Teotihuacán war einst die bedeutendste Stadt Mesoamerikas und Hauptstadt des größten präkolumbischen Imperiums des Landes.

Unsere Route:

Samstag, 24.02.2024

Günstiger für die Besichtigung konnte unser Stellplatz am Mi México Lindo nicht liegen. Pünktlich zur Öffnung der Anlage um 8.00 standen wir vor dem südlichen Eingangstor – nach ca. 10 Minuten Fußweg. Auf der ca. 2 Km langen Calzada de los Muertos (Straße der Toten), der Hauptstraße der ehemaligen Stadt, durchquert man das gesamte Gelände und passiert dabei eigentlich alle wesentlichen Sehenswürdigkeiten.

Die Stadt war ab dem 6. Jhd. n.Chr. permanent bewohnt, zu ihren Hochzeiten hatte sie bis zu 200.000 Einwohner auf insgesamt 20 km2. Das erste Bauwerk war die Pirámide de Sol (Sonnenpyramide), die um 150 n.Chr. fertiggestellt wurde und heute die drittgrößte Pyramide der Welt ist. Sie hat eine beeindruckende Grundfläche von 225×225 Metern und eine Höhe von 63 Metern. Die Pirámide de la Luna (Mondpyramide) entstand 200 Jahre später und bildet das nördliche Ende der Hauptstraße. Der Zusammenbruch der Stadt erfolgte im 8. Jhd. n.Chr. u.a. durch Spannungen zwischen den dort lebenden unterschiedlichen Kulturen und Klassen.

Das gesamte Areal lag leider in einer Kombination aus den Smogausläufern von México-City und der Vulkanasche des nahe gelegenen und momentan aktiven Popocatépetl. Und als ob das nicht schon reichen würde, in großen Teilen auch noch im Gegenlicht. Schade auch für die vielen Ballonfahrer, die sich bestimmt eine bessere Aussicht versprochen hatten.

Sonntag, 25.02.2024

Eine Ausgrabung jagte die nächste. Über Mautstraßen erreichten wir den Bundesstaat Tlaxcala, verloren an einer der Bezahlstationen einmal im „Auto oder LKW-Spiel“ (was einen Preisunterschied von ca. 15 € ausmachte…) und ungefähr 50 Topes auf 15 Km später waren wir in Cacaxtla. Die Pyramide zeichnet sich durch unglaublich gut erhaltene Wandmalereien aus, die zur Abwechslung einmal nicht in irgendein Museum verfrachtet worden waren, sondern an Ort und Stelle zu bewundern sind.

Die gesamte Anlage ist durch ein riesiges Stahlach geschützt und man kann sich auf Treppen und Stegen über das gesamte Bauwerk bewegen. Die Stadt hatte ihre Blütezeit zwischen 600 und 950 n.Chr., um 1.000 n.Chr. ging sie unter. Bis heute sind nur die Hauptpyramide und drei kleinere Pyramiden freigelegt.

Von der Anlage hatte man eine schöne Aussicht über das Tal auf u.a. den momentan sehr aktiven Vulkan Popocatépetl.

Nach diesem lohnenden Zwischenstopp fuhren wir zu unserem Ziel für die nächsten beiden Tage, dem Las Américas Trailer Park in Cholula. Eigentlich ging es uns um die in der Nähe liegende Stadt Puebla, in der 1,5 Mio. Metropole lässt es sich allerdings schlecht übernachten.

Mal wieder waren wir gut bewacht, dieses Mal u.a. von einem ca. 70 Kg schweren Husky und einem Weimaraner. Ansonsten lauschten wir einem nicht enden wollenden Feuerwerk. Die Gottesdienstbesucher der ca. 100 (!) umliegenden Kirchen ließen es ordentlich krachen. Wir waren ja schon einiges gewohnt, aber dieses Geballer war selbst für México ungewöhnlich stark.

Montag, 26.02.2024

Wir starteten den Tag mit einem Bummel durch das hübsche Cholula und dem Besteigen der größten Pyramide der Welt. Der Ort ist (wie meistens) bunt und hübsch, von der Pyramide ist nicht mehr viel zu sehen. Das Bauwerk ist eigentlich nur noch ein bewachsener Hügel mit einer Kirche auf der Spitze und einem schönen Panoramablick bis Puebla, leider getrübt durch Vulkanasche-Nebel. Die Ausgrabung war geschlossen (auch in México haben viele Museen Montags zu), ein Blick durch das Gitter reichte uns aber auch. Die vielen Tunnel, die sich durch das Bauwerk ziehen, sind sowieso mittlerweile geschlossen und der Rest ist nicht besonders spektakulär.

