Nach unserem Heimaturlaub und dem Kurztrip auf die Galápagos Inseln starteten wir ganz langsam wieder mit unserem gewohnten Reisemodus.

Unsere Route:
Sonntag, 01.06.2025 bis Samstag, 08.06.2025
Etwas erschlagen kamen wir nach 10 Tagen Galápagos wieder in Quito bei Ingo an. Erneut machte uns die Höhe zu schaffen und wirklich ausgeschlafen waren wir auch nicht. Viel Zeit zum Ausruhen hatten wir nicht, es standen diverse Reparaturen an und in Ingo an. Halbwegs akzeptabler Ersatz für unsere defekten Starterbatterien musste gefunden, besorgt und eingebaut werden, gleiches galt für die kaputte Gefrierbox. In beiden Fällen darf man über die Preise nicht nachdenken, in Deutschland hätten wir ungefähr ein Drittel bezahlt…
Der Coda Vista Camping von Andy war eigentlich die gesamte Zeit über gut gefüllt, es herrschte ein reges Kommen und Gehen, neben bekannten und unbekannten Gesichtern trafen wir wieder auf unsere Reisefreunde Brigitte und Manfred. Wir überreichten aus Deutschland mitgebrachte „Luxusartikel“, Manfred half uns beim Austausch unseren seit Kolumbien kaputten Inverters (Danke dafür !) und wir hatten wieder eine unkomplizierte und schöne Zeit zusammen.




Neben noch ein paar anderen kleineren Arbeiten schafften wir dieses Mal auch zwei Besuche des historischen Zentrums von Quito. Ecuadors Hauptstadt wurde 1534 von den Spaniern gegründet, liegt auf 2.818 m Höhe in den Anden und gehört seit 1978 zum UNESCO Weltkulturerbe. Auf unseren Streifzügen empfanden wir die 2,7 Mio. Stadt als eine spannende Mischung aus normalem Alltag, immer freundlichen Menschen und hervorragend erhaltener Kolonialarchitektur. Wir starteten unseren Rundgang mit der Basilica del Voto Nacional, die nicht nur Quitos größte Kirche ist, sondern auch die größte neugotische Basilika Amerikas.

Der Bau begann 1892 und dauert bis heute an, einer Legende zufolge bedeutet ihre Fertigstellung das Ende der Welt. Statt üblicher Wasserspeier findet man an den Fassaden einheimische Tiere wie Leguane und Pelikane, beide Türme können bestiegen werden und bieten tolle Aussichten über die Stadt. Alleine mit der Besichtigung dieses Bauwerks waren wir knapp 1,5 Stunden beschäftigt.











Der Startpunkt war gut gewählt, Quito ist extrem bergig angelegt, unser weiterer Weg Richtung Zentrum führte von der Basilika aus kontinuierlich bergab 😉.
Die Plaza Grande oder Plaza de la Independencia ist der Hauptplatz der Stadt und ist umringt von einigen der wichtigsten Gebäude Quitos wie dem Rathaus, dem leider ziemlich unschön abgesperrten Präsidentenpalast und der Catedral Metropolitana. Der Platz ist ausgesprochen belebt und eine freie Bank zum Ausruhen und Beobachten kaum zu finden.






In der Nähe der Plaza liegt die angeblich schönste Kirche Lateinamerikas, die Iglesia de la Compeñia de Jesús. Das Innere der Barockkirche ist mit unfassbaren 7 Tonnen Blattgold verziert und so pompös und detailreich, dass es einen fast sprachlos macht. Wenn man nicht über die Umstände der damaligen Finanzierung nachdenkt und den eigentlich christlichen Gedanken der Armut und Bescheidenheit außer Acht lässt, sicherlich ein beeindruckendes Bauwerk…





Mehr zufällig stolperten wir über die Banco Central, ein historisches Gebäude, in dem ehemals die Zentralbank Ecuadors untergebracht war und das heute u.a. ein Museum für Numismatik ist. Eigentlich wollten wir uns nur kurz das Innere ansehen, so einfach war es aber nicht… Das Gebäude durfte nur in Gruppen betreten werden, es folgte eine 10 minütige Befragung für statistische Zwecke und ein 5 minütiger Vortrag bzgl. Verhaltensregeln und Sicherheit – von all dem verstanden wir noch nicht einmal die Hälfte… Nachdem wir endlich loslegen durften, waren wir von dem Bau etwas enttäuscht, unsere Besichtigung war deutlich kürzer als die Einführungsprozedur.


Genauso ungeplant landeten wir im Kulturzentrum, wo gerade eine in unseren Augen mehr oder weniger künstlerisch wertvolle Tanzdarbietung begann. Interessant war es aber allemal, auch wenn sich uns der Sinn des Tanzes nicht so ganz erschloss.





