Unsere erste Runde in Chile dauerte 5 Wochen, 2 Tage, 23 Stunden und 6 Minuten, 3.616 km sind wir in dieser Zeit gefahren. Zeit für eine kleine Unterbrechung, wir reisten nach Argentinien.

Unsere Route:
Sonntag, 12.10.2025
Wir verließen Chile über die „Cuesta Caracoles“, eine Serpentinenstraße mit 29 Kurven, die als Teil der Passstraße über den „Paso Internacional Los Libertatores“ Chile mit Argentinien verbindet. Der Höhenunterschied auf der sehr unfallträchtigen Straße beträgt insgesamt etwa 2.500 m, sie führt durch eine wunderschöne Gebirgslandschaft mit einem der größten Skigebiete Südamerikas, Portillo auf der chilenischen Seite.


Es folgte ein Grenzübergang mit insgesamt drei Stationen verteilt auf 30 km, die eigentliche Zollabfertigung dauerte ca. 15 Minuten und war damit unser schnellster Länderwechsel bisher. Warum das in Zentralamerika immer alles so kompliziert sein musste und jedesmal Stunden dauerte… keine Ahnung…
Noch im 20 km langen Niemandsland passierten wir den Aconcagua, mit 6.962 m den höchsten Berg der Amerikas. Die erste Besteigung fand 1883 durch einen Deutschen statt, in einer Höhe von 5.167 m auf dem für die Inka heiligen Berg wurden einige der weltweit höchsten Kultstätten gefunden. Uns genügte ein Blick vom Straßenrand, auf die kurze Wanderung zu einem etwas besseren Aussichtspunkt hatten wir bei stürmischen 5° keine Lust.


Direkt im Anschluß an die offizielle Einreise nach Argentinien erreichten wir die erste Sehenswürdigkeit, die „Puente del Inca“. Die aus Sedimenten bestehende Naturbrücke gilt als UNESCO Weltkulturerbe, ihr Name geht auf die Inka zurück, die das schwefelhaltige Thermalwasser als erste zu schätzen wussten. Im Jahr 1925 wurde ein Hotel neben der Brücke errichtet, das jedoch 1965 durch einen Erdrutsch zerstört wurde.


Unsere anschließende Fahrt führte durch das landschaftlich tolle Tal des Rio Mendoza bis zum hübsch gelegenen Stausee Potrerillos, wo wir Ingo in eine abgelegene Ecke zwischen ein paar Bäumen am Ufer des an dieser Stelle trockenen Sees parkten.





Es war Sonntag und das gesamte restliche Areal war gesteckt voll mit Menschen, die neben ihren Autos Tische und Stühle und v.a. Grills aufgebaut hatten. Gepflegt wurde das typisch argentinische Asado. Zitat KI: „Asado ist eine traditionelle Grillmethode, bei der große Fleischstücke langsam über einem offenen Feuer aus Holz gegart werden. Es ist mehr als nur eine Kochtechnik, sondern eine soziale Veranstaltung, die oft in geselliger Runde stattfindet und bei der der pure Fleischgeschmack durch nur leichtes Würzen, meist nur mit Salz, in den Vordergrund gestellt wird.“ Ingo war sehr bald von brennenden Grills umringt, besonders beachtenswert in diesen Zusammenhang war tatsächlich die Größe der Fleischstücke 😳.




Ab 18.30 waren wir allein auf weiter Flur, unsere erste Nacht in Argentinien versprach ruhig zu werden.
Montag, 13.10.2025
Nur etwa 70 km weiter erreichten wir Mendoza, die Hauptstadt der gleichnamigen Region und damit Argentiniens bedeutendstes Weinanbaugebiet. Die Landschaft änderte sich, wir verließen die schneebedeckten Anden und erreichten ein etwas ernüchterndes plattes Land voller Weinreben und v.a. Industrieanlagen. Der Weinanbau in dieser Gegend hat wenig mit romantischen Weinbergen und Menschen mit grünen Schürzen und Strohhüten zwischen sonnenbeschienenen Reben zu tun. Mendoza steht für riesige Anbauflächen und ist verantwortlich für 70% der argentinischen Weinproduktion.


