In Hierve el Aqua liegt der angeblich schönste natürliche Infinity Pool Méxicos, bei dem das Wasser vor der tollen Bergkulisse Oaxacas im endlosen Nichts verschwindet.
Unsere Route:
Dienstag, 05.03.2024
Nur knapp 70 Km von unserem letzten Stellplatz entfernt lag Hierve el Aqua = kochendes Wasser. Bei diesem staatlichen Park handelt es sich um Mineralwasserbecken über weißen Sinterterrassen neben versteinerten Wasserfällen vor einer phantastischen Aussicht über die Berge Oaxacas. Eine paradiesische Szenerie – leider passte das teilweise grünliche trübe Wasser nicht so ganz zu dem ansonsten perfekten Bild.
Die Bezeichnung „kochendes Wasser“ ist irreführend, es ist gerade mal ca. 24°C warm. Die Blasen entstehen durch aufsteigendes Kohlendioxid, die versteinerten Wasserfälle bildeten sich vor Tausenden von Jahren durch den Abfluss von kohlensäurehaltigem Wasser. Wir parkten Ingo oberhalb der Becken, warteten die größte Mittagshitze ab und erkundeten am Nachmittag Teile des wirklich schönen Areals, das natürlich auch touristisch gut erschlossen ist.
Mittwoch, 06.03.2024
Der Tag begann früh für uns, wir wollten noch einmal zu den Pools und zum Fuß des großen „Wasserfalls“ und das noch bei erträglichen Temperaturen und v.a. vor den ersten Besuchern. Der Plan ging auf, nach einem hübschen Sonnenaufgang hatten wir das gesamte Areal für uns alleine.
Unzählige Treppenstufen später standen wir zu Füßen des wunderschönen ca. 30 m hohen weißen Wasserfalls. Nach einer insgesamt zweistündigen Rundwanderung kamen wir zurück zu Ingo, das Frühstück hatten wir uns verdient 🙂.
Wir verabschiedeten uns von Salome, Michel und ihren beiden Kindern, der „nomadfamily“ aus der Schweiz, die wir das erste Mal in Teotihuacan getroffen hatten, das zweite Mal auf dem El Rancho in El Tule und nun zum dritten Mal in Hierve el Aqua. Bis zum nächsten Treffen wird es wohl etwas dauern, wir haben unterschiedliche Routen.
Für uns ging es weiter Richtung Küste. Mal wieder so eine mit Topes übersäte Strecke, die zwar durch eine landschaftlich schöne Gegend mit viel Agavenanbau führte, aber leider unseren Küchenwasserhahn kostete.
Einer unserer verriegelten (!) Küchenoberschränke war einem besonders fiesen Exemplar der Geschwindigkeits-Reduktoren nicht gewachsen, öffnete sich, die in dem Schrank verstaute Kaffeemaschine hüpfte über ihren Rausfallschutz, fiel auf den Wasserhahn, die Brause des Hahns verlor das Duell und damit war unser Nachmittagsprogramm gesichert…
Den passenden Platz dafür fanden wir, mit etwas Glück, an einem kleinen See bei San Martin de los Cansecos. Die beiden einzigen eigentlich möglichen Stellplätze waren schon belegt, wir quetschten Ingo in eine kleine Senke und Uwe machte sich ans Werk… Ansonsten herrschte den gesamten Nachmittag reger Viehverkehr immer in Begleitung super freundlicher Hirten.
Donnerstag, 07.03.2024
Manchmal muss man Glück haben. Erst vor ca. vier Wochen war die Autopista Oaxaca- Puerto Escondido feierlich eröffnet worden-nach mehr als 15 Jahren. Die ca. 105 Km lange und top ausgebaute Straße führt durch wunderschöne dicht bewaldete Berge direkt an die Pazifikküste. Uns sparte das ca. 2 Stunden Fahrtzeit, ungefähr 500 Topes und ein bisschen Geld-die Mautstationen sind noch nicht fertig 😉. Was bei der Streckenplanung leider komplett vergessen wurde, sind Aussichtspunkte…
Völlig entspannt und etwas entschädigt für den Tag davor erreichten wir den Pazifik, bei sehr windigen und schwül heißen 30°C. Ingo stand seit langer Zeit mal wieder am Strand und im Salznebel und wir mussten uns erstmal wieder auf Sand im Auto, klebrige Luft und den Lärm (=Brandung) gewöhnen. Aber wir wollten es ja nicht anders 🤷🏻♀️.
