Ende März oder November ? Beim Blick aus dem Fenster konnte man sich nicht sicher sein…
Unsere Route:
Sonntag, 26.03.2023
Die wegen Schnee gesperrte Straße hätten wir mit Ingo sowieso nicht fahren können, die Tunnel unterwegs wären zu niedrig gewesen. Wir verließen den winterlichen Custer State Park auf geräumten Hauptstraßen und wurden von ein paar Bighorn-Schafen am Wegesrand verabschiedet.
Ein paar Kilometer weiter erreichten wir das „Crazy Horse Memorial“ und bezahlten 24 $ Eintritt für den Blick auf eine Baustelle.
1948 wurde mit dem Bau der Felsskulptur begonnen, die Crazy Horse, den 1877 „versehentlich“ von einem Soldaten ermordeten Häuptling der Oglala-Lakota-Indianer mit ausgestrecktem Arm auf einem Pferd sitzend zeigen soll. Ca 10 Mio. t Granit wurden seitdem weggesprengt, fertig ist bisher trotzdem nur das Gesicht der Skulptur. Die angedachten Ausmaße sind unvorstellbar, das Ganze soll ungefähr 200 Meter lang und 170 Meter hoch werden und damit 10 Mal so hoch wie die Präsidentenköpfe am Mt. Rushmore und 20 Meter höher als die Pyramide von Gizeh. Die Bauzeit ist allerdings knapp 9 Mal so lang wie die der Pyramiden, die geplante Fertigstellung ist in ungefähr 100 Jahren… (weitere Maße siehe Bild 3).
Bei den Native Americans ist das Ganze relativ umstritten. Zum einen ließ sich Crazy Horse niemals fotografieren, niemand weiß also wie er genau aussah, abgesehen davon, dass er kein Abbild von sich wollte. Zum anderen befindet sich die Baustelle in den heiligen Black Hills, die damit entweiht werden. Dazu kommt u.a. noch, dass der damalige Auftraggeber Henry Standing Bear (Häuptling der Sioux) wohl zu diesem Alleingang kein Recht hatte und heute niemand so richtig weiß, wohin die Millionen der betreibenden Stiftung verschwinden.
Anschließend machten wir uns in der Gegend auf Stellplatzsuche und scheiterten mal wieder an unpassierbaren Waldwegen und geschlossenen staatlichen Campingplätzen. Gelandet sind wir schließlich im „KOA Resort Mt. Rushmore“, ein paar Kilometer von dem National Monument entfernt. Niemals hätten wir gedacht, dass wir einmal eine Nacht auf einem Platz dieser Kette verbringen würden, eigentlich ist das so gar nicht unser Ding. In diesem Fall war es aber OK, der Platz war nur für „dry Camping“ geöffnet, wir waren die einzigen Gäste, es gab Free Wifi und kostete „nur“ 25 $ statt regulär 80 $. Lui hatte Spaß mit den vielen Hirschen um uns herum und dem eingezäunten Auslauf für sich alleine, also alles gut 😉
Montag, 27.03.2023
Von einer Felsenskulptur zur nächsten. Auch diese in den für die Sioux heiligen Black Hills, allerdings seit 1941 vollendet und sehr viel bekannter als das Crazy Horse Monument. Von Mount Rushmore, mit den vier in den Granit gehauenen und gesprengten Präsidentenköpfen, hat wahrscheinlich jeder schon einmal zumindest ein Bild gesehen.
Der ursprüngliche Bau hat knapp 1 Mio. Dollar gekostet, die Sanierung in den 90er Jahren lag bei 56 Mio. Dollar. Ungefähr 450.000 t Gestein mussten den jeweils 18 Meter hohen Köpfen weichen. Seit 1868 war das gesamte Gebiet den Sioux vertraglich zugesichertes Land, 1877 wurde der Vertrag nach Goldfunden in den Black Hills einseitig gebrochen, die finanzielle Entschädigung lehnen die Indianer bis heute ab, sie wollen das für sie heilige Land zurück. Was die Sache nicht besser macht ist die Tatsache, dass Abraham Lincoln 1862 im sog. „Dakota-Konflikt“, 303 Sioux zum Tode verurteilen und 38 Lakota-Indianer in der größten Massenhinrichtung in der Geschichte der Vereinigten Staaten hängen ließ…
Auf jeden Fall in unseren Augen eine handwerklich gut gemachte Arbeit, ob sich ein Umweg lohnt muss jeder selbst entscheiden, wir würden nicht noch einmal extra hierher fahren.
Unser Weg führte uns ca. 70 Km Richtung Osten bis kurz vor den Badlands Nationalpark. Den Besuch verschoben wir auf den nächsten Tag, schon die Fahrt fand fast nur im Nebel statt und bei stürmischen -3° C an unserem Ziel hatten wir keine Lust auf ausgedehnte Naturbesichtigungen.
Wir fanden einen schönen Stellplatz direkt vor dem Park mit Blick über die Badlands, die Sicht wurde etwas besser und der Wind legte sich. Es ging aufwärts 👍
Dienstag, 28.03.2023
Vormittags schien bei -6°C tatsächlich die Sonne und es war relativ windstill, nahezu perfekte Bedingungen für den Badlands Nationalpark. Man muß diese Landschaft schon mögen, um dem Park etwas abgewinnen zu können. Wir finden die kargen, von Canyons durchzogenen Sandsteinhügel und -berge faszinierend und staunen immer wieder über die Formen und v.a. Farben, die die Natur zustande bringt.
