Nach drei Tagen der absoluten Ruhe im Gran Cañon waren wir wieder gerüstet für eine Stadtübernachtung, unser Ziel war die Ausgrabungsstätte in Tula.
Unsere Route:
Montag, 12.02.2024
Auch kurze Etappen können kolossal nerven ! Die ca. 60 Km bis Tula waren extrem dicht besiedelt, damit einher ging dichter Verkehr, schlechte Straßen, viele Ampeln und natürlich zahllose Topes. Irgendwann hatten wir es aber geschafft und hatten die Ausgrabungsstätte am Stadtrand erreicht.
Tula war eine der bedeutendsten Städte des antiken México, sie bestand über 4 Jhd. und hatte in ihrer Hochzeit um 1.000 v.Chr. mehrere Zehntausend Einwohner verteilt auf über 16 Km2. Der Besuch der Ruinen ist u.a. wegen der sog. Schlangenwand mit ihren Reliefs und den unzähligen erhaltenen Säulen beeindruckend, hauptsächlich aber wegen den 4,50 m hohen Kriegerstatuen auf der Hauptpyramide.
Umgeben sind die Stätten von einem riesigen parkähnlichen Areal, das hauptsächlich aus Kakteenwäldern besteht und für einen ca. 1,5 Km langen Spaziergang sorgt, bevor man einen einzigen Stein gesehen hat.
Übernachten durften wir unmittelbar außerhalb des Eingangstores, leider nicht auf dem Parkplatz direkt vor der Kasse-der wäre um einiges ruhiger gewesen… Wir versüssten uns den Straßenlärm mit extrem niedlichem Kuchen und hofften auf eine halbwegs ruhige Nacht.
Dienstag, 13.02.2024
Und schon wieder eine nervige Strecke, dieses Mal nur noch schlimmer. Für 170 Km haben wir 5 Std. gebraucht, ein wahrlich miserabler Schnitt, v.a. wenn man bedenkt, dass ungefähr die erste Hälfte aus Mautstraßen bestand. Dermaßen mit Schlaglöchern und Topes übersäte Straßen auf so eine Distanz hatten wir noch nie, dazu kamen teilweise chaotische Ortsdurchfahrten. Zwischendurch war eine unserer verriegelten Küchenschubladen dem Geschaukel und Gehopse nicht mehr gewachsen und zerstörte beim Aufgehen den gegenüberliegenden Gaswarnmelder. Die einzig positiven Aspekte waren sehr hilfsbereite und nette Polizisten unterwegs und die Tatsache, dass Ingo uns nun seit 100.000 Km ohne große Ausfälle sicher durch die Welt trägt 👍.
Irgendwann waren wir erlöst und kamen am Santuario de la Mariposa Monarca Chincua an. Das Schutzgebiet liegt auf 3.200 m Höhe und ist zeitweise Heimat für Millionen von Monarchfaltern, die hier den Winter verbringen, bevor sie wieder zurück bis nach Kanada fliegen. Wir parkten Ingo ca. 1 Km vor dem Eingang am Rand einer großen Wiese und stellten uns auf eine kalte Nacht ein.
Mittwoch, 14.02.2024
Morgens hatten wir tatsächlich Minustemperaturen und blickten auf mit Raureif überzogene Wiesen – das hatten wir schon lange nicht mehr. Da die Schmetterlinge Kälte auch nicht besonders mögen, starteten wir erst gegen 10.00 unsere Wanderung zu den Monarchfaltern. Das Schutzgebiet darf man nur in Begleitung eines Guides betreten, dessen einzige Funktionen eigentlich darin bestehen, darauf aufzupassen, dass man keinen Blödsinn macht und bei den Schmetterlingen leise ist. 3 Km und 180 Hm später standen wir etwas atemlos vor den Faltern, die Höhe machte sich bemerkbar…
Die Handteller-großen Schmetterlinge haben bis zu ihrem Winterquartier eine Entfernung von bis zu 4.000 Km hinter sich, sie stammen aus dem Norden der USA, z.T. sogar aus Kanada. Jedes Jahr kommen im Oktober die Urenkel der Falter an, die im vorigen Jahr aus México wieder aufgebrochen waren, d.h. die Route muss in ihren Erbgut verankert sein. Wie sie sich auf ihrer langen Reise orientieren, ist bis heute ein Rätsel. Monarchfalter siedelten sich im Laufe der Jahrtausende auf fast allen Kontinenten an, aber nur die nordamerikanischen sind so reiselustig, alle anderen leben seßhaft. Auch in punkto Langlebigkeit sind die Reisefalter ganz weit vorne, sie werden um ein vielfaches älter als ihre Artgenossen.
Auf einem relativ überschaubaren Areal hängen Millionen von ihnen in Trauben in den Bäumen und wärmen sich gegenseitig. Mit zunehmender Sonneneinstrahlung kommt Leben in die Kolonie, die Falter breiten ihre orangefarbenen Flügel aus und beginnen zu fliegen. Ein faszinierendes Erlebnis und ein wirkliches Naturwunder, auch wenn die Flugfreude an diesem Tag etwas zu wünschen übrig ließ, das Wetter war nicht optimal. Nicht nur die Schmetterlinge froren, wir auch… Bei kalten und bewölkten 12°C traten wir nach 2 Stunden den Rückweg an und hofften auf besseres Wetter am folgenden Tag.
