Die Fahrt durch die Rocky Mountains war landschaftlich toll, führte durch diverse Ski- und damit Touristenorte und Ingo stellte seinen bisherigen Höhenrekord ein.
Unsere Route:
Sonntag, 19.03.2023
Die Menschen nutzten den vorerst letzten schönen und trockenen Tag und waren sehr zahlreich überall unterwegs. Auf den Parkplätzen, Skipisten und v.a. Richtung Denver auch auf der Straße. Wir reihten uns in den sonntäglichen Rückreiseverkehr ein und erreichten kurz vor Denver El Rancho, wo wir mal wieder auf einem Walmart Parkplatz übernachteten. Seit unserer Ankunft in Nordamerika unsere fünfte Supermarkt-Übernachtung, öfter muss das auch nicht sein… In Großstadtnähe ist die Auswahl an freien Stellplätzen allerdings gering und der kurze Weg zur geplanten Stadtbesichtigung am Montag entschädigte etwas für Licht, Lärm, zahlreiche und dichte Nachbarn incl. die gesamte Nacht laufende Generatoren.
Montag, 20.03.2023
Unser erster Stopp war der Lookout Mountain kurz vor Denver. Die Sicht war leider miserabel, es blieb nur die Besichtigung des Grabes von Buffalo Bill und seiner Ehefrau.
DIE Legende des Wilden Westens, nicht ganz unumstritten, aber auf jeden Fall mit einem ereignisreichen Leben. Wer genaueres wissen möchte – siehe Wikipedia. Auf den Besuch des Museums verzichteten wir.
Unsere geplante Stadtbesichtigung von Denver scheiterte an einer kaputten Schranke und der fortgeschrittenen Zeit. Der sehr stadtnahe Parkplatz am Aquarium wollte für Ingo die Schranke nicht öffnen, andere Alternativen (wo wir Lui unbesorgt im Auto gelassen hätten) gab es so zentral nicht und für weiter außerhalb gelegene fehlte uns die Zeit, da der nächste Stellplatz weit entfernt war.
Wir machten uns etwas enttäuscht auf den Weg Richtung Norden und hatten den extremsten Landschaftswechsel aller Zeiten. Aus den Rocky Mountains, durch die Stadt, in die „Great Plains“. Ebenes Grasland in alle Richtungen, unterbrochen nur von ein paar wenigen Farmen und unzähligen Fracking Anlagen zur Erdgasgewinnung.
Unseren Stellplatz fanden wir nach einigem Hin und Her bei den „Pawnee Buttes“. Nach ein paar Kilometern Schotterpiste tauchten plötzlich mitten im Nichts die beiden sog. „Buttes“ auf, einzeln stehende Gesteinsformationen mit senkrechten Kanten und flacher Kuppe, in diesem Fall benannt nach dem ehemals dort lebenden Indianerstamm.
Eine traumhaft ruhige Gegend und eine Wohltat nach der vergangenen Nacht und dem nicht so optimal gelaufenen Tag.
Dienstag, 21.03.2023
Am Vormittag erreichten wir mit Nebraska unseren 23. Bundesstaat und fuhren in Kimball zur kostenlosen Wasser- und Dumpingstation. Uwe unterhielt sich kurz mit einem sehr netten vorbeifahrenden Ehepaar, die beiden fuhren in den Ort zurück und brachten uns super leckeren Kaffee und Apfel-Zimtschnecken vorbei. Vielen Dank dafür, ein schöner Start in den Tag ! (If you are reading this: Sorry guys – we forgot your names. But a big thank you !)
Mitten in den Great Plains tauchte kurze Zeit später in Scottsbluff ein riesiger Wall aus Sandstein und Vulkanasche auf. Die zum National Monument erklärte Bergkette ist ca. 250 m hoch und musste zu Zeiten der Siedlertrecks um 1850 entweder überquert oder umrundet werden. Auf jeden Fall ein irgendwie blödes Hindernis mitten in der Ebene, zumal wenn man für ca. 25 Km einen ganzen Tag brauchte…
Leider ist die Panoramastraße für Fahrzeuge von Ingos Größe wegen zwei niedrigen Tunneln gesperrt und für eine Wanderung zu einem der Aussichtspunkte war es viel zu stürmisch.
Es folgte eine kleine Odyssee zur Suche eines geeigneten Stellplatzes. Nicht ganz einfach, wenn fast alles eingezäuntes Weide- oder Ackerland ist. Fündig wurden wir schließlich in der „Lake Minatare State Recreation Area“, wo wir Ingo auf einen der vier Campingplätze rund um den See stellten. Für eine „primitive site“, d.h. ohne Strom, Wasser und Abwasser bezahlten wir 22 $, hatten dafür aber eine hübsche Aussicht auf den See incl. Sandstrand und meilenweit keine Nachbarn. Und immerhin war der Park-Eintritt von 12 $ für „Non Nebraskans“ darin enthalten…
Mittwoch, 22.03.2023
Wenn es nach Lui gegangen wäre, hätten wir noch bleiben können, er fand des einsamen Sandstrand toll. Wie meistens hörten wir nicht auf ihn und fuhren nach einem kurzen Einkaufsstopp weiter Richtung Norden. Am frühen Nachmittag erreichten wir bei Crawford den Fort Robinson State Park, den wir bis zum Ende durchquerten, um uns auf den National Forest Campground „Soldier Creek“ zu stellen. Der plötzliche Wechsel der Zuständigkeiten bescherte uns einen verbilligten Stellplatz, bei allem was „National“ ist, bekommen wir mit unserem Jahrespass i.d.R. 50% Rabatt. Die Wasserdurchfahrt am Anfang war kein Problem, wir stellten uns auf einen der nur sechs Stellplätze auf dem sehr Pferde- und Reiter orientierten Platz und fühlten uns ansonsten fast wie zu Hause. Die Landschaft erinnerte schon sehr an die schwäbische Alb 👍.
