Das spanische Wort „Ecuador“ heißt auf Deutsch „Äquator“, was für ein passender Name für ein Land, das in der Mitte der Welt liegt. Für uns bedeutete die Überschreitung dieser Linie einen ganz besonderen Moment auf unserer Reise.

Unsere Route:

Sonntag, 23,03.2025

Was für eine entspannte Aus- und Einreise. Nach insgesamt 45 Minuten waren wir aus Kolumbien aus- und in Ecuador eingereist, absoluter Rekord 👍. Die kolumbianische Seite war etwas chaotisch, Parkmöglichkeiten gab es so gut wie keine, dafür war auf ecuadorianischer Seite der Schalter für die Einfuhr des Fahrzeugs auf Bauchnabelhöhe. Also alles wie immer… 🤣.

Ecuador, unser 30. Reiseland, empfing uns mit 4-spurigen Straßen in top Zustand, einer tollen Landschaft und absolut keinem Müll. Der Landwirt, der sein riesiges Feld abbrannte und kilometerweit die gesamte Gegend einräucherte, war zu vernachlässigen. Ein sehr guter erster Eindruck !

Unser erster Stopp war ein Friedhof. Eher ungewöhnlich, aber sehr lohnend. Der 8 ha große Friedhof „José María Azael Franco Guerrero“ in Tulcán gilt weltweit als einer der gelungensten Formschnitt-Gärten. Er teilt sich auf auf zwei Bereiche auf, der „Altar de Dios“ (Altar Gottes) beinhaltet historische Motive, der „Parque de los Recuerdos“ (Park der Erinnerungen) thematisiert die Tier- und Pflanzenwelt. Seit 1984 zählt die Anlage zum staatlichen Kulturerbe Ecuadors, wir waren sehr beeindruckt und fasziniert, Naturkunst in dieser Perfektion hatten wir noch nirgends gesehen.

Weiter ging es zu einer Institution für Reisende wie uns, der „Finca Sommerwind“ bei Ibarra. Der deutsche Auswanderer Hans betreibt etwas außerhalb der Stadt einen Campingplatz mit angegliedertem deutschen Restaurant. Wir quetschen Ingo in eine ziemlich schiefe Ecke des relativ gut gefüllten Platzes und freuten uns auf deutsches Bier und Bratwurst oder Leberkäse.

Die Bierauswahl war tatsächlich beachtlich, das Essen aus unserer Sicht nicht mehr als OK. Trotzdem eine willkommene Abwechslung zum immer gleichen Huhn mit Reis, Bohnen und Kochbanane.

Der Verkehr auf der direkt gegenüberliegenden Auto- und Motorradrennstrecke hörte zum Glück gegen Abend auf, die Millionen Moskitos legten sich leider erst etwas später schlafen…

Montag 24.03.2025 bis Mittwoch, 26.03.2025

Eigentlich wollten wir Montag Vormittag nach Ibarra für ein paar Erledigungen, allerdings verquatschten wir uns mit alten und neuen Reisebekannten. Irgendwann hatte die Wäscherei Mittagspause, für den Markt war es zu spät und ein Taxi war auf die Schnelle auch nicht zu kriegen. Also noch eine Nacht dranhängen, weiter den Moskitos trotzen und schief schlafen. Machte aber nichts, auch das gehört zum Reisen 👍.

Dienstag Vormittag holten wir den Erledigungsmarathon nach, von Ibarra selbst hatten wir uns allerdings ein bisschen mehr versprochen. Die Stadt empfanden wir als relativ seelenlos, von der gem. Reiseführer „kolonial anmutenden Architektur (weiße Häuser mit roten Dächern)“ haben wir nicht viel gesehen, auch den Titel „die weiße Stadt“ fanden wir etwas übertrieben.

Den Nachmittag verbrachten wir mit unseren „Nachbarn“ im Restaurant der Finca. Mit Heidi und Hans lagen wir sofort auf einer Wellenlänge, leider sind sie in die entgegengesetzte Richtung unterwegs. Sehr schade ! Es kommt nur relativ selten vor, dass man unterwegs Menschen trifft, mit denen man so viel gemeinsam hat und sich spontan so gut versteht.