Im Anschluß nutzten wir mal wieder Uber und ließen uns nach Puebla fahren. Im historischen Zentrum finden sich über 70 Kirchen und mehr als 1.000 Gebäude, deren Fassaden aus bemalten Fliesen (Talavera Kacheln) bestehen oder die damit verziert sind. Die Catedral de Puebla hat mit 69 m die höchsten Kirchtürme Méxicos.

Uns hat die Stadt sehr gut gefallen, die Atmosphäre war extrem sympathisch und die Gebäude sind einfach toll. Teilweise wirkten die Häuser wie mit Zuckerdeko verziert, nur ein Haus weiter gammelte die Fassade vor sich hin und überall gab es nette Geschäfte. Eine spannende Mischung !

Dienstag, 27.02.2024

Kurz nachdem wir Puebla verlassen hatten, standen wir im Stau und konnten wieder das Phänomen dieser wie aus dem Nichts auftauchenden Verkäufer beobachten. Kaum stockt irgendwo der Verkehr, sind sie da und verkaufen aus Kühlboxen, aus der Hand und von Tabletts Brote, Chips, Obst, Getränke und irgendwelche Sachen, von denen wir nicht die leiseste Ahnung haben, was es ist. Faszinierend…

Die Landschaft auf unserem Weg nach Süden wurde immer hügeliger, wir konnten einen kurzen Blick auf den 5.636 m hohen Vulkan Citlaltépetl erhaschen (der höchste Vulkan Nordamerikas und der höchste Berg Méxicos), bogen kurz darauf von der Mautstraße auf eine kleine und kurvige Nebenstraße ab und waren begeistert von den Ausblicken, die sich uns boten. Ganze Kakteenwälder zogen sich über die Berghänge, die Dörfer wurden seltener und kleiner.

Nach knapp 20 Km hatten wir unser Ziel erreicht, den Jardin Botánico de Zapotitlán Salinas. Wir parkten Ingo mitten zwischen unzähligen Kakteen und versuchten den restlichen Nachmittag die 35°C zu verkraften, mit denen wir es hier zu tun hatten. 700 Hm weniger als bisher machten sich bemerkbar, plötzlich waren wir im Hochsommer.

Mittwoch, 28.02.2024

Die Nacht war himmlisch ruhig und mit 11°C v.a. angenehm kühl. Unsere Erkundungsrunde des Parks starteten wir relativ früh, um 11.00 waren es schon wieder über 30°C… Am Eingangshäuschen holten wir uns das OK für die Benutzung der Drohne und hatten eine nette und lehrreiche Unterhaltung mit einem Ranger über die spezielle geographische Lage dieser Gegend im Zentrum Méxicos. Es handelt sich um den Schnittpunkt der beiden Sierra Madre Bergketten (Oriental im Osten und Occidental im Westen) und im Norden befinden sich fünf Vulkane. Die Folge ist ein wüstenähnliches Klima mit sehr fruchtbarem Boden – wenn man ihn genügend bewässert. Das Wasser des Flusses Zapotitlán hat einen hohen Salzgehalt, was zur Errichtung diverser Salinen führte.

Donnerstag, 29.02.2024

Nach zwei erholsamen Tagen in der Natur stand wieder „Stadt“ auf dem Programm. Auf dem Rückweg in die Zivilisation passierten wir zunächst eine der Salinen, bevor in in Tehuacán einen Supermarkt- und Baumarktstopp einlegten.

Die 250 Km lange Fahrt Richtung Süden nach Oaxaca war dann landschaftlich mit das Schönste, was wir in México bisher gesehen hatten. In weiten Teilen sehr bergig, tolle Aussichten über mit Kakteen bewachsene Hügel und theoretisch eine phantastische Fernsicht – wäre nicht alles im Dunst verschwunden. Ob das immer noch die Asche des Popcatépetl war oder einfach nur Smog der umliegenden Städte erschloss sich uns leider nicht.

Die Mautstraße war fast durchgängig in gutem Zustand und dass eine zweispurige Straße bedarfsweise dreispurig wird, war nichts Neues für uns. Das System kennen wir seit unserer Einreise nach México. Alle fahren extrem weit rechts und die Mitte gehört demjenigen der Überholen will und sich dazu schneller entschließt als jemand im Gegenverkehr. Funktioniert prinzipiell super, manchmal muss man ein bisschen Mut zur Lücke haben und an unübersichtlichen Stellen das Beste hoffen 😳.

