Hopkins ist ein netter kleiner ehemaliger Fischerort mit leicht angegammeltem Charme und ziemlich entspannten Bewohnern.
Unsere Route:
Freitag, 26.07.2024
Für unsere zweite Nacht in Hopkins verließen wir den relativen lauten Restaurantparkplatz des Swinging Armadillo und fuhren zum nächsten Restaurant. Dieses Mal allerdings ca. 2 Km abseits des eigentlichen Zentrums am südlichen Ende des Ortes. Auch das Bahay Fiesta bietet die Möglichkeit auf dem Parkplatz zu übernachten, bei Verzehr kostenlos.
Für die Erkundung des ungefähr 5 Km langen Städtchens und ein paar Erledigungen mieteten wir uns direkt nebenan für ein paar Stunden ein Golf Cart. Belizetypisch und praktisch, aber auch ziemlich laut und irgendwie ein bisschen…beknackt.
Die Innenstadt von Hopkins ist eine bunte Mischung aus mehr oder weniger intakten Häusern, im Süden reihen sich Hotels und die Villen der US Amerikanischen Expats aneinander.
Die Atmosphäre der Stadt konnte in unseren Augen bei Weitem nicht mit Caye Caulker mithalten, zwei Tage reichten uns, wir fuhren weiter.
Samstag, 27.07.2024 bis Sonntag, 28.07.2024
Wir wollten an der Küste bleiben, die leichte Seebrise machte das schwül-heiße Tropenklima zumindest etwas erträglicher. Ein paar Kilometer weiter südlich stießen wir auf das Lost Reef Ressort am Rande eines nicht erwähnenswerten winzigen Kaffs. Die kleine Anlage bestach durch Schatten, Pool, Restaurant und Wind, der Preis toppte allerdings auch alles bisher in Belize dagewesene. Die Nähe zur 25 Km langen Halbinsel Placencia machte sich bemerkbar, ein schmales Stück Land, das in erster Linie von wohlhabenen US Amerikanern bewohnt wird. Wir pendelten ein bisschen zwischen Ingo und Pool hin und her, sofern die Moskitolage es zuließ, ansonsten passierte nicht viel.
Montag, 29.07.2024
Der Hummingbird Highway (Kolibri Straße) ist angeblich eine der schönsten Strecken in Belize. Er schlängelt sich entlang der Maya Mountains durch sattes Urwaldgrün entlang großer Zitrusplantagen und sonstiger landwirtschaftlicher Flächen. Auf unserem Weg Richtung Belmopan bekamen wir davon leider nicht viel zu sehen, es war extrem wolkenverhangen und diesig.
Ein bisschen konnten wir aber erahnen, was wir verpassten, wir entschädigten uns mit zwei Einkaufsstopps entlang der Strecke. Der erste war die Fabrik von Marie Sharp‘s, ihre Habanero Sossen stehen wirklich in jedem Restaurant in Belize auf den Tischen. Die Habaneros gehören zu den weltweit schärfsten Chilisorten, entsprechend sind die Soßen für durchschnittliche Mitteleuropäer wie uns nur in homöopathischen Dosen zu genießen, dann aber sehr lecker. Der Fabrikverkauf war sympathisch unprofessionell, nachdem man den Pausenraum der Mitarbeiter durchquert hatte, stand man in einem kleinen Hinterzimmer, einer Kombination aus Warenlager, Büro und drei Regalen mit unterschiedlichen Sossen und (nicht scharfen 😉) Marmeladen.
Stopp Nr. 2 war bei The Country Barn, einem kirchlichen Projekt, das im Rahmen einer Molkerei Jugendlichen Arbeitsplätze und Ausbildungen bietet. Wir waren glücklich mal wieder Joghurt zu bekommen, ein Produkt, das in den überwiegend chinesisch geführten Supermärkten eher selten zu finden ist. Ein angenehmer Nebeneffekt war das leckere Eis, bei wie immer über 30° C eine nette Abkühlung.
Unser Quartier für die Nacht bezogen wir auf dem Parkplatz des nur 2 Km2 großen St. Hermann‘s Blue Hole Nationalparks, dessen Hauptattraktionen diverse Höhlen und zwei bis zu 30 m tiefen Dolinen sind.
Dienstag, 30.07.2024
Über einen kurzen Dschungelpfad erreichten wir St. Herman‘s Cave, eine der wenigen Höhlen in Belize, in die man ohne Führer darf, zumindest 60 m weit. Für alles was danach kommt braucht man auch hier einen Guide. Wir, d.h. eigentlich nur Uwe, begnügte sich mit den ersten stockdunklen Metern und fand das Ganze nicht besonders spektakulär.
Die zweite Hauptattraktion des Parks, das Blue Hole, war wegen der vergangenen starken Regenfälle eher ein Green Hole mit ziemlich trübem Wasser, für eine eiskalte Abkühlung aber absolut perfekt.
