Das Wetter machte uns und unserem New Orleans Besuch einen Strich durch die Rechnung. Die Vorhersage für die nächsten Tage war schlecht.

🌧☔️⛈

Wir hatten keine Lust , „The Big Easy“, wie die Stadt auch genannt wird, im Regen zu besuchen. Dazu kam die Tatsache, dass der einzige zentrale Campingplatz (am Rande des French Quarter) ziemlich teuer ist und der Betreiber selbst davon abrät, bei Dunkelheit den Platz zu verlassen. Nicht die besten Voraussetzungen, v.a. nicht mit einem Hund als Reisebegleiter. Bei Sonne hätten wir das in Kauf genommen, bei Regen nicht. Zum Abwarten fehlte uns die Zeit und so machten wir uns etwas enttäuscht auf den Weg Richtung Westen zum Atchafalaya Basin, zumindest die Sümpfe wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Am südlichen Ende des riesigen Sumpfgebietes fanden wir einen staatlichen „primitive Campground“ mitten in den Zuckerrohrfeldern in der Nähe des Atchafalaya River. Eigentlich nur eine Wiese, landschaftlich nicht der Hit, aber wunderbar ruhig. Von den unzähligen Mücken und dem weichen Boden mal abgesehen aber ein erholsamer und netter Platz für eine Nacht.

Sonntag, 04.12.2022

Nach einer ruhigen Nacht verließen wir den vor Stechmücken strotzenden Platz – und steuerten ein Pendant an. 

Zunächst hielten wir aber am Visitor Center des Atchafalaya Basin bei Breaux Bridge. Die beiden sehr netten Damen vor Ort informierten uns umfassend über das umliegende Cajun Gebiet und buchten am Ende für uns eine private Bootstour für den nächsten Morgen durch die Sümpfe.

Der kleine Ingo zwischen den Großen…

Für den geschichtlichen Hintergrund der Cajuns empfehlen wir die Recherche im Internet, kurz gefasst handelt es sich um Nachkommen französischer Siedler mit sehr eigener Musik, Küche und Sprache. 

Wir verbrachten den Nachmittag wieder auf einem kostenlosen WMA Campingplatz, wieder in relativ unspektakulärer Umgebung, wieder himmlisch ruhig und wieder mit unzähligen Mücken. 

Montag, 05.12.2022

Um 10.00 waren wir mit Marc, unserem Captain für die Bootstour am Visitor Center verabredet. Die zweistündige Fahrt in dem kleinen Boot durch die größte Sumpf-Wildnis der USA war faszinierend. Das Gebiet ist ca. 2.400 km2 groß, kaum bis gar nicht bewohnt und bietet Raum für unzählige Tierarten, u.a. Alligatoren. Leider haben wir davon aber keinen zu Gesicht bekommen, das Wasser steht um diese Jahreszeit zu hoch und die Tiere ziehen sich in die überschwemmten Wälder zurück. Das Landschaftsbild im Frühjahr und Sommer wäre ein völlig anderes, die jetzt im Wasser stehenden Zypressen stünden dann zwar im Sumpf, aber im Trockenen.

Durchquert wird das Atchafalaya Basin u.a. von einer 30 Km langen Brücke, die damit zu den 20 längsten Brücken der Welt gehört. Die wenigen anderen Straße verlaufen über Deiche.

Die anschließende Stellplatzsuche gestaltete sich schwierig. Irgendwie gefielen uns die vorhandenen Möglichkeiten in der Umgebung nicht. Gelandet sind wir schließlich auf dem ziemlich lauten Parkplatz des Visitor Center direkt an der Interstate 10. Immerhin gab es Wifi…

Dienstag, 06.12.2022

Das war die wohl lauteste Nacht, die wir je hatten. Das Problem war noch nicht einmal der Verkehr auf der nahe gelegenen Interstate, sondern eher ein sehr amerikanisches Phänomen. Laufende Motoren im Stand sind völlig normal. Zur Klimatisierung (auch bei geöffneten Türen oder Fenstern…), zu Heizzwecken (dto.) oder einfach so. Auf jeden Fall ist das für unsere europäischen Ohren ziemlich nervig, v.a. wenn es nachts in wechselnder Besetzung direkt neben uns stattfindet. Von der Bedeutung für die Umwelt mal ganz zu schweigen…

Entsprechend unausgeschlafen machten wir uns auf den Weg zum Palmetto Springs State Park, die Idee war eine relativ kurze Fahrt zu einem schön gelegenen staatlichen Campingplatz mit Waschmaschine. Dummerweise wurden aber die Stellplätze gerade umgebaut und die nette Dame am Parkeingang konnte/durfte uns leider nirgends unterbringen. 

Wir realisierten Plan B und fuhren an den Golf von Mexiko. Es folgte eine unglaublich langweilige, ca. 50 Km lange Strecke an Kanälen entlang, durch endloses Schilf rechts und links auf schnurgeraden Straßen, vorbei an mehr oder weniger gepflegten Häusern auf Stelzen. 

Kurz vor dem Ziel, dem Rutherford Beach, wurden wir aber entschädigt und entdeckten einen Alligator am Ufer. Wow ! Beeindruckendes Tier und nur ein paar Meter weit weg. 

Am Strand angekommen parkten wir Ingo ein bisschen abseits der schon anwesenden 10-12 Camper und hatten seit längerem mal wieder Meeresrauschen, Sand und salzigen Wind. 

Am gesamten Küstenabschnitt zwischen hier (Höhe Lake Charles) bis hinter Houston ist offensichtlich frei campen kein Problem und erlaubt, immerhin knapp 100 Km Strand 👍.

