Die letzte Woche vor unserem Heimaturlaub war v.a. gefüllt mit ganz viel Natur und der Vorbereitung von Ingo für unsere sechswöchige Reisepause.

Unsere Route:
Dienstag, 01.04.2025
Das Wetter meinte es gut mit uns, es war trocken, die Sonne schien und die Luft war fast klar. Beste Voraussetzungen für den Mirador über dem Pululahua, neben dem wir eine zwar sehr schiefe aber ruhige Nacht verbracht hatten. Der Pululahua ist ein Vulkankessel mit 3 km Durchmesser, der zum größten Teil landwirtschaftlich genutzt wird. Der Name stammt aus der Quichuasprache und bedeutet “Wasserwolke“, sehr passend, meistens nachmittags ist der Kessel von Nebel bedeckt.

Direkt nebenan befindet sich das im Jahre 2000 gegründete Museo Templo del Sol, in dem der ecuadorianische Künstler Ortega Maila seine Werke ausstellt. Alleine das Gebäude ist schon sehenswert, seine Gemälde in sehr unterschiedlichen Stilrichtungen gefielen uns teilweise richtig gut, genauso wie die Skulpturen aus Andengestein.














Bei unserer Ankunft gerieten wir zufällig in eine spanischsprachige Führung, die für unseren Geschmack zu pseudo-spirituell angehaucht war und sich ein bisschen zu viel in den zahlreich vorhandenen Souvenirshops abspielte. Die Krönung war das Ei, das angeblich Dank des Erdmagnetismus auf einem Nagel stehen konnte. In die Hand nehmen durfte das Teil allerdings keiner, nach dem Balanceakt wurde es ganz schnell wieder weggelegt… Schade, ohne diese Show und dem Plüschlama neben dem „Altar“ hätte es uns noch ein bisschen besser gefallen. Wir klinkten uns wegen mangelnden Sprachkenntnissen sehr schnell aus dieser Veranstaltung aus 😉. Kurz vor Ende unseres Besuchs trafen wir noch den Künstler selbst, der uns zwar erzählte, das Museum läge auf dem Äquator (es liegt ca. 2 km daneben), aber trotzdem ein ganz sympathischer Mann war.



Unsere anschließende Fahrt Richtung Westen führte 50 kurvige Kilometer lang wieder über eine top Straße durch dichten und unwegsamen Urwald, wobei wir einige sehr frisch aufgeräumte Erdrutsche passierten. Unser Ziel war das Waldschutzgebiet Mindo-Nambillo, ein Wolken- und Nebelwald, der zu den artenreichsten Regionen der Welt gehört. Wir quartierten uns bei der deutschen Ornithologin Heike und ihrem ecuadorianischen Mann Pedro ein, die auf 7 ha das private Naturreservat „Mindo Lindo“ betreiben. Mindestens 220 Vogelarten und 23 verschiedene Säugetiere sind auf dem Gelände heimisch. Darunter alleine 28 Kolibriarten, die man bequem von einer Terrasse aus an den Futterstellen beobachten kann. Unser Spaziergang durch den 30 Jahre alten Sekundärwald endete schneller als geplant, es fing mal wieder an zu regnen.











Mittwoch, 02.04.2025
Mit dem Taxi fuhren wir in das 7 km entfernte Mindo, ein typisches Touristendorf, das nur in der Hauptsaison belebt ist und in erster Linie aus Touranbietern und Souvenirshops besteht. Trotzdem eine nette Abwechslung, v.a. fanden wir ein Café, das hervorragenden Cappuccino servierte, keine Selbstverständlichkeit in Zentral- und Südamerika…





Nach knapp zwei Stunden waren wir zurück beim Mindo Lindo, wo Ingo uns mit Blumen geschmückt erwartete. Pedro war wohl der Meinung gewesen, ein bisschen Deko könnte ihm nicht schaden – sehr nett 😊.

Die Zeit bis zum pünktlich einsetzenden Regen verbrachten wir auf der Terrasse mit der Beobachtung von Kolibris. Wir konnten uns nicht satt sehen an den vielen verschiedenen, wahnsinnig schnellen (und schwer zu fotografierenden) kleinen Vögeln.










Nebenbei fand der Gärtner bei Rodungsarbeiten für einen Parkplatz eine hochgiftige Lanzenotter. Das ca. 1,20 m lange Tier lag zusammengerollt unter Blättern und stellte sich zunächst tot. Bei Pedros Rettungs- und Umsiedlungsaktion bekam sie dann aber doch schlechte Laune und fing an zu züngeln. Lanzenottern sind in Südamerika für die meisten tödlichen Schlangenbisse verantwortlich, ihr Gift ist hochkonzentriert und beim Biss schnellen sie blitzartig nach vorne, um ihre Reichweite zu vergrößern. Wir blieben lieber etwas auf Abstand…