Auf unserem Weg zu der kleinen Ortschaft Spanish Lookout hielten wir mal wieder an einem (chinesisch geführten) Supermarkt, die Bilder sprechen für sich. Dass man in diesen Läden nichts tiefgefrorenes kaufen kann, weil nachts die Truhen ausgeschaltet werden, um Strom zu sparen, weiß in Belize jeder…
Spanish Lookout ist eine landschaftlich zwar schön gelegene aber nicht besonders hübsche Gemeinde mit 2.000 Einwohnern, hauptsächlich Mennoniten.
„Die Nachfahren deutscher und niederländischer Auswanderer leben allein nach den Gesetzen der Bibel. In Belize nahm man die erfahrenen Landwirte offen auf, sie liefern einen Großteil der Nahrungsmittel. Die Mennoniten leben zurückgezogen in Kolonien und sprechen ein altes Plautdietsch. Besonders Konservative lehnen nicht nur moderne Technik ab, sondern auch Musik, Kartenspielen und Alkohol.“ (aus „Die Welt“)
Das Hauptfortbewegegungsmittel bei den eher konservativen Gruppen sind Pferdekutschen, die Männer tragen Latzhosen, Hüte und Bärte, die Frauen lange Kleider und geflochtene Haare. Die Mennoniten werden in Belize auch wegen ihrer handwerklichen Fähigkeiten geschätzt, sie sind v.a. ausgezeichnete Zimmerleute. Auch wirtschaftlich sind sie sehr erfolgreich, weshalb sie scherzhaft auch „Moneynites“ statt „Menonites“ genannt werden.
Wir freuten uns v.a. über den gut sortierten Metzger (mit funktionierenden Kühltheken) und den zum Ort gehörenden Country Park. Unter der Woche kann man auf dem großen und sehr gepflegten Gelände kostenlos campen, theoretisch auch am hinteren Seeufer mit einzelnen Plätzen, ausgestattet mit Picknicktischen und Sonnendächern. Für uns leider nicht erreichbar, Ingo blieb mal wieder im Wald stecken, also alles wieder rückwärts zurück durch die tiefen Äste. Im Anschluss war das Dach voll mit Grünzeug – und Ameisen…
Wir parkten auf einem nicht ganz so hübschen Platz neben einer offenen Halle, dafür mit festem Untergrund und freier Sicht zum Himmel für unser starlink.
Mittwoch, 31.07.2024
Beim Farmers Trading Center in Spanish Lookout legten wir einen kurzen Einkaufsstopp ein. Ein gut sortiertes und v.a. sauberes „hier-gibt-es-alles-Geschäft“, eine Wohltat nach den unhygienischen Supermärkten der letzten Zeit.
Im Geschäft sprach uns ein Mann auf Deutsch wegen unseres Autokennzeichens an, aus der Nähe von Heidenheim käme sein Freund und Nachbar hier in Belize, im Laufe des Gesprächs lud er uns für den Abend zu sich und seiner 12 köpfigen Familie nach Hause ein. Alex und seine Familie gehören einer Freikirche an, wir erlebten eine sehr herzliche Gastfreundschaft und erhielten Einblicke in ein für uns völlig fremdes Leben. Eine der Töchter unternahm mit uns eine Kutschfahrt durch die in der Nachbarschaft liegende Amish Siedlung, eine Erfahrung, die wir alleine nie hätten machen können.
Die Familie gab vor ein paar Jahren ein gut situiertes Leben in Deutschland auf, rodete in Belize ein Stück Dschungel und lebt seitdem nach christlichen Glaubensgrundsätzen ein bestimmt nicht immer einfaches, aber glückliches Leben. Wir sind sehr dankbar für diese Begegnung (von der es hier aus Rücksicht auf die Privatsphäre keine weiteren Fotos gibt) !
Donnerstag, 01.08.2024 bis Freitag, 02.08.2024
Wir verbrachten eine ruhige Nacht auf der Farm unserer Gastgeber, verabschiedeten uns am frühen Nachmittag und machten uns auf den Weg nach San Ignacio, angeblich eine der schönsten Städte von Belize. Für die folgenden zwei Nächte quartierten wir uns auf dem relativ zentral gelegenen Mana Kai Camping ein.
Entweder wir haben die schönen Ecken der Stadt nicht gefunden oder die Geschmäcker sind wie so häufig einfach verschieden, wir konnten San Ignacio nicht viel abgewinnen. Außerdem müffelte es fast in der ganzen Stadt aus den offenen Abwasserkanälen. Immerhin gelang es uns aber, das etwas umständliche Verfahren zur Erlangung eines Camping Permits für das Mountain Pine Ridge Forest Reserve zu meistern. Zuerst zur Forstbehörde, Zettel ausfüllen und Pässe zeigen, dann zur Amtskasse im Polizeigebäude zum Bezahlen und wieder zurück, um das Permit zu bekommen. Zwischen den Gebäuden liegen ca. 300 m, ein steiler Berg und sonnige 33°. Was tut man nicht alles, um im Wald campen zu dürfen…
Samstag, 03.08.2024 bis Montag, 05.08.2024
Das Mountain Pine Ridge Forest Reserve wurde 1944 zum Schutz der heimischen Kiefernwälder gegründet und umfasst ca. 430 Km2. Es ist vom Rio Frio durchzogen und beinhaltet diverse Wasserfälle und mehr oder weniger zugängliche Höhlen. Unser erster Stop war bei den Big Rock Falls, einem ganz hübschen Wasserfall, den man über steile Treppen ca. 80 m abwärts erreicht.