Mit der Posada Cavieres fanden wir eine kleine Oase in der unattraktiven Gegend und richteten uns für die folgenden zwei Tage häuslich ein. Das kleine Hotel mit eigenem Wein- und Olivenanbau bietet neben zwei Stellplätzen auch ein Restaurant mit akzeptabler Küche und einem wirklich guten Malbec Wein. So ließ es sich aushalten.






Den ersten Nachmittag verbrachten wir in Mendoza, die Stadt wurde 1861 durch ein verheerendes Erdbeben fast vollständig zerstört und danach relativ funktional wieder aufgebaut. Auffällig sind v.a. die Bewässerungsgräben aus vorspanischer Zeit, die die Wasserversorgung der Platanen und Ahornbäume sichern, die jede Straße in der Innenstadt säumen. Das Zentrum bietet rund um den Plaza Independencia in fußläufiger Entfernung noch vier weitere kleinere Parks, insgesamt empfanden wir Mendoza als eine nette Stadt mit auffällig viel Gastronomie, mehr aber auch nicht.










Dienstag, 14.10.2025
Seit ewigen Zeiten luden wir mal wieder die Fahrräder aus und machten uns auf den Weg zu zwei der nahegelegenen Weingüter. Die Bodega Tempus Alba ist ein sehr stylisches Weingut einer italienischen Familie, die angebotene „Free walking tour“ durch die Weinberge endet praktischerweise genau neben dem Food Truck und damit der Gelegenheit zu einem Wein Tasting. Jeweils drei sehr gut eingeschenkte Weine nach Wahl (incl. jeweils einem Reserva) und einer extrem guten Käseplatte sorgten für einen guten Start in den frühen Nachmittag 😎.






Schon leicht angeheitert fuhren wir zu Weingut zwei, der Bodega Esencia 1870. Ursprünglich gegründet von den Urgroßeltern Che Guevaras ist es heute ein hübsches Anwesen mit aus unserer Sicht guten Weinen. Auf eine Tour verzichteten wir, wir nahmen auf einem Sofa mit Blick auf die Weinreben Platz und konzentrierten uns auf das Wesentliche. Das Tasting bestand in diesem Fall aus jeweils drei verschiedenen 0,2 l Gläsern Wein nach Wahl, einige Empanadas zur Stärkung zwischendurch waren dringend notwendig… 🫣. Am Ende wechselten noch ein paar Flaschen den Besitzer und wir waren heilfroh, dass Ingo nicht allzu weit weg stand.






Anmerkung am Rande: Für sechs große Gläser guten Wein bezahlten wir umgerechnet etwa 15 € – nos gusta Argentina ! 🍷
Am späten Nachmittag erreichten wir unfallfrei unser Zuhause, viel passierte an dem Tag ansonsten nicht mehr. Schön war‘s !


Mittwoch, 15.10.2025
Wenn man schon einmal in der Gegend ist… Weiter ging es zum nächsten Weingut, dem Ojo de Agua des Schweizers Dieter Meier, für ein Mitglied der Generation Golf (Ute) war das schon fast ein Pflichtbesuch. Kleine Hilfestellung: Dieter Meier ist Sänger des Elektropop-Duos Yello, das in den 80er Jahren extrem erfolgreich war, ihr Song „The Race“ wurde jahrelang als Titelmelodie der Musiksendung „Formel Eins“ verwendet. Ansonsten hat der Konzeptkünstler in seinem Leben fast alles gemacht, vom Pokerspieler, Lyriker, Musiker, Schriftsteller, Golfer, Industrieller, Modedesigner über Viehzüchter bis zum Winzer, dessen Weine mehrfach ausgezeichnet wurden. Das zum Weingut gehörende Restaurant genießt einen hervorragenden Ruf, also nichts wie hin 😉.


