Der Pyhätunturi-Nationalpark ist eines der vielen Wintersport-Paradiese Finnlands, v.a. wenn man gerne Langlauf betreibt oder Skibob fährt. Das Streckennetz umfasst ca. 1000 Km…

Wir durchquerten den Park auf unserem Weg in den Südosten, ließen die Amethyst-Mine auf dem Gipfel des Lampivaara links liegen und besuchten statt dessen ein Theater.

Die Freilichtbühne wird tatsächlich genutzt, das nächste Konzert wäre allerdings erst in fünf Tagen gewesen…

Auf unserem weiteren Weg änderte sich die Landschaft, die Nadelwälder verschwanden zunehmend und machten Birken Platz, es gab landwirtschaftlich genutzte Flächen und wieder den „skandinavischen Golfrasen“ um die Häuser. Was blieb, waren die Rentiere auf der Straße.

Im Wintersportort Suomu fanden wir schließlich einen netten Stellplatz genau auf dem Polarkreis.

Wir parkten mitten im Wald am Ende einer Schotterstraße in einem Gebiet, dass vielleicht irgendwann einmal erschlossen werden soll. Zumindest die Straßen incl. Beleuchtung waren fertig und vereinzelt standen Stromkästen herum. Umgeben waren wir wieder von den obligatorischen Rentieren und diesmal auch Hasen. Wieder kein Freilauf-Revier für Lui…

Nachmittags bekamen wir von einer netten Finnin noch ein paar super gesunde und sehr leckere Moltebeeren geschenkt. Mit diesem „Superfood“ zum Nachtisch konnte dann nichts mehr schief gehen und wir starteten um Jahre verjüngt mit gestärktem Immunsystem und gefüllten Vitaminspeichern in den nächsten Tag ? (das und noch viel mehr können die kleinen gelben Beeren).

Nach nur ca. einer Stunde Fahrt erreichten wir unser nächstes Ziel, den Wintersportort Ruka. Ein reiner Touristenort mit der typischen Ski-Architektur, aber auch mit einem Hotel, das nebenbei einen Miniwaschsalon betreibt.

Für € 8,00 konnten wir waschen und trocknen, soviel wir wollten ?. Ingo parkten wir zu Füßen der Sprungschanze am Ortsrand, eine Rolltreppe im Tunnel verband unseren Parkplatz mit der Stadt, so dass wir kurze Wege für den Wäschemarathon hatten.

Ca. 50 Km südlich von Ruka verließen wir die Europastraße und bogen auf eine kleine Landstraße, die östliche „Via Karelia“, ab. Immer ca. 20 Km von der russischen Grenze entfernt verläuft sie durch diverse Nationalparks, unser Ziel war das Wandergebiet bei Hossa. Nachdem wir Ingo in der Nähe einer kaum befahrenen Schotterpiste abgestellt hatten, erkundeten wir die Gegend auf nicht soooo spannenden Wegen.

Ein bisschen Abwechslung unterwegs bot ein wahnsinnig grüner Sumpf und mit roten Flechten bewachsene Steine.

Unser eigentliches Ziel, einen kleinen See, erreichten wir leider nicht. Der zunächst gut zu gehende Weg wurde immer schmaler und bewachsener und endete in einem sumpfigen Trampelpfad.

Zurück bei Ingo begrüßten wir unsere üblichen finnischen Nachbarn und hielten Lui von der Jagd ab. Irgendwie gewöhnt er sich nicht an die überall reichlich vorhandenen Rentiere…

Den folgenden Tag verbrachten wir bei nicht so optimalem Wetter mit Ver- und Entsorgung auf dem 10 Km entfernten Campingplatz in Hossa, Rückfahrt zu fast unserem alten Stellplatz und v.a. Büroarbeit. Nachdem wir uns wegen des Wetters gegen eine Umrundung des bestimmt sehr hübschen Julma-Ölkky Sees entschieden hatten, stellten wir Ingo ein paar Meter weiter als am Vortag etwas mehr außer Sicht und widmeten uns der Steuererklärung etc. Unterbrochen von einem Waldspaziergang verlief der Tag ansonsten ereignislos – auch mal nicht schlimm…

