Wahrscheinlich lag es an uns. Kaum waren wir an der Pazifikküste angekommen, fing es ein paar Tage später auch dort an zu regnen.

Unsere Route:

Dienstag. 24.12.2024 bis Donnerstag, 26.12.2024

Weihnachten verbrachten wir in aller Ruhe auf dem Swiss Palmgarden Campingplatz. Wir lernten, dass Leguane in Bäumen wohnen (wir hatten sie immer eher auf dem Boden und niedrigen Mauern verortet…🙄), unternahmen einen Spaziergang zum Strand und hatten nette Gespräche mit Vertretungsgastgeber Markus, ansonsten passierte nicht viel. Die nächsten Tage wollten wir eigentlich in der Gegend bleiben, alle angefragten Plätze waren allerdings voll, scheinbar war an den Geschichten über proppenvolle Strände über Weihnachten und Neujahr doch etwas dran…

Dann eben nicht, mittlerweile hatte sich auch das Wetter deutlich verschlechtert, Mittwoch schüttete es den gesamten Tag. Scheinbar haben wir mieses Wetter-Karma…

Donnerstag, 26.12.2024 bis Montag, 30.12.2024

Von den knapp 90 km Fahrtstrecke führten mindestens 70 km durch Palmölplantagen. Es gibt kaum ein klimaschädlicheres landwirtschaftliches Produkt, dazu kommen die Schadstoffe, die bei der Herstellung entstehen. Da helfen dann auch die sympathischen Straßenschilder und die Werbeplakate für Palmöl nicht viel.

Dafür war aber die gesamte Küstenstraße in top Zustand. Keine Schlaglöcher, keine abgebrochenen Seitenränder und so breit, dass sich sogar zwei LKW ohne Lebensgefahr begegnen konnten. Entsprechend schnell erreichten wir Uvita und damit den Nationalpark Marino Ballena, wir stellten uns auf den am Ortsrand liegenden Camping Casa Viva und warteten auf besseres Wetter. Richtig – es fing mal wieder an zu regnen…

Der Nationalpark ist bekannt für seine Wal- und Delphinpopulation, sowie eine Landzunge in Walschwanz Form – wie passend…

Es war Saison für Buckelwale, eigentlich waren wir genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Optimistisch buchten wir für Samstag Morgen eine Waltour, standen um 8.30 am Büro des Veranstalters und beobachteten diverse rote Aras in einem Baum auf der anderen Straßenseite, ein guter Start !

Um es gleich vorwegzunehmen, das war es mehr oder weniger mit der Fauna an dem Tag, von ein paar Delphinen abgesehen, von denen es aber kein Foto gibt. Die meisten Lebewesen, die wir zu Gesicht bekamen waren Menschen. Im Gänsemarsch auf dem Weg zu den Booten am Strand, im Eingangsbereich zum Park und v.a. hautnah auf dem etwas zu vollen Tourboot. Natur ist kein Zoo, trotzdem etwas enttäuschend, zumal wir auf dem Rückweg mal wieder eine ordentliche Regendusche abbekamen.

Am letzten Tag in Uvita passten tatsächlich das Wetter und die Ebbe zusammen, nur bei Niedrigwasser ist die Walschwanz Landzunge und damit der wohl meist fotografierte Strand Costa Ricas, zu sehen. Ein schöner Morgenspaziergang, die Drohne erledigte den Rest und wir machten uns auf den weiteren Weg Richtung Süden.

Montag, 30.12.2024 bis Freitag, 03.01.2025

Leider fuhren wir wieder die meiste Zeit durch Palmölplantagen bis zum Horizont, abgelöst nur manchmal durch Bananen rechts und Papaya links. In Palmar Sur hielten wir kurz an, um uns die im kleinen Stadtpark verstreuten Steinkugeln aus präkolumbischer Zeit anzuschauen. Der Zweck der Kugeln ist strittig, wir hofften auf etwas Erhellung im Museum der UNESCO Welterbestätte Finca 6, leider war es aber Montags geschlossen. Gut, dass wir einige Tage später wieder dort vorbei kommen würden…

Ansonsten steht in dem kleinen Ort noch eine Dampflokomotive die von 1935 bis 1976 für den Bananentransport eingesetzt wurde, davon abgesehen gibt das Dorf, wie eigentlich immer, rein gar nichts her.

Ein kurzes Stück weiter in Sierpe lag das kleine Hotel Cocodrilo, bei dem man auch campen kann. Chefin Stefanie empfing uns herzlich und wir hatten den wahrscheinlich am besten ausgestatteten „Campingplatz“ in gesamt Zentralamerika. Pool, Privatbad, eine riesige und voll ausgestattete Küche, Hängematten, überdachte Sitzmöglichkeit im Restaurant (das leider nur Frühstück anbietet), manchmal rote Aras direkt neben uns etc. – und das alles oft für uns alleine 👍. Leider lag das kleine Camper Paradies direkt an der Straße, aber was ist schon perfekt ?

