutlich die Haupteinnahmequelle für die meisten Leute im Ort. Wir organisierten unsere Bootstour für den nächsten Morgen, übernachten konnten wir auf dem Parkplatz direkt am Fluß. Insgesamt merkte man deutlich, dass wieder Geld hereinkommen musste, die Preise waren spürbar gestiegen…

So etwas wie den stacheligen Kapokbaum hatten wir noch nie gesehen. Seine mit Wachs überzogenen Fasern dienen z.B. zum Füllen von Rettungsringen und Schwimmwesten, die Samen sind essbar und antibakteriell, weshalb man sie auch zur Wundversorgung benutzen kann. Ihren hohen Anteil an fettem Öl kann man als Speiseöl benutzen oder Seife daraus herstellen – ein wahrer Wunderbaum…

Donnerstag, 04.04.2024

Pünktlich morgens um 7.00 legten wir ab (nachdem wir wieder sehr früh von unserem Brüllaffen-Wecker aus dem Schlaf geholt worden waren) und erreichten 30 Minuten später die Anlegestelle für Yaxchilan. Die Anlage liegt mitten im Urwald in einer Flußschleife des Rio Usumacinta und ist erst seit den 90er Jahren touristisch erschlossen. Vorher führte keine Straße näher als 150 Km heran, man musste entweder hunderte Km Boot fahren oder per Flugzeug anreisen.

Yaxchilan hatte seine bedeutendste Zeit zwischen 681 und 800 n.Chr. und dominierte auf Grund seiner Lage den Flußhandel. Durch Bündnisse und Eroberungen war die Stadt in der klassischen Maya-Zeit der wichtigste Ort in der gesamten Usumacinta Region.

Knapp drei Stunden erkundeten wir völlig alleine das weitläufige und verwunschene Areal, untermalt von dem Geschrei der Affen. Die Anlage hat eine ganz besondere Atmosphäre und war für eines der Highlights unserer bisherigen México Reise.

Nur 60 Km weiter lagen die Cascades de las Golondrinas, eine Reihe gut erschlossener Wasserfälle, bei denen man auch baden und übernachten kann. Das Ganze ist auch für Nicht-Wasserfall-Fans (wie uns) absolut sehenswert, alleine die namensgebenden Schwalben, die unfassbar schnell aus einer Grotte fliegen, sind eine Show.

Uwe auf dem Weg in die Schwalben-Grotte 😎

Was in dieser Grenzregion extrem auffiel, waren die Sandsack Barrikaden an Ortseinfahrten, bewaffnete Zivilisten und ein halbes Dorf aus Polizei, Militär sowie Guardia Nacional an der Kreuzung nach Bonampak, einer weiteren archäologische Stätte, außerdem musste man sich überall namentlich in irgendeine Liste eintragen. Auf der anderen Seite fühlten wir uns noch nirgends so willkommen wie hier. Wir fanden das Ganze etwas befremdlich, haben uns aber zu keiner Zeit bedroht oder gefährdet gefühlt.

Freitag, 05.04.2024

Wir bewegten uns in ländlichen Regionen, was sich u.a. darin bemerkbar machte, dass es zwei Sorten Colectivos gibt. Einmal die normale Ausführung, in Form von PKWs oder Kleinbussen, die andere Version ist etwas rustikaler und besteht aus Pick ups mit einem Metallgestell auf der Ladefläche. Die Menschen sitzen am Straßenrand mitten im Nirgendwo, in der Regel haben sie mindestens einen riesigen Sack dabei (gefüllt womit auch immer) und warten auf das das nächste Lasten-Collectivo. Mitgefahren wird stehend auf der Ladefläche, auf der aber auch alles andere transportiert werden kann, lebende Tiere wie Kühe oder Pferde, Töpfe, Autoreifen etc. Den sehr speziellen Kindersitz (letztes Foto, leider unscharf) haben wir so schon mehrfach gesehen…

Leider passierten wir auch immer wieder Palmölplantagen. Um die Herstellung des Öls lukrativ zu betreiben, sind viele Pflanzen und damit große Flächen erforderlich, was zu massiver Abholzung des Regenwalds führt.

