Die Fähre von Vaasa nach Umeå war schnell, leise, modern, pünktlich und die finnischen Hafenmitarbeiter die nettesten, die wir bisher irgendwo erlebt haben. Tschüss Finnland – schön war‘s !
Nach 3,5 Stunden Überfahrt waren wir in Schweden.
Dienstag, 09.08.2022
Und wieder einmal war der Länderwechsel nicht wahrnehmbar, diesmal haben wir noch nicht einmal ein Grenzhäuschen gesehen.
Die durch die Zeitumstellung gewonnene Stunde nutzten wir teilweise, um diverse gesperrte Straßen ohne ausgeschilderte Umleitung zu umfahren. Irgendwann hatten wir aber unser erstes Ziel erreicht, einen Grillplatz in Sörfors bei einem schönen Flußbett, einem Stausee mit Lachstreppe und bis zu 7000 Jahre alten Felsmalereien.
Bis auf das Rauschen des Flusses war nichts zu hören, wir verbrachten eine ungestörte erste Nacht in Schweden.
Mittwoch, 10.08.2022
Von den ca. 100 Km am nächsten Tag führten mindestens 30 km auf mehr oder weniger guten Schotterpisten durch den Wald. Die teilweise etwas mühsame Fahrt hat sich aber gelohnt. Nachdem wir die letzten 5 Km auf einem sehr engen Feldweg zurückgelegt hatten, landeten wir am traumhaften See Önskasjön mit Badestelle und Grillplatz.
Eigentlich perfekt. Wäre da nicht der Waldarbeiter gewesen, der mit seinem Harvester direkt um uns herum den Wald zu handlich gesägten und entasteten Stämmen verarbeitet hat…
Wir hofften auf einen frühen Feierabend, wurden aber leider enttäuscht. Der offensichtlich sehr motivierte (oder im Akkord bezahlte) Arbeiter fuhr und sägte bis 00.30 Uhr. Zwar mittlerweile etwas weiter entfernt, hörbar war er trotzdem. Um 20.30 km dann auch noch der Tanklaster vorbei, um einen Arbeitsstopp zu verhindern ?.
Nachmittags unternahmen wir eine kleine Wanderung auf den neben uns liegenden ca. 400 m hohen Herrbergsliden, die erhoffte Aussicht war aber leider zum größten Teil durch Bäume versperrt.
Donnerstag, 11.08.2022
Nachdem morgens um 8.00 ein riesiger Tieflader vor uns parkte, um den Harvester abzuholen, machten wir uns anschließend auf den Weg aus dem geschredderten Wald in Richtung Westen.
Zufällig entdeckten wir unterwegs ein Hinweisschild zum Buddharama Tempel bei Fredrike und bogen ab. Nach dem Baubeginn 2004 sollte die Anlage Europas größter buddhistischer Tempel werden. Im Laufe der Zeit wurde das Budget extrem gekürzt, bis heute steht noch kein Gebäude, nur die mittlerweile etwas verwitterten Statuen thronen irgendwie skurril über der schwedischen Landschaft.
Es folgte eine ziemlich langweilige Fahrt über so gut wie gar nicht befahrene Landstraßen durch endlose schwedische Wälder.
Irgendwann hatten wir unser Ziel, einen Platz neben dem Fluß Faxsälven bei Ramsale, aber erreicht, parkten Ingo neben einer künstlichen Wassertreppe und erkundeten die Gegend. Hübsch, einsam und mit den z.T. kreisrund ausgewaschenen Steinen neben dem Fluß hatten wir unseren dritten schönen Übernachtungsplatz in Schweden gefunden.
Beim Abendessen mit anscheinend typisch schwedischem Preiselbeerbrot recherchierten wir etwas für die Rubrik “unnützes Wissen“: In einer 500 g Packung Brot sind ca. 1,5 Stück Preiselbeeren. Nicht wirklich viel, das Brot war aber trotzdem ganz lecker ?
