Wohl jedem, der nach Panama einreist, kommt das Kinderbuch von Janosch in den Sinn. Der kleine Bär und der kleine Tiger wollen in das vermeintliche Paradies Panama reisen, landen am Ende wieder in ihrem alten Zuhause, erkennen es nicht wieder und glauben, sie seien in ihrem Paradies angekommen. Eine eigentlich gar nicht so passende Geschichte für Reisende…

Unsere Route:

Dienstag, 07.01.2025

In Costa Rica waren wir 2 Monate, 3 Wochen, 4 Tage, 22 Stunden und 20 Minuten, die gefahrenen Kilometer sind leider nicht mehr rekonstruierbar… Die Einreise nach Panama verlief im Großen und Ganzen reibungslos, nach insgesamt ca. 1,5 Stunden waren wir in unserem 28. Reiseland mit Ingo. Unser erster Weg führte uns in die Berge, wir wollten mal wieder „normale“ Temperaturen und v.a. eine geringere Luftfeuchtigkeit. Eine durchgängig 4-spurige Straße (incl. Leuchtturm im Landesinneren 🙄) ohne Topes und Schlaglöcher empfing uns, ein guter Start !

Boquete ist lt. der „American Association for Retired Persons“ einer der besten Altersruhesitze weltweit. Hmmmm, so ganz erschloss sich uns dieser Titel nicht, für uns war es ein ganz netter kleiner Ort mit angenehmem Klima und hübscher Umgebung. Wir schlenderten ein bisschen durch das immer noch sehr weihnachtliche Städtchen, stellten Ingo für die Nacht in eine ruhige Seitenstraße und rissen alle Fenster auf.

Mittwoch, 08.01.2025 bis Freitag, 10.01.2024

Das war eine der kürzesten Etappen aller Zeiten, nur 3,5 Km weiter erreichten wir unseren nächsten Stellplatz, einen Parkplatz am Rande des Nationalparks Volcán Barú neben ein paar sehr hübschen Kletterfelsen.

In erster Linie ging es uns aber um einen ruhigen Platz, wo wir uns der Bekämpfung unseres Schimmelproblems widmen konnten. Der monatelange Regen in Verbindung mit ständiger Wärme sorgten für eine permanente Luftfeuchtigkeit um die 80%, da freuten sich die Schimmelpilze… Offen hängende Topflappen an der Wand, Schuhe, in den Schränken aufbewahrte Gürtel und Wollpullis etc., eigentlich fast alles, was aus halbwegs natürlichen Materialien besteht, war befallen. Wir machten uns mit Essig und Lappen bewaffnet ans Werk, kein besonders schöner Bestandteil des Reisens, zumal eine Veränderung der Wetterlage erstmal nicht in Sicht war. Das Frustrierendste war die Tatsache, dass wir erst eine Woche zuvor fast alle Sachen kontrolliert hatten… Entfeuchter-Granulat stand danach eigentlich ständig auf der Einkaufsliste…

Freitag, 10.01.2024

Wieder zurück nach Boquete, für einige extrem von Stockflecken befallene Sachen brauchten wir eine Waschmaschine. Der Panama Camping war eigentlich nur ein Parkplatz mit ein paar Strom- und Wassersäulen, es herrschte reger PKW Verkehr, die diversen bellenden Hunde liefen gefühlt quer durch Ingo, aber die Duschen waren sauber und v.a. bot er Wäscheservice. Für eine Nacht geht fast alles…

Das überraschend schöne Wetter nutzten wir nochmal für einen Bummel durch den Ort und den kleinen Stadtpark, wirkliche Gründe für den Status „Rentnerparadies“ fanden wir aber wieder nicht.

Die zum Zeitpunkt unseres Aufenthaltes stattfindende „Feria de las Flores y del Café“ (Messe für Blumen und Kaffee) trat tagsüber überhaupt nicht in Erscheinung, nach Einbruch der Dunkelheit änderte sich das leider schlagartig. Offensichtlich ist die Veranstaltung DAS Event in der Gegend, bei dem es allerdings weniger um Blumen und Kaffee (den es wohl gar nicht gibt…) geht, sondern um Party bis Sonnenaufgang. Um 5.00 Morgens hörte die ohrenbetäubende Musikbeschallung endlich auf, unser Platz lag ca. 1,5 Km vom Zentrum entfernt, trotzdem hatten unsere Ohrstöpsel keine Chance. Was für eine Nacht…

Samstag, 11.01.2025 bis Montag, 13.01.2025

Etwas unausgeschlafen verließen wir das angenehme Klima auf 1.200 Meter Höhe und fuhren über top ausgebaute Straße zurück in die Hitze. Unser Ziel war der kleine Ngäbe Camping direkt am 7 Km langen Sandstrand bei Las Lajas. Wir parkten unter Palmen, erholten uns von der miserablen Nacht und beschlossen, zwei Tage zu bleiben.