Pedro lud uns im Anschluss zum Kaffee in das von ihm gebaute Wohnhaus ein, ein ausgesprochen gemütliches und gut gemachtes Holzhaus. Dass der Hausherr Tischler und Schreiner ist, konnte man nicht übersehen 😉. Wir bekamen gute Tipps für unseren geplanten Trip auf die Galapagos Inseln, Heike organisierte eine Vogelbeobachtungstour für den nächsten Morgen für uns, rundum ein gelungener Tag !
Donnerstag, 03.04.2025
Um 4.00 klingelte der Wecker, eigentlich keine Uhrzeit, zu der man uns irgendwo antrifft, aber was tut man nicht alles für den Gallo de la Peña, den Andenfelsenhahn. Um 5.00 wurden wir abgeholt, kamen 45 Minuten später mitten im Nirgendwo an, gingen mit unserem Guide 15 Minuten lang mit Taschenlampen bewaffnet im Stockdunkeln durch den Wald und erreichten kurz vor Sonnenaufgang einen Unterstand auf Baumkronenhöhe. Lange bevor wir die ersten Vögel im Dämmerlicht sehen konnten, waren sie zu hören. Der Nationalvogel Perus gehört zwar zur Familie der Schmuckvögel, allerdings auch zur Unterordnung der Schreivögel, ein Papagei ist nichts dagegen…

Die taubengroßen Männchen sind knallrot mit schwarzen Flügeln, das auffälligste Merkmal ist aber der hohe Federkamm, der sich vom Hinterkopf bis zum Schnabel zieht und diesen fast vollständig verdeckt. Eine Stunde lang beobachteten wir insgesamt 10-12 Hähne, bevor sich die Tiere wieder zurückzogen, ein Erlebnis, für das sich das frühe Aufstehen auf jeden Fall gelohnt hatte !








Auf dem Rückweg konnten wir dann auch einen Blick auf die Landschaft und die Zufahrtstraße werfen. Wir befanden uns mitten im Nebelwald und waren froh, nicht mit Ingo unterwegs zu sein, die letzten Kilometer waren ein enger zugewachsener Feldweg.



Zurück beim Mindo Lindo schafften wir es endlich, den hauseigenen 1,5 km langen Rundweg durch den Urwald im Trockenen zu gehen. Zwar sahen wir so gut wie keine Tiere, dafür aber interessante Pflanzen und das Indiana Jones Feeling gab es gratis dazu.








Die Zeit bis zum täglichen Regen nutzten wir erneut für die Beobachtung der Kolibris. Es war ja beileibe nicht das erste Mal, dass wir die Gelegenheit dazu hatten. Seit Mexiko begleiteten uns die Vögel regelmäßig, die Vielfalt war aber bei Heike und Pedro besonders groß.





Zum krönenden Abschluss des Vormittages zeigte Pedro uns noch das von ihm entworfene und gebaute Bildungszentrum auf dem Grundstück. Ein tolles Holzhaus mit einem riesigen und sehr offenen Innenraum und zwei Galerien im ersten Stock. Die Pläne für die Baugenehmigung zeichnete ein Architekt, nachdem das Gebäude fertig war 😉.


Freitag, 04.04.2025 bis Montag, 07.04.2025
Der Abschied vom Mindo Lindo fiel uns ein bisschen schwer, wir hätten gut noch ein bisschen bei Heike und Pedro bleiben und uns die nähere Umgebung incl. der Tierwelt ansehen können. Unseren nächsten Stellplatz oberhalb von Quito erreichten wir gerade noch rechtzeitig vor dem täglichen Regen. Man konnte fast die Uhr danach stellen, ab Mittag zog es sich zu und es schüttete. Andy und Gabi, die Besitzer des Coda Vista Campings empfingen uns herzlich, wir parkten Ingo vor einer grandiosen Kulisse, die allerdings im Minutentakt in den schwarzen Wolken verschwand.


Der Blick über die Stadt und die umliegenden Vulkane war toll, v.a. die Sicht auf den Cotopaxi hatte es uns angetan. Der mit 5.897 m zweithöchste Berg Ecuadors ist einer der höchsten aktiven Vulkane der Erde und trotz seiner Aktivität ist er der am häufigsten bestiegene Berg des Landes und einer der meistbesuchten Gipfel Südamerikas.
Ingo stand in guter Gesellschaft seines großen Bruders Jeff, unsere Reisebekannten Anja und Jan waren zufällig gleichzeitig dort, eine nette Ablenkung zwischen putzen, packen, sortieren und kleineren Reparaturen etc.

Das Beste an dem Platz war allerdings der in der Nähe liegende Schweizer Bäcker incl. Bringservice durch Andy. Die Brezeln waren besser (und günstiger) als so manche, die wir in Schwaben schon gegessen hatten.

Das Wetter verschlechterte sich zusehends, der normale Regen ging in Starkregen und Gewitter über, ein guter Zeitpunkt, um in das frühlingshafte Deutschland zu reisen und uns vorläufig aus Südamerika zu verabschieden.
In der nächsten Zeit wird es hier nichts von uns zu lesen geben, morgen Abend steigen wir in Quito in den Flieger und werden dank Zeitumstellung und ungünstigen Verbindungen erst am Mittwoch Nachmittag in Heidenheim ankommen.
Wir freuen uns auf jedes einzelne Wiedersehen !
Habt eine gute Heimreise und einen schönen Aufenthalt zuhause!
Ganz liebe Grüße aus Hamburg!
Uwe Seemann 🔥🚒
Wie immer , toll !!! Wenn ich mir vorstelle, Eure Reise ,
vor 100 Jahren !! Und heute , hier auch noch ZEITNAH ,
BILDHAFT U N D ERLEBNISREICH ZU BERICHTEN ,
ist auch ein Glück für mich ! Mit fast 90 , gedanklich
dabei zu sein !
Ich wünsche Euch eine gute Reise , eine schöne Zeit in
Old Germany und freue mich , auf die nächsten Berichte !
Liebe Grüße Gerd
Gute Reise. Schöner Bericht. Liebe grüsse