Finnland begrüßte uns mit Sonne und einer nicht besetzten Grenzstation.

Bevor wir einreisten, holten wir uns per Mail die Bestätigung, dass Lui nicht schon wieder eine vom Tierarzt bestätigte Entwurmung benötigt. Das „Animal Health and Welfare Department“ der „Finnish Food Authority“ bestätigte uns auf Nachfrage blitzschnell, dies sei bei einer Einreise direkt aus Norwegen nicht nötig. Ein guter Start in unser 17. Reiseland !

Entlang des Tenojoki, einem der besten europäischen Lachsflüsse und Grenzfluss zu Norwegen, fuhren wir auf einer landschaftlich schönen Strecke nach Utsjoki. Unser Ziel war der dortige Campingplatz, wir brauchten mal wieder unbegrenzt Wifi…

Das Zentrum des nördlichsten finnischen Landkreises und Grenzort zu Norwegen wirkt wie ein Dorf am Ende der Zivilisation. Zwei Tankstellen, drei Kneipen, ein “Shopping Center“ mit nur einem Laden, der alles hat (Lebensmittel, Schneeschaufeln, lose Schrauben und Nägel in allen Maßen, Souveniraufkleber im Stil der 60er Jahren, Wolle etc.) Und eben auch einen Campingplatz – zumindest war das so gut wie alles, was wir auf unserem Rundgang entdeckten.

Unser Stellplatz war aber OK, die Umgebung des Ortes hübsch und unsere Wanderung auf einen der umliegenden Hügel schafften wir gerade noch vor dem einsetzenden Gewitter.

Am nächsten Morgen begrüßte uns ein stattlicher Rentierbulle hinter dem Campingplatz und wir machten uns auf den Weg nach Süden.

Dafür, dass wir uns auf DER Nord-Süd-Achse Finnlands bewegten, war erstaunlich wenig los. Vorbei an einer leider gerade geschlossenen Kirche aus dem 19. Jhd. und ein paar malerischen Hütten bewegten wir uns ohne größere Attraktionen entlang unzähliger Seen und durch endlosen Wald mit Rentieren en masse. Die Viecher laufen hier rum wie woanders die Schafe…

Kurz hinter Inari erreichten wir unser Ziel für den Tag, einen Wanderparkplatz oberhalb des mit 1.400 km2 drittgrößten Sees Finnlands, dem Inarisee. Unser Spaziergang am Nachmittag hätte typischer nicht sein können – durch Wald an einen See. Unglaublich aber war eine nagelneue Hütte am Ufer, ausgestattet mit Panoramafenstern, einem riesigen Tisch mit Bänken, einem Ofen incl. Holz und einer Kochplatte (angeschlossen an eine Gasflasche) und das Ganze kostenlos für die Allgemeinheit ??.

Der Regenbogen um 22.30 war der Vorbote für eine verregnete Nacht und einen nassen Morgen, wir starteten also mal wieder mit Regentrommeln auf dem Dach…

Nach knapp 40 Km erreichten wir Ivalo, wo wir u.a. einen „Alko“ aufsuchten. Der Name ist Programm, auch in Finnland gibt es Alkohol über 4,7 Vol. % nur in staatlichen Geschäften. Zumindest in Südfinnland sind vermutlich die Touristen aber die einzigen, die dort einkaufen. Die Finnen fahren in Scharen nach Tallin, wo Alkohol um ein vielfaches günstiger ist…

Anschließend machten wir einen Abstecher Richtung Osten bis ca. 10 Km vor die russische Grenze und besuchten die 1987 von orthodoxen Skoltsamen errichtete russisch-orthodoxe Holzkirche in Nellim.

Die folgende Stellplatzsuche brachte uns auf einer Schotterpiste im Wald bis ca. 2 Km an Russland heran, blieb aber leider erfolglos. Wir entschlossen uns, Richtung Ivalo zurück zu fahren und fanden einen ganz netten Platz in einer Sandkuhle in der Nähe eines kleinen Sees. Die kaum befahrene Straße war außer Sichtweite und Lui konnte sich in dem riesigen Sandkasten austoben.

Der Morgenspaziergang hätte in einem Jagdausflug geendet, zumindest wenn es nach Lui gegangen wäre. Zu gerne hätte er sich mit den 5-6 Rentieren beschäftigt, die um Ingo herumliefen, aber wir waren nicht so nett ihn von der Leine zu lassen ?.

Nach einem Zwischenstopp zum Ver- und Entsorgen an einem WoMo Stellplatz auf dem 437 m hohen Kaunispää fuhren wir ein kleines Stückchen weiter in den Urho-Kekkonen Nationalpark. Wir wollten auf den 546 m hohen Kiilopää wandern. Leider war der Parkplatz brechend voll und unglaublich viele Menschen auf den Wanderwegen unterwegs. Auf so eine Massenveranstaltung hatten wir keine Lust und stellten uns ein paar Km weiter an einen kleinen Fluss. Auf unserer Wanderung am Nachmittag begegneten wir drei Autos und einem Rentier und hatten (mal wieder) keinen Korb o.ä. für die Pilze dabei… ? Das wird uns in solchen Gegenden sicher nicht mehr passieren !

Wie eigentlich schon die ganze Zeit in Finnland, war die folgende Strecke eher langweilig. Endlose Wälder, ab und an mal ein kleiner See und ziemlich viele Rentiere, aber kaum Verkehr und top ausgebaute Straßen. Zum Strecke machen richtig gut.

Bei dem auf dem Weg liegenden Goldgräberdorf Tankavaaran mit Europas einzigem Goldgräbermuseum stiegen wir noch nicht einmal aus dem Auto. Das Ganze wirkte wie ein Freizeitpark und die letzten nennenswerten Goldfunde sind sowieso mindestens 50 Jahre her.

In Sodankylä stoppten wir kurz für einen Einkauf bei der in Finnland nördlichsten Filiale eines deutschen Discounters. Unglaublich, aber z.T. kosten die Sachen dort ungefähr die Hälfte, was bei den finnischen Preisen eine Menge ausmacht und die Reisekasse deutlich entlastet…

Ca. 15 Km weiter südlich parkten wir Ingo zwischen dem Fluß Kitinen und dem gleichnamigen Stausee, wanderten ein bisschen über den Staudamm und beschäftigten uns mit der weiteren Routenplanung.

Die nächsten Ziele nach Lappland werden Kainuu (Finnlands Mitte) und Nordkarelien sein.

Bisher gefällt es uns gut hier. Die Landschaft ist zwar nicht besonders spektakulär, aber es ist fast überall angenehm leer, die Leute sind offen und freundlich und die Stimmung irgendwie entspannt. Wir freuen uns auf den südlicheren Teil !

* Unsere erste Zeit in Finnland

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Chris
Chris
1 Jahr zuvor

Moin,

herrlich, goiles Stimmungsbild.
Aber die Pilze sind schon älter, lieber was frisches sammeln, dazu Rentiermedallions…
weiter so…
Birgit&Chris

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