Den Jahreswechsel verschliefen wir, für den 01. Januar hatten wir eine ganztägige Tour in den Corcovado Nationalpark gebucht, der Wecker würde also früh klingeln. Erstaunlich fanden wir die allgemeine Ruhe in der Silvesternacht, an jedem durchschnittlichen Samstag Abend ist mehr los. Und das, obwohl wir in der Mitte zwischen zwei Ortsteilen von Sierpe standen, durchaus also Potential für Feuerwerk und Party, uns konnte es Recht sein.

Das Herz des Südens – sehr selbstbewusst der kleine Ort…

Der Parque Nacional Corcovado ist der größte und artenreichste Nationalpark Costa Ricas. Er schützt 2,5% der weltweiten Artenvielfalt und besteht aus diversen Ökosystemen, wie Wäldern, Stränden, Korallenriffen, Sümpfen und Mangroven. Für unseren Besuch entschieden wir uns für den Sektor Sirena, in den täglich nur bis zu 100 Menschen Zutritt haben und den man entweder per Boot oder durch eine achtstündige Wanderung erreichen kann. Ohne Reservierung und einen zertifizierten Guide geht gar nichts, wir wählten (natürlich) die Anreise per Boot, den Rest erledigte „La Perla del Sur“, der größte Touranbieter in Sierpe.

Ca. eine Stunde ging es mit dem Schnellboot zunächst über den Rio Sierpe und damit durch das größte zusammenhängende Mangrovengebiet Zentralamerikas.

Nach dem Einmünden auf den Pazifik wurde die Fahrt deutlich rauher, die folgende Stunde damit nicht mehr ganz so komfortabel, wir wurden ganz schön durchgeschüttelt.

Die Rangerstation Sirena erreichten wir bei Ebbe und da es keinen Anleger gibt, hatte das einen sehr unbequemen Landgang zur Folge. Der Weg bis zum Strand über rutschige, spitze und nicht sichtbare Felsen, teilweise bis zu den Oberschenkeln im Wasser war lang, aber was tut man nicht alles, um Tiere zu sehen…

Begleitet von Carlos, unserem hervorragenden Guide, hielt sich unsere kleine Gruppe insgesamt 5 Stunden in dem Schutzgebiet auf. Wir wanderten über teilweise extrem matschige Wege durch den Wald, sahen unglaublich viele Tiere, bekamen jede Menge Informationen und hatten einen tollen Tag bei bestem Wetter.

In der Reihenfolge ihres Auftretens:

Schwarzkehltrogon (ein Verwandter des Quetzals), Mangroven-Schwarzfalke, Wildschweine mit Frischlingen, Agouti, Spinnenaffen, Eule, Nasenbären, Faultier, Kaiman, Alligator. Plus jede Menge kamerascheue Brüllaffen, vom Aussterben bedrohte Totenkopfäffchen und diverse Vögel.

Das absolute Highlight des Tages und der eigentliche Grund unseres Ausflugs nach Corcovado war aber ein Tapir. Schlafend im Wald, ca. 4 Meter von uns entfernt lag er da, offensichtlich sehr an Touristen gewöhnt und schwer zu fotografieren, aber egal – wir hatten unseren ersten Tapir in freier Wildbahn gesehen 🙂.

Die Mittagspause verbrachten wir in der Rangerstation, wo irgendwie alte Schullandheimerinnerungen wieder hochkamen. Am Eingang die aufgereihten schlammigen Schuhe der ca. 100 Besucher, drinnen alle auf Socken unterwegs, das Ambiente insgesamt eher spartanisch, mit ein paar Nehmerqualitäten könnte man in den Schlafsälen auch übernachten.

Wir traten den Rückweg an und waren froh die Nacht nicht im Stockbett, sondern in Ingo verbringen zu können, bei dem wir etwas kaputt aber um viele Eindrücke reicher am späten Nachmittag wieder ankamen. Ein toller Start in das neue Jahr und für uns einer der Höhepunkte in Costa Rica.

