Das Wetterchaos schien sich beruhigt zu haben, die Sonne schien und die Sandpiste im Lower Butler Wash war befahrbar.

Donnerstag, 02.03.2023

Eigentlich wollten wir Felsenwohnungen und Pueblos entlang des Lower Butler Wash bei Bluff besichtigen und die Nacht in der tollen und einsamen Gegend verbringen. Leider trennte uns aber ein momentan wasserführender und nicht passierbarer Canyon von den Höhlen und Behausungen. Das einzige, was wir fanden, war ein schöner Übernachtungsplatz mit Blick in die schneebedeckten Berge und eine einsame kleine Lehmhütte im Canyon.

Freitag, 03.03.2023

Nach einer wundervoll ruhigen Nacht erreichten wir gegen Mittag das National Monument „Canyon de Chelly“, gesprochen „Canyon d‘Schey“. Den Boden dieser beeindruckenden und wie aus dem Nichts auftauchenden Schlucht darf man so gut wie überall nur in Begleitung eines Navajo betreten, aber die Aussichten von oben sind schon spektakulär genug. Wir entschieden uns für die südliche Panoramastraße mit diversen viewpoints in den immer tiefer werdenden Canyon.

Die vielen, z.T. über 1.000 Jahre alten Felsenbehausungen der Pueblos waren leider immer weit weg oder gar nicht zu entdecken. Der einzige Weg, den man alleine im Canyon gehen darf, der „White House Trail“ zu einer gut erhaltenen Ruine, war dummerweise gesperrt – wie auch der dazugehörige Aussichtspunkt. Wir begnügten uns also mit dem Fernglas und unscharfen Fotos…

Am Ende der ca. 25 Km langen Sackgasse hatte Lui noch ein bisschen Spaß in den Schneeresten bevor wir uns auf den Rückweg machten.

Wir befanden uns auf Navajo Land, frei stehen war damit unmöglich, der zum Park gehörende Cottonwood Campground war aber für eine Nacht völlig OK. Von den 92 Stellplätzen waren nur 22 geöffnet, wir waren die einzigen Gäste und die Streuner hielten sich in Grenzen. Seit dem Monument Valley haben wir es wieder mit frei laufenden Hunderudeln zu tun, nichts was wir unbedingt brauchen…

Insgesamt hat uns der Canyon de Chelly beeindruckt. Durch den grünen und z.T. landwirtschaftlich genutzten Boden und die fast völlige Abwesenheit von Touristen vermittelt er eine unglaublich friedliche Stimmung in phantastischer Natur – zumindest zu dieser Jahreszeit.

Samstag, 04.03.2023

Nach ungefähr 150 Km geradeaus durch mehr oder weniger langweilige Landschaften erreichten wir den „Petrified Forest“ Nationalpark.

Wir begannen mit dem nördlichen Teil, der „Painted Desert“. Tatsächlich sah die Wüstenlandschaft aus versteinerten Sanddünen teilweise aus wie angemalt und das auch noch mit völlig unnatürlichen Farben. Der Effekt entsteht durch eisenhaltige Mineralien in den Sedimenten, die eine erstaunliche Farbpalette hervorbringen.

Auf dem Weg in den südlichen Teil des Parks, in dem man die meisten der versteinerten Bäume findet, fuhren wir eine Schleife zu den „Blue Mesa“. Wie schon in der bunten Wüste geben auch hier die Fotos die tatsächlichen Farben nicht annähernd wieder. Das Blaugrau der Badlands war in Natura sehr viel intensiver…

Auf dem Weg zu unserem Übernachtungsplatz sahen wir (mal wieder…) ein paar Petroglyphen und die ersten versteinerten Holzstücke.

Kurz nach dem Südausgang des Parks erreichten wir den Crystal Forest Souvenirshop mit angegliederten kostenlosen Campingplatz (sofern man keinen Strom braucht). Irgendwie skurril, halb verfallen, aber doch noch in Betrieb, mit reichlich versteinertem Holz überall verteilt, v.a. aber als Stellplatz alternativlos in der Gegend.

