In Belize sind wir in 4 Wochen, 23 Stunden und 24 Minuten genau 900 Km gefahren, damit hatten wir die erlaubte Aufenthaltsdauer fast zu 100% ausgenutzt, jetzt freuten wir uns auf Guatemala.
Unsere Route:
Mittwoch, 07.08.2024
Die Ein- und Ausreise liefen völlig problemlos, nach ca. 1 Std. waren wir mit allen nötigen Stempeln und Papieren in unserem 23. Reiseland mit Ingo. Die Topes hießen plötzlich Túmulo, was übersetzt eigentlich „(Grab)hügel“ bedeutet, hoffentlich war das kein schlechtes Omen 🫣.
Der erste Eindruck setzte sich ansonsten aber fort, alle Menschen, auf die wir trafen waren super nett und freundlich, an unserem Stellplatz in Santa Elena wurde Uwe per Handschlag von einem Polizisten begrüßt. Für die Nacht richteten wir uns auf einem großen Parkplatz ein, nicht hübsch, auch nicht übermäßig ruhig und direkt vor einer Landebahn, aber super gelegen um zu Fuß zu der kleinen Inselstadt Flores zu gelangen.
Donnerstag, 08.08.2024
Über einen 500 m langen Damm erreicht man den winzigen Ort Flores, dessen Uferpromenade durch den manchmal stark schwankenden Pegel des Lago Petén Itzá momentan fast komplett unter Wasser steht. Das Städtchen ist mit seinen bunten Häusern und engen Gassen ausgesprochen hübsch, aber auch sehr überschaubar. Nach zwei Stunden inkl. Kaffeepause hatten wir das Gefühl, alles gesehen zu haben. Wir beschlossen, keine weitere Nacht auf unserem relativ lauten Parkplatz zu verbringen und verzichteten auf einen abendlichen Besuch.
Am frühen Nachmittag erreichten wir den Nationalpark Tikal und damit eine der bedeutendsten archäologischen Stätten aus der Mayazeit (nähere Infos siehe Wikipedia). Wir bezogen unser Quartier für die nächsten beiden Nächte auf der zum Gelände gehörenden Campingwiese neben einem Palapa, lauschten den wilden Truthähnen und Brüllaffen, genossen ansonsten die Ruhe und gingen zeitig schlafen. Die Tore zur Ausgrabung öffnen morgens um 6.00, frühes Aufstehen war angesagt.
Freitag, 09.08.2024
Die Nacht war noch kürzer als geplant, ab 01.00 legten die Brüllaffen in den Bäumen direkt neben uns los, damit war an Schlaf nicht mehr zu denken. Trotzdem standen wir pünktlich um 6.00 auf der Matte und waren nahezu alleine auf dem riesigen Areal mit insgesamt 16 Km Wegenetz. Fast alle der bis zu ca. 60 m hohen steilen Pyramiden kann man über Holztreppen auf den Rückseiten besteigen und die beeindruckenden Aussichten genießen. Leider war das Wetter nicht ganz optimal, aber immerhin fing der Regen erst an, als wir wieder bei Ingo waren. Angekündigt wurde er ca. 1 Stunde vorher durch das laute Brüllen und „Bellen“ der Brüllaffen, die lt. einem Guide, mit dem wir uns unterwegs unterhielten, die beste Wettervorhersage liefern.
Extrem angenehm fanden wir die völlige Abwesenheit von Souvenirverkäufern, niemand, der direkt vor irgendeiner Pyramide die immer gleichen Hüte, Magnete, Plastikpyramiden oder Armbänder ausbreitet.
