México hat einen Hang zum Morbiden, Skelette und Totenschädel sind überall präsent, das Museo de las Momias (Mumienmuseum) überrascht also nicht wirklich.

Unsere Route:

Freitag, 26.01.2024

Mit eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Guanajuato ist das Museo de las Momias. 1865 wurden die ersten konservierten Leichname ausgegraben, als man auf dem Friedhof mehr Platz schaffen wollte. Da es in den Gräbern sehr trocken war, setzte eine natürliche Mumifizierung ein. Die Präsentation der Leichname empfanden wir als respektvoll und nicht reißerisch, schade war allerdings, dass es im gesamten Museum zu dunkel war, um die ausgestellten Fotos zu betrachten oder die teilweise vorhandenen Infotafeln zu lesen. Wir hatten eine Weile überlegt, ob wir uns das ansehen wollen, entscheiden muss das letztendlich jeder für sich. Auffällig ist auf jeden Fall der völlig entspannte Umgang der Mexikaner mit dem Thema, ganze Familien mit Kind und Kegel schlenderten durch die Ausstellung. Wir haben uns gegen die Veröffentlichung von Fotos entschieden. Wen es interessiert, kann sich auf der Website des Museums einen Eindruck verschaffen.

Direkt neben dem Museum liegt der riesige Friedhof der Stadt, der aus Platzmangel in die Höhe wächst. Beeindruckend war auch hier der farbenfrohe Umgang mit dem Tod.

An unserem zweiten Tag in Guanajuato war es deutlich voller, mehrere Reisebusladungen voller Touristen schoben sich neben den Einheimischen über die schmalen Fußwege. Die Tour-, Ticket- und sonstigen Verkäufer waren sehr viel aktiver und aufdringlicher als noch am Tag zuvor, wir flüchteten in ein weiteres Museum. Bei dem Museo y Casa de Diego Rivera handelt es sich um das Geburtshaus des berühmten Malers (1856-1957), der in die kommunistische Partei Méxicos eintrat und 1929 Frida Kahlo heiratete (alles Weitere möge bitte jeder selbst bei Wikipedia nachlesen). Das Museum beinhaltet eine Nachbildung des Heims der Familie, mehrere Wechselausstellungen und viele Skizzen und Gemälde von Rivera selbst. Im gesamten Museum war Fotografieren verboten…

Trotz der Fülle auf den Straßen erkundeten wir noch ein wenig die verwinkelten Gassen und waren wieder sehr angetan von dem in Teilen etwas vergammelten Charme der Stadt.

Auf der Rückfahrt zu Ingo bekamen wir eine ungefähre Vorstellung davon, wieviele Leute in einen Bus passen. Wir ergatterten zwei der ca. 50 Sitzplätze, zwischendurch stapelten sich mindestens nochmal so viele Menschen im Gang, vor und hinter dem Schalthebel des Fahrers und auf dem Trittbrett. Logisch, dass die Tür nicht mehr zuging, machte aber nichts – so war wenigstens für frische Luft gesorgt.

Samstag, 27.01.2024

Alles war abfahrbereit, als wir mal wieder eine Schraube im Reifen entdeckt haben. Also Rad runter, flicken, Rad wieder drauf – natürlich auf der Sonnenseite 🥵…

Und weil wir gerade schon dabei waren, haben wir eine Nacht auf dem Campingplatz verlängert, um unsere provisorische Balgreparatur zu erneuern. Immerhin hat die 40 US$-Plane fast ein Jahr lang gehalten, ungefähr so lange wie das Original 🤪.

So weit, so gut. Bis sich etwas später beim Kochen ein nicht unerheblicher Teil einer Dose Tomaten bis zur Decke in Ingo verteilte 🤬🤬🤬. Putzen, Essen, Feierabend. Bis ein Pfffffttt aus dem geflickten Rad kam, diesmal hatte das Reparaturkit versagt. Es gibt Tage, die braucht kein Mensch !

Sonntag, 28.01.2024 und Montag, 29.01.2024

Den Sonntag verbrachten wir u.a. mit einem erneuten erfolglosen Reparaturversuch des Reifens, dem anschließenden Aufziehen des Reserverades und der Organisation von professioneller Hilfe. Carlos, der sehr nette Chef des Campingplatzes, führte ein paar Telefonate und besorgte uns einen „Vulcanizadora“ für Montag. Die Jungs rückten gegen Mittag an, reparierten blitzschnell unseren kaputten Reifen (unter den strengen Blicken ihres biertrinkenden Chefs 😉) und ermöglichten uns damit die Weiterfahrt am Dienstag. Danke v.a. an Carlos !

