Diverse Tropenstürme hatten Costa Rica fest im Griff und sorgten für wochenlang anhaltenden Regen, Überschwemmungen und Erdrutsche.  

Unsere Route:

Dienstag, 12.11.2024

Bevor wir auf irgendeinem Campingplatz einen Zellenkoller bekommen würden, beschlossen wir unseren Bewegungsspielraum etwas zu erweitern und uns in San José eine Wohnung für 6 Tage zu mieten. Praktischerweise konnten wir das mit einem Service für Ingo bei MAN Eurobuses verbinden. Unsere Wohnung lag im 9. Stock des URBN Hochhauses im angesagten Kneipenviertel Escalante. Das URBN wurde 2019 fertiggestellt, ist das dritthöchste Gebäude des Landes und ein ziemlich dominierender Klotz im Stadtbild. Das Gebäude bietet alles: 24h Concierge Service, toll gestaltete Arbeits- und Gemeinschaftsräume im 29. Stock, ein Kino, einen Waschsalon, Pool, Fitnessraum, überall Wifi, ganz viel Sichtbeton (👍😃), eine Hundewaschanlage (!!) etc. etc. etc.

Von unserer Wohnung hatten wir einen schönen Blick in die Berge und über die Stadt, auch wenn die Sicht leider meistens durch die tief hängenden Wolken getrübt wurde. Die Hauptstadt Costa Ricas hat ca. 357.000 Einwohner, diverse bedeutende Museen und Theater und gilt als die sicherste Hauptstadt Zentralamerikas, die schönste ist sie sicher nicht…

Mittwoch, 13.11.2024

Den Tag verbrachten wir fast vollständig bei MAN, die Werkstatt ist zwar eigentlich auf Busse spezialisiert, Ingo bekam aber trotzdem die volle und kompetente Aufmerksamkeit der sehr netten Werkstatt-Crew. Solche Tage sind immer anstrengend, v.a. auch wegen der sprachlichen Problematik, am Ende waren aber alle Fehlermeldungen und fast alle Probleme beseitigt, der Service erledigt und Ingo konnte bis Montag in einer Ecke des riesigen Geländes bleiben. Perfekt !

In der Zwischenzeit fuhren wir mit Uber in das größte Einkaufszentrum Costa Ricas. Das Multiplaza Escazú mit über 160 Shops ist gut gemacht und war für einen Mittwoch Nachmittag auch nicht schlecht besucht. Lt. Aussage eines Einheimischen mögen die Ticos, wie die Bewohner Costa Ricas genannt werden, kein online shopping, Einkaufscenter unterschiedlicher Größe gibt es überall relativ viele.

Uwe fand Ersatz für seine Bergstiefel, die nach über 30 Jahren tatsächlich kaputt gegangen waren, eigentlich keine Zeit für einen guten Schuh 🤣. Alles in allem also ein erfolgreicher Tag. Insgesamt hatten wir 4 Fahrten mit Uber, bis auf die erste morgens um 7.30 standen wir bei allen ungefähr die Hälfte der Zeit im Stau. San José hat ein Verkehrsproblem…

Donnerstag, 14.11.2024

Die Erfolgssträhne vom Vortag setzte sich am Vormittag fort. Bei der Einreise nach Costa Rica war uns ein Aufenthalt von 180 Tagen genehmigt worden, für Ingo allerdings nur bis 31.12.2024. Nicht wirklich sinnvoll und v.a. ziemlich nervig, weder wollten wir uns mit dem Bereisen des Landes übermäßig beeilen noch Weihnachten oder den Jahreswechsel mit einem Grenzübergang zubringen. Nachdem wir in La Fortuna schon unsere vorgeschriebene KfZ-Versicherung verlängert hatten, bekamen wir bei der Aduana Central (dem Hauptzollamt) völlig problemlos weitere 3 Monate für Ingo genehmigt. Das entspannte die Lage ungemein, damit konnten wir unsere weitere Route ohne einen Termin im Nacken planen.

Ansonsten erkundeten wir ein wenig die nähere Umgebung, San José tat nicht viel dafür, den optisch nicht besonders schönen ersten Eindruck zu revidieren… Nette Ecken muss man suchen und das muss dann auch noch mit einer kurzen Regenpause zusammenpassen. Schwierig…

Den Abend verbrachten wir im Jardin de Lolita, einem um die Ecke liegenden „Künstler Foodcourt“ mit netten kleinen Lokalen und schönen Sitzbereichen. Allerdings mussten wir uns warm anziehen, Abends wurde es ungemütlich kalt. Türen oder geschlossene Fenster haben in Costa Rica aber sowieso die wenigsten Restaurants, in der Regel gibt es ein Dach und Wände an den Seiten, nach vorne ist im Allgemeinen alles offen.

