Zufallsfunde sind manchmal mit die Besten. So ging es uns mit dem White Sands National Park.

Samstag, 17.12.2022

Weder lag er auf unserer Route noch ist er einer der top Nationalparks der USA und der Weg dorthin führte 50 Km geradeaus durch die riesige und völlig ebene militärische Sperrzone.

Wir waren bei der Routenplanung zufällig auf dieses Dünenfeld aus weißem Gips gestoßen, mit einer Fläche von 710 Km2 und ca. 4,1 Billionen Tonnen Gipssand ist es das größte dieser Art der Welt. Die Enstehungsgeschichte kann jeder selber googeln, in Chemie und Geologie war ich schon immer schlecht…

Die bis zu 18 m hohen Dünen bilden auf jeden Fall einen riesigen und wunderschönen Sandkasten und Spielplatz für alle. Ein herrlich entspannter Park, man darf überall herumlaufen, Lui durfte auch mit und Dank der Jahreszeit war es angenehm leer.

Und wir hatten Glück, wenn Raketentests stattfinden, ist der gesamte Nationalpark gesperrt.

Anschließend ging es die gesamte langweilige Strecke wieder zurück, unser Ziel war ein Stellplatz bei Las Cruces, wieder auf BLM Land. Nach ca. 8 Km mehr oder weniger mieser Schotterpiste erreichten wir einen schönen Platz oberhalb der Stadt und mit tollem Blick in die umliegenden Berge. Weiter wäre es für Ingo auch nicht gegangen, die Straße wurde zu ausgewaschen und im weiteren Verlauf durch Felsen zu schmal.

Was dabei herauskommt, wenn man nicht mit dem zufrieden ist was man hat, merkten wir kurz nach Ankunft. Bei der Hunderunde entdeckten wir einen noch viiieeel schöneren Platz – und verschätzten uns beide in Ingos Größe, Radstand und Wendekreis. Danach waren wir eine ganze Weile damit beschäftigt uns aus Dornenbüschen, Kakteen, Sandhügeln und sonstiger Vegetation wieder heraus zu rangieren. Am Ende standen wir auf dem ursprünglichen Platz und genossen die Abendsonne 😎.

Sonntag, 18.12.2022

Die Streckenführung wurde nicht abwechslungsreicher, wieder ging es ca. 200 Km fast nur geradeaus. Wir verließen New Mexico im Regen und erreichten Arizona bei strahlendem Sonnenschein, kalt war es allerdings mit ca. 6°C immer noch. Das muss besser werden !

Ein „kleines Abenteuer“ zwischendurch war eine kurze Pause auf einem Rastplatz mit Hundeareal. Lui hat sich nach Kräften bemüht, aber keines der angedrohten Tiere aufgestöbert 😉.

Ein kurzes Stück weiter verließen wir die langweilige Interstate, passierten über eine Strecke von knapp 5 Km endlose Pecanuss- und Pistazienplantagen und erreichten unser Ziel für den Tag, die Indian Bread Rocks (Indianische Brot Felsen). Wieder BLM Land, diesmal aber mit Picknickareal, Wanderwegen und Sehenswürdigkeit in Form der z.T. wirklich erstaunlich nach Brot aussehenden Felsformationen. Alleine waren wir hier nicht, die paar anderen Camper waren aber weit verstreut.

Montag, 19.12.2022

Morgens hatten wir das Areal für uns alleine und Lui fand es super, mal wieder ohne Leine die Gegend zu erkunden. Langsam lernt er auch, dass Kakteen Stacheln haben…

Und wieder ging es nur geradeaus, wieder auf der Interstate 10 und wieder durch endlose Ebenen mit Bergen am Horizont. Aber auch diesmal hat sich der Weg gelohnt, das Ziel war der Saguaro Nationalpark westlich von Tuscon. Ein faszinierender, riesiger Wald aus Kakteen. Die Pflanzen wachsen in den ersten 6-7 Jahren nur ca. 2,5 cm/Jahr, entwickeln erst nach ca. 70 Jahre Arme und haben nach ungefähr 150 Jahren eine Höhe von 15 Metern erreicht. Die Größten können bis zu 20 Meter hoch werden. Beeindruckend !!

Auf eine Erkundung zu Fuß verzichteten wir, für Lui war der Park gar nichts. Viel zu stachelig das Ganze…

Wir blieben in der Gegend und fanden einen tollen Stellplatz im Avra Valley. Ingo parkte neben Kakteen in einem sehr weitläufigen Gebiet, auf dem verteilt und weit weg ein paar andere Camper standen.

Dienstag, 20.12.2022

Wie könnte es anders sein ? Die Verkehrsführung war wieder eher eintönig.

Die Landschaft bestand hauptsächlich aus wüstenähnlichem platten Land, bis plötzlich endloses Grün auftauchte. Bewässertes Futter für die Rinder in den ebenfalls endlosen Ställen, gefolgt von einem riesigen Solarpark. Das Ganze zog sich über ungefähr 15 Km. Unfassbar…

Unser Plan für den Nachmittag und Abend ging leider nicht auf. Eigentlich wollten wir zu einem Berg mit unzähligen Felsmalereien und dort auch übernachten. Unser Navi hatte aber mehr Lust auf Offroad in der Wüste und schickte uns zwar in die richtige Richtung, aber über immer weniger vorhandene Pisten. Auch die Erkundung mit Fernglas und zu Fuß ergab keinen fahrbaren Weg mehr, wir drehten auf dem teilweise sehr weichen Sand und parkten Ingo am Anfang des Areals auf festem Untergrund.

