Chile empfing uns mit einer tollen Landschaft aus hauptsächlich Seen vor Vulkanen, unsere zweite Runde in diesem schönen Land hätte besser nicht starten können.

Unsere Route:
Montag, 27.10.2025
Wir verabschiedeten uns fürs Erste von den argentinischen Rindern (und ihren saftigen Steaks 😉) und steuerten den kleinen und abgelegenen Grenzübergang Hua Hum an.

Die Ausreise aus Argentinien war nach etwa 15 Minuten erledigt, damit waren wir in 2 Wochen, 1 Tag und 44 Minuten 1.876 km gefahren, ein relativ hoher Schnitt für unsere Verhältnisse. Die Einreise nach Chile dauerte etwas länger, aber nur, weil die Beamten auf ihrem Posten mitten im Nirgendwo gaaaaanz viel Zeit hatten und jeden Schrank und alle äußeren Staufächer genauestens unter die Lupe nahmen. Alle waren aber nett, freundlich, korrekt und irgendwann hieß es dann „Bienvenidos a Chile“. Nicht nur im Zustand der Grenzanlagen gab es klare Unterschiede zwischen den beiden Ländern, auf Schotter fuhren wir bis zur chilenischen Grenze, sofort danach begann eine traumhafte Asphaltstraße bis zum Fähranleger Pirehueico.




1,5 Stunden dauerte die landschaftlich hübsche Fahrt über den Lago Pirehueico bis nach Puerto Fuy, außer Ingo und uns waren gerade mal drei Pkw und etwa 20 Fußgänger an Bord, wir befanden uns immer noch in der Nebensaison.


Nur 10 km nach dem Anlegen erreichten wir das Reserva Biológica Huilo Huilo in Neltume mit einer verwirrenden Vielzahl an im ganzen Ort verstreuten Eingängen und möglichen Ticketkombinationen. Wir steuerten den Salto Huilo Huilo an und machten uns auf den 2,5 km langen Rundweg entlang des Rio Fuy u.a. zu den Huilo Huilo Wasserfällen. Bekanntermaßen sind wir keine ausgesprochenen Wasserfall-Fans, diese waren aber wirklich hübsch.


Nach Rücksprache mit einem Ranger durften wir ausnahmsweise auf dem Parkplatz übernachten, Ingo parkte mit (eingeschränkter) Sicht auf die Vulkane Mocho und Choshuenco und wir freuten uns auf die erste Nacht unserer zweiten Chile-Runde.

Dienstag, 28.10.2025
Über das chilenische Pendant der argentinischen „Ruta de los siete Lagos“ fuhren wir Richtung Villarrica. Hier hieß das Ganze „Circuito Siete Lagos“, von den sieben Seen passierten wir mit den Lagos Neltume, Pangipulli, Pullinque und Calafquén immerhin vier. Genauso wie beim Nachbarn im Osten waren auch hier viele Aussichtspunkte leider komplett zugewachsen, dafür war die touristische Infrastruktur insgesamt sehr viel besser, die Landschaft mit Blick auf diverse Vulkanen mindestens genauso spektakulär.


Villarrica liegt zu Füßen des gleichnamigen 2.847 m hohen Vulkans, einem der aktivsten Vulkane Südamerikas, der letzte Ausbruch fand 2019 statt. Die Stadt unterschied sich nicht wesentlich von den letzten „Skiorten“, die wir noch vor ein paar Tagen in Argentinien gesehen hatten, irgendwie gleichen sich diese Touristenorte in den Bergen immer wie ein Ei dem anderen. Wir beschlossen relativ schnell, dass eine Nacht völlig ausreichend wäre. Ingo parkte mit top Sicht auf den Vulkan am Bootshafen, der Platz war bis zur Dunkelheit unglaublich belebt, irgendwann machten sich aber auch die letzten Herren in ihren fahrenden Musikboxen auf den Heimweg und es kehrte Ruhe ein.


Mittwoch, 29.10.2025
Der Villarrica gefiel uns so gut, dass wir 30 km weiter in den dazugehörigen Nationalpark fuhren. Auch hier war der Vulkan die einzige Sehenswürdigkeit, von einer Ausnahme abgesehen waren Wanderwege Fehlanzeige, touristische und sonstige Infrastruktur gleich Null, dafür aber eine Ranger Station am Eingang, in der man zwar keine Informationen bekam, aber an hochmodernen Geräten den Eintritt bezahlen konnte. Immerhin bekamen wir dafür einen tollen Übernachtungsplatz mit Panoramablick auf den Vulkan und absoluter Ruhe.