Freitag, 08.03.2024
Etwa 50 Km weiter westlich lag die Laguna Ventinilla, eine sehr artenreiche Lagune, die durch ein Eco-Tourismus betreut, geschützt und natürlich in Form von Touren vermarktet wird. Wir hatten das Glück, dass ein paar Minuten nach unserer Ankunft eine Bootstour startete, bei der noch zwei Plätze frei waren. Unser Guide ruderte uns zunächst ca. 1 Stunde lang durch die schöne und wirklich sehr tierreiche Lagune, anschließend besuchten wir die Aufzuchtstation für u.a. Krokodile und leider auch so etwas ähnliches wie einen Streichelzoo für Rehe. Angeblich sollen die Tiere ausgewildert werden, dafür ist es bestimmt nicht hilfreich, wenn sie so an Menschen gewöhnt werden, dass sie aus der Hand fressen und sich streicheln lassen… Auch der kleine Affe, der alleine in einem Gehege lebt (und auch aus der Hand frisst) trübte den ansonsten wirklich guten Eindruck des Projekts. Schade ! Wir teilten uns zum Anschluss noch eine Kokosnuss zur Erfrischung und kamen schweißgebadet wieder bei Ingo an, über 30°C im kaum vorhandenen Schatten sind eigentlich zu viel für so einen Trip… Gelohnt hat es sich aber auf jeden Fall !
Es folgte mal wieder so eine Strecke, die man eigentlich nicht braucht. Für die ca. 12 Km zu unserem Übernachtungsplatz benötigten wir ungefähr eine Stunde. Winzige Ortschaften mit engen, einseitig zugeparkten Straßen, reichlich Verkehr, niedrige Kabel und noch niedrigere Äste. Gut, dass die Méxicaner so entspannt sind und in aller Regel mitdenken ! Wäre es mittlerweile nicht schon Nachmittags gewesen, als wir beim Rancho Los Mangos RV Park ankamen, hätten wir auf der Hacke wieder umgedreht. In der ganzen Zeit in México hatten wir noch nie einen so verwahrlosten und heruntergekommenen „Campingplatz“ gesehen. Bewohnt wurde das Ganze in erster Linie von einer Kommune aus den USA bzw. Kanada in mehr oder weniger fahrbereiten Campingbehausungen, Zelten und PKWs. Die zahlreichen lauten Nutztiere machten es auch nicht besser.
Samstag, 09.03.2024 bis Mittwoch, 13.03.2024
Wahnsinnig weit waren wir nicht gekommen. Nach einer relativ harmlosen Ortsdurchfahrt ging es eine kleine Bergstraße nach Norden bis zur Hauptstraße, ca. 20 Km nach Osten und eine andere kleine Straße (in großen Teilen holprige Sandpiste mit Topes) wieder zurück nach Süden ans Meer. Für die nächsten Tage quartierten wir uns in dem winzigen Ort San Augustin auf dem Chuparosa Gardens RV Park ein. Der kleine, sympathische, fast ausgebuchte und sehr gepflegte Platz wurde von einem kanadischen Paar betrieben und verfügte u.a. über einen sehr vogelreichen Garten. Am zweiten Tag konnten wir auf den einzigen Platz mit Naturschatten umziehen-nachdem er Ingo-tauglich hergerichtet worden war. Der Baum musste ein paar Federn lassen…
Der Ort selbst ist nicht besonders hübsch und besteht eigentlich nur aus einer endlosen Restaurant-Kette am Strand. Am Wochenende wurden die Menschen mit Reisebussen angekarrt, füllten tagsüber die kleine Bucht Bahia de San Augustin und waren mit Sonnenuntergang alle wieder verschwunden. Wir verschoben unser Bad im Pazifik auf Montag…
Der direkt angrenzende Coyote Beach war auch am Wochenende menschenleer, dort darf man allerdings wegen der Strömung auch nicht baden und es gibt kein einziges Restaurant.
Nach ein paar Tagen hatten wir die Nase voll vom Strand- und Poolleben. Für irgendwelche Unternehmungen war es viel zu heiß, eigentlich vegetierten wir nur im Schatten vor uns hin, was auf Dauer einfach extrem langweilig ist…
Mittwoch, 13.03.2024
Und wieder war die Etappe kurz. Ca. 30 Km weiter Richtung Osten lag der Retorten-Urlaubsort La Crucecita, offensichtlich fest in US- bzw. kanadischer Hand. Ein Hotel, Resort und Wohnblock am anderen, aber auch sehr untypisch breite und gut zu fahrende Straßen (ohne Topes !!!) und der wahrscheinlich am besten sortierte „Chedraui“ Supermarkt Méxicos. Wir parkten malerisch auf einem etwas abgelegeneren Parkplatz in Strandnähe unter Kokospalmen, schlugen uns über einen moskitoverseuchten Dschungelpfad zu einer hübschen Bucht durch, die leider zu beiden Seiten durch Hotelburgen flankiert wurde und verbrachten den restlichen Nachmittag regungslos im Schatten.