Donnerstag, 23.03.2023
So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Morgens lag auf Ingos Dach tatsächlich so viel Schnee, dass Uwe ihn abfegen musste. Dafür waren wir eigentlich nicht im Eiltempo über die Rocky Mountains gefahren…
Auf unserem Weg zum Wind Cave Nationalpark legten wir einen spontanen Stopp an „The Mammoth Site“ ein. Die archäologische Ausstellung beherbergt die Knochen von 61 Mammuts und 87 anderen Tieren der Eiszeit. Die armen Viecher sind vor ca. 150.000 bis 190.000 Jahren allesamt in einem Wasserloch ertrunken, bis sie 1974 bei den Erdarbeiten eines Bauprojektes wieder auftauchten. Das Bauvorhaben hatte sich damit an dieser Stelle erledigt… Auch wenn man nicht unbedingt auf frühzeitliche Tierfunde steht, diese Häufung an z.T. sehr gut erhaltenen Knochen war faszinierend.
Kurze Zeit später erreichten wir den Nationalpark und wurden direkt hinter dem Eingang von zwei der insgesamt 350-500 dort lebenden Bisons begrüßt. Beeindruckende Tiere ! Irgendwie wohl auch an Autos gewöhnt, die kleine Herde aus Jungtieren ein Stück weiter ließ sich von Ingo nicht weiter stören.
Die Nacht verbrachten wir auf dem einzigen Campingplatz des Parks. Auf dem „Elk Mountain Campground“ waren zwar von den 62 Plätzen nur 10 offen und Wasser gab es auch keins, dafür bezahlten wir dank Seniorenrabatt (🫢) und Winterpreis aber auch nur 6 $.
Freitag, 24.03.2023 bis Samstag, 25.03.2023
Kurz bevor wir den Wind Cave Nationalpark Richtung Norden verließen, hielten wir an der „Prairie Dog Town“. Die kleinen Präriehunde rannten unglaublich zahlreich über das Gras, verschwanden blitzschnell in ihren Löchern und waren in erster Linie einfach niedlich.
Die anschließende Strecke war kurz, dafür aber umso reicher an Wildtieren. Wir erreichten nahtlos den Custer State Park und nach Bezahlung von 20 $ bogen wir auf den Wildlife Loop ab der seinem Namen alle Ehre machte. Der für einen State Park relativ teure Eintritt berechtigt aber immerhin sieben Tage lang für den Besuch aller State Parks South Dakotas…
Wir bestaunten u.a. Teile der ca. 1.500 starken Bisonherde, Wildesel und Gabelböcke. Auch wenn angenehm wenig los war, merkte man auch hier allen Tieren an, dass sie Autos gewöhnt sind, v.a. die Esel kamen Ingo sehr nahe.
Wegen der Wetterlage blieb uns mal wieder nur ein Campingplatz, alle sonstigen Stellplätze waren entweder wegen Schnee nicht erreichbar oder wären zu matschig gewesen. Im Custer Park hatte nur ein Platz von sechs geöffnet, der relativ zentral gelegene und fast leere „Game Lodge Campground“. Eigentlich muss man vorher online oder telefonisch reservieren, nach ein paar umsonst gefahrenen Kilometern und einigen verschwendeten Daten buchten wir schließlich mit Hilfe einer sehr netten Rangerin einen Platz für zwei Tage. Wir freuten uns mal wieder auf einen Tag Pause und hofften auf nicht zu viel Neuschnee.
Bei ungemütlichen 2°C liefen uns am Samstag noch ein paar weibliche Dickhornschafe und zwei Weißwedelhirschkühe über den Weg. Die Schafe waren ähnlich abgebrüht wie die Wildesel, die Hirsche hielten deutlich mehr Abstand und blieben leider außerhalb der perfekten Fotoreichweite…
Das Wetter geht uns mittlerweile gehörig auf die Nerven. Nicht nur, dass wir keine Lust mehr auf Kälte und Frieren haben, die vielen vergangenen und aktuellen Niederschläge sorgen auch dafür, dass wir ständig auf Campingplätzen stehen müssen.
In dieser Hinsicht ist leider keine Besserung in Sicht, wir werden also morgen u.a. Mount Rushmore bei grauem Winterwetter besuchen.
Herrlich das Luibild vor dem bemalten Kasten. Super. Wetter ist letztlich auch egal.