Bei Kälte, Wind und teilweise Regen ging es entlang der Küste weiter Richtung Süden. Das Ziel war Camping Thines in Finikounda. Nachdem am Tag zuvor im „Fahrradkeller“ eine Flasche Prosecco zu Bruch gegangen war, musste der gesamte Stauraum ausgeräumt, gereinigt und trocken gelegt werden. Das Ganze roch ein bisschen wie in einer Weinkellerei…

Der Campingplatz war eigentlich überhaupt nicht unser Ding. Viel zu eng, die Stellplätze viel zu klein und zu dicht zusammen. Für die o.a. Reinigungsaktion aber perfekt und für eine Nacht OK. 

Der nächste Tag war in Bezug auf Stellplatzsuche nicht unserer… Eigentlich wollten wir ein Stück weiter südlich einen einsamen Strandplatz anfahren. Die Zufahrt war schon als schwierig beschrieben und so war es dann auch. Zur Sicherheit sind wir das letzte Stück, die 1,5 Km lange grobschottrige und sandige Piste, einmal zu Fuß abgegangen – zum Glück ! Der steile Weg hatte teilweise so tiefe und weiche Auswaschungen daß es bergab vielleicht noch machbar gewesen wäre, der Rückweg hätte uns aber vor ernste Probleme stellen können. Schade, der Platz war ein Traum ?. 

Auf dem Rückweg über die auch schon kurvige Asphaltstraße sprach uns ein schwäbisch sprechender Grieche an und gab uns den Tipp, der Teerstraße weiter bis ans Ende zu einer Taverne zu folgen. Der Wirt sei ein Freund von ihm, es wäre schön dort und kein Problem. Leider ein Irrtum… Der Wirt hatte Bedenken wegen der Corona Vorschriften und bat uns umzudrehen. 

Also alles wieder zurück, jetzt Richtung Koroni (mittlerweile kannten wir jede Kurve auf dem nicht besonders vertrauenserweckenden Asphalt). Wir wollten am Rande dieses schönen Fischerörtchens auf einen Campingplatz, der sich leider als geschlossen herausstellte. In der näheren Umgebung gab es keine Möglichkeiten irgendwo zu übernachten, aus der geplanten Besichtigung des Ortes wird also nichts werden. 

Nach einer längeren Odyssee kamen wir schließlich im Dunkeln kurz vor Kalamata an einer Sackgasse am Strand an. Dass wir hier durch das fehlende Tageslicht nichts verpasst hatten, zeigte sich dann am nächsten Tag. Eine relativ trostlose Straße neben einem Grünstreifen mit Spielplatz und Basketballfeld, dahinter der Strand. Für eine Zwischenübernachtung OK, muss aber nicht nochmal sein. 

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Kalamta. Nachdem Lui erneut einen Krampfanfall hatte, stand ein Tierarztbesuch an. Eine kompetente und englisch sprechende Ärztin, die uns von einem „Nachbarn“ am Elia Beach empfohlen worden war. Die Blutuntersuchung konnte leider erst einen Tag später durchgeführt werden, in Kalamata wollten wir nicht übernachten und machten uns auf den Weg in die Berge. Der ausgesuchte Platz war eigentlich nur 45 Minuten entfernt, mit zwei Mal stecken bleiben in Bergdörfern, umkehren, bzw. ellenlang in Serpentinen rückwärts fahren, hat es dann doch etwas länger gedauert…

Das Ergebnis war ein Platz oberhalb des Klosters Moni Voulkano mit einer tollen Aussicht auf die Berge und ins Tal, aber leider auch mal wieder mit Müll… Auch hier: für eine Nacht OK, mehr aber auch nicht. 

Lui geht es organisch gut, der nächste Schritt wäre ein MRT in Athen (auf dem Peloponnes ist das leider nicht möglich). In Absprache mit der Ärztin warten wir ab, wie es ihm weiter geht, fahren erstmal wie geplant weiter und machen einen Termin in der Klinik auf dem Rückweg nach Deutschland, es sei denn die Anfälle werden häufiger. 

Zunächst an der Küste und dann durch die Berge fuhren wir weiter Richtung Süden in der Mani (der „Mittelfinger des Peloponnes“). Eine tolle Landschaft mit Bergen und einer schroffen Steilküste.

Die nächsten beiden Tage verbrachten wir auf dem Campingplatz Kalogria in Stoupa. Der erste Eindruck täuschte, das Ganze war etwas verwildert und in die Jahre gekommen, hatte aber durchaus seinen Charme und einen netten Betreiber. Da es keinen Platz gab, der für uns groß genug gewesen wäre, überall waren tiefhängende Bäume, wurden wir auf einem der Asphaltwege platziert. Wir hatten Besuch von mal wieder reichlich Katzen, freilaufenden Hühnern und am 2. Abend Moussaka aus einer der ortsansässigen Tavernen. Nicht das beste Essen, aber wenigstens ein bisschen Griechenland-Feeling. 

Stoupa ist ein schöner kleiner Ort, im Sommer bestimmt sehr touristisch, wir haben ihn als verschlafenes kleines Dorf erlebt. Eine gewisse Bekanntheit bei Literaturfreunden hat er vielleicht deshalb, weil hier 1917/1918 Níkos Kazantzákis lebte, der Autor von „Alexis Sorbas“. 