Mittwoch war es für uns Zeit weiter zu fahren, der erste Weg führte noch in Ibarra zu einem Reifendienst. Unsere letzte Amtshandlung in Kolumbien hatte darin bestanden uns eine Schraube in den Reifen zu fahren… Immerhin hatten wir es damit noch 130 Km geschafft, wir wollten unser Glück aber nicht zu sehr strapazieren.

Beim „Servicentro Eddy“ wurde uns am Straßenrand professionell und freundlich geholfen, sehr viel weiter wären wir mit dem Teil im Reifen sicher nicht mehr gekommen…

Anschließend war es mal wieder Zeit für die Rubrik Kultur und Bildung. Wir machten einen Zwischenstopp in Autuntaqui bei der „Antigua Fábrica Textil Imbabura“. Die 1924 gegründete Fabrik war bis 1982 in Betrieb und das wichtigste Textilzentrum im Norden Ecuadors. In den Anfängen wurden nur Garne und Stoffe produziert, später kam Bekleidung dazu, hauptsächlich Uniformen für die USA. Die Maschinen wurden in Einzelteilen in erster Linie aus England und Deutschland importiert und nach der Landung im Hafen mit Maultieren in die Stadt transportiert und zusammengebaut. Es müssen Milliarden Einzelteile gewesen sein, eigentlich unvorstellbar. Heute ist das Ganze ein gut gemachtes Museum, das nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden kann-auf spanisch. Unser (schwer bewaffneter 😳) Guide war aber super, selbst wir als absolute Spanisch-Dummies konnten folgen. Ein aus unserer Sicht sehr lohnender Stopp !

Weiter ging es nach Cotacachi, der Lederhauptstadt Ecuadors mit ca. 9.000 hauptsächlich indigenen Einwohnern. Bei unserem wetterbedingt eher kurzen Rundgang durch das Pueblo Magico empfanden wir hauptsächlich die vielen Ledergeschäfte als sehenswert, die Stadt selbst gab außer ein paar hübschen Murals (Wandgemälden) nicht besonders viel her. Wir würden ihr am folgenden Tag noch eine Chance geben 😉. Ingo parkte am Ortsrand neben dem Stadion und bekam relativ viel Aufmerksamkeit, wir wurden überall freundlich gegrüßt und die Polizei hatte auch kein Problem mit uns. Das versprach eine ruhige Nacht zu werden.

Donnerstag, 27.03.2025

Auch der zweite Spaziergang durch den Ort überzeugte uns nicht wirklich. Wir fanden die Stadt nett und die Geschäfte toll, mehr aber auch nicht. Das Schlimmste war aber, dass die deutsche Bäckerei ausgerechnet an diesem Tag kein Brot hatte. Keine Stadt konnte so schön sein, um das auszugleichen…

Wir fuhren weiter zum Kratersee „Laguna Cuicocha“. Der sog. „Meerschweinchensee“ entstand vor 3.100 Jahren durch einen Ausbruch des Vulkans Cotacachi, bei dem die umliegende Gegend 20 cm hoch mit Asche bedeckt wurde. In dem bis zu 200 m tiefen See befinden sich vier Lavadome, die zwei Inseln bilden, alles in allem sehr hübsch anzusehen. Leider spielte das Wetter nicht mit, die geplante Wanderung fiel buchstäblich ins Wasser, die möglichen Übernachtungsplätze gefielen uns nicht, für uns blieb es bei einem kurzen Abstecher.

Im Regen erreichten wir Otavalo, die Stadt mit dem angeblich größten Kunsthandwerker Markt Südamerikas. Wir tun uns i.d.R. etwas schwer mit den überall und immer gleichen „Handarbeiten“ und fuhren auf einen Parkplatz am Stadtrand bei der Cascada de Pechuge. Eine der Regenpausen nutzten wir für einen Spaziergang durch die üblichen Souvenirshops zum Wasserfall. Der Park ist nett angelegt, es gibt diverse Wanderwege zu Aussichtspunkten etc., der Wasserfall selbst ist ein 30 Meter hoher … Wasserfall. In unseren Augen nichts besonders spektakuläres. Das auf dem Gelände befindliche Inka Museum incl. Höhle ist eine Ansammlung von Hütten im Wald, vor der ein „Schamane“ o.ä. sitzt, der natürlich Geld will. Genauso wie der alte Mann an der Treppe zu einem der Aussichtspunkte. Etwas nervig…

Es gab auf unserer Reise definitiv schon bessere Tage und schönere Stellplätze – aber auch schon schlechtere.