Wir wurden freundlich empfangen, bekamen ein hübsches Plätzchen für Ingo zugewiesen und dann konnte es auch schon losgehen. Wir nahmen im schattigen Garten des Restaurants Platz, Sicht über die Weinreben auf die Anden incl. des Aconcagua (s.o.) inklusive. Das 4-Gänge Menü war zwar nicht herausragend, aber sehr gut, die begleitenden Weine der etwas besseren Kategorie und der sehr nette Service glichen leichte Schwächen der Küche aber locker aus. Interessant war, dass alle Rotweine gekühlt serviert wurden, auf Nachfrage wurde uns erklärt, dass in der Gegend von Mendoza eine Trinktemperatur von 12° bis 14° empfohlen wird. Selbstverständlich verliessen wir auch dieses Weingut nicht, ohne ein paar Flaschen mitzunehmen 😎.






Insgesamt war das Ambiente ausgesprochen gepflegt und hübsch, das einzig „Negative“ waren die auf dem Grundstück lebenden 17 Gänse, die nach ihrem Mittagsschlaf ihren Bewachungsauftrag auf das Penibelste wahrnahmen.






Gegen 18.30 hatten die letzten Gäste und das Personal das Gelände verlassen und wir hatten das Weingut (zusammen mit dem Nachtwächter) für uns alleine. Ein Traum ! Die Gänse machten Pause und wir genossen in völliger Stille die Abenddämmerung und den Sonnenuntergang über den Bergen (wieder mit Aconcagua 😉), es hätte uns schlechter gehen können.




Donnerstag, 16.10.2025
Die aufregendsten Streckenabschnitte des Tages waren eine Schlucht des Rio Diamante, der gleichnamige Vulkan und eine Rechtskurve mit fast 90°. Der Rest führte hunderte Kilometer schnurgeradeaus durch eingezäunte argentischische Pampa. Links nichts, rechts die schneebedeckten Anden, davor Rinder und Schafe, dazwischen die Ruta 40.










Mit 5.301 km ist die Ruta Nacional 40 eine der längsten Fernstraßen der Welt. Sie durchquert mit Ausnahme der Insel Feuerland den gesamten Westen Argentiniens. Die Straße ist trotz diverser Ausbaumaßnahmen in den vergangenen Jahren auf einigen Abschnitten nur mit 4×4 Fahrzeugen befahrbar, v.a. bei Schlechtwetter können einige Teilstücke schnell unpassierbar werden. Wir hatten Glück, unsere Tagesetappe war komplett asphaltiert und hervorragend ausgebaut, so dass wir sehr zügig Malargüe erreichten und damit unser Ziel des Tages. Die Stadt unterhält einen relativ großen und gut gepflegten Campingplatz, perfekt für eine Zwischenübernachtung. Das dachten sich offensichtlich auch viele andere, der Platz war sehr gut besucht. Und weil wir ja in Argentinien sind, brannten um uns herum auch diverse Grills 😉…

Die Stadt selbst war durch extrem breite Straßen außergewöhnlich Ingo-freundlich, noch nie konnten wir vor jedem angesteuerten Geschäft direkt vor der Tür parken. Davon abgesehen war der Ort aus unserer Sicht ein bisschen verschlafen, v.a. zwischen 13.00 und 17.00, wenn ALLE Geschäfte geschlossen haben.


Freitag, 17.10.2025
Mal wieder war die Nachtruhe unterbrochen von bellenden Hunden und lauten Autos sowie Mopeds. Was aber noch viel mehr nervte, war das gleißende Licht, das durch jeden Spalt in Ingo eindrang. Manchmal kommt man sich vor wie ein Huhn in der Legebatterie, bei dem 24h Tag ist… Auf Campingplätzen ist Licht aber offensichtlich immer gleichgesetzt mit Sicherheit.
Unter diesen Umständen fiel die Weiterfahrt nicht schwer, weiter ging es auf der Ruta 40 Richtung Süden. Die Landschaft war sehr viel abwechslungsreicher als am Vortag, dafür endete nach ca. 90 km der Asphalt, der 80 km lange unbefestigte Abschnitt begann.


Wir hatten Glück, einige Abschnitte waren offensichtlich vor kurzem erst planiert worden, die berüchtigte Waschbrettpiste hielt sich in Grenzen. Die Strecke entlang des Rio Grande bot von Lava Canyons über bunte Berge bis zu schneebedeckten Gipfeln vieles, was wir in Nordargentinien so eigentlich nicht erwartet hätten.








