Manchmal kommt es anders als man denkt… Wochenende und schönes Wetter sind für Reisende eine unglückliche Kombination. 

Unsere Route:

Freitag, 28.04.2023 bis Sonntag, 30.04.2023

Nach zwei nicht besonders erholsamen Stadtübernachtungen machten wir uns auf den Weg zum Kananaskis Country, einem Wildnisgebiet westlich von Calgary. Im ca. 50 Km entfernten Besucherzentrum mussten wir dann aber leider feststellen, daß die Saison in Kanada erst spät beginnt. Trotz sommerlichen Temperaturen waren die meisten Campingplätze noch geschlossen, viele machen erst Anfang Mai auf, einige erst Mitte Juni. Viele Zufahrt- und Verbindungsstraßen waren ebenfalls gesperrt, die wenigen geöffneten Campingplätze waren voll, frei stehen entweder nicht erlaubt oder wegen der gesperrten Straßen nicht machbar. Wir machten kehrt, fuhren zurück nach Calgary und verbrachten zwei weitere Tage auf lauten Stadtparkplätzen. Was die Einheimischen in jedem Land freut, nämlich Sonne und Wochenende, macht Reisenden das Leben meistens schwer…

Montag, 01.05.2023

Wir starteten einen neuen Anlauf, nachdem wir online einen Platz auf einem der wenigen geöffneten Campingplätze im Kananaski Provincial Park gebucht hatten (nur mit Reservierung möglich, kein „first come first serve“). Lt. Homepage war der Sibbald Campground nahezu ausgebucht, wir hatten uns einen der wenigen freien Plätze ausgesucht, umgerechnet satte 40 € incl. obligatorischem Tagesticket für den Park bezahlt und freuten uns auf einen ruhigen Nachmittag und eine erholsame Nacht. Nach knapp zwei Stunden Fahrt kamen wir an dem total leeren (!) Campingplatz im Wald an, außer uns war auf den über 130 Plätzen nur noch ein anderer Camper. Offensichtlich gab es ein kleines technisches Problem im Buchungsportal… Egal, der Platz war schön und himmlisch ruhig, eine Wohltat nach den vier Nächten in Calgary. 

Dienstag, 02.05.2023

Nach einer herrlich ruhigen Nacht machten wir uns durch kanadische Bilderbuchlandschaften auf den Weg nach Banff.

Das Ziel war die Touri-Info, um Jahrespässe gültig für alle Nationalparks Kanadas zu kaufen. Mal wieder sparten wir Dank Senior Rabatt (😘), diesmal „ganze“ 10 $ (ca. 6,70 €). So bezahlten wir umgerechnet nur ca. 90 €, was sich aber nach 6 Tagen Aufenthalt in irgendwelchen Parks schon gerechnet haben wird.

Im Anschluss starteten wir sofort mit der Nutzung und fuhren in den Banff Nationalpark. Wir wollten zum Lake Louise, dem berühmten türkisblauen See, umrahmt von einer perfekten Bergkulisse. Der einzige zumindest in Teilen geöffnete Campingplatz war der Lake Louise Campground neben der Bahnlinie und dem Highway, dafür aber ganz hübsch und kaum belegt. Letzteres war kein Wunder, die Farbe des Sees blieb der Phantasie jedes einzelnen überlassen, der See war noch zugefroren. Wir verschoben den Besuch auf den nächsten Tag und beschäftigten uns mit unserer weiteren Reiseroute. Eigentlich waren wir für alles mindestens zwei Wochen zu früh unterwegs.

Mittwoch, 03.05.2023

Nachdem die Züge irgendwann aufgehört hatten quer durch unser Auto zu fahren, war die Nacht relativ ruhig. Von dem Lärm tagsüber reden wir gar nicht, jede Supermarktparkplatz-Übernachtung ist leiser…

Mit den Fahrrädern starteten wir Vormittags zu dem 5 Km entfernten Lake Louise und waren am Ziel dann doch etwas überrascht. Klar – der See war zugefroren, kein türkisblaues Wasser weit und breit, aber selbst mit viel Vorstellungskraft können wir uns den Hype nicht erklären. In unseren Augen ein hübscher See, der aber in keiner Weise das totale Chaos und die Besuchermassen in der Saison rechtfertigt. Der riesige Hotelkomplex direkt am Ufer macht es auch nicht unbedingt besser… Momentan gar nicht erreichbar ist der nahe gelegene, wohl auch ganz hübsche Lake Morraine. Seit diesem Jahr kommt man motorisiert nur noch per Shuttle hin, das aber nur zwischen Mitte Juni und Oktober. Für die Fahrräder war die Straße zu vereist, für uns blieb es beim somit beim Besuch des Lake Louise.

Letztendlich muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden ob sich ein Abstecher oder Zwischenstopp lohnt, wir würden sicher nicht noch einmal hierher fahren.