Weiter ging es ins Landesinnere. Mit einem Zwischenstop an einer Konditorei im Nirgendwo fuhren wir durch eine beeindruckende Berglandschaft zum Kastro Kelephas, einer 1670 erbauten osmanischen Burg. Es stehen nur noch Reste und innerhalb der Anlage muss man sich über Steinhaufen und vorbei an Dornbüschen kämpfen, aber es lohnt sich. Die Aussicht ist phänomenal ! Unser Stellplatz lag zwar direkt an der Straße, aber da wir maximal 3 Autos gesehen haben, war das kein Problem ?. Die morgendliche Erkundung der Ruine führte mich an meine Grenzen. Balancieren auf 20 m hohen Burgmauern ohne Seitenbegrenzung ist nichts für jemand mit Höhenangst. Ich habe lieber auf die Aussicht von ganz oben verzichtet…

Die folgende Etappe war kurz, ca. 30 Minuten Fahrzeit und zur Abwechslung ohne herausfordernde Ortsdurchfahrten. Wir fanden einen Stellplatz an der Steilküste südlich von Areopoli. In absoluter Ruhe und Einsamkeit, hinter uns die Berge, vor uns das Meer-besser geht fast nicht. Es gefiel uns hier so gut, dass wir noch eine Nacht drangehängt haben.

Am zweiten Tag bekamen wir Besuch von einer Ziegenherde incl. Herdenschutzhunden, doof für Lui – und für uns. Solange die Herde um unser Auto unterwegs war konnten wir nicht raus und denen gefiel es ausnehmend gut bei uns… Unser Verdacht, dass wir auf ihrer Weide standen bestätigte sich abends, als der sehr nette Ziegenbesitzer auf seinem Zweitakter vorbei kam und uns bat, 50 m zurück zu fahren. Die Nacht konnten wir dort aber noch verbringen, sollten aber morgens rechtzeitig weg sein, bevor seine Tiere wieder unterwegs wären. 

Die Natur der Mani gefällt uns bisher ausnehmend gut. Relativ karg, aber trotzdem immer wieder blühende Mandelbäume, Blumenwiesen und immer den Blick auf die steinige Küste. Die Orte sind geprägt von Wehrtürmen, aus denen sich z.T. bis ins 19. Jhd. Nachbarn gegenseitig beschossen, Blutrache war an der Tagesordnung. Heute sind viele dieser Familienburgen zu Hotels und Restaurants ausgebaut, natürlich momentan leider geschlossen…

Am nächsten Morgen brachen wir früh auf und machten einen kurzen Zwischenstop in Gerolimenas bei einem schön gelegenen Areal aus Ruinen von Wehrtürmen, einer kleinen Kapelle und einem winzigen Sandstrand. 

Die Nacht wollten wir hier nicht verbringen und fuhren weiter nach Vathia. Ein kleines Dorf in den Bergen, erbaut um 1840, fast nur aus mehr oder weniger verfallenen Wehrtürmen bestehend und mit einer phantastischen Aussicht. Das Ganze hatte etwas von Lost Place, einige der Häuser sind wohl bewohnt, wir haben aber außer einer Katze kein Lebewesen gesehen. 

Den perfekten Stellplatz entdeckten wir bei einer Wanderung zu einer kleinen Bergkapelle. Leider für uns unerreichbar, ca. 300 m vor dem Ziel wäre die Passage für Ingo zu schmal gewesen. Links eine Felsnase, rechts der Abgrund und ein Asphaltbelag den man nicht mal zu Fuß betreten möchte…

Schade, so standen wir auf einem kleinen Rasenstück direkt an der Straße am Ortseingang von Vathia. Eine ruhige Nacht hatten wir trotzdem, nach 18.00 kam kein Auto mehr vorbei. und vorher waren es auch schon nicht viele…

Ingo-Suchbild ?

Morgen geht es weiter zum Kap Tenaro, dem südlichsten Punkt des griechischen Festlands.

5 4 votes
Article Rating
Author

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
2 Comments
neueste
älteste meiste Bewertungen
Inline Feedbacks
View all comments
Chris
Chris
3 Jahre zuvor

Moin, uns den Mittelfinger zu zeigen ist in diesem Fall sehr beeindruckend 🙂 auch wenn der Feldweg Ingo wohl artgerecht gefordert hätte und Ihr uns um die Bilder vom Freischaufeln gebracht habt…um es mit Jasi´s Worten zu beschreiben „des passt scho“..ich denke mal, Ihr wolltet das Porzellan und den Champagner ( im Weinkeller) nicht gefährden…. Was mir immer noch durch den Kopf geht ist der (anhaltende) Ausbruch des Ätna, nach Eurer Abreise…und die Vorstellung, wie Euch der Ascheregen auf´s Dach aufweckt hätte…ich hätte bestimmt sehr sparsam geguckt…obwohl die Aufnahmen in den Medien etwas ausgesprochen „ansprechendes“ haben, so wie Eure Sonnenuntergänge,… Weiterlesen »

Peter Moh
Peter Moh
3 Jahre zuvor

Liebe Ute, lieber Uwe, es ist spannend euren Berichten zu folgen. Ich habe Respekt vor den Ausmaßen eures kleinen Campers, das ist bestimmt nicht immer leicht. Wir planen auch trotz Corona im September nach Griechenland zu reisen und dort zu wandern. https://www.wikinger-reisen.de/wanderreisen/griechenland/6634.php. Hoffentlich klappt das. Viele Grüße und bleibt gesund, Peter

Translate »