Jetzt war es soweit, wir verliessen Zentralamerika und steuerten einen neuen Kontinent an. Ingo war ein paar Tage vor uns bereit.

Unsere Route:
Samstag, 01.02.2025
Nachdem wir die persönliche Genehmigung der Herren von der Kanalbehörde bekommen hatten, blieben wir auf unserem Platz am Rio Chagres und genossen die Ruhe. Keine Musik, kein Verkehrslärm, kaum Menschen, laut waren nur die Brüllaffenkonzerte v.a. bei Sonnenaufgang.


Den Vormittag nutzten wir für einen Ausflug zum Castillo de San Lorenzo El Real de Chagres. Das 1601 fertiggestellte Fort ist die älteste Festungsanlage der Spanier auf den amerikanischen Kontinenten. Sie sicherte die Transportwege von Peru und wurde einige Male durch Piraten zerstört, u.a. Drake und Morgan.








Seit 1980 zählt die Anlage zum UNESCO Weltkulturerbe, für unseren Geschmack war sie in weiten Teilen zu sehr restauriert, teilweise hatte man das Gefühl, die Gebäude wären höchstens 10 Jahre alt. Das konnte man von der verlassenen US Garnison Fort Sherman nicht behaupten. Man passiert Teile der Anlage auf dem Weg nach San Lorenzo, die Kaserne wurde 1999 verlassen und genau so sieht sie auch aus…

Sonntag, 02.02.2025
Der Tag war mehr oder weniger ausgefüllt mit der Vorbereitung von Ingo für die Verladung am nächsten Tag und ein bisschen Koffer packen für uns. Der Aufwand für das Fahrzeug ist der gleiche, egal ob die Reise 2 Wochen oder nur 2 Tage dauert. Um das Diebstahlrisiko zu senken, sollte alles leer geräumt werden, was mit dem Zündschlüssel zugänglich ist incl. der außen am Fahrerhaus liegenden Stauklappen. Bei überall zu fast 100% ausgelastetem Stauraum ja auch kein Problem… 🫣.
Ansonsten war auf dem Platz die Hölle los. Ein ständiges Kommen und Gehen, kein Parkplatz mehr frei, der allgemeine Alkoholpegel stieg, das Gegröle wurde lauter und irgendwann setzte dann auch die unvermeidliche Musik ein. Um kurz nach 18.00 erschienen wie jeden Abend die Offiziellen, schmissen alle raus und es kehrte wieder Ruhe ein. Zwischendurch erstand Uwe von einem zufällig anwesenden Zigarrenproduzenten noch ein Exemplar für den vorerst letzten gemütlichen Abend vor Ingo.

Montag, 03.02.2025
Immer wieder seltsam, wenn man Ingo irgendwo abgibt. Bewachte Parkplätze für z.B. eine Woche Reisepause oder Einlagerungen für Heimflüge gehen ja noch, Verschiffungen sind ein anderes Thema. Lässt sich aber eben nicht vermeiden, wenn man auf einen anderen Kontinent möchte…
Die Abwicklung beim Logistikunternehmen Neptune Inc. und beim Zoll lief im Großen und Ganzen reibungslos und durch die Bank sehr freundlich. Dank unserer Agentin Tea waren wir sehr gut vorbereitet und hatten Ablaufpläne incl. Fotos der jeweiligen Gebäude und Ansprechpartner. Etwas getrübt wurde die Abwicklung nur dadurch, dass wir bei der eigentlichen Verladung auf das Flatrack nicht dabei sein durften (was wohl einige Tage davor kein Problem war), wir plötzlich beweisen mussten, dass wir keine Lithium Batterien haben und sich entgegen vorheriger Infos jemand sehr wohl für den Füllstand des Gastanks interessierte. Dafür mussten wir aber keinen Schlüssel abgeben, was alles andere locker aufwog. Fotografieren ist auf dem ganzen Gelände verboten, deshalb gibt es nur ein paar Schnappschüsse (den genauen Ablauf gibt es über diesen Link bei Polarsteps).




Nach insgesamt 6 Stunden war alles erledigt und wir bestellten ein Uber zurück nach Panama City. Nach einer Stunde Fahrtzeit erreichten wir unser Quartier für die nächsten Tage, eine tolle AirBnB Wohnung mitten in der Altstadt, dem Casco Viejo.