Donnerstag, 04.05.2023

Wir verließen Alberta und erreichten im Kootenay Nationalpark die Provinz British Columbia. Der Park wurde benannt nach dem Kootenay River, der wiederum von der Kutenai First Nation seinen Namen bekam. Seit 1984 gehört er zum UNESCO Welterbe und ist Teil der Canadian Rocky Mountains Parks. Fast 100 Km lang durchquerten wir ihn auf dem landschaftlich wunderschönen Highway 93, bevor wir am Südende den Ort Radium Hot Springs erreichten.

Leider wurden im August 2017 riesige Flächen durch die größten Waldbrände der Geschichte British Columbias zerstört, die Folgen sind natürlich bis heute sichtbar.

Zwei kurze Wanderungen unterbrachen unsere Fahrt, zunächst durch den Marble Canyon und zu Mineralquellen, den sog. Paint Pots. Leider wurde der Weg bei den Pots nach kurzer Zeit zu schlammig, so daß wir nur einen kleinen Eindruck der eisenhaltigen ockerfarbenen kalten Quellen bekamen.

Die heißen und schwach radioaktiven Quellen und Namensgeber des Ortes Radium Hot Springs waren (natürlich…) geschlossen (off season…), wir suchten uns einen Stellplatz in der Nähe und fanden auf „Crown Land“ einen netten und etwas abgelegenen Platz neben einer Schotterpiste. Crown Land ist, ähnlich dem BLM Land in den USA, staatliches Land das der Öffentlichkeit zugänglich ist und auf dem man u.a. gratis campen kann.

Freitag, 05.05.2023

Obwohl es Freitag war und wir mitten zwischen ATV Strecken standen, war es erstaunlich ruhig und wir beschlossen, eine weitere Nacht zu bleiben und das schöne Wetter auszunutzen. Außer ein paar unspektakulären Spaziergängen mit hübscher Aussicht und Begegnungen mit Waldbewohnern passierte nicht viel.

Samstag, 06.05.2023

Weit waren wir nicht gekommen. Nach ein paar Erledigungen in Radium Hot Springs steuerten wir den oberhalb der Stadt und im Kootenay Nationalpark liegenden Redstreak Campground an. Nach Beratung durch die aus Schwaben stammende Rangerin entschieden wir uns für die Campfire-freie Zone und waren damit allein auf weiter Flur 👍. Die anderen Bereiche waren etwas besser besucht, insgesamt war der schön angelegte Platz aber so gut wie leer.

Gegen aufkommendes Heimweh gab es im Ort das „Old Salzburg“, ein nettes Restaurant mit Schnitzeln, Spätzle, Apfelstrudel und dunklem Weizenbier. Lecker – und erstaunlicherweise waren wir die einzigen Touristen in dem Lokal, auch Kanadier stehen auf die Küche der „old world“…

Einziger Nachteil war der 1,5 Km lange Fußweg vom Campingplatz ins Dorf. Der Hinweg ging ja noch, auf dem Rückweg hatten wir die Wetterlage als Motivationshilfe für die sehr steilen 130 Höhenmeter.

Sonntag, 07.05.2023

Das schöne Wetter der letzten Tage hatte sich erstmal verabschiedet. Bei ungemütlichen 10°C starteten wir in den Yoho Nationalpark, kamen zwar im Trockenen an, aber die erste Regendusche ließ nicht lange auf sich warten und die Sicht war auch nicht besonders toll.

Der einzige geöffnete Campingplatz im Park war der kleine Monarch Campground, mal wieder „verkehrsgünstig“ gelegen direkt neben dem Trans Canada Highway und der Canadian Pacific Railway Strecke. Die erste Erkundungsrunde schafften wir gerade noch im Trockenen, von dem bestimmt sehr schönen Park sahen wir ansonsten nicht viel.

Unsere zweite Woche in Kanada war landschaftlich überwiegend schön, auch wenn wir nicht immer Glück mit den Stellplätzen hatten. Gefühlt fährt Tag und Nacht überall die Bahn, mit unfassbar lautem Hupen an jedem Bahnübergang. Was uns am meisten erstaunt hat ist die Tatsache, daß ein Hauptverbindungs-Highway und eine extrem stark befahrene Bahntrasse mitten durch Nationalparks laufen, wobei jeder Zug von 3-4 Dieselloks gezogen/geschoben wird. Wie das mit Naturschutz unter einen Hut zu kriegen ist… ?

Wir fahren weiter Richtung Norden, über den Icefield Parkway geht es in den Jasper Nationalpark.

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Chris
Chris
11 Monate zuvor

Moin,
wenn Ihr zwei Wochen zu früh dran seit, dann wäre unser Vorschlag zwei Wochen Urlaub zu machen 🙂
Alberta hat, wie Ihr sicherlich wisst, wegen Waldbränden aktuell den Notstand ausgerufen, auch in  British Columbia sollen zwei Feuer außer Kontrolle sein. Schon befremdlich zu lesen, dass eine Fläche von der Hälfte Schleswig-Holsteins in Flammen steht. Also nicht nur Ihr seit zu früh, die Feuer auch….stay informed
In Alberta hättet Ihr gern mal zum Spaten greifen können, bei der Menge an Fossilien…
zumal in unserer Baustelle eine Replik von der Wand gefallen ist…
liebe Grüße
Birgit&Chris

Last edited 11 Monate zuvor by Chris
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