Wieder zurück im Landesinneren erwarteten uns in erster Linie angenehmere Temperaturen, aber auch tolle Landschaften und diverse Tiere.
Unsere Route:
Dienstag, 29.10.2029
Die Fähre ab Playa Naranja brachte uns in ca. 1 Stunde wieder auf das „Festland“ nach Puntarenas, eine unglaublich hässliche und heruntergekommene Hafenstadt. Wir hielten uns nicht lange auf und machten uns zügig auf den Weg ins Landesinnere Richtung Monteverde Cloud Forest Reserve, einem Wolkenwald-Schutzgebiet auf 1.500 m Höhe. Es erwarteten uns angenehme 23°C, eine Wohltat nach den heißen Tagen an der Küste, leider regnete es aber fast ununterbrochen, mal mehr mal weniger. Nicht unbedingt das Wetter, welches wir uns für unsere Wanderungen im Naturreservat gewünscht hatten. Wir parkten am Straßenrand direkt vor dem Eingang und hofften auf Wetterbesserung.
Der Stellplatz war schief, mitten zwischen parkenden Autos, direkt an der Einflugschneise zum Park und komplett unter Bäumen, d.h. ohne Solarstrom und starlink. Dafür aber vor der Tür des Colibri Cafés, das sehr guten Kaffee anbietet, v.a. aber eine Terrasse hat, auf der man von bis zu 8 verschiedenen Kolibriarten umschwirrt ist. Natürlich sind die Vögel angefüttert, trotzdem ein faszinierendes Erlebnis. Leider erwischt man die unglaublich schnellen Tiere mit der Kamera i.d.R. aber nur an der Futterstelle und damit in Kombination mit rotem Plastik…
Mittwoch, 30.10.2024 bis Samstag, 02.11.2024
Der Tag begann bedeckt und regnerisch, damit hatten sich unsere Hoffnungen vom Vortag leider erledigt. Trotzdem starteten wir unsere Tour, sahen aber außer dem in solchen Wäldern eigentlich üblichen üppigen Grün nicht viel. Die Aussicht von den Miradoren war gleich Null und die meisten Tiere verkrochen sich irgendwo. Bis auf die beeindruckende Raupe des „Giant Owl“ Schmetterlings, der eine Größe von bis zu 20 cm erreichen kann.
Zum Trost gingen wir nochmals zum Colibri Cafe, mit etwas Geduld erwischten wir ein paar der wunderschönen Vögel diesmal auch in ihrer natürlichen Umgebung.
Dem in der Gegend lebenden Nasenbär kamen wir lieber nicht zu nahe, er ist so an Menschen gewöhnt, dass er jede Scheu verloren hat und sich „sein“ Futter offensichtlich auch ziemlich rabiat von den Tischen holt, während man noch mit Essen beschäftigt ist.
Im Anschluss machten wir uns auf den Weg zum nur 10 Km entfernten Restaurante Turin, das in einer super gepflegten Anlage auch Stellplätze anbietet. Nach einer netten Begrüßung durch eine der Töchter des Besitzers zeigte sie uns den nach ihrer Einschätzung einzig möglichen Stellplatz, alles andere sei nach den vielen Regenfällen letzten Zeit nicht befahrbar oder zu klein. Was wir alle falsch eingeschätzt hatten war unglücklicherweise der Weg zu dem auserkorenen Platz auf dem Gipfel eines kleinen Hügels. Auf ungefähr der Hälfte der Strecke geriet Ingo ins Rutschen, der gesamte Boden auf der rechten Seite war butterweich und schlammig, das Profil setzte sich zu. Mit dem Hinterrad standen wir gefährlich nahe an einem kleinen Graben, tief genug um Ingo evtl. kippen zu lassen, sollten wir noch weiter abrutschen. Alleine hatten wir keine Chance da rauskommen.
Chef Norman organisierte Sebastian mit seinem Bagger, der uns Stück für Stück den Berg hochzog, wo wir umdrehten, um das Ganze vorwärts wieder zurück fahren zu können. Auf dem Rückweg musste der Bagger Ingo noch zweimal wieder in die richtige Richtung ziehen, bevor wir nach drei Stunden wieder festen Boden unter den Rädern hatten.
Wir quetschten Ingo in die Zufahrt zu einem weiter unten liegenden Stellplatz direkt neben einen ziemlich lauten Bach und unter Bäumen. D.h. mal wieder keine Sonne aufs Dach und keine ruhigen Nächte, hinter uns war der Boden aber schon wieder weich, wir hatten also keine Wahl.