Hauptsächlich schlenderten wir aber ziellos durch die Straßen und ließen das bunte Leben auf uns wirken, die südamerikanische Lebensart hatten wir in den letzten Wochen schon auch ein bisschen vermisst.










Sonntag, 08.06.2025
Der Zeitpunkt unseres zweiten Besuchs im Centro Histórico war nicht ganz so ideal, es war deutlich bewölkter und kühler als am Vortag, v.a. aber war Pfingstsonntag. Die Stadt war proppenvoll, in allen der vielen sehenswerten Kirchen fanden Gottesdienste statt, Besichtigungen waren daher nicht möglich. Vielleicht lag es an Pfingsten, aber auch die hochgelobte Calle La Ronda erfüllte nicht so ganz unsere Erwartungen. Die Gasse sollte laut Reiseführer gesäumt sein mit restaurierten Kolonialhäusern, in denen Cafés und traditionelles Handwerk angesiedelt sind, das Ganze belebt, bunt und stimmungsvoll. In unseren Augen war die Straße nur eine weitere „Schirmchengasse“ wie es sie überall gibt, wahrscheinlich muss man sie Abends und/oder am Samstag besuchen…

Wieder ließen wir uns ein bisschen treiben, bevor wir nach relativ kurzer Zeit den Rückweg antraten. Wir verschoben weitere Erkundungen auf einen Wochentag bei besserem Wetter.







Ein Rätsel blieb an dem Tag ungelöst. Wie kann es sein, dass Verkäufer mit riesigen, ungekühlten Speiseeis??-bergen durch die Stadt marschieren, ohne dass sie innerhalb kürzester Zeit nur noch eine tropfende, klebrige Schale vor sich hertragen ? Ein Wunder der Lebensmittelchemie ! Wir haben von einer Kostprobe abgesehen… Vielleicht handelt es sich aber auch nur um bunt gefärbte Buttercreme o.ä. !?

Montag, 09.06.2025
Wir verabschiedeten uns von den anderen Overlandern sowie vorübergehend von Gaby und Andy und Ingo rollte nach Wochen des Stillstands mal wieder auf die Straße.

Nur ca. 40 Km östlich von Quito liegt Sacha Rose, eine der zahllosen Rosenfarmen des Landes. Ecuador ist neben Kenia und Kolumbien einer der drei weltweit größten Rosenexporteure, der Anbau in den hohen Lagen sorgt für eine hervorragende Qualität der Blumen. Die 8 ha große Sacha Rose Farm auf 3.200 m Höhe ist seit 2006 in Familienbesitz und verkauft mit Hilfe von 80 Mitarbeitern in erster Linie an russische Kundschaft sowohl in Russland als auch in anderen Ländern lebende Exilrussen (70%). Ca. 15% der Rosen gehen in die USA, die restlichen 15% nach China und Europa.


Wir bekamen eine Privatführung durch den Juniorchef, bei der wir u.a. lernten, dass den Rosen der Duft weggezüchtet wird, um sie haltbarer zu machen. Die besten Sorten halten nach dem Verkauf an den Endverbraucher bis zu 4 Wochen. Ein Umstand, der den Kunden sehr viel wichtiger ist als guter Duft… Alle Sorten kommen „aus dem Labor“, sie haben genau die richtige Anzahl an Blütenblättern und Dornen, die Farben sind exakt auf die jeweiligen Kundenwünsche abgestimmt.








Entscheidend ist u.a. auch, unter welcher Plastikfolie die Rosen wachsen. Steht eine Sorte im falschen Gewächshaus, stimmen weder Größe noch Farbe (Foto: einzelne Blüte-falsche Farbe).

Alle Arbeitsschritte von der Ernte über die Vorsortierung bis zum Verpacken und Vorbereiten für den Versand sind reine Handarbeit. Kein Wunder, dass die bis zu 1,30 langen Rosen in Deutschland so teuer sind. Wenn man aber bedenkt, dass der Hersteller im Jahresschnitt 1 $/Stück bekommt, ist die Gewinnspanne für die vielen am Transport und Verkauf Beteiligten gar nicht so hoch. Für uns insgesamt ein sehr interessanter und lehrreicher Besuch!







Auf der weiteren Strecke musste Ingo sich in der dünnen Luft ein bisschen quälen, ganz nebenbei knackte er auf dem 4.063 hohen Paso Papallacta seinen bisherigen Höhenrekord.

Leider wurde das Wetter immer schlechter, unser eigentliches Ziel, die Termas Papallacta erreichten wir bei 10° und Nieselregen. Wir parkten Ingo auf dem Parkplatz der Thermalquellen und verschoben unseren Besuch auf den kommenden Tag.