Dienstag, 30.01.2024

Nach den paar Tagen Zwangspause konnte es endlich weiter gehen. Unser erster geplanter Stopp auf dem Weg nach San Miguel de Allende existierte leider nicht mehr. Die kleine Künsterkolonie „Puebla Fantasma“ direkt an der Mex 51 war einer endlos langen Straßenbaustelle zum Opfer gefallen, schade !

In unmittelbarer Nähe lag das 600 Seelen-Dorf Atatonilco, in dem mit dem Santuario de Jesús Nazareno die (lt. Reiseführer) sixtinische Kapelle Méxicos beheimatet ist. Der von außen etwas heruntergekommene Bau aus dem 18. Jhd. ist von innen tatsächlich sehr beeindruckend. Seit 2008 gehört die Kirche zum UNESCO Weltkulturerbe, sie hat durchschnittlich ca. 5.000 Besucher/Tag, ist mehrmals im Jahr das Ziel diverser Pilgerwanderungen und mit üppigen Wand-und Deckenmalereien ausgestattet. Die üblichen méxicanischen Puppen/Figuren sind Geschmacksache, insgesamt hat sich der kurze Umweg für uns aber auf jeden Fall gelohnt.

Nur ein paar Km weiter lag das Ziel für den Tag, das Hotel San Ramón kurz vor San Miguel de Allende. Selten hatten wir einen so engen und wenig schönen Stellplatz mit Straßenlärm, kläffenden Hunden und Dauerbewohnern in mehr oder weniger heruntergekommenen Campingbehausungen als Nachbarn. Für uns in Stadtnähe aber der einzige „offizielle“ erreichbare Platz, da unser auf dem Campingplatz bei Carlos aufgezogenes Ersatzrad Luft verlor, ein nicht unerheblicher Pluspunkt für das San Ramón.

Mittwoch, 31.01.2024

Der Tag startete mit Frühsport. Eigentlich wollten wir den kaputten Reifen aufpumpen und die kurze Strecke zu einem Vulcanizadora fahren, leider kam mittlerweile mehr Luft aus dem Rad als wir einfüllen konnten. So konnten wir nicht losfahren, also mal wieder Radwechsel. Mittlerweile sind wir geübt und verbessern unsere Zeit für einen Boxenstopp mit jedem Mal…

Der dritte im Anschluß angesteuerte Vulkanisator konnte auch LKW und die Jungs von „Rica“ waren super nett, gründlich, schnell und deutlich günstiger als der Vor-Ort-Service bei Carlos in Guanajuato.

Im Anschluss konnte es endlich in die Stadt gehen. Wir parkten Ingo relativ zentral auf dem Parkplatz eines Feinschmecker-Supermarktes und fuhren mit dem Bus in die Stadt. San Miguel de Allende hat eine wunderschöne Altstadt mit unzähligen endlos langen Gassen und Hinterhöfen, gefühlt in jedem Haus befindet sich ein Geschäft, Restaurant oder eine Kunstgalerie. Die Hauseingänge sind liebevoll dekoriert und bunt geschmückt, alles toll gemacht, aber irgendwie auch nicht wirklich mexikanisch. Vielleicht liegt es an den vielen US Amerikanern, die hier überwintern oder leben und dem natürlich daran angepassten Angebot und Ambiente, von den Menschen im Straßenbild ganz abgesehen.

Die Nacht wollten wir auf dem Parkplatz des wirklich sehr gut sortierten „City Market“ Supermarktes verbringen, der nette Herr von der Security schickte uns allerdings auf einen anderen Parkplatz gegenüber der Laderampe. Auch gut, um 20.00 zogen wir um, gegen 22.00 klopfte ein anderer (nicht ganz so netter) Herr von der dort zuständigen Security und teilte uns mit, dass wir dort nicht bleiben könnten. Einige zähe Verhandlungen später ging es dann doch, wir verbrachten eine unglaublich laute Nacht mit Musikuntermalung, Lade- und Straßenverkehr und nahmen etwas gerädert am nächsten Tag Teil 2 der Stadtbesichtigung in Angriff – nachdem der Sicherheitsmensch morgens dann auch noch sehr deutlich nach Geld verlangt hatte…

Donnerstag, 01.02.2024

Als Übernachtungsalternative hatten wir uns den Parkplatz eines Einkaufszentrums im Südosten der Stadt ausgesucht, wurden nach Ankunft allerdings direkt darauf hingewiesen, dass wir dort nicht über Nacht stehen könnten. Die Security der ganzen Stadt steckt unter einer Decke… 🤪 Zumindest für ein paar Stunden konnten wir Ingo dort abstellen, wir fuhren für umgerechnet 40 Cent/Kopf mit dem Bus in die Stadt und erkundeten wieder mehr oder weniger planlos die hübschen Gassen, Plätze und Märkte.

