Nach einer Woche bei Leonidi haben wir uns ein Stückchen Richtung Norden bewegt, immer an der wunderschönen Ostküste entlang. Unser Ziel lag ca. einen Km vom Cherosini Beach entfernt, an dem wir vor fünf Wochen standen. Diesmal hatten wir mit dem „Beach Kazarma Eucalyptus“ den deutlich schöneren Stellplatz, an dem wir drei Tage blieben. Mitten in einem Naturreservat gelegen, direkt am Strand, mit schönem Blick über den Argolischen Golf auf Paralio Astros und weit und breit kein anderes WoMo in Sicht ?.

Angekommen sind wir am Rosenmontag, an dem man in Griechenland traditionell Drachen steigen lässt, um die bösen Geister des vergangenen Jahres zu vertreiben. Es ist der Beginn der 48-tägigen Fastenzeit vor dem griechisch-orthodoxen Osterfest. 

An diesem Feiertag waren nachmittags noch ein paar Familien am Strand unterwegs, danach standen wir ganz für uns alleine und genossen die Ruhe und die tolle Aussicht – bis der Wind stärker wurde…

Nachts hatten wir reichlich „Seegang“, Ingo schaukelte gewaltig, der Wind heulte in den Sandblechen lauter als das Jaulen der Schakale um uns herum und Luis Wasser schwappte in seinem Napf hin und her.  Das blieb auch bis zum folgenden Nachmittag so, danach wurde es besser und wir konnten uns draußen wieder bewegen, ohne weggeweht zu werden. 

Bei einem unserer Spaziergänge hat Lui seinen Fauna-Horizont erweitert und eine Schildkröte gefunden. 

Den dritten Tag haben wir bei gemäßigten Wind und Sonne genossen, ausgedehnte Spaziergänge im Naturreservat unternommen und uns mit der weiteren Planung beschäftigt. Wir befinden uns immer noch in der dunkelroten Zone, dies macht das Reisen (und v.a. frei stehen…) etwas schwieriger. 

Wir machten einen Zwischenstop im gespenstisch ausgestorbenen Astros zum Einkaufen, Tanken und Wasser auffüllen. Am Ortseingang in Gegenrichtung (?) stand die Polizei und überprüfte die Bewegungsberechtigungen der spärlich vorhandenen Autofahrer, die Straßen waren wie leergefegt und auch der Supermarkt war kaum besucht. Die dunkelrote Zone ist hier wirklich mehr als deutlich spürbar. Irgendwie ein komisches Gefühl, durch solche Orte zu fahren, immer im Bewusstsein, dass die Einheimischen nahezu eingesperrt sind und wir uns mehr oder weniger frei bewegen können. 

Anschließend steuerten wir unseren nächsten geplanten Stellplatz ein paar Kilometer weiter nördlich an. Mal wieder gar nicht unser Ding… Sehr einsehbar von der Straße, keine schöne Umgebung und außerdem stand schon ein Camper dort. Also noch ein Stück weiter zur ausgesuchten Alternative. Schon von der Straße hatten wir besten Blick auf die kleine Bucht, auch hier gefiel uns die Umgebung nicht, abgesehen davon dass in unmittelbarer Nähe bewohnte Häuser standen. Nach kurzer Überlegung fuhren wir zurück ins Naturreservat und verbrachten dort noch einmal drei Nächte. 

Nach insgesamt einer Woche reichte es uns aber und wir machten uns in Richtung Zivilisation auf den Weg. Wir mussten mal wieder Wäsche waschen (lassen ?) und brauchten immer noch eine Prepaid Daten SIM Karte. In der Hoffnung, beides in Nafplio erledigen zu können, fuhren wir zunächst ein Stück ins Landesinnere und verbrachten die Nacht auf Montag in den Bergen bei Achladokampos.

Der zunächst besichtigte Stellplatz bei zwei abgebrannten/verfallenenen Restaurants war uns zu zugemüllt und einsehbar, ein Stück weiter an einer Schotterstraße fanden wir aber einen schönen Platz mit eigentlich toller Aussicht auf Nafplio-wenn das Wetter besser gewesen wäre… Es war wolkenverhangen und regnete fast den gesamten Nachmittag. So weit das Auge reichte, nur Berge und Wald, die obligatorischen Bienenstöcke, die überall stehen und ein paar Olivenbäume – und das alles in absoluter Stille. 

Nachts setzte ein ziemlich heftiger Wind ein, der Ingo mal wieder ins Wanken brachte, aber den Vorteil hatte dass die ganzen Wolken weggeweht wurden. Ein älterer Herr fuhr mit seinem Moped vorbei und Morgens war ein freundlicher Jäger mit seinen Hunden in der Nähe, ansonsten haben wir hier keinen Menschen gesehen. 

Bei schönstem Wetter ging es am nächsten Morgen nach Nafplio, Wäsche abgeben und Großeinkauf bei Lidl. Danach haben wir uns auf den Weg nach Mykene gemacht – die Sehenswürdigkeiten haben wieder geöffnet !!! Unsere erste Besichtigung seit Reisestart, sowohl in Italien als auch in Griechenland war bisher alles geschlossen. 

Und dann gleich der Kultureinstieg mit dieser Ausgrabungsstätte, die seit 1990 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört ?.

Der Palast war Namensgeber für die mykenische Hochkultur vom 16. bis 12. Jhd. v Chr. und Herrschersitz von Atreus und Agamemnon. Eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Griechenlands beherbergt u.a. das berühmte Löwentor und riesige Kuppelgräber.

Wir waren ganz alleine auf dem gigantischen Areal und tatsächlich die ersten Besucher seit dem Lockdown im November. 