Wieder kamen wir erst kurz vor der Dämmerung an einem Stellplatz an, die vielen vielen Glasscherben sahen wir trotzdem. Was bringt Menschen dazu, so mit ihrer Umwelt umzugehen ???

Mittwoch, 21.12.2022

Unser Ziel war Yuma, die letzte halbwegs ernst zu nehmende Stadt vor unserem Grenzübertritt nach Mexiko. Eigentlich hauptsächlich eine ganz seltsame Ansiedlung von endlosen RV-Parks (Recreation Vehicle = Wohnmobil, Wohnwagen, Trailer etc.) direkt neben der Autobahn und an 4-spurigen Straßen sowie Gewerbe, das im Zusammenhang mit RVs steht und unzähligen Shopping Arealen – zumindest haben wir nicht anderes entdecken können. Für unseren Großeinkauf und einen nochmaligen Besuch eines Waschsalons war es aber völlig OK.

Wir verließen diese merkwürdige Stadt, fuhren in die nördlich gelegene Wüste und waren in Kalifornien. Schon wieder eine Stunde Zeitverschiebung mehr zu Deutschland, jetzt sind es -9 Stunden. Unser Ziel war das „valley of names“, ein knapp 5 km2 großes Gebiet in dem unzählige Schriftzüge, Daten und Bilder aus Steinen gelegt sind. Begonnen haben damit Soldaten im 2. Weltkrieg, bis heute kommen Menschen an diesen abgelegenen Ort um Namen oder Botschaften aus Steinen zu hinterlassen.

Wir haben an Basti gedacht und seinen Namen hier verewigt – ihm hätten der Ort und die Landschaft gefallen.

Anschließend suchten wir uns einen ruhigen Platz für die Nacht, was bei so viel Angebot gar nicht so leicht war. Manchmal sieht man die Wüste vor lauter Sand nicht und kann sich nicht entscheiden. Wir wurden aber fündig und verbrachten eine total ruhige und ungestörte Nacht.

Donnerstag, 22.12.2022

Unser vorerst letzter Tag in den USA begann mit frühem Aufstehen. Das kommt davon, wenn man für Lui in Arizona einen Impftermin und den erforderlichen Gesundheitscheck für Mexiko vereinbart, aber in Kalifornien übernachtet. Andere Zeitzone, Kalifornien ist eine Stunde zurück, s.o. …

Die anschließende Fahrt bis kurz vor die Grenze bei Tecate führte zunächst vorbei an unzähligen Plakaten mit Zahnarztwerbung für „Los Algodones“. Die mexikanische Grenzstadt hat etwas mehr als 4.000 Einwohner, aber über 200 Zahnärzte, die in erster Linie von amerikanischen Patienten leben.

Es folgten endlose Ebenen, Dünenlandschaften wie aus dem Bilderbuch, ein riesiges Geröllgebirge und ein Regenbogen-ähnliches Licht am Himmel (bei Sonne und weit und breit keinem Regen…)

Den Petrero State Park mit zugehörigem Campingplatz erreichten wir erst in der Dämmerung. Eine nette Rangerin quartierte uns im letzten Eck bei den Zeltplätzen ein, das verspricht eine ruhige Nacht zu werden.

Morgen werden wir nach Mexiko einreisen (wenn alles gut geht) und die nächsten Wochen/Monate auf der Baja California zubringen. Wir freuen uns auf ein bisschen Ruhe und Pause vom Fahren, in den USA sind wir in 7 Wochen, 5 Tagen und 10 Stunden immerhin 10.626 km gefahren, im Schnitt fast 200 Km/Tag und haben 19 Bundesstaaten durchquert…

Euch allen wünschen wir wunderschöne Weihnachten und habt eine tolle Zeit mit Familie und Freunden ! Unsere Gedanken sind bei allen Menschen, die uns lieb und mehr oder weniger weit weg sind.

Anmerkung zum Schluß: Vielen Dank für eure vielen Kommentare bzgl. der Autorenfrage ! Wir setzen uns erstmal über alle Anregungen und Wünsche hinweg und bleiben bei der bisherigen Arbeitsteilung auf unserer Reise. Bestimmt nehme ich aber zwischendurch mal wieder Urlaub ✌️.

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K Zwo
K Zwo
1 Jahr zuvor

Ihr Lieben, ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr! Eure Berichte sind toll! Habt weiterhin eine schöne Zeit und bleibt gesund :*

Peter Moh
Peter Moh
1 Jahr zuvor

Hallo aus Hamburg 🥹🎄🎄🎄ich wünsche euch ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch. Tolle Bilder, beneidenswertes Wetter. Bleibt gesund, viel Freude weiterhin, Billymoh

Chris
Chris
1 Jahr zuvor

moin, Weihnachten ganz anders….und als permanente Geschenke die wechselnden Landschaften, dass hat was…Merry Christmas and Happy New Year
cu
Birgit&Chris

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