Die Gato Güiña von den Warnschildern bekamen wir leider nicht zu sehen, sie ist nur etwa so groß wie eine kleine Hauskatze und die kleinste Wildkatze der Amerikas, die gesamte Population wird auf unter 10.000 Exemplare geschätzt, sie gilt als gefährdet.

Donnerstag, 30.10.2025 bis Sonntag, 02.11.2025
Das Wetter wurde etwas schlechter und v.a. stand ein langes Wochenende vor der Tür, wir suchten uns in der Nähe einen Campingplatz mit guter Infrastruktur, um beide Ereignisse auszusitzen. Der Eclipse Camperpark hatte zwar keine Aussicht auf den See, sonst aber alles, was das Herz begehrt. Die Brüder Christian und Alvaro hätten freundlicher und hilfsbereiter nicht sein können, wir hatten unser eigenes Privatbad, Gesellschaft von 4 netten Hunden (darunter ein hyperaktiver Boarder Collie) und endlich die Möglichkeit, unsere Trinkwassertanks zu reinigen und mit „gutem“ Wasser wieder zu füllen.

Am Ausbau unseres etwas schwächelnden Kühlschranks scheiterten wir leider, wir hatten weder die nötige Anzahl Fingergelenke, noch das relativ spezialisierte Werkzeug dafür. Wir können nur weiter das Beste für den Patienten (und uns…) hoffen. Dafür schlossen wir das Projekt „Ingos Türen und Dachklappe sturmfest für Patagonien machen“ erfolgreich ab.
Leider mussten wir aber unsere geplante Reiseroute wetterbedingt anpassen, der nördlich gelegene Nationalpark Conguillio mit einer tollen Vulkanlandschaft wurde gestrichen, noch mehr Regen war angesagt, was die sowieso schon schlechten Straßen nicht besser machen würde. Von der dann nicht vorhandenen Sicht auf die Berge ganz abgesehen. Schade, für uns ging es deswegen auf direktem Weg weiter nach Süden.
Sonntag, 02.11.2025
Wie immer hatten wir auf unserer 300 km langen Etappe an jeder Mautstation die Diskussion, als was Ingo zu berechnen ist. Aufgerufen wird eigentlich immer der Lkw Preis, wir erklären jedesmal, dass Ingo ein Wohnmobil und kein kommerzieller Lkw ist, es wird der Supervisor angerufen, wir übergeben den Kfz Schein (den ja sowieso keiner versteht) und meistens werden wir danach in die Auto-Kategorie gestuft, die in etwa die Hälfte kostet. Lästig, aber bei den relativ hohen Mautpreisen durchaus lohnend, zumal es nicht immer klappt.

Unser eigentlich anvisierter Stellplatz direkt am Lago Llanquihue mit Blick auf den Vulkan Osorno platzte bei unserer Ankunft aus allen Nähten. Es war Sonntag Nachmittag, das Wetter gut, der Parkplatz gesteckt voll mit Pkw, nirgends eine Lücke für Ingo, also weiter. Ein paar km später fanden wir das Restaurante Espantapajaros mit deutschen Betreibern, bei dem wir nach einem hervorragenden Abendessen auf dem Parkplatz übernachten durften. Fast wie Zuhause, Spätzle mit Soße und Kassler mit Rotkohl, das Ganze in einem hübschen Garten und mit Vulkanblick.





Zwar hatten wir vom Parkplatz aus keine Aussicht, dafür aber ein unfassbar lautes Konzert einer Kolonie Schwarzzügel-Ibisse direkt im Baum neben uns. Mit diesen Vögeln hatten wir es ja schon eine ganze Weile zu tun, so viele wie hier gab es aber noch nie auf einem Haufen… Die Tiere klingen wie eine Kindertrompete, in diesem Fall etwa 50 Stück, leider hält sich das Schlafbedürfnis der Vögel in Grenzen, sie trompeten auch nachts…
Lautstärke ganz aufdrehen:

Montag, 03.11.2025
Irgendwie scheinen wir bei Vulkanen nicht so ein Wetterglück zu haben, es war bewölkt, kalt und nieselte. Trotzdem fuhren wir am Ufer des Lago Llanquihue Richtung Vulkan Osorno und dem nächsten See im Nationalpark Vicente Pérez Rosales.