Irgendwann bogen wir links ab, folgten ein paar km einer Schotterpiste und parkten mitten im Nirgendwo in der Nähe einer halbtrockenen Lagune. Wie immer passte sich Ingo hervorragend an seine Umgebung an 🤣, machte aber nichts, außer ein paar Wildpferden, Ziegen und ungefähr 5 Autos in 5 Stunden war nichts und niemand in der Nähe. Die Nacht würde ruhig und v.a. dunkel werden!




Samstag, 18.10.2025
Kurz nach dem Start erreichten wir in Chos Malal die Mitte der Ruta 40, kein Meilenstein der uns sonderlich betreffen würde, wir würden die Straße auf keinen Fall komplett befahren, trotzdem ein netter Fotostop.

Ansonsten ging es mal wieder knapp 300 km mehr oder weniger geradeaus, die Landschaft war zu Beginn noch relativ abwechslungsreich, wurde im Laufe der Zeit aber immer langweiliger und platter.






Ein netter Zeitvertreib zwischendurch waren die unterschiedlichen Überholverbot Schilder. Einige schafften auf jeden Fall einen gewissen Verhandlungsspielraum mit der Polizei. Gilt das Verbot z.B. nur für autonome Autos ohne Fahrer, evtl. auch nur für englische Fahrzeuge mit Linkslenker oder rückwärts fahrende ? 🤔

Auf jeden Fall waren wir froh irgendwann an unserem Stellplatz für die folgenden zwei Tage anzukommen. Über eine nagelneu asphaltierte Zufahrtsstraße ging es ca. 30 km in den Nationalpark Laguna Blanca, wo wir Ingo neben ein paar Grills (natürlich 😎) mit Blick auf den See parkten. Für einen Samstag war wenig los, alle anwesenden Einheimischen waren wie immer extrem freundlich und interessiert. Insgesamt ein netter Ort für einen kurze Fahrpause und unser erster Stellplatz in Patagonien. Wir hatten die Region am Ende der Welt erreicht, die wohl jeder mit atemberaubender Natur, Wind und Einsamkeit verbindet.




Sonntag, 19.10.2025
Geweckt wurden wir von einem kleinen Naturwecker auf Ingos Dach und am Küchenfenster, der anschließende Morgenspaziergang entlang der Laguna Blanca machte Appetit auf die Landschaften die uns etwas weiter südlich erwarten würden. Wir näherten uns der Stadt Bariloche und dem Seengebiet, lt. Reiseführer „eine der spektakulärsten Landstriche Argentiniens mit gewaltigen Gipfeln und Seen in allen Grün-, Blau- und Grautönen.“




Abgesehen vom Besuch einer Ziegenherde und ein paar Pferden war wenig los, wir genossen die Ruhe, planten unsere nächsten Tage und lauschten dem auffrischenden Wind. Das für Patagonien typische Wetterphänomen würde uns in den nächsten Wochen vermutlich mehr oder weniger ausgeprägt begleiten…






Etwa eine Woche werden wir die Gegend rund um Bariloche erkunden, die Stadt ist das Zentrum des Seengebietes und eines der Top Ziele Argentiniens. Wir freuen uns auf die tolle Natur in diesem bisher extrem sympathischen Land !
Ute ist jetzt Rotweinfan und wir hoffen noch einen leckeren Schluck mit Euch gemeinsam zu geniessen. Schöne Bilder, tolle Geschichten. Da werden wir wohl etwas nachahmen. Danke.
Gerade haben wir in den Tagesthemen einen Bericht aus Bariloche gesehen. Ich hab echt erwartet, Euch durchs Bild laufen zu sehen! 🤗
Weiter viel Spaß und gute Begegnungen! 🤞
Guten Morgen,
…eine herrliche Lektüre zum ersten Kaffee des Tages, wie immer unser dankeschön dafür!
Asado….mmmmmh, Eure strahlenden Gesichter runden das ganze perfekt ab. Wir wünschen Euch viele, tolle Eindrücke in Argentinien.
LG
Birgit&Chris
In Gedanken reise ich mit !!
Erfreulich wie immer, die lockere , informative Beschreibung der Eindrücken und Erlebnisse ! !
Weiterhin !!! Liebe Grüße aus Leo 13