Pünktlich zum Berufsverkehr hatten wir Oaxaca erreicht und quälten uns durch Staus und das übliche Chaos. Auch in Städten werden aus zwei Spuren gerne mindestens drei bis vier, wobei das Ganze erstaunlich flüssig läuft. Niemand hupt, keiner regt sich auf, alles fein – außer man ist ortsfremd und mit einer miesen KFZ Versicherung unterwegs, dann stresst das Ganze etwas… Erschwerend kam dazu, dass wir ein fast endloses Marktgelände passieren mussten, das gerade abgebaut wurde und dadurch das Chaos noch etwas größer wurde. Der dazugehörige Müllberg mitten in der Stadt fiel da schon gar nicht mehr ins Gewicht…

Etwas geschlaucht erreichten wir unser Quartier für die nächsten Tage, den El Rancho RV Park in Santa Maria del Tule (El Tule) östlich der Stadt und Ingo verschwand hinter Festungsmauern.

Freitag, 01.03.2024

Die Nacht war laut, entsprechend unausgeschlafen wachten wir auf und änderten spontan unsere Pläne. Den Besuch von Oaxaca verschoben wir auf den folgenden Tag, heute reichte ein kleiner Spaziergang in das Dorf und zum größten bekannten Baum der Welt, gemessen am Durchmesser. Beim „Árbol del Tule“ (Baum von Tule) handelt es sich um eine méxicanische Sumpfzypresse, angeblich ist er ca. 2.000 Jahre alt und der Stammdurchmesser von 14 m ist wirklich beeindruckend! Die daneben liegende Kirche wirkt fast winzig dagegen.

Außer dem schön angelegten Platz drumherum und dem hübschen Rathaus bietet die kleine Stadt nicht viel. Bei inzwischen über 30°C nicht weiter schlimm, den Nachmittag verbrachten wir im Schatten von Ingo.

Samstag, 02.03.2024

Wie wahrscheinlich überall auf der Welt sind Samstags die Städte voll, so auch hier…Mit einem zum persönlichen Taxi umfunktionierten Taxi Collectivo fuhren wir bis mitten in das Zentrum von Oaxaca de Juárez. Eigentlich haben die Collectivos feste Routen, gegen einen „geringen“ Aufpreis fuhr unser Fahrer einen kleinen Umweg und setzte uns direkt am Hauptplatz ab😉. Die UNESCO Stadt mit ca. 750.000 Einwohnern ist unglaublich farbenfroh, hat einen hohen Anteil indigener Bevölkerung, unzählige Cafés, Galerien und kleine Kunsthandwerkgeschäfte, insgesamt wirkt sie extrem sympathisch und sehr authentisch.

An einer der Hauptkirchen hatten wir das Glück, dass gerade eine ausgesprochen pompöse Hochzeit stattfand. Von Tänzerinnen in Tracht über eine Liveband bis zu riesigen lebenden Puppen war alles vertreten. Eine beachtliche Show mit illustren Gästen und diversen Herren in dunklen und teilweise ausgebeulten Anzügen. Der anschließende Umzug durch die Stadt setzte dem Ganzen dann noch die Krone auf. Wer auch immer das Brautpaar war, für die zahlreichen Zuschauer war es toll !

Nach ein paar Stunden und diversen Kaffee-Pausen in dieser quirligen Stadt traten wir per Bus den Rückweg an. Der Busfahrer hatte sein Gefährt eindeutig mit einer fahrenden Disco in Kombination mit einem Rennwagen verwechselt, wir waren froh, nach einer halben Stunde unversehrt wieder aussteigen zu können. Auf dem Weg zum Campingplatz begegneten uns dann auf der Hauptstraße noch ein paar Esel 😃.

Zurück bei Ingo hatten wir die dankbare Aufgabe, die frisch gewaschenen Sofabezüge wieder über die Polster zu ziehen. Wir wussten nicht, wie klebrig Schaumstoff sein kann und dass eigentlich perfekt passende Bezüge beim Aufziehen mindestens 10 cm an jeder Seite kleiner sind…

Sonntag, 03.03.2024

Wirklich verkehrsgünstig lag unser Domizil nicht, v.a. nicht, wenn man Richtung Osten möchte. Um zu dem riesigen Sonntagsmarkt in Tlacolula zu kommen, mussten wir zunächst einen 3,5 Km langen Spaziergang durch „unser Dorf“ machen, bis wir an der richtigen Schnellstraße angekommen waren, an der die Busse und Collectivos zu unserem Ziel fuhren. Wir hatten Glück und mussten nicht lange warten, bis ein Bus vorbei kam, der uns auf offener Strecke einsammelte (eine Bushaltestelle war allerdings weit und breit auch nicht in Sicht). 25 Km später erreichten wir Tlacolula, wo jeden Sonntag einer der größten Märkte des Bundesstaates Oaxacas stattfindet.