Dienstag, 10.06.2025
Vor genau fünf Jahren rollten wir mit Ingo bei Fa. Kerkamm vom Hof und starteten unser „neues Leben“. Wir haben viel gesehen, tolle Menschen getroffen und viel erlebt. Natürlich war nicht immer alles super, manches ging kaputt oder lief schief. Unter dem Strich waren es aber klasse Jahre, wir freuen uns auf die nächsten!!

Unser Reisejubiläum feierten wir ganz entspannt bei 8° Außentemperatur in den Termas von Papallacta. Es handelt sich angeblich um die schönsten Thermen Ecuadors, mit einer Höhe von 3.300 m üNN auf jeden Fall aber um eine der am höchsten gelegenen Thermalanlagen der Welt. Die Anlage mit 10 Pools ist tatsächlich sehr schön gestaltet, super gepflegt und zumindest unter der Woche auch angenehm leer.




Papallacta liegt mitten in den Anden und ist von den Vulkanen Cayambe und Antisana umgeben, von der bestimmt sehr hübschen Landschaft um uns herum sahen aber wir leider rein gar nichts.
Zur Feier unseres Reisejubiläums gingen wir in das einzige geöffnete Lokal, das fußläufig erreichbar war. Gut, dass wir warm angezogen waren… Wenn man in Innenräumen den eigenen Atem sieht, ist irgend etwas nicht richtig… Die Kneipe war zwar nicht besonders hübsch eingerichtet 🫣, das Bier war aber groß und das Essen ausgesprochen lecker. Zurück in Ingo machten wir erstmal die Heizung an.


Wir blieben noch eine weitere Nacht auf dem himmlisch ruhigen Parkplatz, auch wenn die Höhe ab und zu deutlich spürbar war, nicht nur Ingo tat sich schwer mit der dünneren Luft, auch wir japsten deutlich mehr als sonst…
Mittwoch, 11.06.2025
Den sonnigen Vormittag nutzen wir für ein erneutes Bad in den Thermalbecken, traten allerdings relativ schnell den Rückzug an, die Äquatorsonne war extrem heimtückisch.

Auf dem Rückweg nach Quito bekamen wir dann auch noch etwas von der hübschen Landschaft zu sehen, alles wirkte sehr viel freundlicher als bei unserer Anreise am Montag. Dem Warnschild bzgl. der Brillenbären schenkten wir allerdings nicht allzu viel Beachtung, sie gelten in Ecuador leider als gefährdet. Der Brillenbär ist die einzige Bärenart, die in Südamerika heimisch ist, in Ecuador leben etwa 2.000 von geschätzt 20.000 Exemplaren in ganz Südamerika.





Am frühen Nachmittag erreichten wir wieder den Coda Vista Campground, trafen erneut alte und neue Reisebekannte und bereiteten uns seelisch auf unseren Behördentag am Donnerstag vor.
Donnerstag, 12.06.2025
Es hätte alles so einfach sein können… Pro Kalenderjahr bekommen Personen und Fahrzeuge 90 Tage Aufenthaltsdauer in Ecuador. Während unseres Deutschlandaufenthalts pausierten unsere Tage, Ingos Zeit lief weiter, er hätte am 21.06. das Land verlassen müssen, viel zu kurz für das was, es noch zu sehen gab. Eigentlich alles kein Problem, man fährt mit dem Taxi in die Neustadt zur Migración (Ein- und Auswanderungsbehörde) und holt sich ein „Movimiento“, ein Schriftstück das die persönlichen Ein- und Ausreisen dokumentiert.

Mit diesem Papier muss man mit dem eigenen Fahrzeug ca. 35 Km zur Aduana (Zollbehörde) am Flughafen fahren und beantragt die Verlängerung des sog. DJT, der Aufenthaltsgenehmigung für das Auto. Alles nicht weiter kompliziert, es sei denn man gerät an eine nicht besonders schlaue und/oder motivierte Mitarbeiterin, die einen zur Migración zurückschickt, weil ein bestimmter Zettel fehlt. Also mit Uber zurück in die Stadt, immerhin gab die Dame uns eine handschriftliche Notiz für die Kollegen bei der Migración mit, aus der hervorging, was wir benötigten. Die Beamten bei der Einwanderungsbehörde erklärten uns dann, dass dieses Formular für uns nicht relevant sei und schickten uns mit einer handschriftlichen Antwort für die Dame beim Zoll wieder zurück 🤬.

