Der Tag begann mit der ErfĂŒllung eines Wunsches von mir. Wir fuhren durch Tallahassee, der Hauptstadt Floridas. Ich wollte schon immer mal in die Stadt mit diesem unglaublich coolen Namen đ.
Und zwar wirklich nur wegen des Namens, wir sind noch nicht einmal ausgestiegen. Obwohl das was wir gesehen haben teilweise wirklich hĂŒbsch war đ.
Freitag, 25.11.2022
AnschlieĂend passierten wir noch einmal Georgia. Auf dem Weg Richtung Norden fuhren wir ca. 100 Km auf dem Trail 37 – Georgia grown.
Ein netter Name fĂŒr einen Highway, der insgesamt knapp 250 Km quer durch Georgia verlĂ€uft, der erste Agritourism Highway des Staates ist und im Prinzip relativ geradeaus entlang endloser Baumwollfelder und Pekanuss Plantagen lĂ€uft. Trotzdem war das ein ganz interessanter Streckenabschnitt, die riesigen PlantagengrundstĂŒcke waren beeindruckend, auch wenn wir im Dauernieselregen nicht viel gesehen haben. Anhalten wĂ€re aber sowieso unmöglich gewesen, weit und breit gab es keine ParkplĂ€tze und alles rechts und links der StraĂe war mit dem ĂŒblichen âno trespassingâ oder âpostedâ gekennzeichnet.
Mit einer Stunde Zeitverschiebung (jetzt +7 zu Deutschland) erreichten wir unser Ziel fĂŒr den Tag in Alabama. Mal wieder eine Bootsrampe, diesmal am Chattahoochee River in Fort Gaines.
Das Ganze lag neben einem kleinen Park mit Pekanuss BĂ€umen auf dem Land des âArmy Corps of Engineersâ, war gegen die Bezahlung von 5$ ParkgebĂŒhr der Ăffentlichkeit zugĂ€nglich und bescherte uns eine ruhige Nacht. Ein netter Ranger wies uns erst am nĂ€chsten Morgen darauf hin, dass es sich hier nicht um einen Campingplatz handeln wĂŒrdeâŠ.
Samstag, 26.11.2022
Es gibt Tage, die keine weitere ErwĂ€hnung wert sind. Das war so einer. 3 Stunden Fahrt im Nieselregen durch langweilige Landschaften bis Montgomery, kurzer Einkaufsstopp bei ALDI (der letzte bis Kalifornien đ©đ) und Ăbernachtung bei Walmart, um das miese Wetter auszusitzen. Immerhin ein sehr ruhiger Walmart Parkplatz und die Wettervorhersage fĂŒr Sonntag war gut.
Sonntag, 27.11.2022
Die Nacht auf dem Supermarktparkplatz war unglaublicherweise ruhiger als manche Ăbernachtung in der NaturâŠ
Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir in die Innenstadt von Montgomery, stellten Ingo auf dem Parkplatz des Legacy Museums ab (Danke an die netten Security Jungs !), erkundeten die Stadt und waren begeistert. Eine bewegte Geschichte, tolle GebÀude, eine schöne Waterfront und ein beeindruckendes Regierungsviertel. V.a. aber völlig leer, was vermutlich am Wochentag lag. Unter der Woche ist die Stadt mit Sicherheit sehr viel voller und nicht so entspannt zu besichtigen.
Um 1860 war Alabama und damit auch Montgomery das Zentrum des Sklavenhandels. Seit 1846 ist sie die Hauptstadt Alabamas und spielte eine wichtige Rolle in der BĂŒrgerrechtsbewegung der 50er Jahre. Rosa Parks weigerte sich damals, ihren Sitzplatz im Bus fĂŒr einen WeiĂen frei zu machen und wurde verhaftet. Es folgte ein Boykott der öffentlichen Verkehrsmittel durch die schwarze Bevölkerung, Martin Luther King Jr. wurde zum Sprecher der Bewegung und erst nach 11 Monaten im Jahr 1956 wurde die Rassentrennung in Bussen etc. aufgehoben.
Die Nacht verbrachten wir alleine auf einem staatlichen âPrimitive Campgroundâ kurz vor Selma. Eigentlich bestand er nur aus einer Lichtung im Wald, was uns aber völlig ausreichte.
Montag, 28.11.2022
Wir machten einen kleinen Abstecher zum Alabama River, fĂŒllten am schön gelegenen und fast leeren Prairie Creek Campground unsere Wassertanks, unterhielten uns mit den sehr netten Hosts und bedauerten schon fast, dass es so frĂŒh am Tag war und wir nicht schon auf Stellplatzsuche warenâŠ
Nach ca. 200 Km mehr oder weniger langweiliger Fahrt erreichten wir bei Coffeeville unser Etappenziel fĂŒr den Tag, das âLenoirs Landingâ. Das GelĂ€nde sah aus wie ein verlassener Campingplatz mit SitzbĂ€nken, Grills etc., lieht incl. Bootsrampe am Tombigbee River und kann lt. Aussage eines Einheimischen zum Campen benutzt werden – was wir dann auch getan haben đ.
Damit waren wir kurz vor Mississippi angekommen, unser nĂ€chstes Ziel war der gleichnamige FluĂ.
Dienstag, 29.11.2022
Das âspannendsteâ an diesem Fahrtag war die Ăberquerung der Grenze nach Mississippi, ansonsten fĂŒhrte die Strecke durch endlose WĂ€lder und war wieder eher langweilig.