Samstag, 10.08.2024
Unsere geplante Zwischenübernachtung auf halbem Weg zum Lago de Izabal fiel aus, der Platz gefiel uns nicht, Alternativen Fehlanzeige. Wir beschlossen, bis zum See zu fahren und hatten damit eine Tagesetappe von 250 Km, eigentlich viel zu lang für unseren Geschmack. Immerhin aber meistens über gute Straßen und durch hübsche Landschaften, die gesamte Gegend aber geprägt durch Viehwirtschaft. Auffällig viele Weideflächen, Viehtransporter, Futtermittelgeschäfte und LKW Verkehr, aber auch ungewöhnlich viele nagelneue Tankstellen und kleine Tiendas mit immer dem gleichen Chips und Cola Sortiment.
Auf dem Weg zu unserem Übernachtungsplatz durchquerten wir den vollen, lauten und nicht besonders attraktiv aussehenden Ort Rio Dulce, passierten die Brücke über den See und erreichten den Mar Marina Yacht Club. Eigentlich ganz hübsch, leider aber sehr dicht an der stark v.a. durch laute LKW befahrene Brücke. Das versprach eine unruhige Nacht…
Sonntag, 11.08.2024
Wie erwartet hatten wir schon bessere Nächte. Die nicht schallgedämpften LKW auf der Brücke wurden zwar etwas weniger, trotzdem standen wir bei jedem einzelnen senkrecht im Bett, dazu kam einsetzender Starkregen in Verbindung mit Gewitter.
Für ein paar Einkäufe stoppten wir in Rio Dulce, einer wirklich extrem lauten und vollen Stadt. Die Polizei versuchte relativ erfolglos, das Chaos aus LKW, Autos, TukTuks, Fußgängern und Mopeds zu regeln. Ingo hatten wir auf einen eigentlich zu kleinen Supermarkt Parkplatz gequetscht und waren heilfroh, als wir von der kurzen Einkaufstour durch die Stadt unversehrt wieder zurück waren.
Nur knapp 10 Km weiter richteten wir uns für die nächsten zwei Nächte im riesigen Garten der Villa del Profe ein. Auf dem Grundstück standen zwei Villen und ein kleineres Häuschen am Eingang, dessen Bewohner dafür sorgte, dass jemand kam, der uns das Tor öffnete. Davon abgesehen bekamen wir niemanden zu Gesicht und als der Verkehr zum nahegelegenen Castillo nachgelassen hatte wurde es deutlich ruhiger.
Montag, 12.08.2024
Sehenswürdigkeiten besucht man besser nicht an Wochenenden, so auch hier. Als wir am Montag Vormittag an der kleinen Festung ankamen, hatten wir das Castillo fast für uns alleine. Die Burg wurde 1652 als Abwehr gegen plündernde Piraten errichtet, 1686 allerdings eingenommen und niedergebrannt. Im Laufe der Zeit verfielen die Reste immer mehr, was heute besichtigt werden kann ist eine Rekonstruktion aus 1956. Die Anlage liegt in einem hübschen Park, ist aber wirklich sehr überschaubar, mit ein bisschen gutem Willen schafften wir 20 Minuten in der Festung.
Den restlichen Tag verbrachten wir u.a. mit einer Colectivo Fahrt nach Rio Dulce, der wahrscheinlich lautesten Kleinstadt der Welt 🫣. Selbst Schuld, am Sonntag hatten wir einiges vergessen und mussten deshalb heute noch einmal in das Chaos.
Auf die Flußfahrt über den Rio Dulce zum angeblich sehr karibischen Küstenort Livingston verzichteten wir, auch wenn sie in jedem Reiseführer als DAS Highlight in Guatemalas Osten beschrieben wird. Karibik hatten wir in Belize genug, die Tierwelt auf dem Fluß würde sich um diese Jahreszeit in Grenzen halten und Livingston ist lt. mehreren anderen Reisenden nur ein vergammeltes Kaff.
Dienstag, 13.08.2024
Ständig umgeben von unzähligen LKW erreichten wir nach knapp 80 km unser Etappenziel, die archäologische Stätte Quiriguá inmitten riesiger Bananenplantagen und dem wahrscheinlich besten Radweg Zentralamerikas – der in einer Sackgasse endet.