Die gesamte Innenstadt besteht nur noch aus Marktständen, rundherum kreisen die Tuk Tuks und Menschenmassen schieben sich durch die engen Gassen zwischen den Ständen. Mobile Verkäufer und kleine Tische in der Mitte der sowieso schon schmalen Wege machen das Durchkommen nicht einfacher. Verkauft wird von Lebensmitteln über Haushaltswaren und Kleidung bis zu Spielzeug und Dekoartikeln alles, im Angebot sind angenehm wenig Souvenir-Kram und immer gleiches „Kunsthandwerk“. Insgesamt sahen wir kaum Touristen, dafür umso mehr indigene Frauen in Tracht und (wie immer 🙂) freundliche Einheimische.

An Tejate (letztes Foto) trauten wir uns, in Unkenntnis des Inhalts, nicht heran. Hätten wir die später recherchierten Erkenntnisse vorher gehabt, könnten wir jetzt aus Erfahrung berichten… Das Ganze ist eine präkolumbische Spezialität aus Oaxaca und besteht aus Wasser, rohen Kakaobohnen, Erdnüssen, getrockneten Kernen der Mameyfrucht sowie “Rosita de Cacao” Blüten. Vielleicht ergibt sich noch einmal die Gelegenheit…

Für den Rückweg nahmen wir ein Collectivo, mit umgerechnet 3,50 für uns beide (!) etwas teurer als der Bus, dafür schneller und mit 5 Fahrgästen in einem PKW ja auch kaum überbesetzt. 3 hinten, 2 auf dem Beifahrersitz, 34°C Außentemperatur, keine Klimaanlage, dafür stürmisch, weil alle Fenster offen sind – Abneigung gegen Körperkontakt mit fremden Menschen sollte man nicht haben 😉.

Montag, 04.03.2024

Vom komplizierten öffentlichen Nahverkehr in und um Oaxaca de Juárez hatten wir die Nase voll, für unseren Weg zu der archäologischen Stätte Monte Albán im Westen der Stadt wählten wir den bequemen Weg und ließen uns von einem Taxi abholen. 45 Minuten dauerte die Fahrt und das obwohl unsere Fahrerin in ihrer Freizeit offensichtlich aktive Rennfahrerin war und unbedingt im Training bleiben wollte…

Die Zapoteken-Stadt Monte Albán war zwischen 500 v.Chr. und 850 n.Chr. besiedelt und in ihrer 1.350 Jahre langen Geschichte die bedeutendste Stadt der Region. Zu ihrer Blütezeit zwischen 300 und 700 n.Chr. hatte sie ca. 25.000 Einwohner, bis etwa 200 v.Chr. wurden der Hügel planiert und die Pyramiden und Paläste errichtet.

Nicht besonders freundlich waren die alten Zapoteken zu den gefangen genommenen Anführen von besiegten Nachbarstädten. Die Herren wurden kastriert und ausgeweidet und das Ganze in Form von Wandreliefs festgehalten.

Uns hat die Anlage gut gefallen, obwohl wir uns natürlich in Begleitung von ein paar Reisebusladungen bewegten und die eigentlich tolle Rundumsicht durch den Smog von Oaxaca getrübt wurde. Unsere Ralley-Queen holte uns nach drei Stunden wieder ab und brachte uns tatsächlich unfallfrei zurück zu Ingo.

Damit beendeten wir die Woche wie wir sie begonnen hatten – mit Pyramiden. Morgen verlassen wir das Einzugsgebiet der Stadt, es zieht uns wieder in die Natur. Unser erstes Ziel sind „versteinerte“ Wasserfälle und Mineralquellen, bevor wir uns Richtung Küste auf den Weg machen.

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Thomas Burkhardt
Thomas Burkhardt
1 Monat zuvor

Wirklich herrlich, sowohl wie immer Eure lebendige Berichterstattung, als auch Eure Erlebnisse!!
Durch Eure Reise bekomme ich ein so positiven Eindruck von Mexico, wie ich es mir nie hätte vorstellen können, danke, herzlichst, Tom

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