Der Grenzübertritt in Kakavia von Griechenland nach Albanien verlief völlig problemlos. Der griechische Zollbeamte interessierte sich für Ingo nur aus purer Neugier und wollte nur deshalb gerne einen Blick ins Innere werfen, der albanische Zöllner interessierte sich für gar nichts außer den Papieren. Nach noch nicht einmal 15 Minuten waren wir in Albanien. 

Quelle: Wikipedia.org

Unser erster Anlaufpunkt war Gjirokaster, ca. 30 km von der Grenze entfernt. Da in Albanien so gut wie alles nur mit Bargeld läuft, Kartenzahlung ist völlig unüblich, brauchten wir einen Geldautomaten. Außerdem benötigten wir eine lokale Daten SIM Karte für unseren mobilen Router. Für beides wurden wir fündig. Gefühlt jedes dritte Haus war eine Bank und bei „One“ bekamen wir eine Prepaidkarte zu einem wirklich günstigen Preis (30 GB für umgerechnet 12,00 €). 

Insgesamt war der erste Eindruck von Albanien völlig ungewohnt. Die Stadt war voll, alles hatte geöffnet und kein Mensch trug irgendwo Maske. Alles wirkte so normal – wie früher ?. 

Die Nacht verbrachten wir in der Nähe der Stadt auf dem Stellplatz eines Restaurants. Wir nutzten noch einmal das volle Angebot von Wifi über Waschmaschine bis zum leckeren Abendessen und genossen die herzliche Gastfreundschaft.

Unglücklicherweise bot die Umgebung keine wirklichen Möglichkeiten zu Fuß in die Natur zu kommen, das machte die Sache mit Lui etwas schwierig. Dazu kam, dass unser Schlaf leider nachts von bellenden Streunern und morgens durch die naheliegende Straße gestört wurde, deswegen machten wir uns etwas übermüdet über schlechte und enge Bergstraßen auf den Weg zurück Richtung Süden. 

Wir wollten zum „Blue Eye“, einer großen, immer strömenden Quelle von tiefem Blau. Das Ganze war nur über eine nicht Ingo-taugliche Straße zu erreichen (tief hängende Kabel…) und nach der Fahrraderkundung durch Uwe wollten wir dort auch nicht mehr stehen. Sehr touristisch und vermarktet und v.a. sehr sehr voll…

Wir blieben auf einer Wiese in der Nähe – umringt von Kühen, Schafen, unzähligen Fröschen, hunderten von Glühwürmchen und mindestens vier Streunern. Alles in allem nicht wirklich optimal, aber da unser mobiler Router hier nicht funktionierte, hatten wir auch keine Möglichkeit nach Alternativen zu suchen. 

Unser Start in Albanien verlief leider nicht ganz so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir hofften auf die nächsten Tage und mehr Glück mit unseren Stellplätzen. 

Nachdem wir relativ zeitig die Flucht von der Weidefläche ergriffen hatten, ging es für uns zunächst zurück nach Gjirokaster, um das Problem mit der SIM Karte zu lösen. Offensichtlich ist es leider so, dass die albanische Datenkarte sich nicht mit unseren deutschen Karten in den Telefonen verträgt. Also haben wir jetzt die albanische Karte in einem ausrangierten Handy und arbeiten mit Hot Spot. Eigentlich nicht das was wir wollten – aber gut…

Nachdem wir das Verkehrschaos der Stadt hinter uns gelassen hatten, stoppten wir etwas weiter nördlich an einem Flußbett, um dort den restlichen Tag und die Nacht zu verbringen. Eigentlich ein schöner Platz, wenn man die naheliegende Straße und den herumliegenden Müll außer Acht lässt. 

Unser Plan ist, nahe der Küste relativ zügig durch Albanien und die folgenden Länder zu fahren. Wir haben Deutschland im Visier, um dann vielleicht im Sommer in die USA verschiffen zu können. 

