Die Fahrt über Schwedens höchstgelegene Straße auf 975 m durch die Flatruet Hochebene war v.a. flach und landschaftlich eher eintönig.

Montag, 15.08.2022

Nach einem Zwischenstopp an der Touristeninfo in Ljungdalen, wo wir mit rasend schnellem “free Wifi“ mal wieder unsere ganzen App updates machen konnten, fuhren wir hauptsächlich über Schotterpisten Richtung Flatruet.

Obwohl die Route in jedem Reiseführer erwähnt ist, war mal wieder erstaunlich wenig Verkehr, nur auf dem großen Parkplatz am höchsten Punkt hatten sich ca. 10-15 WoMos versammelt. Die Aussicht war nicht besonders spektakulär und das nicht nur wegen der nicht so klaren Sicht. Flach eben…

Ein paar Rentiere später erreichten wir unser Ziel, einen schön gelegenen Picknickplatz am Översärvsjön Stausee.

Der See war relativ leer, so dass für die ansässige Rentierherde ganz viel Platz war, um sich vor Ingo aufzuhalten und Lui mal wieder einen Tag an der Leine zu bescheren.

Dienstag, 16.08.2022

Was für ein Verkehr ! Die Route begann mit 35 Km Schotterpiste durch den Wald auf der uns tatsächlich vier Autos entgegenkamen. Selbst für unsere bisherigen relativ einsamen Strecken war das wenig und auch auf dem asphaltierten Teil danach war nicht sehr viel mehr los.

Ein kurzer Hunderunde-Stopp bescherte uns eine tolle Aussicht auf den “Ljusnan“, ansonsten war die Fahrt landschaftlich eher eintönig.

Eigentlich wollten wir in Sveg einkaufen und uns etwas südlich davon einen Stellplatz suchen. Ca. 30 Km vor der Stadt folgten wir dann aber spontan einem Wegweiser “Naturreservat“. Mit dem Parkplatz nach 2 Km mitten im Wald landeten wir einen Glücksgriff. Bis auf das Wasserrauschen des nahe gelegenen “Norrsjön“ total ruhig und ein schöner Wanderweg entlang des Flusses. Leider spielte das Wetter nicht so ganz mit, ab dem Nachmittag gab es Gewitter und mehr oder weniger Dauerregen.

Mittwoch, 17.08.2022

Von einem Naturreservat ins nächste. Zunächst arbeiteten wir aber das verschobene Erledigungsprogramm in Sveg ab incl. Wasser auffüllen (gratis beim örtlichen Campingplatz ??), einkaufen im riesigen ICA Supermarkt und Besuch des Systembolaget. Immer wieder faszinierend, wieviel Geld mittelmäßiger Wein kosten kann, wenn der Staat das Geschäft betreibt…

Wir ließen die ziemlich volle Stadt hinter uns und fuhren ca. 60 Km südlich in das Naturreservat mit dem „Pilkalampinoppi“. Der auf 644 m gelegene Beobachtungsturm zur Waldbrandabwehr wurde 1889 errichtet und war Schwedens erster Turm dieser Art. Von dem kleinen Museum hätte man eigentlich eine phantastische Rundumsicht über die unbebaute Natur, das Wetter spielte leider nicht ganz mit. Das kleine Häuschen mit dem Turm war voll eingerichtet, die Originalmöbel standen gut erhalten darin, alles war sauber und völlig unbeschädigt. Wir hatten den Eindruck, gleich kommt die Frau, die bis 1954 den Turm besetzte, zum Dienst.

Nur ein kleines Stück weiter fanden wir direkt am Ufer des Vassjön Sees einen tollen Stellplatz neben einer kleinen Grillhütte.

Während sich der eine noch unschlüssig war, ging der andere im nicht besonders warmen See baden.

Donnerstag, 18.08.2022

Bei hochsommerlichen 8°C ? verließen wir das einsame Naturreservat und fuhren zum Siljansee.

Nach ca. 30 Km machten wir einen kurzen Abstecher zur Schlucht des Emå, der 34m tiefe Canyon Storstupet und die Stromschnellen am Helvetesfall waren einen Besuch wert. Beides nicht über besonders gute Wege erschlossen, die kleinen Kletterpartien haben sich aber auf jeden Fall gelohnt.

Was dann folgte, hätte touristischer nicht sein können. Wir besuchten in Nusnäs die Heimat der Dalapferdchen. Das in der Region Dalarna in Handarbeit hergestellte, bemalte Holzpferd ist ein typisches Symbol für ganz Schweden. Es ist das in Schweden am häufigsten gekaufte Souvenir, alleine die Werkstatt in Nusnäs macht damit einen Jahresumsatz von 2,6 Mio. Euro. Wir haben keins mitgenommen, auch wenn die Tierchen teilweise tatsächlich ganz hübsch sind.

Unser Ziel für den Tag erreichten wir oberhalb von Rättvik und parkten Ingo an einer ehemaligen Bergstation mit verfallener Sommerrodelbahn und leer stehendem Restaurant. Der Blick auf den Siljansee war trotz diesigem Wetter hübsch und bis ca. 17.30 war es auch total ruhig. Dann füllte sich der Parkplatz schlagartig, ca. 30 Menschen mit den gleichen T-Shirts eines Sportvereins starteten in unterschiedliche Richtungen einen Orientierungslauf, kamen irgendwann wieder und waren gegen 19.00 alle wieder verschwunden. Danach war es so ruhig wie vorher und wir hatten mal wieder eine entspannte Nacht.