Freitag, 03.01.2025 bis Sonntag, 05.01.2024

Da am vergangenen Montag die Finca 6 geschlossen hatte, steuerten wir die kleine archäologische Stätte noch einmal an. Im Nachhinein hätten wir uns den Besuch sparen können, schlauer waren wir dadurch auch nicht geworden. Zu der Anlage gehört ein kleines Museum und ein parkähnliches Areal auf dem nur noch 6 der Original Steinkugeln zu sehen sind, der Rest sind Replikas. Die Kugeln stammen aus der Zeit zwischen 800 und 1.500 n. Chr., die größten haben einen Durchmesser von 2,66 m. Ihr Zweck ist unklar, was auch daran liegt, dass viele der Kugeln nicht mehr an ihren Originalplätzen liegen. Vermutlich dienten sie als Symbol der Macht und/oder hatten astronomische Zwecke. Auf der Finca 6 ist sind Reste einer Reihe in exakter Ost-West Ausrichtung erhalten. Ein netter Zwischenstopp, aber aus unserer Sicht keinen Umweg wert.

Das Areal ist umgeben von Bananenplantagen, interessant fanden wir die Seilbahn für den Transport der Ernte, die quer durch die Ausgrabung läuft.

Die Fahrtstrecke zu unserem Tagesziel betrug eigentlich nur knapp 40 Km, leider lag dazwischen aber eine für Ingo völlig untaugliche Fähre über den Rio Sierpe, was einen Umweg von 60 Km zur Folge hatte. Wir befanden uns auf der Osa Halbinsel, der wohl touristisch unerschlossenste Teil Costa Ricas, ausgenommen vom gut vermarkteten Corcovado Nationalpark. Das Straßennetz ist dünn, Ortschaften gibt es wenige, wenn überhaupt ein paar Hotels und Lodges. Die Straße im Norden der Halbinsel war aber erstaunlich gut, die zwei bis drei beachtlichen Asphalt Abbrüche waren zu vernachlässigen…

Wir wollten zum Playa Blanca, einem Strand den eigentlich fast jeder Langzeit-Reisende ansteuert, aus gutem Grund. Er ist durch den abwechslungsreichen Bewuchs ausgesprochen hübsch, die Lage am Golfo Dulce macht das Meer angenehm ruhig, der Strand ist wie immer extrem flach, er ist nicht überlaufen und wird in erster Linie von einheimischen Tagesgästen besucht, selbst am Wochenende ist alles entspannt und man kann kostenlos direkt am Wasser übernachten.

Das absolute Highlight des Strandes sind aber die bis zu 90 cm groß werden Scharlacharas, die sich sehr zahlreich in unmittelbarer Nähe in den Bäumen um einen herum aufhalten. Wir können uns an diesen wunderschönen Tieren nicht sattsehen, auch wenn ihr Geschrei so gar nicht zu ihrem hübschen Äußeren passt.

Es gefiel uns so gut, dass wir gleich drei Tage blieben. Die hauptsächlichen Aktivitäten bestanden aus Spanisch Training mit den ausgesprochen netten Menschen um uns herum, der Beobachtung des kommenden und gehenden Meeres und der Aras und Tukane um uns herum. Was für ein herrlich entspanntes Fleckchen und ein toller Abschluss in Costa Rica, am 07.01. wollen wir nach Panama einreisen.

Wir bitten um Nachsicht wegen dem doch ziemlich Ara-lastigen Beitrag…

Unser kurzes Resümee zu Costa Rica: Die sog. Schweiz Zentralamerikas hat sich „pura vida“ auf die Fahnen geschrieben. Den Spruch hört man im Durchschnitt ungefähr drei Mal am Tag, wörtlich übersetzt „das pure Leben“, bedeuten kann er alles: Hallo-Tschüss-Gern geschehen-Macht nichts-Willkommen etc. etc. Passt immer… Für uns war Costa Rica ein durchwachsenes Erlebnis. Die Menschen fast immer nett und freundlich, die Tier- und Pflanzenwelt wahnsinnig faszinierend und abwechslungsreich, schöne Strände (wenn man das mag), die Städte durch die Bank hässlich, das Leben teuer (bis auf den Diesel), das Wetter eine Katastrophe genauso wie die meisten Straßen. Prinzipiell reichen wahrscheinlich 3-4 Wochen, um das Wichtigste gesehen zu haben, vorzugsweise im Jimny mit Dachzelt. Wer sich fragt, wohin Suzuki die vielen kleinen Sympathieträger verkauft hat, nach Costa Rica! Knapp 3 Monate sind wir kreuz und quer durch das kleine Land gereist, dabei wetterbedingt auch viel gestanden, jetzt sind wir neugierig auf Panama.

Und zum Schluss noch eine kleine Umfrage aus reiner Neugier:

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Tanja und Gunnar
Tanja und Gunnar
11 Tage zuvor

Klasse. Vor allem das Wort „Nehmerqualitäten“ im Schlafsaal und auch das Fazit trifft es sehr gut. Wobei wir deutlich besseres Wetter hatten. Toll, dass Euer Corcovado Ausflug so Tierreich war. Herzliche Grüsse

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