Trotzdem blieben wir ein paar Tage, nach der Woche an diversen sandigen Stränden hatte Ingo eine Grundreinigung bitter nötig. In den Regen- und Putzpausen schlenderten wir ein bisschen über das hübsch angelegte Gelände und freuten uns, dass wir ziemlich weit unten standen, der Boden wurde durch den Regen nicht besser…
Samstag, 02.11.2024
Eigentlich war die Strecke zur Laguna de Arenal gut zu fahren, wären da nicht mal wieder gefühlt mehr Schlaglöcher als irgendein Belag gewesen. Auch die Einheimischen sind von den Zuständen ziemlich genervt und können nicht verstehen, warum gerade in Urlaubsregionen die Straßen in so erbärmlichem Zustand sind. Costa Rica hält in dieser Beziehung bisher uneingeschränkt den Negativrekord.
Der Arenal See ist mit einer Fläche von 85 Km2 der größte Binnensee Costa Ricas und liegt wunderschön zu Füßen des 1670 m hohen Vulkans Arenal, der als einer der aktivsten der Welt gilt. Bei unserer Ankunft sahen wir davon leider rein gar nichts, es regnete mal wieder. Das Wetter gab nochmal alles, bevor laut Aussage diverser Einheimischer Mitte November die Regenzeit eigentlich enden sollte. Wir parkten auf dem ziemlich matschigen Parkplatz „im Hinterhof“ der kleinen Brauerei Lake Arenal Brewery und hofften mal wieder auf besseres Wetter…
Besonders sympathische Gesellschaft hatten wir von dem kleinen Schweinchen Mariposa (Schmetterling), das uns bei unserem Spaziergang über das Gelände grunzend hinterher lief.
Nur unwesentlich kleiner (zumindest in meinen Augen 🫣) war die Heuschrecke der Gattung Tropidacris (südamerikanische Riesenheuschrecke), die sich am Pool sonnte. Mit einer Länge von bis zu 14,5 cm und einer Flügelspannweite bis zu 24 cm gehört sie zu den größten Heuschrecken der Welt. Danke an Uwe für die Fotos !
Sonntag, 03.11.2024
Über die ungewöhnlich gut ausgebaute Uferstraße fuhren wir nur 25 Km weiter nach Nuevo Arenal, ein ziemlich uncharmanter kleiner Ort, aber mit zwei Vorteilen. Zum Einen kann man im Parque del Lago kostenlos übernachten, zum Anderen liegt dort Tom‘s German Bakery.
Wegen dem extrem aufgeweichten Boden parkten wir Ingo etwas oberhalb des Sees auf festem Untergrund neben einer kleinen Veranstaltungshalle. Nach Einsetzen des üblichen Regens und der Dunkelheit waren auch die vielen vor Testosteron strotzenden Motocross-Poser verschwunden, die uns unbedingt ihr Können aus nächster Nähe vorführen wollten…
Die German Bakery im Ort ist eine Institution und eigentlich mehr Restaurant als Bäckerei, die Speisekarte könnte es so auch in Bayern oder Baden Württemberg geben. Sowohl der Leberkäse als auch der Apfelstrudel waren ausgesprochen lecker, das Haferbrot und die Brezeln für unser Abendessen ebenfalls, ein paar europäische Gelüste waren damit erstmal wieder befriedigt 😉.
Montag, 04.11.2024 bis Donnerstag, 07.11.2024
Auf unserem Weg nach La Fortuna passierten wir nicht nur eine Horde ziemlich abgebrühter Weißrüsselnasenbären, sondern mit dem „Hotel los Heroes“ auch ein Anwesen, das exakt so auch in der Schweiz stehen könnte. Nicht umsonst nennt man Costa Rica ja auch die Schweiz Zentralamerikas, wobei in unseren Augen die größte Ähnlichkeit im Preisniveau liegt…
La Fortuna ist ein typischer Touristenort, der fast überall sein könnte. Was ihn besonders macht, ist die Nähe zum Nationalpark Volcán Arenal. Wir quartierten uns für ein paar Tage auf dem am Ortsrand gelegenen Camping La Fortuna ein, die Wettervorhersage für die kommenden Tage las sich leider mal wieder nicht besonders gut… Der Platz war sicher nicht der schönste, aber er war super ausgestattet, der Gastgeber war extrem freundlich und v.a. sollte er sehr tierreich sein – mal sehen.
Das Wetter war insgesamt dann doch sehr viel besser als vorausgesagt, wir sahen tatsächlich ein paar bunte Frösche (beide Arten gehören zu den Pfeilgiftfröschen und sind ziemlich giftig), einige Vögel wie z.B. Karibikkarakaras und einen Lachfalken sowie ein leider kamerascheues Faultier, der Platz wurde aber auch immer voller und damit enger.
Meinen Geburtstag verbrachten wir noch bei Marco mit selbstgebackenem Kuchen (Danke Uwe 😘😘) und einem leckeren Abendessen in Nene‘s Restaurant, nach vier Nächten reichte es dann aber und wir fuhren weiter.
Donnerstag, 07.11.2024
Rund um den Vulkan Arenal gibt es sowohl den Parque Nacional Volcán Arenal, als auch unzählige private Hotels, Lodges und Anbieter von Wanderwegen, die alle mindestens eine Hängebrücke und/oder Zipline beinhalten. Genau so etwas steuerten wir an, die Senderos los Tucanes sind zwei Wanderwege in privater Hand, im Eintritt inbegriffen ist die Möglichkeit auf dem Parkplatz zu übernachten.