Wieder war ein Übernachtungsplatz mit Wasser unser Ziel, diesmal ein Balneario (Freibad), dessen Pool aus Flußwasser gespeist (und ständig durchspült 👍) wird. Bei Temperaturen über 30° sind Stellplätze mit Erfrischungsmöglichkeit nicht ganz unwichtig.

Irgendwie mussten wir mal wieder ein Wochenende überbrücken, die etwas weiter nördlich liegende Ausgrabung in Palenque wollten wir auf jeden Fall unter der Woche besuchen, wenn es etwas leerer ist. Den nächsten Wasserplatz hatten wir schon im Auge.

Samstag. 06.04.2024

…Nämlich die Cascadas Valle de Bascan in einem Ort mit dem eingängigen Namen „Profesor Roberto Barrios“. Wir entrichteten die in dieser Gegend nicht unübliche Dorfmaut, in diesem Fall aber mit 20 Pesos (ca. 1,10 €) sehr günstig und v.a. wurde sie von einer Jugendlichen kassiert, die tatsächlich neben Ingo einen Knicks machte und mit strahlendem Lächeln den Poller aus dem Weg räumte – nett !

Ingo parkte bei schwül heißen 39°C auf einer Wiese im Halbschatten, mit unserer Abkühlung in der Serie aus fünf sehr hübschen Wasserfällen wurde es aber erst einmal nichts, es war rappelvoll. Auf den entspannten Platz im Wasser mussten wir bis 17.00 warten, die typische „Nach-Hause-geh-Zeit“ der Méxicaner.

Über verschlungene Dschungelpfade bewegt man sich von einem Wasserfall zum nächsten, das Ganze war wirklich ein sehr nettes Areal und so langsam freundeten wir uns tatsächlich mit Wasserfällen an.

Sonntag, 07.04.2024

Bei typischen Tropentemperaturen schleppten wir uns zum nächsten Stellplatz. Das Restaurant La Chiapaneca ein paar Km vor der archäologischen Stätte in Palenque bietet die Möglichkeit, in dem eigentlich sehr schönen Garten zu übernachten. Leider war das Ganze, vorsichtig ausgedrückt, etwas vernachlässigt. Einer der beiden Pools war uns eindeutig zu grün, der andere aber immerhin nutzbar, was man von den Sanitäreinrichtungen nicht unbedingt behaupten konnte… Das Essen im Restaurant schmeckte aber ganz gut, für uns war v.a. die Lage ausschlaggebend, der Weg zu den Pyramiden am Montag Morgen war kurz.

Montag, 08.04.2024

Um kurz vor Acht erreichten wir mit einem Colectivo die Ticketschalter und waren tatsächlich die ersten. In unseren Augen etwas umständlich mussten wir nacheinander zwei unterschiedliche Eintrittskarten kaufen, der Einlass für den Nationalpark, in dem die Ruinen liegen, hat ein separates Kassenhäuschen. Na gut… Immerhin ging es schnell und das frühe Aufstehen hatte sich mal wieder gelohnt, ca. eine Stunde lang waren wir völlig alleine unterwegs, bevor die Reisebusse ihren Inhalt ablieferten.

Palenque, das seit 1987 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, hatte es etwas schwer mit uns, die Bilder von dem sehr eindrucksvollen Yaxchilan waren noch zu frisch. Insgesamt war uns die Stätte ein bisschen zu aufgeräumt, zu touristisch organisiert und mit eindeutig zu vielen Souvenirverkäufern im Inneren der Anlage. Trotzdem war es ein faszinierender Besuch, v.a. wenn man bedenkt, dass bisher nur 5% der Stadt ausgegraben wurden und dass alles, was man sieht, ohne Metallwerkzeuge und Lasttiere sowie ohne Nutzung des Rads entstand. Die Maya kannten das Rad, setzten es aber wegen der fehlenden Tiere und des unwegsamen Geländes nicht zum Bau ein.