Freitag, 28.03.2025

Den trockenen Vormittag nutzten wir für einen Stadtbummel in Otavalo. Auf dem „Plaza de Ponchos“, wo Samstags der riesige Markt stattfindet, waren viele Stände geschlossen und die geöffneten verkauften passend zum Namen des Platzes fast ausschließlich Ponchos. Teilweise ganz hübsch, aber offensichtlicher kann Industrieware in Massenproduktion nicht sein…

Die Stadt selbst gefiel uns gut, obwohl es nicht viele klassische Sehenswürdigkeiten gab. Die Atmosphäre war unaufgeregt und freundlich, das Gesamtbild bunt und angenehm „normal“, besonders hübsch fanden wir die Straßenlaternen mit unterschiedlichen Dekorationen aus Glas. Als Tüpfelchen auf dem i hatten wir den besten Cappuccino bzw. Kakao seit Costa Rica, bevor wir pünktlich vor dem einsetzenden Dauerregen wieder bei Ingo ankamen.

Im Anschluss wollten wir eigentlich umziehen und die Nacht auf der Hacienda eines sympathischen deutsch/ecuadorianischen Paars verbringen. Leider war Ingo aber mindestens 15 cm zu hoch für das Eingangstor. Sehr schade, das Anwesen hatte uns gut gefallen… Also wieder zurück auf den alten Platz, es gab aber Schlimmeres, die vorherige Nacht war erstaunlich ruhig gewesen.

Samstag, 29.03.2025 bis Montag, 31.03.2025

Um 6.45 saßen wir im Bus zu einem der größten Tiermärkte Südamerikas im Norden von Otavalo. Wir fuhren mit etwas gemischten Gefühlen und waren darauf vorbereitet auf der Hacke wieder umzudrehen, wenn uns der Umgang mit den Tieren zu heftig erschien. Bis auf ein oder zwei wirklich unschöne Szenen war aber alles OK, auch wenn es natürlich um den Verkauf geht und die Tiere als Ware gesehen und auch so behandelt werden. Gehandelt wird alles, von Kühen, über Lamas, Schafe, Schweine, Hühner, Gänse bis zu Meerschweinchen (die als „Cuy“ am Spieß gegrillt werden und eine Spezialität der Anden sind). Insgesamt war das ein toller Einblick in den Alltag der ecuadorianischen Bevölkerung, wir waren weit und breit die einzigen Ausländer auf diesem völlig untouristischen Markt.

Nach knapp zwei Stunden fuhren wir um viele Eindrücke reicher noch einmal mit dem Bus in die Stadt, die nicht wieder zu erkennen war. Wo wir am Vortag noch entspannt durch die Straßen geschlendert waren, bekam man jetzt keinen Fuß auf den Boden. Die gesamte zentrale Innenstadt rund um den Plaza de Ponchos war voll mit Ständen an denen alles mögliche verkauft wurde. Natürlich wieder Ponchos, „Handarbeiten“ aller Art, Haushaltswaren etc. Uns war das alles zu voll und anstrengend, wir waren nur auf der Suche nach Obst und Gemüse. Nach einer halben Stunde verließen wir den Markt mit einem gut gefüllten Einkaufsbeutel, bezahlt hatten wir dafür umgerechnet 3,70 €. Unglaublich! In Deutschland hätten wir für die gleichen Waren vorsichtig gerechnet mindestens 20,00 € bezahlt, für teilweise deutlich schlechtere Qualität v.a. bei den Mangos. Dazu passten aber die Preise für die Busfahrten, ca. 0,30 € kostet eine Strecke pro Person, im gesamten weiträumigen Stadtgebiet.