Immer entlang des Flusses „Shushica“ ging es auf der top ausgebauten Hauptstraße nach Norden. Entlang unzähliger Bars und Cafés, die gut und ausschließlich von Männern besucht waren, durch eine schöne und bergige Landschaft näherten wir uns der Küste. Unser Ziel war das auf einer Insel in der Lagune von Nartes gelegene Kloster Zvernec. Wir übernachteten auf einer kleiner Wiese in der Nähe und besichtigten das christlich-religiöse Kloster, das über einen knapp 300 m langen Holzsteg zu erreichen ist. Erbaut im 13. Jhd, war es während des Kommunismus, als Albanien der erste atheistische Staat der Welt war,  33 Jahre lang geschlossen und ist erst seit 1990 wieder geöffnet. Eine hübsche kleine Anlage, mit tollen Ikonen in der Kirche, leider war das Fotografieren aber verboten…

Wir entfernten uns wieder von der Küste und fuhren nordöstlich ins Landesinnere nach Kolonja Ardenice. Oberhalb des Ortes lag das familiengeführte Weingut „Albanica“ mit angegliedertem Restaurant. Der Blick über die Weinberge ins Tal war hübsch, das Restaurant super gemütlich, der Betreiber die personifizierte Gastfreundschaft und Ingo stand das erste Mal in einem Carport ?. 

Den Nachmittag verbrachten wir mit einem schönem Spaziergang durch den umliegenden Wald zu einem leider geschlossenen Kloster, den Abend natürlich mit Wein und sehr leckerem Essen im Restaurant. Anschließend führten wir ein äußerst interessantes Gespräch mit dem Wirt, der uns einiges über Albanien, dessen Kultur und die Mentalität der Menschen erzählt hat. Einige Weine, Grappas und Zigaretten im Restaurant (!) später gingen wir den kurzen Weg zu Ingo und verbrachten eine ruhige und entspannte Nacht. 

Am folgenden Tag fuhren wir weiter in die Nähe von Tirana. Es ging über zweispurige Schnellstraßen, auf denen einem Fußgänger genauso begegnen wie auf der eigenen Spur entgegengesetzt fahrende Radfahrer und Schafherden. 

Albanien empfinden wir bisher als ein Land voller Gegensätze. Eselkarren neben Mercedes-Limousinen, Büroglaspaläste direkt neben verfallenen Ziegenställen, top moderne Bars neben verlassenen Tankstellen etc. 

Spannend das Ganze ! Auffällig ist auf jeden Fall die unglaubliche Freundlichkeit der Menschen und auch den Fahrstil der Einheimischen, vor dem uns jeder gewarnt hat, finden wir nicht sooo dramatisch. 

Ca. 100 km weiter kamen wir beim Camping Tirana an, nachdem unser Navi uns mal wieder die schwierigere Anfahrt beschert hatte. Das letzte Stück führte über eine enge holprige Schotterpiste, ein ungefähr 13 Jahre alter Junge, den wir nach dem Weg fragten, bestätigte uns aber die Befahrbarkeit ?. Er sollte Recht behalten…

Ingo war zu groß für den Platz und so standen wir etwas abseits ganz alleine auf einer großen Wiese mit Blick auf den kleinen See. Kaum vorstellbar, dass wir nur 30 km von Tirana entfernt waren, alles wirkte so idyllisch. 

Der Campingplatz war ziemlich gut besucht und so fanden wir unseren Platz trotz der surrenden Stromleitungen über uns gar nicht so schlecht. 

Wir bewegen uns weiter Richtung Montenegro und freuen uns auf die noch kommenden Erlebnisse. 

Zum Abschluss noch ein Artikel aus der FAZ, der ein Phänomen beschreibt, das uns schon am ersten Tag hier aufgefallen ist. Relativ lang und schon etwas älter, aber immer noch gültig und gut geschrieben!

Und noch zwei Anmerkungen:

  • unsere „Ingo-Seite“ ist aktualisiert. Für alle, die sich für die technischen Details oder das Innenleben unseres Zuhauses interessieren ?
  • Vielen, vielen Dank für eure Kommentare hier oder auf anderen Kanälen ! In der Regel beantworten wir sie nicht, freuen uns aber immer sehr, wenn wir einen neuen Kommentar bekommen !!!
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