Unser Tagesziel, das âSchockaloe Base Camp 1â im Bienville National Forest erreichten wir bei schwĂŒl-warmen 23°C. Der staatliche Campingplatz fĂŒr 7 $ war nicht im besten Zustand, wirkte mit ĂŒberlaufenden MĂŒlleimern ungepflegt und lag neben der Bahnstrecke (amerikanische ZĂŒge sind extrem laut, wenn sie an BahnĂŒbergĂ€ngen hupenâŠ).Â
Wir blieben trotzdem, es war schon relativ spĂ€t und Regen war vorausgesagt. Der am Anfang leichte Niederschlag entwickelte sich nachts zu zwei handfesten Unwetterfronten mit extremem Starkregen und Gewitter, an Schlaf war nicht wirklich zu denkenâŠ
Mittwoch, 30.11.2022
Relativ unausgeschlafen starteten wir von dem leicht abgesoffenen Platz weiter Richtung Westen. Kurz vor Vicksburg -und damit dem Mississippi- stieĂen wir zufĂ€llig auf den Natchez Trace Parkway, der die StĂ€dte Nashville und Natchez verbindet. Auf der Interstate war Stau und nach Natchez wollten wir sowieso in den nĂ€chsten Tagen, also bogen wir kurz entschlossen auf den Parkway ab. Nach einem kurzen und landschaftlich schönen StĂŒck erreichten wir den Rocky Springs Campground.
Wieder ein staatlicher Campingplatz, diesmal allerdings super gepflegt. Sehr groĂ, mit umliegenden Wanderwegen, fast leer und gratis.
Eine schöne kleine Wanderung fĂŒhrte ĂŒber den historischen Natchez Trace durch den Wald zur Kirche von Rocky Springs, einer nicht mehr existenten Siedlung aus ca. 1880.
Ăbersetzung: âDas ist der Natchez Trace. Viele Jahre lang hat er den Menschen gute Dienste geleistet, doch wie bei vielen Dingen verging seine NĂŒtzlichkeit und er wurde aufgegeben.
Im Laufe der Jahre war dieser von der Zeit gezeichnete Ort ein stummer Zeuge von Ehre und Unehre. Es trĂ€gt die AbdrĂŒcke unzĂ€hliger MĂ€nner.
Gehen Sie den schattigen Pfad hinunter – hinterlassen Sie Ihre AbdrĂŒcke im Staub, nicht damit andere sie sehen, sondern damit sich die StraĂe daran erinnert. â
Wow ! âïžđđ
Donnerstag, 01.12.2022
Wir folgten dem ruhigen und schön zu fahrenden Parkway bis zum sĂŒdlichen Ende, passierten ParkplĂ€tze mitten im Wald, die von Rangern vom Laub befreit wurden (đł), erreichten Natchez und parkten Ingo am Visitor Center zu FĂŒĂen der BrĂŒcke zwischen Mississippi und Lousiana.
Die im BĂŒrgerkrieg kaum zerstörte Stadt ist die Ă€lteste Siedlung am Mississippi, strotzt vor klassizistischen Villen und tollen HolzhĂ€usern und gilt als die hĂŒbscheste Stadt der SĂŒdstaaten. Wir hĂ€tten stundenlang mindestens jedes zweite Haus anschauen und fotografieren können, ein wirklich ausgesprochen schöner Ort und dazu mal wieder diese entspannte AtmosphĂ€re. Auf jeden Fall einen Besuch wert !
Es folgte der eintönigste Streckenabschnitt bisher, zum GlĂŒck waren es nur ca. 50 Km. Wir ĂŒberquerten den Mississippi und fuhren geradeaus, links der Damm zum FluĂ, rechts riesige AckerflĂ€chen.
Nach höchstens fĂŒnf Kurven erreichten wir eine Stunde spĂ€ter mit Knoxx Landing mal wieder eine Bootsrampe. Abgesehen von den vorbeifahrenden Schiffen total ruhig, wenn auch landschaftlich nicht besonders aufregend.
Freitag, 02.12.2022
Durch endlose Zuckerrohrfelder entlang des eingedeichten Mississippi Rivers erreichten wir sĂŒdlich von Baton Rouge âHoumas Houseâ.
Das ehemalige PlantagengebĂ€ude wurde zwischen 1774 und 1899 mehrmals an- und umgebaut und wechselte mehrfach die Besitzer. Heute ist es ein Museum und bietet Leuten wie uns die Möglichkeit, auf dem Parkplatz zu ĂŒbernachten. Wir verzichteten auf die Besichtigung des Hauses, besuchten aber die toll angelegten GĂ€rten. Klasse war v.a. die liebevoll gemachte Weihnachtsdeko, die immerhin 20 $ Eintritt haben sich auf jeden Fall gelohnt.
Der gegenĂŒberliegende Mississippi River ist an dieser Stelle beileibe nicht so romantisch wie man ihn sich vielleicht vorstellt. Viel Industrie und durch den regen Schiffsverkehr auch ziemlich lautâŠ
Morgen fahren wir weiter bis kurz vor New Orleans, aufgrund der Wettervorhersage haben wir die Stadtbesichtigung auf Montag verschoben. Es wird ein Kurzaufenthalt werden, wir planen nur eine Nacht zu bleiben, bevor es weitergeht Richtung Lafayette und die Atchafalaya SĂŒmpfe.
Da kommen Erinnerungen an meine diversen „Mounting Mountaina“ Tiger Touren von Atlanta nach Montana hoch… đ Stark!!!
Ihr bekommt bestimmt alle möglichen „Fahr mal dahin“-Tips. Von mir kommen nur zwei, die man vielleicht nicht so sehr auf dem Schirm hat: „Moki Dugway“ und „Dinosaur National Monument“. Könnt ja mal auf meinen Bilderseiten was vor-schauen… Andere Tips gerne auf Nachfrage (siehe Attachment)… đ
Die Rockies werden overkill for the senses sein!! Freue mich fĂŒr Euch!!!!!!!