Auch hier trafen wir wieder auf die üblichen Verdächtigen: Bisons, Bighorn-Schafe und die unglaublich süßen Präriehunde.
Nachdem wir die ca. 50 Km quer durch den Park hin- und wieder zurück gefahren waren, kehrten wir nach einem schönen Tag auf unseren alten Stellplatz zurück, drehten Ingo in den inzwischen eiskalten Ostwind und verbrachten einen entspannten Abend.
Mittwoch, 29.03.2023
Gleiche Perspektiven, anderes Wetter…
Im Laufe des Tages taute der Puderzucker-Schnee zwar weg, die Kälte und der Wind blieben uns aber erhalten. Trotzdem beschlossen wir noch mindestens einen Tag zu bleiben, um auf unser Paket mit Ersatzteilen aus Deutschland zu warten, das in das 100 Km entfernte Rapid City geliefert wird. Abgesehen davon ist es ja auch wirklich hübsch hier, trotz Schnee…
Donnerstag, 30.03.2023
Für die Nacht auf Freitag war mal wieder ein Schneesturm vorausgesagt. Nach ausgiebigen Lui-Freilauf-Runden und einem Besuch im nahegelegenen Waschsalon traten wir den Rückzug an und fuhren wieder nach Rapid City. Unabhängig vom Wetter wären wir aber sowieso zurück gefahren, nach nur fünf Tagen war unser UPS Paket mit Ersatzteilen aus Deutschland da. Wir drehten ein paar Runden in der Stadt zum Tanken, Gas auffüllen, Grauwasser entsorgen und Frischwassertank tanken (leider alles an unterschiedlichen Orten). Mittlerweile war es relativ spät geworden und nach einem Einkauf im Baumarkt verbrachten wir die Nacht nach Rückfrage beim Management auf dem dazugehörigen Parkplatz. Bei dieser Kette keine Selbstverständlichkeit, Danke an Lowe‘s !
Freitag, 31.03.2023
Der morgendliche Blick aus dem Fenster war nicht schön. Es hatte die halbe Nacht gestürmt und geschneit, das änderte sich auch fast den gesamten Tag nicht. Der Einzige, der Spaß hatte, war unser langhaariger Begleiter…
Wir warteten ab, bis sich das größte Chaos gelegt hatte und fuhren gegen Mittag in den Süden der Stadt, wo wir nach ein paar Besorgungsrunden unser Lager auf dem Walmart Parkplatz aufschlugen.
Die Interstate war Richtung Osten ca. 160 Km weit den ganzen Tag über gesperrt, die Straßen innerhalb der Stadt größtenteils komplett vereist und überall lagen Autos im Graben oder steckten fest.
Am späten Nachmittag ließen der Sturm und die Niederschläge nach und es kam tatsächlich noch ein bisschen die Sonne raus – verrücktes Wetter…
Samstag, 01.04.2023
Wir verließen Rapid City auf abgetauten Straßen und erreichten nach nur 30 Minuten Fahrzeit die „Fort Meade Recreation Area“ incl. ein paar WoMo Stellplätzen, die zumindest in der Nebensaison kostenlos sind. Als wir ankamen, erkannten wir vor lauter Schnee den Untergrund nicht, ein paar Stunden später standen wir bis zu den Knöcheln in aufgetautem Matsch. Ausgerichtet ist das Ganze offensichtlich auf Reiter, aber auch für Fußgänger gab es ein paar nette Wanderwege. Lui freute sich nach zwei Parkplatz-Nächten über Freilauf im Schnee und wir über eine ruhige Nacht ohne laufende Motoren und Schneepflüge, vom Hintergrundgeräusch der nahegelegenen Interstate einmal abgesehen.
Sonntag, 02.04.2023
Eigentlich wollten wir ein Stück weiter Richtung Westen fahren, um uns an einem Stausee für die nächsten Tage einzurichten und einschneien zu lassen. Für Montag und Dienstag waren wieder starke Schneefälle vorausgesagt, das Areal an dem See war dafür aber nicht geeignet wie wir vor Ort leider feststellen mussten. Die unbefestigte Zufahrtsstraße war viel zu lang und der Untergrund auf den möglichen Stellplätzen viel zu weich. Alternativen gab es im näheren Umkreis nicht, also zurück an unseren alten Platz. Nicht optimal, auch nicht besonders hübsch, aber immerhin mit Telefonnetz, Bewegungsspielraum und halbwegs gutem Untergrund.
So, bevor wir noch mehr über das Wetter jammern und damit alle langweilen, beenden wir diesen Beitrag und melden uns wieder, wenn wir den Frühling gefunden haben 😉.
You definitely ran in to bad weather. We had over 12 inches of snow here on April 1st, which was sadly no April Fools‘ joke. It was heavy, wet snow. Thankfully it is going back to temps closer to what we should be seeing. First 50 degree day forecasted for this weekend and 70s after that! I love the pics from South Dakota. I’m really trying to get a trip out to Badlands this summer/fall and I never knew about Custer State Park so that’s definitely on our list. You are correct that Mt Rushmore is a one time visit… Weiterlesen »
Guten Morgen, beim Lesen Eures Berichtes sagte meine Kaffeetasse, „same shit, different day!“, war das WE in Stolpen, (Uwe kennt die Gegend) 2Tage Regen von Westen, 1Tag eiskalter Regen von Osten, wir fühlen mit Euch.
LG
Birgit&Chris