Auf einer etwas abgelegenen Schotterfläche hatten wir Platz genug, um Ingo richtig in den Sturm zu stellen, der uns schon den ganzen Tag begleitete und verbrachten so eine halbwegs ruhige Nacht.

Sonntag, 05.03.2023

Tag zwei im Park war nicht weniger faszinierend.

Unser erster Stopp bei der „Agate Bridge“ war allerdings für unseren Geschmack zu sehr „hergerichtet“. Ein 270 Mio. Jahre alter (!!!) Baumstamm bildet eine Brücke über einem kleinen Bach. So weit so gut, leider wurde das Ganze aber inzwischen mit Beton verstärkt, damit das gute Stück nicht bricht und Touristen wie wir weiterhin ihre Fotos machen können…

Unser anschließender Spaziergang im „Chrystal Forest“ gefiel uns weitaus besser. Der Name ist Programm, unzählige versteinerte Baumscheiben, Stämme und Stücke liegen verstreut in der Gegend, die meisten davon schillern durch eingeschlossene Quarz- und Amethyst-Kristalle in den buntesten Farben. Einige der über 200 Mio. Jahre alten Reste eines riesigen Urwalds sehen immer noch aus wie frisches Holz und man muss sie anfassen, um zu merken, dass man es mit Stein zu tun hat.

Im Gegensatz zu den vielen Souvenirs aus „Petrified Wood“, die im und um den Park verkauft werden (vom online Handel ganz zu schweigen), kann man sich hier auch sicher sein, echte Fossilien vor sich zu haben. Offensichtlich ist es seit 2005 möglich, versteinertes Holz in ein paar Stunden im Labor herzustellen… Die Teile hier waren schon zu Kristall versteinert, bevor 135 Mio. Jahre später T. Rex darüber hinweg stapfte. Unvorstellbar…

Wir verließen den Nationalpark und fuhren wieder kilometerweit geradeaus durch die Prärie.

In Hollbrook bogen wir auf eine ellenlange, genauso langweilige Schotterstraße ab und standen nach ca. 20 Km plötzlich vor dem „Chevelon Canyon“. Wir parkten Ingo etwas abseits der Piste, erkundeten die Gegend, sahen den ganzen Tag über ungefähr 5 Autos und verbrachten eine zwar stürmische, aber ungestörte Nacht.

Montag, 06.03.2023

Und wieder machte uns der Winter einen Strich durch die Rechnung. Die eigentlich geplanten Übernachtungsplätze im Wald kurz vor dem „Walnut Canyon“ waren allesamt nicht zugänglich. Die Schneereste und das Schmelzwasser hatten das gesamte Areal in eine matschige und unpassierbare Angelegenheit verwandelt. Schade, damit entfiel zunächst der Besuch des Canyon, wir mussten in dieser Winterlandschaft erst einmal nach Alternativen suchen.

Fündig wurden wir ein paar Kilometer weiter im „Coconio National Forest“. Erstaunlicherweise lag hier kaum noch Schnee und die Wege aus schwarzem Lavasand waren trocken. Ingo stand mal wieder richtig herum im Sturm, der uns umgebende Wald war unspektakulär, bot aber schöne Aussichten, eigentlich alles gut. Hätten wir nicht ein paar „Sportschützen“ in der Nachbarschaft hinter dem nächsten Hügel gehabt…

Saftige Strafen für das Zerschießen eines Schildes, v.a. aber für die Zerstörung der Leitung. Wenn das in Deutschland auch so wäre, würden viele Baggerfahrer im Gefängnis sitzen… 🤣

Dienstag, 07.03.2023

Nach 15 Minuten waren wir am Besucherzentrum des Walnut Canyon National Monument, bekamen die Info, dass einer der Wanderwege wegen des Schnees teilweise gesperrt ist und machten uns auf den Weg. Wir wollten endlich Felsenwohnungen sehen !

Über 273 Stufen abwärts erreichten wir nach ca. 1 Km die über 900 Jahre alten „cliff dwellings“ der „Sinagua“, übersetzt „Menschen ohne Wasser“. Ca. 60 m musste das nicht immer vorhandene Wasser vom Grund des Canyons zu den Behausungen gebracht werden, schwindelfrei und fit sollte man als Bewohner gewesen sein.

