Es wurde voller und touristischer. Das merkten wir an den relativ vielen Wohnmobilen auf der wichtigsten Nord-Süd-Achse, dem “Inlandsvägen“, aber auch an den mehr als gut besuchten Stellplätzen am Ostufer des Vänern.
Montag, 22.08.2022
Zunächst besuchten wir aber mal wieder eine Kirche. Diesmal die kleine Holzkirche aus dem 13. Jhd. in Älgarås. Sie gehört zu den ältesten Holzgebäuden Schwedens und vermittelt u.a. wegen ihrer Wand- und Deckenmalereiereien eine tolle Atmosphäre.
Unser eigentliches Ziel war aber das Gebiet um den “Kinnekulle“, ein 300 m hoher Schichttafelberg am Ostufer des Vänern. In der Region wird im Tagebau Schiefer und Kalkstein abgebaut, wir steuerten einen riesigen stillgelegten Steinbruch bei Hällekis an, um dann festzustellen dass unser auserwählter Stellplatz voll mit Vans und WoMos war. Wir suchten das Weite und landeten in der Nähe auf dem Parkplatz des Naturreservates “Österplana hed och vall“. Nicht der schönste Platz und relativ dicht an der Straße, die uns umgebende Landschaft war aber faszinierend und weltweit sehr selten. Das sogenannte “Alvar“ Gebiet besteht aus kahlen und schichtförmigen Kalkplatten in einer ansonsten ziemlich kargen Landschaft.
Dienstag, 23.08.2022
Große Seen funktionieren für uns und Ingo irgendwie nicht. Entweder kommen wir nicht ans Ufer, oder sie gefallen uns nicht. Zuletzt u.a. der Balaton, Ohrid See, Gardasee und jetzt der Vänern. Nicht einmal der Aussichtsturm auf dem Kinnekulle hatte geöffnet, um uns einen Überblick über die Schärenlandschaft zu geben.
Wir hatten die Idee auf eine (lt. Google maps) einsame Insel bei Sätenäs zu fahren. Leider war irgendwann die Straße gesperrt, wir befanden uns in der Nähe eines Militärflughafens und ein sehr freundlicher Uniformierter erklärte uns die Chancenlosigkeit unserer Idee – Schade ! Inseln wollten wir (bzw. ich…) trotzdem sehen, ein Abstecher an den Strand bei Svalnäs brachte uns aber auch nicht weiter. Keine Schären, dafür ein Gespräch mit zwei netten Norwegerinnen, die zur Ehrenrettung ihres Landes beitrugen ?. Nebenbei erfuhren wir von den beiden, dass in o.g. Steinbruch das “Burning Van“ Treffen stattgefunden hatte, kein Wunder also, dass es dort so voll war…
Wir verließen den Vänern, fuhren ca. 50 Km nach Süden und fanden im Landesinneren einen netten Stellplatz am Hornborgasjön, offensichtlich einem Vogelbeobachtungsparadies. Im Gegensatz zu einem top ausgerüsteten Birdwatcher vor Ort entdeckten wir keine besonderen Vögel, hatten dafür aber zunächst ganz viel Gesellschaft von Spaziergängern und Vogelbeobachtern.
Was wir aber v.a. hatten, waren die dichtesten Nachbarn unserer gesamten Reise. Tür an Tür auf Armeslänge – kann man so machen… Fairerweise müssen wir aber ergänzen, dass sie sich auf unsere Nachfrage hin ein paar Meter weiter weg stellten.
Mittwoch, 24.08.2022
Der Tag begann mal wieder mit dem Besuch einer Kirche. Diesmal die Klosterkirche in Varnhem, erbaut um 1150 und seitdem mehrere Male teilweise niedergebrannt, umgebaut und renoviert. Die Klosteranlagen sind verfallen, seit den 70er Jahren sind die Ausgrabungen abgeschlossen und die Ruinen zugänglich. Auch wenn es die Grabkirche einer mittelterlichen Königsdynastie ist, die bisherigen kleinen bemalten Holzkirchen gefielen uns sehr viel besser…
Die anschließende Fahrt zum auserkorenen Stellplatz endete in einer Sackgasse mitten im Wald. Der kleine See, zu dem wir eigentlich wollten, war offensichtlich Privatbesitz, die Straße führte direkt auf ein Grundstück, der Weg drumherum war nicht fahrbar. Schade, wieder Pech gehabt. Unser Fundstück des Tages entschädigte uns aber für Rückwärtsfahren auf schmalen Waldwegen und einen weiteren Platz, der uns nicht gefiel. Mitten im Nirgendwo etwas südlich von Jönköping, nach ca. 5 Km kleiner Schotterpiste, standen wir plötzlich vor einem Picknickplatz mit gemähtem Rasen, Blumentopf, Feuerholz, diversen Sitzgelegenheiten und einer hübschen Aussicht ins Tal.
Um uns herum wurde zwar mal wieder der Wald abgeerntet, der Lärm hielt sich aber in Grenzen und war abends vorbei. Auf einem Spaziergang entdeckten wir noch einen offensichtlich künstlich angelegten Teich im Wald. Alles zusammen sehr hübsch und offensichtlich privat, aber auch der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Danke für diesen schönen Platz !