Gerade rechtzeitig vor dem üblichen Regen am Nachmittag erreichten wir den Lago San Pablo, an dessen Ufer wir das Wochenende verbringen wollten. Ingo parkte direkt am Wasser, zu Füßen des 4.609 m hohen Vulkans Imbabura. Wie immer hatte niemand ein Problem mit uns, im Gegenteil, wir wurden freundlich begrüßt und willkommen geheißen. Je länger die Regenpausen waren, desto mehr Musikquellen gab es um uns herum, natürlich wieder mit ganz viel Herzschmerz. Links die Partyboote im Kontiki Style, rechts die instagram Motive vor Vulkan, hinten drei geöffnete Imbissbuden und dazwischen Privat PKW-alles mit mindestens einer Box 🤪. Der Einzige, der das offensichtlich komplett ignorieren konnte, war unser Wachhund.

Trotzdem ging unsere Rechnung auf, für nächtliche Parties war es den Menschen offensichtlich zu kalt, ab Sonnenuntergang waren wir an beiden Abenden völlig alleine.

Der Montag begann sonnig, perfektes Wetter also für unsere „Reise zur Mitte der Welt“.

Montag, 31.03.2025

Das Besondere am Äquator ist, dass er den Globus in eine nördliche und eine südliche Hemisphäre teilt. Er ist die einzige geographische Linie mit einer Breite von 0 Grad. Zudem zeigen alle Punkte auf dem Äquator direkt zur Sonne, wodurch hier die Tage und Nächte das ganze Jahr gleich lang sind. Der Umfang des Äquators beträgt 40.075,017 Kilometer, die Erde hat in der Kreisebene des Äquators einen mittleren Durchmesser von 12.756,274 Kilometern.

In der Nähe des Catequilla Hügels wurde auf der Äquatorlinie die Sonnenuhr „Quitsato Reloj Solar“ errichtet, mit Hilfe des ecuadorianischen Militärs wurde hier der Äquator auf 1mm genau vermessen. Der Begriff „Quitsato“ bedeutet in der Sprache der Tsachilas „Quitsa“ = Mitte und „to“ = Erde, also Mitte der Welt. Die Sonnenuhr von Quitsato ist das einzige Denkmal der Mitte der Welt, das sich genau auf dem Äquator, bzw. dem Breitengrad 0 befindet, die Sonnenuhr zeigt sowohl die Uhrzeit, als auch die Monate an.

Uwe auf der Nordhalbkugel, Ute auf der Südhalbkugel

Für uns war es ein denkwürdiger Moment, diesen Punkt der Welt auf eigener Achse erreicht zu haben. Natürlich bekam Ingo bei dieser Gelegenheit seine Äquatortaufe.

60 km weiter westlich liegt das nächste Äquatordenkmal, das „Mitad del Mundo“. Sehr viel bekannter, vermarkteter, voller und…nicht auf dem Äquator. Eine französische Expedition hat sich im Jahre 1736 ein wenig vertan und sich um 240 m vermessen. Das tut der Beliebtheit des 30m hohen Monuments mit der Weltkugel auf der Spitze allerdings keinen Abbruch. Uns war das Ganze zu viel „Disneyland“, wir waren relativ schnell wieder verschwunden.

Kurz nach unserer Weiterfahrt fing es (natürlich) wieder an zu tröpfeln, den Parkplatz beim „Mirador Crater Pululahua“ erreichten wir im strömenden Regen. Wir richteten uns auf dem völlig schiefen Platz ein und hofften auf Wetterbesserung am nächsten Morgen, so machte der Besuch der Aussichtsplattform keinen Sinn…

Seit etwas mehr als einer Woche sind wir in Ecuador unterwegs und es gefällt uns ausgesprochen gut ! Alles läuft entspannt, unaufgeregt und freundlich, nirgends liegt Müll herum, die Straßen sind phantastisch (zumindest die Hauptstraßen) und die Menschen sind ausgesprochen nett zu uns. Auch landschaftlich liegt uns das Land, die weitläufigen grünen Berge und Hügel sind einfach schön für das Auge.
Am 07.04. fliegen wir für 6 Wochen nach Deutschland, nicht mehr viel Zeit also für weitere Entdeckungen. Gut, dass wir nach unserer Rückkehr noch ein paar Wochen für diese sympathische Land zur Verfügung haben.

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Peter
Peter
20 Tage zuvor

Interessante Berichte über Kolumbien und Ecuador – immer wieder schön über eure Abenteuer zu lesen 😉

Detlev
Detlev
24 Tage zuvor

Die Meerschweinchen sind in der Version „ platt geklopft“ auch nicht schlecht😃

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