Der Weg zurück zum Besucherzentrum führte leider auf dem gleichen Weg zurück, 273 Stufen aufwärts…

Die anschließend geplante Besichtigung von Flagstaff entfiel, Lui hatte Magen- und v.a. Darmprobleme und wir wollten ihn nicht so lange alleine im Auto lassen. Eigentlich hatten wir uns einen Stellplatz im National Forest kurz hinter der Stadt ausgesucht, leider waren die Wege durch die Schneemassen der letzten Zeit aber zum größten Teil noch nicht einmal sichtbar, geschweige denn befahrbar.

Wir fuhren weiter Richtung Grand Canyon und hofften auf Besserung. Von relativ wenig Schnee, über sehr viel und wieder wenig, bis gar keinen – für die Stellplatzsuche machte das alles keinen Unterschied.

Die Krönung kam gegen Ende. Der Sandweg zu den Stellplätzen im Wald war trocken und steinhart, die Plätze leider nicht. Nach ein paar Kilometern Besichtigung von Matsch-Arealen unterschiedlicher Größe ging es für Ingo nicht weiter, die Piste wurde schlammig. Umdrehen keine Chance, rechts und links war alles tiefer aufgeweichter Schlamm, also alles rückwärts zurück. Das toppte unsere bisherigen Rückwärtsfahrten in Griechenland und der Türkei um Längen. Kompliment an den Fahrer ! 😘

Wir beschlossen bis zum sog. South Rim des Grand Canyon zu fahren und gingen davon aus, daß der einzige offene staatliche Campingplatz im Nationalpark ein Plätzchen für uns hat. Bei 327 Plätzen und einem Dienstag im Winter ja nicht unwahrscheinlich. Dem war aber leider nicht so, alles voll-zumindest für unsere Größe 😳. Die einzige Alternative war ein privater Platz im Park, die 123 Plätze zu gut 3/4 belegt, häßlich und v.a. mit 85 $ völlig überteuert. Aber es half ja nichts… Wir nahmen einen Stellplatz in der hintersten Ecke und hatten so wenigstens ein bisschen Privatsphäre.

Wie es in diesem extrem touristischen und vermarkteten Park in der Saison zugeht, möchten wir uns nicht vorstellen. Ca. 7 Mio. Menschen besuchen den Park jährlich, das sind ungefähr 19.200/Tag. Und die meisten kommen nicht im März… Selbst dieser überteuerte Campingplatz hier rät zu einer Reservierung 1 Jahr im Voraus für die Monate Mai – Oktober.

Mittwoch, 08.03.2023

Nachdem Uwe unsere am Boden festgefrorenen Auffahrhölzer losgeeist hatte und der vierbeinige Morgenbesuch wieder gegangen war, machten wir uns auf den kurzen Weg zu einem der größten Naturwunder der Erde.

Auch hier hatten wir natürlich Bilder und Erwartungen im Kopf, die aber allesamt nicht mit dem mitkamen, was wir dann gesehen haben.

Der über 450 Km lange und bis zu 1.800 m tiefe Canyon ist so unbeschreiblich riesig, vielfältig, bunt und zerklüftet, daß Fotos wirklich nur einen annähernden Eindruck davon vermitteln können. Wir starteten mit dem „Mather Point“, einem Aussichtspunkt direkt am Visitor Center und fuhren danach die 35 Km lange Panoramastraße „Desert View“ bis zum Ostausgang des Parks, unterbrochen von vielen viewpoints mit unterschiedlichen Perspektiven in die Schlucht.

Den westlichen Teil hoben wir uns auf für unseren nächsten Besuch Ende September, wenn wir mit unserer Freundin Silke und Jutta nochmal in dieser Gegend unterwegs sein werden. Auf jeden Fall ein beeindruckender Besuch, auch wenn das Ganze extrem vermarktet und touristisch ist und für diese Jahreszeit auch ziemlich voll war.