Mittwoch, 07.12.2022

Es hätte so schön sein können. Im nahegelegenen Cameron auf die Fähre über den Calcasieu Ship Channel und dann am Golf von Mexiko entlang bis kurz vor Texas. Leider teilte uns ein gut gelaunter Mitarbeiter der „Straßenmeisterei“ vor Ort mit, dass die Fähre für die nächsten Tage kaputt sei. Sein augenzwinkerndes Angebot, dort bis zum Ende der Reparatur zu campen, lehnten wir dankend ab und nahmen den Umweg von ca. 150 Km in Kauf.

Cameron wurde Ende August 2020 als erstes von Hurricane Laura getroffen. Die Schäden im gesamten Landstrich sind bis heute nicht zu übersehen. Unzählige Wohnmobilstellplätze für die obdachlos gewordenen Menschen (die dort immer noch wohnen), komplett oder teilweise zerstörte Häuser, die trotzdem z.T. bewohnt sind, leere Betonfundamente, auf denen die Gebäude fehlen, Trümmerhaufen von abgerissenen Häusern und und und. Es ist deprimierend und traurig dieses Elend zu sehen, das ganz offensichtlich die Ärmsten am stärksten getroffen hat. Auf Fotos haben wir absichtlich verzichtet.

Auf der anderen Seite gibt es Ort wie Holly Beach, das komplett wieder aufgebaut ist und zu 100% aus hübschen Holzhäusern auf Stelzen besteht.

Für unser eigentlich geplantes Ziel war es durch die knapp 2 Stunden Zeitverlust wegen des Umweges zu spät und an allen zugänglichen Strandabschnitten war der Sand zu weich, um Ingos Gewicht auszuhalten. Wir entschieden uns für eine Notlösung in Port Arthur in Texas und stellten uns in einen Park neben/unter einer Brücke – umgeben von Ölraffinerien. Erstaunlicherweise war es aber relativ ruhig und der Park hübsch angelegt, wenn auch wieder von Milliarden Moskitos besiedelt.

Fast die Hälfte der Ölraffinerie-Kapazitäten der USA befindet sich in dieser Gegend.

Donnerstag, 08.12.2022

Wären nicht um 3.00 nachts drei laut hupende Züge vorbei gefahren, wäre es eine entspannte Nacht gewesen. Trotzdem war es für die Lage erstaunlich ruhig und für die Mückenplage und die mit 21°C viel zu warmen Nachttemperaturen konnte ja keiner etwas…

Nach dem Besuch eines Waschsalons steuerten wir unser schon für gestern geplantes Ziel an, den Mc Faddin Beach südlich von Port Arthur. Leider war es aber nicht erreichbar. Die eine Straße war gesperrt, die andere nach einem kurzen Stück nicht mehr fahrbar. Gelandet sind wir letztendlich an einem ellenlangen Strand am südlichen Ende der Bolivar Peninsula. Fast die gesamte sehr schmale Halbinsel ist auf beiden Seiten relativ dicht bebaut mit hübschen Stelzenhäusern, die meisten davon offensichtlich als Wochenend- und Sommerhäuser genutzt. Ein krasser Gegensatz zur immer noch zerstörten Gegend um Cameron, wobei Bolivar von Hurricane Laura auch relativ verschont blieb, dafür aber 2008 von Ike fast völlig zerstört wurde.

Gesehen haben wir von alldem nicht besonders viel, von ein paar klaren Momenten abgesehen hing eine unglaubliche Nebelsuppe über dem gesamten Landstrich. Die vorbeiziehenden Öltanker haben wir eigentlich nur gehört.

Freitag, 09.12.2022

Wir waren im Nebel gekommen und fuhren im Nebel. Ein paar Km weiter erreichten wir die Fähre nach Galveston und hatten Glück. Obwohl von sechs Schiffen nur zwei im Einsatz waren, der Rest war kaputt, tauchte nach 10 Minuten Wartezeit eine der beiden aus dem Nebel auf, keine 20 Minuten später waren wir wieder auf texanischem Festland. Kurz vor Ankunft im Hafen sahen wir dann tatsächlich die ersten Delfine unserer Reise. Was uns an sämtlichen Delfin Stränden Europas nicht gelungen war, hier war es soweit 👍😃.

Ein paar Km weiter nördlich durchquerten wir gefühlt eine Stunde lang Houston. Zum einen ist die Stadt irre groß (2,3 Mio. Einwohner auf 1.558 Km2), zum anderen war Stau. Die „Express lane“ half uns auch nicht weiter, die war erstens für LkW gesperrt und kostete zweitens bis zu 5 $/h Maut. Hier trennt sich die Spreu vom zahlungsfähigen Weizen…

Nachmittags erreichten wir bei 28°C unseren reservierten staatlichen Campingplatz „Rocky Creek Park“ am Sommerville Lake. In dieser Gegend geht nur „offiziell“ und v.a. am Wochenende nur mit Reservierung- die gesamte Landschaft besteht aus privaten Weideflächen, keine Chance, irgendwo frei zu stehen. Der Campingplatz war aber völlig OK, schön am See gelegen, die Hälfte der Plätze momentan geschlossen, also viel Bewegungsraum im sowieso schon großzügigen Park.

Lui, unser kleiner Jäger, freute sich besonders über die zahlreich vorhandenen Hirsche, die Geier in den umliegenden Bäumen waren im dagegen völlig egal.

Wir fahren weiter Richtung Westen, unser nächstes Ziel ist der Big Bend National Park an der Grenze zu Mexiko.

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