Dank 3-fach Verglasung herrlich ruhig und vom kleinen Balkon sogar mit Blick ins Grüne, wenn auch nur partiell 😉


Dienstag, 04.02.2025
Panama City zeigte Flagge. Es gab kaum einen Ort in der Stadt, der nicht mit Fahnen oder Wimpeln geschmückt war. Inzwischen hatten wir unsere Vermutung bestätigt bekommen, die unzähligen Fahnen waren ein deutliches Statement in Richtung der USA bzw. an den inzwischen anscheinend völlig verrückt gewordenen Mr. Trump und seiner Idee, der Panama Kanal gehöre den USA. Insgesamt herrschte eine deutlich wahrnehmbare Anti-Amerikanische Stimmung, i.d.R. wurden die Menschen sehr viel freundlicher zu uns, wenn sie registrierten, dass wir Europäer sind. Wir konnten sie verstehen…






Die Stadt gefiel uns ausgesprochen gut, alleine das Gebiet rund um unsere Wohnung war unheimlich abwechslungsreich. Toll restaurierte Gebäude wechselten sich mit völlig verfallenen Häusern ab, es gab unzählige Restaurants, Cafés und nette Geschäfte. Die Atmosphäre war entspannt, auch wenn wir neben dem Regierungsviertel wohnten und an jeder Straßenecke ein schwer bewaffneter Polizist stand.









Wir liessen uns treiben und entdeckten ständig neue schöne Ecken, obwohl wir uns eigentlich möglichst nur im Schatten aufhielten. Stadtbummel bei über 30° ist kein Vergnügen, aber wie schon erwähnt, es gab ja reichlich Cafés zum Abkühlen.




















Parallel verfolgten wir Ingos Weg nach Kolumbien, pünktlich wurde er von Neptune Lines Inc. zum Hafen transportiert, von wo es am Donnerstag weitergehen soll.
Zum Glück nicht mit der Neptune:

Sondern mit der „CGM BALBOA“

Den Abend unseres Hochzeitstags verbrachten wir im La Toscana, einem sehr guten Restaurant mit italienischem Koch und dementsprechender Küche. Wir kamen in den Genuss des bisher besten Essens in Zentralamerika in Verbindung mit gutem Wein und nettem Service.

Mittwoch, 05.02.2025
Eigentlich freuten wir uns auf Kolumbien und unsere Weiterreise, bei unserem Besuch auf dem Fischmarkt bedauerten wir aber kurz, dass wir Sonntag das Land verlassen würden und nichts mehr einkaufen konnten. Das war der sauberste Markt, seit wir Deutschland verlassen hatten und der einzige in ganz Zentralamerika, auf dem wir bedenkenlos Fisch gekauft hätten.










Nachmittags schlenderten wir wieder durch die Gassen und entdeckten erneut viele schöne und auch nicht so schöne Ecken. Wir waren ein bisschen verliebt in die Stadt 🥰. Wo gibt es sonst schon eine Polizeiwache mit Vorgarten hinter einem weißen Gartenzaun ?









Unübersehbar im Casco Viejo war aber auch, dass die sanierten Gebäude entweder durch Hotels, hochwertige Eigentumswohnungen oder AirBnB Wohnungen belegt waren. „Normale“ Bewohner suchte man fast vergebens, ein Umstand, den verständlicherweise nicht jeder gut findet.


Abends trafen wir uns mit Brigitte und Manfred in einer der zahlreichen Rooftop Bars der Stadt. Die beiden verschifften mit einem anderen Agenten, hatten aber ungefähr den gleichen Zeitplan wie wir. Sicher würden wir uns in Cartagena wieder über den Weg laufen, zufälligerweise lagen unsere AirBnB Wohnungen fast nebeneinander.

Donnerstag, 06.02.2025
Den Vormittag verbrachten wir in der riesigen Albrook Mall mit einem unter dem Strich zwar gut klimatisierten, ansonsten aber leider erfolglosen Shopping Ausflug. Dafür entdeckten wir bei unserem üblichen Stadtbummel am Nachmittag eine riesige Krippe in einem Hinterzimmer der Iglesia San José. Unglaublich detailverliebt wird der Lebensweg Jesus in vier unterschiedlichen Städten dargestellt.



Entspanntes Schlendern durch die Stadt war an dem Tag ansonsten leider nicht möglich, im 80 Km entfernten Colón hatte ein Kreuzfahrtschiff angelegt und offensichtlich bestand ein angebotener Ausflug aus einer Fahrt nach Panama City. Die Stadt war voll, diverse Gruppen im Gänsemarsch zogen durch die Altstadt. Wir flüchteten und zogen uns in einen Friseursalon zurück. Der längst überfällige Haarschnitt brach alle Rekorde in Sachen Gründlichkeit. Über eine Stunde schnippelte der Meister an meinem Kurzhaarschnitt herum… Das Ergebnis passte dann aber 😉.