Am Lago Todos los Santos fanden wir in dem winzigen Ort Petrohué einen Wanderparkplatz direkt am See, parkten Ingo, registrierten uns bei der Rangerstation und starteten zu einer 11 km langen Rundwanderung. Insgesamt eine ziemlich anstrengende Aktion, die Wege bestanden größtenteils aus tiefem Sand, trotzdem eine nette Runde mit teilweise hübschen Aussichten.




Der 2.652 m hohe Osorno gilt als kleiner Fuji Chiles, tatsächlich hat er mit seiner perfekten Kegelform eine gewisse Ähnlichkeit mit dem japanischen Wahrzeichen. Der letzte Ausbruch fand im Jahre 1869 statt.
So richtig konnten wir uns nicht entscheiden, welcher Berg uns besser gefiel, der „Toblerone“ Vulkan Puntiagudo war auch nicht schlecht.


Dienstag, 04.11.2025
Nach einer himmlisch ruhigen Nacht setzten wir bei bestem Wetter unsere Umrundung des zweitgrößten Sees Chiles, dem Lago Llanquihué, fort nach Puerto Varas.

Die 53.000 Einwohner Stadt wurde 1854 durch deutsche Einwanderer gegründet, dies ist bis heute unübersehbar. Wie schon im argentinischen Bariloche musste auch hier die indigene Bevölkerung den Immigranten weichen, bis heute ein schwelender Konflikt. Es existieren noch viele Gebäude aus der Gründerzeit, der Club Alemán hat seinen Sitz direkt gegenüber dem Rathaus, überall wehen Deutschlandfahnen, viele Speisekarten sind auch in deutscher Sprache. Ein bisschen kommt man sich vor wie am Gardasee, der zwar hübsch und „ordentlich“, aber für Italien ja auch nicht unbedingt typisch ist. Trotzdem genossen wir unseren Kurzaufenthalt in der sehr aufgeräumten Stadt.













Die durchschnittlichen Temperaturen liegen in Puerto Varas im Sommer bei 14°, im Winter bei 6°. Vielleicht war das der Grund, dass sich bei 16 sonnigen Grad diverse Damen im Bikini am Strand sonnten und eine ganze Schulklasse im eiskalten Seewasser spielte…

Ingo parkte direkt am Seeufer, eher geduldet als erlaubt, die entsprechenden Schilder entdeckten wir tatsächlich erst, nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten…


Nach einer hervorragenden Pizza in einem Lokal um die Ecke konnten wir einen spektakulären Mondaufgang beobachten. Auch wenn noch nicht ganz Vollmond war, die Kulisse und die Veränderung des Lichts waren einfach wunderschön.


Mittwoch, 05.11.2025
Gegen Mittag verließen wir Puerto Varas und steuerten unseren letzten Stellplatz auf dem Festland an, bevor es für einige Tage auf die Insel Chiloé gehen würde. Kurz vor dem Fähranleger fanden wir einen netten Stellplatz auf einem riesigen Grundstück mit diversen Cabañas und einem ziemlich großen Veranstaltungsraum. Bei der Zufahrt ignorierten wir die etwas fragil wirkende Brücke und entschieden uns für die Flußdurchfahrt, bis auf einen erschreckend zahmen Chilla (Patagonischer Fuchs) waren wir mutterseelenallein, der Besitzer kam erst gegen Abend vorbei. Von blindem Vertrauen konnte allerdings keine Rede sein, an jedem Baum hingen Kameras 😉.




Ab morgen werden wir mit Chiloé eine der größten Inseln Südamerikas erkunden, offensichtlich eine völlig andere Welt als das chilenische Festland, das nur eine 30 minütige Fährfahrt entfernt liegt. Die Einwohner gelten als unbeugsam und unabhängig, es existiert eine ausgeprägte Sagenwelt voller Hexerei, Geisterschiffe und Waldschrate, die Architektur, Küche und Kultur sind einzigartig. Wir sind gespannt !
Wow – Tolle Fotos ! Bin immer wieder ueberrascht wo ueberall Deutsche zu finden sind.
Die Fotos von Mond und Vulkan wirken in der Tat magisch.
Super, auch das „Konzert“ der Ibisse. Tolle Eindrücke, wir haben auch wieder grosse Lust auf Chile. Herzliche Grüsse