Die Stadt war erstmals um 100 v.Chr. besiedelt, erlebte ihre Blütezeit zwischen 630 und 740 n.Chr. und war ca. 900 n.Chr. komplett verlassen. Zum Vergleich: Um 700 n.Chr. begann die Hochzeit der Wikinger, die in Langhäusern aus Holz und Flechtwerk lebten.

Dienstag, 09.04.2024

Die Wettervorhersage für die Küste am Golf von México versprach etwas kühlere Temperaturen und Wind, dann mal nichts wie los ! Auf halbwegs guten Straßen passierten wir ein paar nette Affenbrücken, bevor wir auf die 186 abbogen und der nervige Teil der Fahrt begann.

Mittlerweile hatten wir Chiapas verlassen und erreichten mit Campeche den nächsten Bundesstaat, wo in Bezug auf schlechte Straße alles bisher dagewesene in den Schatten gestellt wurde. Riesige Schlaglöcher, teilweise mit Schotter gefüllt, meistens aber einfach nur tief. Spurrillen, Asphaltaufwerfungen, sehr grober Kies auf der gesamten Fahrbahn, Feuer etc. Wir hängten uns an einen ortskundigen LKW Fahrer und folgten seinem Slalom-meistens auf der Gegenfahrbahn. Die Fotos geben das Ganze nicht annähernd wieder.

Bei 40°C erreichten wir irgendwann beim „Los Tucanes“ unseren Zwischenstopp auf dem Weg ans Meer. Das Restaurant mit Pools, Cabañas, einer Bar und ein paar Tieren liegt auf einem riesigen und extrem gepflegten Grundstück, leider allerdings direkt an der Straße. Wir parkten Ingo weit ab vom Geschehen unter Palmen, kühlten uns zunächst in einem der Becken ab, bevor wir den Generator für die Klimaanlage anwarfen und ins Restaurant gingen, selbst kochen war bei der Hitze undenkbar.

Mittwoch, 10.04.2024

Der Tag begann mit einem Müsli mit frischer Mango und einem kühlen Bad im Pool. Es kann einen schlechter treffen…

An unserem Ziel am Meer angekommen, mussten wir leider feststellen, dass die Wettervorhersage ein bisschen falsch gelegen hatte, schwüle 37°C empfingen uns.

Aber wir hatten den „Freedom Shores RV Park“ in Isla Aguada ja u.a. wegen dem „guten Strom“ ausgesucht, damit wir klimatisieren konnten. Leider spielte unsere „weltreisetaugliche“ Klimaanlage (trotz Spannungswandler) nicht mit und dachte gar nicht daran, Ingo und uns abzukühlen…

Trotzdem werden wir ein paar Tage bleiben, das Meer zur Abkühlung ist direkt vor der Tür, die warmen Duschen sind noch dichter, die Betreiber nett und der Platz hübsch. Das tierisch laute Dröhnen der nicht schallgedämpften LKWs auf der Schnellstraße in der Nahe überhören wir vielleicht in Kürze, genauso wie die obligatorischen Hunde und Hähne…Vielleicht finden wir ja auch noch eine Baumlücke für unser starlink…

Wir haben noch etwas mehr als vier Wochen Zeit, bevor wir von Cancún im Bundesstaat Yucatán aus unseren Heimaturlaub antreten werden. Mal sehen, was die Touristenhochburg Méxicos zu bieten hat… Noch sind wir eher skeptisch.

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Peter
Peter
17 Tage zuvor

Hallo ihr beiden, wieder einmal schön von euch zu lesen und zu „hören“. Bleibt gesund und genießt eure Abenteuer.

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