Weiter ging es zu Rio on Pools, diversen natürlichen Becken im erfrischend kalten Rio Frio, umgeben von ein paar kleinen Wasserfällen. Auch hier verzichteten wir auf ein abkühlendes Bad, das verschoben wir auf den Rückweg am Montag, wenn wir das Gelände vermutlich für uns alleine haben würden.
Unser Stellplatz für die nächsten beiden Nächte befand sich nur ein paar Km weiter in Augustine, einem verlassenen „was-auch-immer“. Wofür man hier das mühsam erworbene Permit benötigte, erschloss sich uns nicht, es handelte sich um im Wald verstreute verfallene Häuser sowie einen aufgegebenen und teilweise überwucherten Campingplatz. Was das Ganze einmal war konnten wir leider nicht herausfinden, die superschlaue künstliche Intelligenz bot diverse Erklärungen. Vom ehemaligen Holzfäller Dorf über Wegzug der Bevölkerung wegen der abgeschiedenen Lage bis zur Evakuierung wegen eines Staudammprojekts war alles mögliche dabei… Wir parkten Ingo irgendwo zwischen den Häusern, unsere einzige menschliche Gesellschaft war Watchman Rafael, der bis Montag auf uns aufpassen würde. Ob wir den tierischen Bewohner, der seine Spuren auf dem Weg hinterlassen hatte, treffen würden blieb abzuwarten.
Den Sonntag begannen wir mit einer halbstündigen Wanderung zur Rio Frio Cave, immer begleitet vom Lärm der ca. 7 cm großen Montezuma Zikaden.
Deutlich hübscher waren die vielen Schmetterlinge die uns begleiteten, v.a. der Blue Morpho und der Morpho Polyphemus (🤓), beide mit einer Flügelspannweite zwischen 10 und 15 cm. Wegen der bekannten Kameraproblematik gilt unser Dank an dieser Stelle „Pixaby“.
Die sehenswerte Rio Frio Kalksteinhöhle ist 240 m lang, 40 bis 50 m breit und 30 m hoch. Im Inneren ist sie angenehm gut erschlossen und bietet v.a. genug Tageslicht, um den Anblick der unterschiedlichen Felsformationen und des durchfließenden Rio Frio ohne Taschenlampe genießen zu können.
Kleine Randnotiz: Natürlich sahen wir an beiden Tagen weder Puma noch Jaguar…
Montag, 05.08.2024
Als wir gerade losfahren wollten, trafen wir auf eine Gruppe Ranger, die uns noch über die Geschichte der Siedlung aufklärten, es handelte sich tatsächlich um ein verlassenes Holzfällerdorf.
Bzgl. Rio on Pools war unsere Rechnung aufgegangen, am Montag Vormittag hatten wir die Becken für uns alleine.
Unser letztes Ziel in Belize war der Parrots Peak, das Zuhause von Laurie und Bill, die auf ihrem Grundstück Reisenden Stellplätze anbieten. Abgesehen vom Pool, dem super gepflegten Grundstück, der heißen Dusche, der schönen Aussicht und den vielen Papageien, war es v.a. die herzliche Gastfreundschaft der beiden, die den Aufenthalt unvergesslich werden ließen. Wir fühlten uns von der ersten Minute an willkommen, teilten Küche und Tisch und gewannen in der kurzen Zeit unseres Aufenthaltes zwei neue Freunde. Danke Laurie und Bill !
Morgen werden wir das Land verlassen und nach Guatemala einreisen. 30 Tage waren wir in dem kleinen Land, das außerhalb von Belize eigentlich kaum jemand so richtig auf dem Zettel hat bzw. kennt. Uns hat es im Großen und Ganzen gut gefallen, wir hatten tolle menschliche Begegnungen und zumindest im Westen gefiel uns auch die Landschaft gut. „No shirt, no shoes, no problem“ zieht sich durch, die Atmosphäre empfanden wir eigentlich überall als ziemlich entspannt. Was uns ein bisschen geschockt hat, waren die hygienischen Zustände in den (chinesisch geführten) Supermärkten, in denen man nichts Tiefgefrorenes kaufen kann (s.o.), das Brot in den Regalen verschimmelt und man eigentlich nichts anfassen mag, weil alles irgendwie klebt.
Wir sind froh, uns für Belize Zeit genommen zu haben und nicht nur zügig durchzufahren, wie es die meisten Reisenden machen. Alles in allem ein sympathisches kleines Land !