Es war Wochenende und wir erlebten hautnah das Freizeitverhalten der Panamaer/innen, das dem im Rest Zentralamerikas zum Verwechseln ähnelte… Samstag waren schon relativ viele Tagesgäste da, Sonntag war der Platz voll. PKW dicht an dicht, aus jedem stiegen mindestens 5 Personen bepackt mit Kühltaschen, Grill, Getränken und Strandausrüstung, bei jedem Auto stand der Kofferraum offen und die darin befindliche Musikanlage wurde aufgedreht. Selbstredend hörte jede Familie ihre eigene Musik, die im besten Fall der des Nachbarn wenigstens ähnelte. Bedingung war das nicht… Das Ganze dauerte ungefähr von 7.00 bis 19.00, 12 Stunden Dauerbeschallung aus allen Richtungen 🤪. Zwischendurch hatten wir sehr interessante Gespräche mit Chef Roy und Uwe reparierte das Kabel von Ingos Kühlerventilator, der seit einiger Zeit im Dauerbetrieb lief.

Nach so einem Tag merkt man erst wie wohltuend Stille sein kann…

Montag, 13.01.2025

Der Parque Arqueológico de Nancito ist noch nicht einmal eine Randnotiz im Reiseführer wert. Die kleine Anlage lag aber fast auf der Strecke, einen Umweg wäre sie sicher nicht wert gewesen. Bei unserer Ankunft standen wir vor verschlossenen Türen, wie scheinbar überall auf der Welt haben Museen oft Montags geschlossen. Eine nette Dame vom Haus gegenüber hatte aber einen Schlüssel und ließ uns auf das Freigelände, das Museum konnte sie uns allerdings leider nicht öffnen. Auf dem überschaubaren Areal findet man geritzte Petroglyphen aus der Zeit um 600 v.Chr. über deren Zweck lt. der Infotafel am Eingang eigentlich nichts bekannt ist 🤷🏻‍♀️. Ein netter kurzer Abstecher incl. schönen Aussichten über die Umgebung.

Unser Tagesziel erreichten wir ca. 120 Km später, wie bisher immer in Panama, über top ausgebaute Straßen. Der kleine verschlafene Ort San Francisco verfügt über einen netten Ortskern mit der viertältesten Kirche Panamas (Montags geschlossen…) und einen Badesee mit drei Wasserfällen (extrem gut besucht und mal wieder beschallt durch eine mobile Disco in PKW Form). Wir parkten Ingo am Ortsrand und verschoben die Besichtigungen auf den nächsten Morgen.

Dienstag, 14.01.2025

Der kleine Badesee „Balneario El Salto“ war ganz hübsch, richtig beeindruckend war aber die kleine Kirche, die seit 1937 historisches Denkmal ist. Sie wurde 1630 errichtet und verfügt über neun indigen beeinflusste, aufwändig geschnitzte und bemalte Altarbilder. Ein beeindruckender Raum in einem völlig unscheinbaren Gebäude, leider gab es die Erklärungen dazu aber nur auf spanisch. Der nette Herr, der als Aufpasser und Guide fungierte, gab sich aber alle Mühe mit uns…

Weiter ging es nach Chitré auf der Azuero Halbinsel, eine der ältesten Ansiedlungen Panamas, in der man lt. Reiseführer schöne Kolonialbauten und eine sehenswerte Kathedrale finden soll. So weit die Theorie. Nachdem wir Ingo irgendwo am Straßenrand untergebracht hatten, machten wir uns bei 34° auf die Suche – die leider erfolglos blieb. Die Kirche ist ganz hübsch, was man vom restlichen Stadtbild nicht behaupten kann, nach einer halbe Stunde hatten wir genug gesehen und verließen den aus unserer Sicht ziemlich hässlichen Ort.

Aus Mangel an Alternativen in der Gegend blieb uns für die Nacht nur eine Tankstelle direkt an der Landstraße, wo es im Großen und Ganzen aber leiser war als bei so mancher Stadtübernachtung, die wir schon hatten. Das sehr nette Personal ließ uns im hinteren Bereich etwas abgeschirmt von der Straße parken, hervorragend ausgeleuchtet und bewacht durch mindestens 15 Kameras… 🫣

Mittwoch, 15.01.2025

Für unsere Verhältnisse mitten in der Nacht machten wir uns um 7.15 morgens auf den Weg zu unserem ersten Zwischenstopp. In Natá, der drittältesten Stadt Panamas steht die wohl älteste intakte Kirche Zentral- und Südamerikas (16. Jhd.). Gerne hätten wir sie uns auch von innen angesehen, leider war sie aber geschlossen und jemand mit Schlüssel nicht in Sicht. Ansonsten hatte der Ort nichts zu bieten, wenn man 2-3 ganz hübsch bemalte Häuser nicht mitzählt. Also weiter.