Zwischendurch trafen wir noch Michi und Andy mit Emma (www.emmaontour.eu). Emma hatten wir schon im Petrified Forest auf dem Parkplatz gesehen, diesmal hat es auch mit einem Treffen der dazugehörigen Menschen gepasst. Eine nette Begegnung, die sich hoffentlich bald mit mehr Zeit irgendwo wiederholt.

Anschließend starteten wir mit der Stellplatzsuche in der verschneiten Umgebung des Parks, genauso erfolglos wie am Tag zuvor.

Kurzerhand fuhren wir bis kurz vor Page und fanden einen Platz auf BLM Land am Marble Canyon vor dem wunderschönen Vermilion Cliffs National Monument. Leider mal wieder/immer noch stürmisch und in Sichtweite der Straße, aber die Kulisse hat dafür locker entschädigt.

Donnerstag, 09.03.2023

Ohne Stellplatz-Such-Streß fuhren wir morgens nochmal ein paar Kilometer zurück zum wirklich sehr hübschen Marble Canyon. Die ursprüngliche Brücke über den Little Colorado River wurde 1929 errichtet und ersetzte eine bis dahin genutzte Fährverbindung. Sie war damals die einzige Möglichkeit auf 950 Kilometer, den Fluß zu überqueren. Erst 1995 wurde die neue Brücke fertiggestellt, die alte dient heute nur noch als Fußgängerübergang.

Die extrem seltenen (und durchnummerierten) kalifornischen Kondore taten uns leider nicht den Gefallen sich in die Lüfte zu erheben. Sie saßen weit weg unter einem Brückenpfeiler und sonnten sich. Vom größten Landvogel Nordamerikas gibt es nur ca. 500 Exemplare, die in Arizona, Utah, Kalifornien und der Baja California leben. Mit einer Spannweite zwischen 2,50 und 3,00 Metern, einer Länge von bis zu 1,25 Metern und einem Gewicht zwischen 8 und 14 Kg wirklich beeindruckend große Tiere. Auch wenn sie nur rumsitzen… Am Tag zuvor hatten wir das Glück sie fliegen zu sehen, natürlich ohne griffbereite Kamera…

Und wieder landeten wir im Schnee… Auf unserer Fahrt nach Kanab passierten wir nicht nur die gesperrte Straße zum North Rim des Grand Canyon, sondern auch mal wieder diverse zugeschneite Waldwege und Campingplätze.

Danach wurde der Schnee weniger, dafür fuhren wir kilometerlang durch verbrannte Wälder. Die Waldbrände der letzten Jahre haben ihre Spuren bis zum Horizont hinterlassen-kein schöner Anblick.

Kurz hinter Kanab fanden wir einen netten Platz für die Nacht auf BLM Land in der Seaman Canyon Road. Das Problem war der Untergrund und die Wettervorhersage, roter Sand und Regen vertragen sich nicht besonders gut und bilden sofort eine schmierige Masse, die nicht mehr befahrbar ist. Da ab Freitag starke Niederschläge vorausgesagt waren, parkten wir am Anfang des Areals. So hatten wir zwar etwas Straßenlärm, aber auch nur eine kurze Strecke bis zu festem Untergrund.

Freitag, 10.03.2023

Das Wetter in dieser Gegend war uns nicht wohlgesonnen. Wie schon vor gut 2 Wochen regnete es und machte damit diverse Ziele unerreichbar. U.a. gab es am Bryce Canyon reichlich Neuschnee und damit Sperrungen, im Zion Nationalpark regnete es und der Cottonwood Canyon war eine einzige Schlammwüste. Wir verschoben ein paar Ziele auf September, bzw. strichen sie zähneknirschend ganz von unserer Liste und fuhren mal wieder nach Page.

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Gerd Rother
Gerd Rother
1 Jahr zuvor

Bei unserem Besuch in den 3 genannte Bundes Staaten, haben wir uns die von Euch beschriebenen Wetterlagen nicht vorstellen können !
Wir haben uns damals einen Helikopter Flug über den Grand Canyon geleistet, unvergesslich!

Tanja
1 Jahr zuvor

Tolle Bilder und wieder zum Mitreisen geschrieben. Danke schön.

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