Nur zufällig stolperten wir über das tolle Kulturhaus der Citibanamex (Nationalbank), in dem in diversen Räumen sehr unterschiedliche Kunstausstellungen zu sehen sind – und das auch noch gratis.

Genauso zufällig landeten wir im Centro Cultural Ignacio Ramirez El Nigromante mit u.a. einer tollen Ausstellung von Streichinstrumenten,

V.a. beinhaltet es aber das unvollendete Wandgemälde von David Alfaro Siqueiros, eine faszinierende optische Täuschung. Betritt man den Raum, drückt man am besten sein Handy einem dort anwesenden älteren Herrn in die Hand, der dann auf „geheimen Wegen“ kreuz und quer hin und her rennt und dabei ein Video macht. Heraus kommt ein 3D-Eindruck der gemalten Formen und Figuren (in mehr oder weniger guter Qualität).

Uns hat San Miguel de Allende gut gefallen, insgesamt fanden wir es aber ein bisschen zu „weichgespült“ und auf chic gemacht.

Ein paar Kilometer außerhalb der Stadt konnten wir netterweise bei „Euro-Latino Racing“ die Nacht verbringen. Matthias, ein ausgewanderter Deutscher, betreibt hier eine Schrauberhöhle im allerbesten Sinne und bietet nebenbei Reisenden die Möglichkeit auf seinem Grundstück zu übernachten. Für uns die Rettung, in der Stadt gibt es für große Fahrzeuge aus unserer Sicht keine Übernachtungsmöglichkeit mehr.

Wir bekamen Besuch von allen möglichen Vierbeinern, auch solchen, die man auf einem Werkstattgelände eher nicht erwartet. Die beiden über den Hof galoppierenden (und dann neben uns grasenden) Pferde überraschten uns dann doch ein wenig…

Freitag, 02.02.2024

Spontan verlängerten wir unseren Aufenthalt um einen Tag. Erstens konnte Uwe so seine Erkältung weiter auskurieren, zweitens bekamen wir eine der Umlenkrollen unseres Reserverad-Krans umgebaut. Nach dem ständigen Einsatz in letzter Zeit gab das nicht besonders stabil konzipierte Original auf. Super umgesetzt – vielen Dank an die Werkstatt !

Samstag, 03.02.2024 bis Dienstag, 06.02.2024

Das war eine der kürzesten Etappen unserer gesamten Reise. Uwe ging es nicht wirklich besser, im Gegenteil… So wollten wir nicht die ca. 200 Km bis zum nächsten Ziel fahren, bei der Werkstatt konnten wir auch nicht stehen bleiben, also 15 Km zurück zum Hotel Ramón. Eine Alternative gab es in der Gegend nicht, dieses Mal parkten wir allerdings auf der Wiese hinter dem Gebäude. Auch nicht der Hit, aber leiser und die Nachbarn deutlich weiter weg.

Unsere kleine Waschmaschine lief so viel wie schon lange nicht mehr, ansonsten stand außer ausruhen und viel schlafen nichts auf dem Programm. Montag war „Aniversario de la Constitución Mexicana“ (Tag der Verfassung), ein landesweiter Feiertag und damit Teil eines langen Wochenendes. Unser Stellplatz war erstaunlich ruhig, zumindest was die mit dem Wochenende einhergehende Musikbeschallung anging. Wir beschlossen, dies auszunutzen und planten erst für Dienstag unsere Weiterreise.

Dienstag, 06.02.2024

Uwe ging es besser, es konnte weiter gehen. Auf unserer ca. 220 Km langen Etappe durchquerten wir den Bundesstaat Querétaro und erreichten im Staat Hidalgo den Parque Ecoalberto mit dem sog. Gran Cañon. Der Park liegt nur ca. 8 Km südlich der Stadt Ixmiquilpan, mit etwas über 70.000 Einwohnern nicht gerade klein, umso überraschender war die Leere und Ruhe im Canyon. Wir parkten Ingo direkt am Fluss auf die dank Tag und Nacht laufender Bewässerung wahrscheinlich saftigste Wiese Méxicos, bekamen Besuch von ein paar sehr hübschen Ziegen und genossen nach den vielen Stadtübernachtungen eine herrlich ruhige und ungestörte Nacht.