Freitag, 12.08.2022
Die Straßen am nächsten Tag waren nicht wirklich voller, die Fahrt nach Östersund damit ziemlich entspannt. Nach einem kurzen Einkaufsstopp in der größten Stadt Jämtlands überquerten wir die Brücke auf die im “Storsjön“ See liegende Insel Frösön. Wir fuhren an das westliche Ende der 41 km2 großen Insel, mal wieder zu einem ehemaligen Militärgelände. Mit diesen Arealen haben wir meistens Glück, so auch dieses Mal. Wir fanden einen schönen und ruhigen Platz direkt am See, machten einen Spaziergang zum kleinen Jachthafen (mit leider geschlossenen Café) und waren sehr überrascht, wie leer das gesamte Gelände war. Trotz schönem Wetter und Wochenende waren selbst die offiziellen Parkplätze kaum besucht.
Samstag, 13.08.2022
Ein kleiner Abstecher führte uns nach Mattmar, wo wir die um 1300 erbaute Kirche mit dem 1765 errichteten Glockenturm besichtigen wollten – leider war aber beides geschlossen.
Auf dem weiteren Weg entlang dem Westufer des Storsjön, dem fünftgrößten See Schwedens, machten wir einen kurzen Stopp beim Holzatelier „Wikner Konsthantverk“ in Peråsen. Leider haben wir in Ingo keinen Platz für die tollen Möbel oder schönen Schalen etc. und einen Garage für das Auto haben wir auch nicht, wir begnügten uns mit der Freude an der Betrachtung.
Kurze Zeit später hatten wir dann unser Tagesziel erreicht, den 548 m hohen Hoverberg mit einem kleinen Aussichtsturm und netten Wanderwegen. Leider hatten wir keine klare Sicht und das Café war nicht geöffnet, trotzdem mal wieder ein schöner Stellplatz.
Lui hat auf der steilen Treppe des Aussichtsturms mal wieder seine Bergziegen-Gene bewiesen, direkt daneben standen die bisher hübschesten öffentlichen “Plumpsklos“ in ganz Skandinavien.
UND – wir hatten zufällig einen der Beobachtungsplätze für das Seeungeheuer vom Storsjö erwischt. Seit Sommer 2000 sind die besten Plätze gekennzeichnet, um das irgendwas zwischen 3,5 m und 14 m lange, graue, grüne oder schwarze, schlangenartige mit einem Hundekopf und Höckern ausgestattete Tier zu sehen. 1986 wurden das Ungeheuer, evtl. Nester, Eier und Junge von der Gemeinde unter Naturschutz gestellt. Wenn schon, dann richtig ?. Wir konnten es leider nicht entdecken.
Sonntag, 14.08.2022
Die im Reiseführer angepriesene längste Steinbogenbrücke Skandinaviens in Åsarna aus dem Jahr 1842 hätten wir uns sehr viel spektakulärer vorgestellt. Ein klassischer Fall von zu hohen Erwartungen… Gut, daß der Umweg nicht der Rede wert war.
Weiter ging es Richtung Ljungdalen, einem Dorf kurz vor der norwegischen Grenze. Auf dem Weg dorthin sind wir mehr oder weniger zufällig über einen Traumplatz am Storsjön Stausee gestolpert (nicht zu verwechseln mit dem o.a. gleichnamigen natürlichen See). Ein Landrover mit Dachzelt hatte den Platz aber vor uns entdeckt und wir wollten seine Einsamkeit nicht stören. Pech gehabt…
Gelandet sind wir schließlich in einer völlig abgelegenen ehemaligen Kiesgrube an einer Schotterpiste kurz vor Ljungdalen. Den gesamten Tag über sahen wir einen Motocross-Fahrer, einen PkW und ein Rentier. Ja – sie sind wieder da. Luis Spezialfreunde, die in der Regel völlig unbeeindruckt von allem mitten auf der Straße stehen und sich erst bewegen, wenn man sie schon fast überfahren hat.
Morgen fahren wir eine von Schwedens höchstgelegenen Straßen, die Route über die Flatruet Hochebene auf 975 m. Wir sind gespannt, landschaftlich soll die Strecke toll sein und das Wetter passt auch.
Schweden macht es uns bisher sehr leicht, es zu mögen – so kann es weitergehen !