Donnerstag, 14.03.2024
Wir hatten genug von Meer, schwül-heißen, windstillen und lähmenden 34°C und verhältnismäßig vielen Touristen, ergriffen die Flucht und erreichten nach 350 Km den Lago Presa Stausee im Bundesstaat Chiapas auf knapp 700 m Höhe. Eine Wohltat ! Erstens war die Landschaft toll und zweitens das Klima mit windigen 28° sehr viel erträglicher. Unterwegs passierten wir einen ca. 20 Km langen Windkraftpark, der sich in die Breite Richtung Küste bis zum Horizont ausdehnte. Für México sehr ungewöhnlich, auch nicht hübsch, aber sinnvoll…
Bis auf Weiteres hatten wir die Küste damit wieder verlassen, eigentlich eine schöne Landschaft mit netten Buchten und ellenlangen Stränden, aber eben viel zu heiß und meistens im méxicotypischen Dunst verschwunden.
Wir stellten Ingo an das Ufer des Stausees, aßen im nebenan liegenden Restaurant fangfrischen Mojarra (eine Barsch-Art) und freuten uns über die frische Luft.
Zum wiederholten Male waren uns unterwegs Flüchtlingsgruppen auf dem Weg in die USA begegnet, die z.B. aus Venezuela kommen und weite Strecken ihrer Flucht zu Fuß und unter unglaublichen Bedingungen zurückgelegt haben. Hauptsächlich junge Männer, aber auch ganze Familien mit kleinen Kindern, nie mit mehr als einem Rucksack o.ä. als Gepäck. Ein bedrückender Anblick.
Freitag, 15.03.2024
Nur knapp 40 Km weiter war das Klima leider wieder ein völlig anderes. Bei 35°C erreichten wir die Cascada El Aguacero, waren sehr froh, dass uns auf der sehr engen und sehr steilen Zufahrt niemand entgegengekommen war und stellten Ingo unter einen der wenigen Bäume auf dem Parkplatz in den Schatten.
Die Attraktion des Ortes, ein malerischer Canyon mit sehr schönen Wasserfällen liegt 700 (!!!) Treppenstufen tiefer. Hat man das geschafft, ist man aber noch nicht am Ziel… Wir entschieden uns für den annähernd markierten Weg durch den Dschungel, was sich als keine gute Wahl herausstellte… Mit den völlig falschen Schuhen (selbst schuld…) kämpften wir uns 30 Minuten über unwegsame Felsen und durch Schilf, bis wir zu Füßen der Wasserfälle angekommen waren.
Belohnt wurden wir mit einen wirklich tollen Anblick, erfrischendem Flußwasser und etwas kühleren Temperaturen.
Zurück waren wir schlauer, wählten den Weg durch den Fluß und arbeiteten uns die 700 Stufen wieder nach oben.
Unsere eigentlich geplante weitere Reiseroute werden wir nach heutigem Kenntnisstand wohl ändern müssen. Eigentlich wollten wir über die landschaftlich tolle „307“ an der Grenze zu Guatemala entlang Richtung Norden fahren. Der Süden von Chiapas und Teile des Grenzgebietes ähneln momentan aber Bürgerkriegsgebieten. Zwei rivalisierende Kartelle streiten um Territorien für Drogen- und Menschenhandelsrouten, Bewohner ganzer Dörfer in der Region sind mittlerweile auf der Flucht, es gab schon über 20 Tote. Wir hoffen, dass sich die Lage in Kürze beruhigt, ansonsten werden wir diesen Landstrich gar nicht oder in ein paar Monaten besuchen.
Und noch eine Anmerkung: der vor einiger Zeit angekündigte Sonder-Beitrag zum Thema Topes entfällt. Die Dinger nerven einfach ungemein und sind den Aufwand nicht wert…
Moin, wir fühlen mit Euch. Diese Wärme macht einen fertig. Danke für den lebendigen Bericht. Herzliche Grüsse