Dort wieder angekommen war plötzlich alles kein Problem mehr, nachdem diverse Beteiligte verstanden hatten, dass wir nicht die 90 Tage überschreiten möchten, sondern nur den Zeitpunkt der Ausreise des Autos an unseren eigenen angleichen wollen. Insgesamt 5 Stunden später verließen wir endlich den Zollhof – mit dem offiziellen Papier ! Der deutsche Behördendschungel ist nichts dagegen…
Freitag, 13.06.2025
Unseren letzten Tag in Quito begannen wir mit dem Besuch einer der schönsten Aussichtspunkte der Stadt. Die Virgen del Panecillo (Jungfrau von Panecillo) liegt auf einem der vielen Hügel der Stadt und bietet einen tollen 360° Rundumblick über Quito. Mit einer Gesamthöhe von 41 m ist sie die höchste Statue Ecuadors, eine der höchsten Südamerikas und die höchste Aluminiumstatue der Welt. Sie wurde von einem spanischen Künstler erschaffen, in Einzelteilen nach Quito gebracht und 1975 fertiggestellt. In ihrem Inneren kann man auf einen Aussichtsbalkon steigen, bei schönem Wetter hätten wir von dort Sicht auf mindestens vier Vulkane gehabt.







In einem der zahlreichen kleinen Lokale vor Ort genehmigten wir uns zum Aufwärmen ein typisches Getränk der Anden, eine Canelazo. Das Heißgetränk wird aus Wasser, Zimt, Nelken, Naranjillasaft und reichlich Zuckerrohrschnaps zubereitet. Es schmeckte hervorragend und erinnerte uns ein bisschen an Glühwein, auf jeden Fall morgens um 10.00 bei 12 ° Außentemperatur genau das Richtige… 🫣.
So gestärkt fuhren wir das kurze Stück noch einmal in die Stadt, zu Fuß gehen war keine Option, in dem gesamten Gebiet zwischen Statue und historischem Zentrum sind Überfälle und Diebstähle an der Tagesordnung. Wir schlenderten ein bisschen ziellos durch die Straßen, bevor wir uns noch einmal zu einem der riesigen Supermärkte der Stadt fahren ließen. So schöne Einkaufsmöglichkeiten würden wir in nächster Zeit nicht mehr bekommen.







Samstag, 14.06.2025
Abschiede gehören zum Reisen dazu, manche fallen schwerer als andere. Der Abschied von Gaby und Andy, den drei Hunden und ihrem leicht chaotischen und improvisierten Coda Vista Campingplatz war herzlich und einer der schwereren. Die beiden sind tolle und hilfsbereite Menschen, die Atmosphäre auf dem Platz ist super angenehm, die Lage und v.a. das Brot und die Brezeln des schweizerischen Bäckers in der Nähe sowieso. Hasta luego y buena suerte !
Unser Ziel für den Tag, der Vulkan Cotopaxi, zeigte zum Abschied zumindest noch einmal seine Spitze, bestimmt ein gutes Omen für schönes Wetter im dazugehörigen Nationalpark !



Der Cotopaxi ist mit 5.897 m der zweithöchste Berg Ecuadors und einer der aktivsten Vulkane der Welt. Der letzte Ausbruch fand zwischen Oktober 2022 und Juli 2023 statt, trotz seiner Aktivität ist er der am meisten bestiegene Berg des Landes. Bei unserer Einfahrt in den Nationalpark versteckte sich der direkt vor uns liegende Vulkan leider komplett in den Wolken, wir hofften auf gute Sicht am nächsten Tag.

Ingo parkte auf dem einzig möglichen Platz im Park, einer Hütte mit angegliedertem „Campingplatz“ zu Füßen des Cotopaxi und wir bekamen zur Begrüßung erstmal einen Tee gegen die Höhenkrankheit. Sehr nett und schaden konnte das sicher nicht, wir standen auf 3.820 m, unserem höchsten bisherigen Übernachtungsplatz, das Atmen fiel etwas schwer.

Eine relativ kurze Runde zur Erkundung der hübschen Umgebung reichte uns zunächst, zum einen mussten wir uns etwas akklimatisieren, zum anderen fing es an zu regnen.




Kurz vor dem Umdrehen sahen wir dann noch unsere ersten Guanakos (von denen die domestizierten Lamas abstammen) in freier Wildbahn, jetzt waren wir so richtig in den Anden angekommen 😊. Sorry für die vielen Bilder, aber wir freuten uns so und die Viecher gefielen uns einfach zu gut…






Für morgen hoffen wir auf klarere Sicht. Zwar wollen wir den Berg nicht besteigen, die momentane Höhe reicht uns völlig aus, aber wandern mit schönen Aussichten auf den schneebedeckten Vulkan wäre schon nicht schlecht 😉.