Zufällig stolperten wir auf der Weiterfahrt am nächsten Tag über das “Stille Volk“. Ein Kunstwerk von Reijo Kela, bestehend aus fast 1000 Figuren mit Torfköpfen, angeordnet auf einer Wiese im Nirgendwo und ohne feste Interpretation – jeder kann seine eigene Bedeutung finden.

Aus zwei Gründen ein lohnender Besuch, nicht nur die Figuren waren faszinierend, Uwe bekam im Café nebenan einen Pfannkuchen mit Rentierschinkensalat. ?.

Unser nächstes Ziel, den “Klingenden Wald“ bei Suomussalmi, erreichten wir wieder über die „Via Karelia“, diesmal allerdings die westliche Route als Teilstück der gut ausgebauten Europastraße. Wir fanden einen tollen Platz direkt am See unterhalb dieses klingenden Waldes, in dem man überall verteilt riesige Musikinstrumente zum Ausprobieren findet.

Hinter unserem Stellplatz stießen wir nicht nur auf das unvermeidliche Rentier, sondern auch auf ein Freilichttheater. Das gesamte Gelände incl. dem kompletten Bühnenbild ist offen zugänglich, die Einlasskontrolle könnte man locker umgehen. Bei uns undenkbar, hier völlig selbstverständlich.

Wir wechselten auf die östliche „Via Karelia“ und bewegten uns weiter Richtung Süden. Die Landschaftstraße besteht aus zwei separaten Routen, einer westlichen und einer östlichen. Der östliche Teil, die „Straße der Lieder und der Grenze“ verläuft über kleinere Landstraßen immer an der russischen Grenze entlang. Der westliche Teil, die “Karelische Kirchenstraße“ folgt hauptsächlich der Europastraße und ist ein orthodoxer Pilgerweg.

Aber auch auf dem östlichen Teil liegen Kirchen. Wir machten einen Zwischenstopp in Lentiira und besichtigten die 1991 errichtete “dritte Kirche“. Die ersten beiden wurden im 2. Weltkrieg, bzw. durch ein Feuer zerstört.

Irgendwann zwischendurch haben wir offensichtlich die “Finnische Rentierscheide“ überquert, urplötzlich war kein einziges von Luis Lieblings-Anbell-Opfern mehr zu sehen.

Das Wetter spielte leider nicht wirklich mit, wir erreichten unser nächstes Ziel kurz vor dem Regen und parkten an einer Slipstelle für Boote. Ein paar Kilometer vor Kuhmo am Murtosalmi See gibt es offensichtlich ein kleines Anglerparadies. Der Parkplatz war gut frequentiert und viele Einheimische gingen zum Fliegenfischen auf den schön angelegten Steg bei den nahegelegenen Stromschnellen.

Finnische Angler sind ausdauernd, der letzte verließ gegen 2.00 den Parkplatz – und das obwohl es schüttete wie aus Eimern. Wir machten uns nach der nicht ganz so erholsamen Nacht auf den Weg zur nächsten Bootsrutsche. Die Strecke führte gefühlt 100 Km geradeaus durch den Wald und der Stellplatz bei Jyrkkä war nichts besonderes, bei Dauerregen aber nicht schlimm, da ist es fast egal wo man fährt und schläft. Lui tobte sich in einer Regenpause aus, wir machten Pläne für den nächsten Tag, wir hatten keine Nachbarn und es war ruhig. Was will man mehr ?

In ca. einer Woche werden wir Finnland mit der Fähre nach Schweden über den Bottnischen Meerbusen verlassen. Bis dahin lassen wir uns noch ein bisschen treiben, die entspannte Atmosphäre in diesem Land ist ansteckend ?.

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