Für einen der bekanntesten Hutmacher Panamas, den über 70 jährigen Reinaldo Quirós Soto machten wir einen 20 Km langen Abstecher Richtung Berge, ein Umweg, der sich im Nachhinein aus doppelter Hinsicht nicht wirklich gelohnt hat. Zum Einen war der Meister selbst zwar anwesend, zeigte aber wenig Interesse daran, uns etwas über seine Hüte oder deren Herstellung zu erzählen. Zum Anderen passte leider keiner der teilweise wirklich tollen Hüte, sehr schade.

Mit unseren angesteuerten Zielen und Besichtigungen in Panama hatten wir bisher nicht so ein glückliches Händchen gehabt. Entweder es war laut oder hässlich oder geschlossen oder es erfüllte einfach nur nicht unsere (wahrscheinlich zu hohen) Erwartungen.

Neuer Anlauf in El Valle de Antón. Der kleine Ort mit ca. 7.500 Einwohnern liegt in dem 6 Km breiten Krater des erloschenen Vulkans El Valle. Der Hauptgrund unseres Besuchs war der Nationalfrosch Panamas, der etwa 5 cm große und seit ca. 2004 in freier Wildbahn ausgestorbene Goldene Frosch. Das Gebiet um die Stadt war weltweit sein einziger Lebensraum.

Die erste Nacht in El Valle verbrachten wir auf einem teilweise etwas heruntergekommenen Campingplatz, auch hiervon hatten wir uns vorher mehr versprochen…

Donnerstag, 16.01.2025

Für den nächsten Tag suchten wir uns etwas hübscheres und zentraleres. Fündig wurden wir bei Connie und Chuck, die einen Teil ihres großen Gartens kostenlos Reisenden zur Verfügung stellen, incl. Waschmaschine, Dusche und Küchenbenutzung. Was für nette und gastfreundliche Menschen !

Wir packten endlich mal wieder die Fahrräder aus und fuhren zum Santuario de la Rana Dorada, einer kleinen Station am Stadtrand, die sich der Erhaltung des Goldenen Frosches widmet. Die sowieso schon sehr überschaubare Population starb vor 20 Jahren durch Pilzsporen nahezu komplett aus. Heute wird versucht den Frosch zu züchten und langfristig wieder auszuwildern. Die Zucht scheint relativ erfolgreich zu sein, von einer Rückkehr der Tiere in die Natur ist man aber noch weit entfernt.

Es gibt auch noch ein paar andere Frösche zu sehen, allesamt aber hinter ziemlich verkratzten und teilweise schmutzigen Scheiben, fotografieren war schwierig…

El Valle de Antón ist ansonsten ein ziemlich lang gezogener Ort, ein richtiges Zentrum gibt es nicht, dafür jede Menge Restaurants, Cafés und Touristen. Alles ganz hübsch, das Beste war aber das Wetter, sonnige 24° und leichter Wind, perfekt !

Wir bleiben noch mindestens einen Tag in dieser hübschen Gegend, das Umland bietet einiges an Wanderwegen und Sehenswürdigkeiten.

Unsere Verschiffung nach Kolumbien ist inzwischen gebucht, am 03.02. wird Ingo verladen, am 06.02. soll das Schiff nach Cartagena ablegen. Noch ein bisschen Zeit also um die schönen Ecken Panamas zu finden, sehr gespannt sind wir auf Panama City und den Kanal.

Zum Schluss noch eine Anmerkung „in eigener Sache“: Am 24.12.2024 erschien in der Heidenheimer Zeitung ein kurzer Artikel über uns, worüber wir uns sehr gefreut haben. Wer Interesse daran hat, kann ihn hier lesen.

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Team MaxExmo ( Steffie & Thorsten )
Team MaxExmo ( Steffie & Thorsten )
22 Tage zuvor

Oh wie schön … der neue Tigerentenlook von Ingo 💛🖤😉 um so unschöner das Schimmelproblem 🤢 habt ihr eine Klimaanlage oder einen Entfeuchter an Bord ? Wir sind gespannt, wie es mit der Verschiffung rund ums DariansGap klappt, fliegt Ihr oder nehmt Ihr den Katamaran ??? Bis dahin hoffentlich noch eine gute Zeit in Panama! Ganz liebe Grüße 🫶🏻

Tom
Tom
22 Tage zuvor

Na Ihr Abenteurer, vielleicht geht es ja Euch dann irgendwann wie Janosch s Helden, alles Gute weiterhin!!

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