Freitag, 15.11.2024

Man kann es nicht schön reden, San José ist einfach mit Abstand die hässlichste Stadt, die wir bisher irgendwo besucht haben. Das Gesamtbild ist heruntergekommen, schmutzig und „nicht stimmig“. Die kilometerlangen Fußgängerzonen sind voller Billigläden, Straßenhändler, ein paar Bettlern und v.a. unglaublich laut. Eigentlich schöne Gebäude wie das Nationaltheater oder die Hauptpost gehen unter.

Ein bisschen enttäuschend fanden wir das Jademuseum, in dem auf immerhin 5 Stockwerken die meisten Exponate nicht aus Jade, sondern aus Keramik, Stein oder Ton waren und zum Großteil aus irgendwelchen Schüsseln bestanden, die wir so schon zigmal irgendwo gesehen hatten.

Trotzdem fanden wir den Stadtbummel interessant, Reisen besteht in unseren Augen nicht nur aus dem Abklappern irgendwelcher Highlights. Den Nachmittag beschlossen wir mit einem Friseurbesuch (wenn man schon mal in einer Stadt ist 😉) und „Couchsurfing“ im 29. Stock des URBN.

Samstag, 16.11.2024

Beim zweiten Teil unseres Stadtrundgangs fanden wir tatsächlich ein paar sehr hübsche Ecken, direkt neben völlig heruntergekommenen Straßenzügen und das alles zwei Straßen nördlich der Haupt-Fußgängerzonen. Zwischendurch gibt es nette Cafés und Hotels, die Gegend um die Regierungsgebäude ist auffällig „aufgeräumt“. Ins Kindermuseum geht man mit seinen Kleinen dagegen besser nicht zu Fuß, dafür ist die Stadt perfekt für Trainspotter, die Bahn fährt mitten durch die Stadt. Leider auch laut hupend direkt an unserer Unterkunft vorbei…

Sehr präsent in der gesamten Stadt sind die vielen Obdachlosen und v.a. die unterirdisch schlechten Gehwege. Teilweise rutscht man auf den bemoosten, hügeligen Buckelpisten wie auf Glatteis, unterbrochen von 50 cm tiefen Entwässerungsgräben und Löchern unterschiedlicher Tiefe mitten auf dem Fußweg.

Ein sehr lohnender Geschäftszweig in Costa Rica und speziell in San José ist mit Sicherheit der Handel mit S-Draht. Vor allem Privatgebäude sind in der Regel hinter meterhohen Zäunen oder Mauern verschanzt, die oben oft zusätzlich mit Stachel- oder S-Draht gesichert sind.

Eine weitere Besonderheit von San José sind die sog. Guachimán. Es handelt sich meistens um ältere Männer, die mit einer Warnweste bekleidet am Straßenrand stehen und beim Einparken helfen, auf das Auto aufpassen und ggf. den fließenden Verkehr stoppen – ob man will oder nicht. Fast jeder Block und jede Straßenseite hat seinen eigenen Guachimán, ihre Rolle ist fast offiziell, die Autofahrer sind von diesem Dienst nicht immer begeistert, der zusätzlich zu den normalen Parkgebühren mit i.d.R. einem Dollar extra bezahlt werden muss.

Sonntag, 17.11.2024

Sicherlich gewinnt San José keinen Schönheitswettbewerb und es gibt unzählige attraktivere Städte, wenn auch wahrscheinlich nicht in Costa Rica, das sich in dieser Kategorie nicht unbedingt hervortut. Trotzdem waren wir froh, die vergangene Woche in einem geräumigen Apartment und mit der Infrastruktur einer Stadt verbracht zu haben, andauernde Regentage in Folge sind in Ingo wirklich kein Vergnügen… Unseren letzten Tag in San José verbrachten wir überwiegend in geschlossenen Räumen, der Kreis schloss sich, es regnete fast ohne Pause.

Nochmals ein schöner Abend 🍷🍷im Jardin de Lolita beendete unsere kleine Reisepause, morgen holen wir Ingo wieder ab und fahren wieder in die Natur. Wir machen uns auf die Suche nach dem heiligen und göttlichen Vogel der Maya, dem Quetzal, der sich ziemlich rar macht und (wenn überhaupt…) nur in ganz bestimmten Regionen und in den sehr frühen Morgenstunden zu sehen ist.

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Tanja und Gunnar
Tanja und Gunnar
8 Tage zuvor

Tolle Bilder, gute Zusammenfassung, der auch für unser Empfinden hässlichen Stadt.

Gerd
Gerd
10 Tage zuvor

Nochmal Moin aus Hamburg ! Habe vor paar Minuten meinen Kommentar abgewandelt, es stimmt absolut , nachdem ich jetzt den Block gelesen habe ! Ich ja , was Hamburg angeht, eine Grafitti Phobie!! Muß allerdings sagen, da waren wirklich Künstler mit aktiv !
Nochmals 👍👍👍

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