Der Old Lava Trail führt 4,8 Km durch dichten Dschungel, unterbrochen eigentlich nur durch einen Aussichtspunkt über den Arenal See und einen ehemaligen Lavastrom, der bei dem großen Ausbruch 1992 entstand. Alles nichts besonders spektakuläres, das faszinierendste waren die vielen z.T. sehr seltsamen Pflanzen und der nur ca. 1 cm große Frosch.
Den zweiten, sehr viel kürzeren Weg hoben wir uns für den nächsten Morgen auf, wenn die Chancen auf Tiersichtungen größer wären.
Freitag, 08.11.2024
Die einzigen Tiere, die wir zu Gesicht bekamen waren ein paar Tuberkelhokkos, die als gefährdete Art eingestuft werden. Die Gründe dafür sind Wilderei, Lebensraumzerstörung durch Holzeinschlag, Hurrikane und die Einschleppung fremder Tierarten.
Nach diesem kurzen Morgenspaziergang fuhren wir nur ein paar Kilometer weiter zum Butterfly Conservatory. Die Einrichtung hat sich auch die Aufforstung des Regenwaldes auf die Fahnen geschrieben, wobei das auf der eher kleinen Fläche von ca. 1 Km2 wohl zu vernachlässigen und in unseren Augen mehr als werbewirksamer Slogan zu sehen ist…Trotzdem war das ein lohnender Stopp, die vier großen Schmetterlingshäuser liegen in einem schön angelegten Garten und die Tiere so aus der Nähe beobachten zu können ist faszinierend. Leider gelang es uns nicht, den Blue Morpho mit seiner blauen Seite aufs Bild zu bekommen, sobald er irgendwo saß zeigte er uns nur seine braune Unterseite.
Wikipedia zum Blue Morpho, dem Nationalschmetterling Costa Ricas: „Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 95 bis 120 Millimetern. Sie haben leuchtend blaue Flügeloberseiten. Das Blau entsteht durch Interferenz des Lichts auf den tannenbaumartig aufgebauten Schuppen der Flügel und nicht durch Pigmente. Die Unterseiten der Flügel sind braun mit gewellten weißen Streifen und gelb umrandeten Augenflecken von denen sich vier auf dem Hinterflügel und drei auf dem Vorderflügel befinden.“
Fliegt der Falter gegen das Licht wird er praktisch unsichtbar, ein wunderschöner Meister der Tarnung 👍 (Foto Pixabay).
Das zum Gelände gehörende Froschhaus bestand leider nur aus einer Reihe ziemlich kleiner Terrarien, das beeindruckendste dort waren die riesigen Kakerlaken. Die zentralamerikanische Höhlenkakerlake gehört zu den größten Kakerlaken der Welt, die Weibchen erreichen eine Länge von bis zu 10 cm 😱😱😱.
Nach diesem kurzen Abstecher in die Gegend um den Vulkan Arenal fuhren wir wieder zurück nach La Fortuna. Für eine längere Erkundung war das Wetter einfach zu schlecht, es regnete fast durchgehend. Dieses Mal steuerten wir den Camping Lagos del Rio an, eine weitläufige parkähnliche Anlage mit Seen und wie immer tollen Pflanzen, untermalt vom Schreien der Brüllaffen.
Wir werden das Wochenende auf diesem schönen Platz verbringen und uns mal wieder mit der weiteren Routenplanung beschäftigen. Costa Rica ist zwar insgesamt nur etwas größer als Niedersachsen, bietet aber eine unglaubliche Biodiversität. Nicht so einfach, eine halbwegs sinnvolle Route zu finden, die auch noch berücksichtigt, dass wir Weihnachten und Neujahr auf keinen Fall an den überfüllten Küsten verbringen wollen…
Anmerkung: Sorry für das ständige Gemecker über das Wetter, aber es nervt…
Leider ist es nicht möglich überall zur „richtigen“ Zeit zu sein. Macht das Beste draus. Herzliche Grüße
Ihr Lieben,
aus dem seit Tagen bei ca. 7° in unfreundlichem Grau gehüllten Hamburg, ist der morgendliche Ausflug nach Costa Rica eine schöne Abwechslung. Im übrigen kann ich mich noch gut erinnern, wie wir vor 40 Jahren ein Kurzhauber TLF in der City Nord auf einer regennassen Wiese versenkt haben. Nachdem der Bagger vom THW seinen Job getan hatte waren die Gärtner wohl tagelang beschäftigt aus dem Truppenübungsplatz wieder einen Park zu modellieren…Hier regnet es nur Blätter, davon allerdings jede Menge.
Wir sind gespannt auf Eure weitere Planung, insbesondere den Sprung über den Kanal.
Liebe Grüße
von Birgit&Chris