Donnerstag, 15.02.2024
Noch einmal machten wir uns auf den Weg zu den Schmetterlingen, diesmal in netter Begleitung von Brigitte und Günter, die am Vortag mit ihrem Simba angekommen waren. Nachdem wir uns gegenseitig schon eine ganze Weile online auf den Fersen sind, klappte es jetzt mit einem Treffen 👍. Die beiden legten eine Gewalttour von über 500 Km zurück, um das möglich zu machen – vielen Dank dafür !
Wir beschlossen, es uns etwas einfacher zu machen und ließen uns den Großteil des Weges von mehr oder weniger motivierten Pferden den Berg hinauf tragen.
Wieder standen wir fasziniert vor diesem Naturschauspiel, auch wenn die Sonne sich leider erneut nicht zeigte und die meisten Tiere sich nicht zum Fliegen aufraffen konnten.
Nebenbei lernten wir noch, dass die rote Kratzdistel extrem gesund ist. Alleine das Berühren der Pflanze soll schon für alles mögliche gut sein, u.a. für die Leber. Um den Wahrheitsgehalt dieser Aussage zu testen, probierten Günter und Uwe im Anschluß an unsere Wanderung gleich mal eine Michelada. Das typisch méxicanische Biermixgetränk besteht zu 50 % aus Bier, die andere Hälfte setzt sich aus Salz, Limettensaft, Chilisauce und Tomatensaft mit Venusmuschelsaft zusammen. In diesem Fall hatte die Distel ordentlich zu tun, das Bier kam in 1,2 l Flaschen. Insgesamt sah das Gebräu irgendwie giftig aus, schmeckte den Herren aber angeblich ganz gut. Brigitte und ich beließen es bei einem kleinen Probeschluck… Ich musste spontan an das Dschungelcamp denken…😳
Freitag, 16.02.2024
Nach zwei tollen Tagen bei den Schmetterlingen verabschiedeten wir uns von Brigitte und Günter, wir haben unterschiedliche Routen und werden uns wohl vorerst nicht mehr treffen. Schön war es mit euch !
Für den Rückweg hatten wir sehr viel mehr Glück bei der Routenauswahl, keine Schlaglöcher und verhältnismäßig wenig und relativ harmlose Topes. Nach einer entspannten Fahrt erreichten wir Teotihuacán, etwa 50 Km nord-östlich von México City. Wir quartierten uns für die nächsten Tage auf dem Parkplatz des Restaurants Mi México Lindo ein, genau gegenüber der einst größten Stadt Mesoamerikas mit u.a. der dritthöchsten Pyramide der Welt.
Die Hauptattraktion war aber nicht die Ausgrabung, sondern das Wiedersehen mit Regine und Marc (adventuresofrema), unseren Nachbarn aus Heidenheim. Schon zum vierten Mal kreuzten sich unsere Wege in den USA und México und auch die beiden hatten einen sehr langen Fahrtag eingelegt, um unser Treffen zu ermöglichen 👍.
Samstag, 17.02.2024
Einer verregneten Nacht folgte ein ebenso verregneter Vormittag und ein wolkenverhangener und kühler Nachmittag, solche Wetterlagen sind wir nicht mehr gewöhnt… Kein Wetter um die Ausgrabung zu besuchen, wir bummelten statt dessen durch das in Teilen wirklich hübsche Teotihuacán und wärmten uns in einer Chocolateria mit méxicanischen Kakaogetränken aus unterschiedlichen Bohnen und Gewürzen.
Sonntag, 18.02.2024
Auch an diesem Tag wurde es nichts mit den Pyramiden. Früh aufstehen konnte/wollte keiner von uns, was natürlich nur an der lauten Musik lag, die bis 3.00 morgens die ganze Gegend beschallte, mit dem schönen gemeinsamen Abend am Samstag konnte das nichts zu tun haben 😉. Gegen Mittag erkundeten wir den Eingangsbereich der Ausgrabung und drehten auf der Hacke wieder um – viel zu voll ! Uwe und ich verschoben den Besuch auf nächstes Wochenende, wenn wir aus México City wieder zurück sind und begnügten uns vorerst mit einem Blick von außen.
Bis einschließlich Freitag werden wir in México City sein, wir sind sehr gespannt was die Stadt mit immerhin 22 Mio. Einwohnern zu bieten hat.
Für uns waren es auch super schöne Tage mit euch. Da waren die Ruinen nicht mehr ganz so wichtig. Freuen uns schon auf das nächste Treffen. Wo immer das auch sein wird. Bis dahin eine schöne Reise wir sind gespannt was ihr alles erlebt.
Der Kuchen bei Tula ist ja wirklich zauberhaft, macht automatisch gute Laune.
Wieder so tolle Bilder und kurzweilig beschrieben. Sagenhafte Erlebnisse. Wir reisen gerne mit. Danke.