Die Anlage ist seit 2016 UNESCO Welterbe und beherbergt eine relativ große Zahl an reich verzierten Stelen aus der Maya Zeit, darunter die mit 10,70 m höchste der modernen Welt, datiert auf 771 n. Chr. Ansonsten bietet das Areal aus unserer Sicht nicht wahnsinnig viel, als Kulturbanause ist man in maximal einer Stunde fertig.
Wir durften auf dem dazugehörigen Parkplatz übernachten, was eine ruhige Nacht versprach bis morgens die „Bananenlaster“ starten würden.
Mittwoch, 14.08.2024
Die Bananen-Fahrer waren nett zu uns und starteten mit ihren irre lauten LKW erst gegen 6.00 Morgens, Glück gehabt! Uns stand wieder eine lange Etappe mit 250 Km bevor, als Belohnung lag das Ziel aber in 1.300 m Höhe und versprach damit deutlich erträglichere Temperaturen. Die Strecke war zum größten Teil in hervorragendem Zustand, v.a. wenn man bedenkt, dass es sich um eine der Hauptachsen Guatemalas handelt die zu ca. 80-90% von Sattelzügen und anderen LKW befahren wird. Der Rest besteht in erster Linie aus Mopeds, PKW fallen nicht ins Gewicht.
Problematisch wird es in den bergigen Passagen, wo man durchaus kilometerlang ohne sichere Chance zum Überholen mit 15 Km/h hinter einem oder mehreren überladenen und untermotorisierten LKW herfahren kann. Wem das zu langsam ist, in erster Linie Sattelzug Fahrern, der überholt ohne Rücksicht auf Verluste und v.a. ohne jegliche Sicht. Der Job des Überholten ist es einen Unfall zu verhindern, notfalls durch abruptes Abbremsen…
Mit einem Schnitt von ca. 30 Km/h brauchten wir 7,5 Stunden für die Fahrt durch hübsche Landschaften und weniger hübsche Orte, denen man die Armut deutlich ansah. Auffällig in den Städten war der hohe Anteil von Frauen in traditioneller Kleidung, die überdurchschnittlich vielen Auto-und Zweirad Werkstätten und die Massen an roten TukTuks (Mototaxi).
Leider waren riesige Flächen der Berghänge unter weißem oder schwarzen Plastik, Treibhäuser für endlose Paprika Plantagen. Etwas gerädert erreichten wir schließlich unser Ziel, das Kaffeekollektiv Finca Chicoj bei Cobán. Ingo parkte zwischen Fußballfeld, Schaukel, Wäscheleine und ein paar Gebäuden auf einer Wiese, wir genossen die um 10°C niedrigeren Temperaturen und freuten uns auf eine kühle Nacht und die Führung über die Plantage incl. Verkostung morgen Vormittag.
Bisher gefällt uns Guatemala gut, die Menschen sind ausgesprochen freundlich und offen, die unglaublich grüne und hügeliger werdende Landschaft ist schön für das Auge und die Topes (Tumulos, s.o.) halten sich sehr in Grenzen. So kann es weiter gehen !
Moin, wir schwelgen auch in Erinnerungen. Schön beschrieben. Danke. Herzliche Grüsse
Moin Ihr Lieben,
erster Kaffee, 22° und max. feucht. Wir sind immer noch von den Mücken in Ingo geschockt, alter Falter…eine Form von Abenteuer die man nicht braucht. Wenn ich nicht ganz falsch liege seit Ihr noch in der Regenzeit und der Verkehr scheint sich seit den 70´gern so gar nicht verändert zu haben, dagegen sind die Straßen auffallend gut. Eure Begegnungen mit den Menschen und die Eindrücke die Ihr schildert gefallen und rufen Erinnerungen wach…
Immer wieder schön von Euch zu lesen👍
lG
von Oma&Opa