Donnerstag, 25.08.2022
Manche Tage laufen komplett anders als geplant. Eigentlich wollten wir nur ca. 30 Km weiter an einen kleinen See fahren und einen entspannten Sommertag einlegen, leider waren aber alle Zufahrtswege gesperrt. Die umliegenden Alternativen waren wegen Schranken, Baustellen oder Ingos Größe auch nicht erreichbar. Noch nicht einmal das tolle Anwesen “Torpa Stenhus“, an dem wir vorbei kamen, konnten wir uns näher ansehen – keine Chance auf einen Parkplatz. Und unser zweiter gesichtete Elch hat sich so schnell in den Wald verzogen, dass keine Zeit für ein Foto war. Am Ende erreichten wir mittlerweile ziemlich genervt einen kleinen Parkplatz am malerischen Skärsjön in der Nähe von Borås.
Ein versöhnlicher Abschluss des Tages, der See war wirklich schön, die umliegenden Wanderwege hübsch und die Nacht ruhig.
Freitag, 26.08.2022
An diesem Tag ging der Plan auf. Wir starteten mit dem Besuch des nur 60 Km entfernten Schlosses “Tjolöholm Slott“. Das auf einer Halbinsel im Kungsbackafjord gelegene, 1904 fertig gestellte und im englischen Tudorstil errichtete Schloss wirkt irgendwie fehl am Platz, ist aber insgesamt eine tolle Anlage mit wunderschönen Gärten. Dafür, dass es pro Jahr mehr als 200.000 Besucher hat, war erstaunlich wenig los. Trotzdem würde es eher nach Schottland passen…
Nur ein paar Km weiter liegt das kleine Kulturreservat „Äskhults by“. Von dem Dorf aus dem 17.-19. Jhd. sind noch vier Bauernhöfe in nahezu Originalzustand erhalten, einige Häuser und Ställe sind zugänglich. Das Ganze wirkt extrem idyllisch und herrlich unprofessionell. Auf einem kleinen Feld vor dem Dorf wird Flachs angebaut, Kühe liegen in der Sonne und die Aussicht auf den See ist malerisch – ein bisschen Bilderbuchschweden. Wir parkten Ingo am Straßenrand der zum Dorf führenden Sackgasse, erkundeten mit Lui die umliegenden Wälder und hatten eine ruhige Nacht.
Eigentlich wollten wir am Wochenende nach Göteborg, auf Grund des Wetters haben wir den Besuch vom Programm gestrichen, die nächsten Tage sollte es regnen.
Samstag, 27.08.2022
Leider bewahrheitete sich die Wettervorhersage, vormittags fing es an zu regnen und das hörte auch den gesamten Tag nicht auf. Trotzdem begann der Tag schön, dank einer Elchkuh mit ihrem Kalb. Die beiden überquerten direkt vor uns die Straße, unglücklicherweise zu schnell für wirklich gute Aufnahmen…
Der anschließende Besuch der Festung in Varberg entfiel wegen des Regens, genauso wie ein Bummel durch die Altstadt von Falkenberg. Von der Küste am Kattegat haben wir nichts gesehen, wir fuhren auf schnellstem Weg in die Nähe von Halmstadt und parkten Ingo auf dem abgelegenen Parkplatz des “Biskopstops“ Naturreservats.
Wir standen in Südschwedens größtem Waldgebiet, einem Urwald aus Buchen und Eichen, in dem Schafe, Kühe und Pferde weiden. In dem Gebiet gibt es über 100 Tiere und Pflanzen, die auf der roten Liste stehen, gesehen haben wir davon leider nicht viel. Aufgrund des miesen Wetters gibt es auch nur mehr oder weniger gute Handyfotos…
Sonntag, 28.08.2022
Die Strecke am nächsten Tag war kurz, nur ca. 30 Km weiter östlich fuhren wir in ein relativ großes Waldgebiet nördlich von Marbäck. V.a die Nähe zu Halmstad, einer Küstenstadt mit immerhin 70.500 Einwohnern, machte sich bemerkbar. Der Wald incl. See war trotz des nicht so schönen Wetters ziemlich gut besucht. Wir erkundeten die Gegend erstmal ausführlich zu Fuß, bevor wir Ingo in einem abgelegenen Wendehammer parkten. Wir wollten das schlechte Wetter und den Sonntag aussitzen, um am nächsten Tag die Dünenlandschaft bei Haverdal zu besichtigen.
Montag, 29.08.2022
Das Warten hatte sich gelohnt – das Wetter war besser und der Parkplatz in Haverdal so gut wie leer. Ganz alleine wanderten wir ein bisschen auf Nordeuropas höchsten Sanddünen, die immerhin eine Höhe von bis zu 36 m haben.
Anschließend entfernten wir uns wieder von der Küste und fuhren mal wieder ? in ein Naturreservat. Mit den dazugehörigen Parkplätzen haben wir gute Erfahrungen gemacht und in der Regel gibt es landschaftlich schöne Wanderwege. So auch diesmal. Das kleine Reservat “Göstorp Skog“ bei Mästocka besteht aus einem abwechslungsreichen Mischwald mit riesigen Felsbrocken. Die Anfahrt erforderte nahezu 4×4 und das Ganze war so abgelegen, daß wir den gesamten Tag niemanden zu Gesicht bekamen. Einziges kleines Manko waren die Stromleitungen direkt neben dem Parkplatz, wobei sie uns nicht wirklich gestört haben.
Morgen geht es auf einen Campingplatz, wir wollen mal wieder entspannt Essen gehen und Lui sicher aufgehoben in Ingo wissen.