Freitag, 19.08.2022

Der nächste Tag begann mit Kultur. Wir besuchten das zum UNESCO Welterbe gehörende Kupferbergwerk in Falun, zumindest einen Teil des Außengeländes. Seit dem Mittelalter wurde Kupfer, Blei, Zink, Silber und Gold abgebaut, ein Nebenprodukt war die rostrote Eisenfarbe, die für den typisch schwedischen Look an den Holzhäusern sorgt. Seit 1992 ist die bis zu 600 m tiefe Grube nicht mehr in Betrieb, die Gebäude aber toll erhalten und der Blick in den Stora Stöten-Krater faszinierend.

Ein kleines Stück weiter bogen wir nach Ornäs ab und besuchten die Ornösstugan, auch hier nur den frei zugänglichen Außenbereich. Das 26 m lange Gebäude aus dem 16. Jhd. bot Gustav Vasa Unterschlupf bei seiner Flucht vor den dänischen Verfolgern, für uns war es in erster Linie ein tolles Gebäude.

Kurzer Geschichtsabriss: Gustav Vasa war vom 06.06.1523 bis 1560 König von Schweden und befreite Schweden von der Herrschaft des dänischen Königs. Der 6. Juni ist deshalb Nationalfeiertag.

Etwas südlich von Ludvika bei Blötberget fanden wir mal wieder einen einsamen Platz an einem kleinen See im Wald. Zugänglich nur über schmale Wege, die eher nach Fuß- oder Fahrradweg aussahen. Deshalb hingen vermutlich auch überall an den Bäumen kleine Wegweiser für das am nächsten Tag stattfindende Mountainbike Rennen. Für uns bedeutete das ein frühes Aufbrechen ohne Frühstück, auf dem Weg zur Hauptstraße mussten wir einen Teil über die Rennstrecke fahren. Momentan stehen wir immer mittendrin in den sportlichen Aktivitäten der Schweden…

Samstag, 20.08.2022

Waschtag ! In Ermangelung von öffentlichen Waschsalons steuerten wir einen Campingplatz an. Auf dem Weg dorthin stolperten wir zufällig über eine wunderschöne Holzkirche, der Ljusnarsbergs Kyrka in Kopparberg. 2006 wurde sie zur schönsten Kirche Schwedens gewählt, in unseren Augen völlig zu Recht. Der ursprüngliche Bau begann 1635, Ende des 17. Jhd. wurde das Gebäude zur heutigen Größe erweitert und Ende des 19. Jhd. umfassend restauriert. Das Innere strahlt eine unglaublich angenehme Atmosphäre aus, alle Proportionen stimmen und den Duft des bemalten Holzes hat man auch heute noch in der Nase. Ein tolles Gebäude !

Die anschließende Fahrt zum Campingplatz war kurz, gegen Mittag erreichten wir den Sörälgens Camping bei Hällefors und erfuhren, dass die Waschmaschine nicht vor 17.00 frei sein würde und damit an lufttrocknen nicht mehr zu denken war. Der Tag war zwar anders geplant, wir blieben trotzdem, bezogen einen abgelegenen Stellplatz am Rand zwischen Hecken, warfen für den Kleinkram mal wieder unsere eigene kleine Waschmaschine an und erkundeten die Gegend. Der Campingplatz hatte eine ganz nette Lage an einem eher langweiligen See, die Trampelpfade in den umliegenden Wald endeten (wie häufig…) im Dickicht, insgesamt gab es nicht viel zu entdecken, während wir die Wartezeit überbrückten. Irgendwann waren Maschine und Trockner dann frei und wir damit die nächsten Stunden beschäftigt.

Campingplätze sind wir nicht mehr gewöhnt… Wir standen zwar nicht auf der ziemlich vollen großen Wiese ohne Sichtschutz, trotzdem suchten wir uns für den nächsten Tag wieder einen Platz in der Natur.

Sonntag, 21.08.2022

Nur ca. eine Autostunde später erreichten wir den größten See der EU, den Vänern. Er beeindruckt mit einer Fläche von 5.519 km2, einem Schärengarten mit ca. 22.000 Inseln und einer Küstenlinie von etwa 2.000 Kilometern. Wir fingen am nördlichen Ende mit unserer Tour entlang des Sees an und besichtigten in Kristinehamn die 15 m hohe Picasso Skulptur etwa 2 km südlich des Zentrums. Entlang wunderschöner Villen und unzähligen Bootsanlegern erreicht man “Jacqueline“ über eine hübsche Uferstraße. Namensgeberin für das 8 Tonnen schwere und größte Picasso-Kunstwerk der Welt war seine zweite Frau.

Unseren Stellplatz für die Nacht fanden wir mal wieder in einem ehemaligen Militärgelände. Direkt hinter Kristinehamn beginnt das riesige Waldgebiet, das heute ein Paradies für Mountainbiker, Motocross Fahrer und Jogger ist. Gesehen haben wir tatsächlich drei Fahrradfahrer und zwei PkW…

Morgen geht es weiter am Vänern entlang Richtung Süden, unser erster Termin in Deutschland am 07.09. rückt näher und läßt nicht mehr so wahnsinnig viel Spielraum für Richtungswechsel.

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Chris
Chris
2 Jahre zuvor

Moin,
haben wir eigentlich schon mal Eure genialen Fotos gewürdigt….:-)
Schwedens Straßen bis zum Horizont sind gewöhnungsbedürftig, auch auf dem Moppet, den Buddha hätten wir allerdings nicht erwartet….und , habt Ihr beim Tanklaster günstig bunkern können, Agrardiesel….Ab Hällefors sind wir wieder im Film, Jens´s Eltern hatten ein Haus am Saxonsee.
weiterhin viel Spaß
Birgit&Chris

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