Mittwoch, 07.02.2023 bis Freitag, 08.02.2023

Selten sind wir so nervige 50 Km gefahren. Sage und schreibe 75 Topes gab es auf den ersten 35 Km unseres Weges nach Tolantongo (die restlichen 15 Km waren Topes frei), immer entlang an Badezubehör-Verkaufsständen. Wir hofften, das Ziel war es wert ! Lt. einhelliger Meinung aller Reisenden und Reiseführer muss man den Tolantonga-Canyon unbedingt gesehen haben, vor allem bzw. eigentlich nur wegen der heißen Quelle, die einen türkisblauen Thermalfluß und künstlich angelegte Becken speist.

Das Ganze ist unglaublich vermarktet und touristisch erschlossen, mit umgerechnet 21,- € Eintritt für 2 Personen/Tag für mexikanische Verhältnisse extrem teuer (eine Nacht kostet damit happige 42,- €), eine Campingmöglichkeit für Wohnmobile im eigentlichen Sinne gibt es nicht, vorgesehen ist ein staubiger Tagesparkplatz. Wir quetschten Ingo etwas abseits davon direkt neben dem Fluß unter ein paar Bäume und hatten so wenigstens ein bisschen Privatsphäre.

😳

Das ausgewiesene Campingareal ist eigentlich nur für Zelte, die Sandflächen am Fluß sind auch voll davon, allerdings handelt es sich eigentlich nur um Miet-Zelte von Tagesgästen, die als Umkleidekabine und Lagerplatz dienen.

Da es mir inzwischen gelungen war, mich bei Uwe anzustecken, fiel das Programm des ersten Tages kurz aus. Wir gingen entlang des wirklich sehr hübschen Flusses ein wenig spazieren und Uwe testete die Badequalität, die wegen einer Wassertemperatur von ca. 35°C für gut befunden wurde 😎.

Den Vormittag des zweiten Tages nutzten wir für eine kleine Bergwanderung. Die eigentliche Hauptattraktion des „Resorts“, die terrassenförmig angelegten Pools, lagen 130 steile Höhenmeter über uns. Gut, dass wir unter der Woche in der Nebensaison da waren, so war es kein Problem einen leeren Pool zu finden und ein wenig die Aussicht zu genießen. An einem schönen Wochenende im Frühjahr wollen wir uns das nicht vorstellen.

Nach einer kurzen Erholungspause in Ingo machten wir uns bei mittlerweile 30°C auf den Weg zum Wasserfall incl. Grotte und einem kurzen Tunnel. Uwe durchquerte den ziemlich kalten Wasservorhang in den kurzen Tunnel, der eigentlich mehr eine Höhle ist, auf ein Bad in der relativ gut besuchten Grotte verzichteten wir beide.

Für uns waren die 110 Km hin und zurück hierher OK, mehr aber auch nicht. Insgesamt war uns das alles zu vermarktet und darauf angelegt, zusätzlich zum saftigen Eintritt ganz viele Extras zu verkaufen. Praktische Dinge wie Schließfächer werden völlig überteuert vermietet, die vierstufige Zip-Line kostet natürlich extra, Shuttle Busse zwischen den Pools und dem Fluß erreichen preislich deutsches Nahverkehrsniveau etc. Wie immer muss jeder selbst entscheiden, ob sich der Weg lohnt, wir fuhren Freitag (über 75 Topes) zurück in den Parque Ecoalberto und hofften auf ein ruhiges Wochenende.

Man beachte die Größenverhältnisse auf dem Schild – genau so fühlt es sich auch an…

Freitag, 09.02.2024 bis Montag, 12.02.2024

Der Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Die einzigen Geräusche waren das Murmeln des Flusses und die Verdauungslaute der Ziegen um uns herum 😉.

Montag geht es über die Ruinenstätte in Tula weiter zu einer riesigen Überwinterungskolonie mit Millionen von Monarchfaltern, anschließend nehmen wir México-City in Angriff. Da muss Ingo dann allerdings draußen bleiben 😉.

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Kim and Jay
Kim and Jay
2 Monate zuvor

It’s good to hear of your travels. My mom was just asking me if I’d heard from you 🙂 I’m sorry you were sick and hope you’re both feeling well soon and continuing to have happy and safe travels!

Carsten
Carsten
2 Monate zuvor

Gute Besserung!

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