Freitag, 07.02.2025
Der Parque Natural Metropolitano ist ein Naturschutzgebiet mitten in der Stadt. Eigentlich also ein klassischer Stadtpark, nur dass er Eintritt kostet, super Ausblicke auf die Skyline bietet und erstaunlich viele Tiere beheimatet. Nicht alle davon wollten aufs Foto, am abgebrühtesten war der Nasenbär. Mitten im Park steht ein Kran, dessen Gondel als Beobachtungsposten für den Tier- und Pflanzenschutz genutzt wird. Wir genossen es uns mal wieder im Grünen zu bewegen, auch wenn der Weg zum zweithöchsten Punkt der Stadt bei über 30° etwas anstrengend war.










Die sehr viel angenehmeren Temperaturen am Abend nutzten wir noch einmal über den Dächern der Stadt aus, Panama City hat eine aus allen Perspektiven und und zu jeder Uhrzeit äußerst hübsche Skyline.

Samstag, 08.02.2025
An unserem letzten Tag in der Hauptstadt besuchten wir u.a. das kleine und kostenlose Mola Museum. Wikipedia: “Die Mola ist ein traditionelles Nähkunstwerk der Kunas. Es handelt sich um ein in Handarbeit genähtes rechteckiges Motivbild. Sie reflektiert die Mischung aus traditioneller Kuna-Kultur mit Einflüssen der modernen Welt. Die Kunst der Molanäherei entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Verfügbarkeit von günstigen bunten Baumwollstoffen, die Stoffe sind in Leinwandbindung und das Nähmaterial leitet sich aus der Körperbemalung ab. Die Gestaltung heutiger Molas ist oft angelehnt an moderne Grafiken, Bildern aus Büchern, Zeichentrickfilmen oder politischen Plakaten, aber auch noch durch traditionelle Motive der Kuna-Legenden und ihrer Kultur geprägt. Die Molas werden auf Vorder- und Rückseite der Blusen der Kuna-Frauen genäht. Sie bestehen aus Stoffresten, die in zwei bis sieben Lagen miteinander vernäht werden und durch Heraustrennen und Umnähen von einzelnen Flächen ein Motiv ergeben“. Faszinierende Handwerkskunst !







Ein letztes Mal ließen wir uns durch das Casco Viejo treiben und genossen erneut die Mischung aus extrem vergammelt, wunderschön restauriert und super touristisch.






Ganz offensichtlich haben die Panamaer ein Faible für gigantische Krippen. Auch in der Iglesia San Felipe de Neri fand sich in einem Nebenraum eine aus über 700 Teilen bestehende Darstellung der Weihnachtsgeschichte.


Mittlerweile hatten wir dann aber auch wirklich jede Ecke des überschaubaren Viertels erkundet…
Nicht so gute Nachrichten gab es leider bezüglich der Verschiffung. Der ursprünglich angesetzte Auslauftermin ab Colón am 06.02. war schon auf den 09.02. verschoben worden, die „BALBOA“ lag am 08.02. allerdings noch irgendwo in Kolumbien vor Anker.
Wir werden morgen trotzdem wie geplant nach Cartagena de Indias fliegen, wann Ingo uns folgen wird steht momentan leider etwas in der Sternen, v.a. wenn man sich das Chaos rund um den Hafen von Colón ansieht…

Vier Wochen waren wir in Panama unterwegs, das Land tat sich aus unserer Sicht durch zwei Dinge ganz besonders hervor. Zum Einen verfügt es über die besten Straßen in ganz Zentralamerika, zum Anderen ist es das einzige Land Mittelamerikas, in dem man fast flächendeckend das Toilettenpapier nicht in einem separaten Eimer (gerne ohne Deckel…) entsorgen muss. Manchmal sind es die ganz alltäglichen Dinge, die einen Unterschied machen. Davon abgesehen hatten wir eine schöne Zeit in dem kleinen Land und können Janosch nur zustimmen. Oh, wie schön ist Panama 😃!
Südamerika – wir kommen !
Herzlichen Dank für diesen schönen Bericht und die Bilder. Wir haben sogar an Euren Hochzeitstag gedacht! Gratulation! Super, dass es so eine schöne Zeit in der doch angespannten Situation war. ToiToiToi, wird schon alles gut gehen. Wir freuen uns auf Euch in Südamerika. Herzliche Grüße