Wir verbrachten eine fast ruhige Nacht direkt neben dem „no Camping“ Schild, aber mit Genehmigung der sehr netten Dame am Eintrittshäuschen.  Das einzig Störende waren die beiden Wachhunde, die relativ unentspannt waren und gefühlt in einer Tour gebellt haben.

Zurück ging es nach Nafplio, wo wir im „Wind Shop“ endlich die ersehnte Prepaid Daten SIM Karte (€ 25,00 für 30 GB für 2 Monate) bekamen und unsere frisch gewaschene -und zum Glück nur mäßig duftende- Wäsche wieder abholten. Nach Ausnutzung des Gratis Wifi am Hafen zur Aktualisierung unserer insgesamt ca. 100 Apps auf 3 Geräten (?) machten wir uns auf den Weg zum ca. 30 Km entfernten Kondiliou Beach, um dort den restlichen Tag und die Nacht zu verbringen. Der Nachmittag fand bei 11° und Dauerregen zum größten Teil in Ingo statt, hätte Lui nicht ab und an mal vor die Tür gemusst, wären wir gar nicht ausgestiegen… 

Der Platz war soweit ganz schön. Ein sehr breiter und langer Strand am Ende einer Bucht, mit Blick auf die kleine Insel Plateia und menschenleer bis auf die üblichen „auf’s Meer Gucker“. Diese Menschen, die stundenlang in ihren auf das Meer ausgerichteten Autos sitzen und nie aussteigen, verfolgen uns schon seit Italien. 

Leider gab es relativ viele überquellende Müllcontainer, trotzdem verbrachten wir hier noch eine zweite Nacht, der Platz lag günstig für die Besichtigung von Epidaurus. 

Wir nutzen die geöffneten Sehenswürdigkeiten aus – wer weiß wann sie wieder schließen müssen…

Nach einer halben Stunde Fahrt durch die Berge kamen wir auf dem riesigen und völlig leeren Parkplatz an. Außer uns war nur noch ein anderes WoMo vor Ort, die Ausgrabungsstätte und das Theater völlig leer. 

Epidaurus kannten wir nur durch das berühmte zum UNESCO Welterbe gehörende Amphitheater. Dass es sich eigentlich um einen über 2000 Jahre alten Kurort handelt, war uns bis zu unserem Besuch neu…

Von den Tempeln, Bäderanlagen und dem Stadion stehen nur noch Fragmente, die Sitzreihen des Theaters aber sind vollständig erhalten und werden auch heute noch für Aufführungen genutzt. Es wurde im 3. Jh. v. Chr. mit 34 Sitzreihen erbaut und etwa 500 Jahre später auf 55 Sitzreihen für 12.000 Zuschauer erweitert. Die Akustik ist phänomenal, noch in der obersten Sitzreihe versteht man jedes leise gesprochene Wort. 

Nach diesem beeindruckenden Besuch machten wir auf dem Rückweg noch einen Abstecher zur Brücke von Kazarma. Sie stammt aus der mykenischen Zeit um 1300 v. Chr. und gehört zu einer der drei ältesten erhaltenen Brücken Griechenlands und weltweit ältesten Steinbrücken mit Kraggewölbe. Nicht besonders spektakulär, aber bis heute in sehr gutem Zustand und bis vor wenigen Jahren noch genutzt. 

Nach dieser ganzen Kultur ging es mit einem Stopp an einer hübschen Kirche zum Wasser auffüllen zurück zum Kondiliou Beach. Bei herrlichem Sonnenschein unternahmen wir noch einen kleinen Spaziergang in Richtung einer kleinen Kapelle auf einer Felsnase, die aber nur per Boot zu erreichen ist.

Ab jetzt nehmen wir „den Daumen“ des Peloponnes in Angriff und sind gespannt was uns dort erwartet. 

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Ingeborg
Ingeborg
3 Jahre zuvor

Wieder war es schön, ein Stück des Weges mit Euch zu ziehen. Herrlich wie Lui auf den Steinen/Fels oben neugierie in die Runde schaut. Wunderbar. Fasziniert war ich vom Amphitheater. Was mussten die „Bauarbeiter“ damals schuften!
Weiterhin gute Fahrt und wunderschöne Erlebnisse.
Liebe Grüße Ingeborg und Helmut

Chris
Chris
3 Jahre zuvor

moin, Niedecken ist 70 geworden, auf der ´20 CD „alles fliesst“ ist der letzte Song wohl für Euch geschrieben….
https://www.bap.de/songtext/wenn-ahm-ende-des-tages/

Aff un zo, wenn alles perfekt ess,
wenn die Stääne halvwähß jünstisch stonn,
sitz mer entspannt ir`ndwo ahm Ufer
un luhrt dä Sonn zo, beim Ungerjonn.
Nix ess wichtisch, nix ess dringend,
nur die Brandung, du un ich.
Luhr die Möwe, do ahm Himmel,
weisste wat: Ich liebe dich.
……………………….
in dem Sinne
Chris

Chris
Chris
3 Jahre zuvor

Moin Ihr Lieben,
heute mal Geschichtsunterricht, jep, war wie in der Schule, die Fotos sind auch die aus dem alten Geschichtsbuch…aber life vor Ort, so ganz ohne Touris…da kommt dann ein wenig Neid auf…Ihr macht alles richtig, bleibt da, oder woanders zumindest solange, bis unsere „Regierenden“ zurücktreten. Die Zustände hier werden von Tag zu Tag verrückter. Aber falls Ihr Nachrichten hört…Realsatire at it´s best.
ganz liebe Grüße
Birgit und Chris

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