Wenn einmal der Wurm drin ist… Unser geplanter Entschädigungsplatz für die letzte Walmart-Übernachtung scheiterte leider am Park Ranger.
Unsere Route:
Samstag, 27.05.2023
Wir hatten uns das so schön gedacht. Nördlich von Vancouver auf den Mt. Seymour, ein bisschen die Aussicht auf die Stadt genießen, wandern und ein bis zwei ruhige Nächte verbringen. Kaum angekommen sprach uns allerdings schon ein Ranger an. „Übernachten verboten“, spätestens um 23.00 würden wir weggeschickt und in der ganzen Gegend keine wirklichen Alternativen, abgesehen davon, dass wir zunehmend in kaltem Nebel standen. Vielleicht hätten wir doch in Mission bleiben sollen und dem Rat der örtlichen Brauerei folgen, ich hätte ja inzwischen zum Friseur gehen können…
Wir warfen nach kurzer Recherche unsere Pläne um und fuhren über die landschaftlich tolle Küstenstraße ca. 100 Km nach Norden bis kurz vor Whistler. Unterwegs sahen wir außer unglaublich viel Verkehr eigentlich nur volle Parkplätze, Staus in den Ortschaften und ausgebuchte Campingplätze. Willkommen im kanadischen Wochenend-Wahnsinn.
Etwas entnervt parkten wir Ingo schließlich auf einem riesigen und völlig leeren Parkplatz neben einem Skibob- und ATV Areal. Die Jungs auf ihren Spaßfahrzeugen waren extrem gemäßigt unterwegs, von den Bären sahen wir auf unseren Spaziergängen zum Glück nur die Hinterlassenschaften und es war verhältnismäßig ruhig. Alles gut nach so einem Tag !
Damit war Vancouver gestrichen, Kanadas schönste Stadt wird auf unseren Besuch verzichten müssen 😉. Insgesamt werden wir hier nicht so richtig warm. Von den wirklich sehr freundlichen Menschen abgesehen, macht es uns das Land bisher ein bisschen schwer…
Sonntag, 28.05.2023
Den schon etwas leereren Sonntag Mittag nutzten wir für einen Ausflug ins nahe gelegene Whistler. Im Winter voll mit Skitouristen, im Sommer voll mit Mountainbikern ist die Stadt eigentlich nie leer. Der Ort hat knapp 14.000 Einwohner, aber über 2 Mio. Besucher jedes Jahr. Wir hatten noch vergleichsweise Glück, die Parkplätze waren nicht annähernd überfüllt und in der Stadt konnte man sich normal bewegen – auch wenn wir uns ohne Fahrrad ein bisschen fehl am Platz fühlten 😉. Alles natürlich sehr touristisch, trotzdem hat uns das kleine Städtchen irgendwie gefallen.
Nach zwei schönen Stunden fuhren wir zurück auf unseren alten Platz und nutzten den Nachmittag u.a. für die Buchung der Fähre nach Vancouver Island für den folgenden Tag.
Montag, 29.05.2023 bis Dienstag, 30.05.2023
Den letzten Tag auf kanadischem Festland verbrachten wir mit der gemächlichen Fahrt auf dem „Sea-to-Sky“ Küsten-Highway zurück von Whistler bis Horseshoe Bay bei Vancouver. Eine landschaftlich hübsche Strecke mit unaussprechlichen Ortsnamen in der Sprache der Squamish, der dort ansässigen First Nation und netten Aussichtspunkten auf die vorgelagerten Inseln.
Um kurz vor 16.00 ging unsere Fähre nach Nanaimo auf Vancouver Island (VCI). Für die ca. 1,5 Stunden Fahrt bezahlten wir Dank „oversized“ und über 5,5 t stattliche 200 $, umgerechnet fast 140 €. Ein stolzer Preis, dafür war das Schiff pünktlich, die Überfahrt ruhig und alle super freundlich.
Das einzige, was wir auf unserer Reise von Vancouver zu sehen bekamen, war die verschwommene Skyline am Horizont.
Auf VCI steuerten wir auf direktem Weg einen Provincial Park an und nach knapp einer halben Stunde Fahrt erreichten wir gegen 19.00 den Campingplatz des Little Qualicum Falls Parks. Zwar war der Platz relativ leer, für einen Montag waren aber trotzdem überraschend ca. 30 von 100 Plätzen belegt. Die großzügigen Abstände und die Lage im Wald machten die Sache aber entspannt.
Den Dienstag nutzten wir u.a. für die Erkundung der Wasserfälle und ausgedehnte Waldspaziergänge – das Bärenspray immer dabei 😉.
Die restliche Zeit verbrachten wir hauptsächlich mit dem Versuch der Buchung von Campingplätzen in den US-Nationalparks zwischen August und September. Der helle Wahnsinn ! Fast alle Parks, in die wir wollten, waren hoffnungslos ausgebucht, immerhin war es uns gelungen, 4 Nächte im Yellowstone Nationalpark zu ergattern, unserer absoluten Top 1 auf der Liste. In den anderen Fällen werden wir einfach hinfahren, das Beste hoffen und ansonsten irgendwo am Straßenrand übernachten. Vorfreude geht anders… Aber wieder gilt (wie schon in Norwegen), wir tragen zu diesem Wahnsinn bei.
Mittwoch, 31.05.2023
Über den hübschen Ocean View Drive mit netten Aussichten auf den Pazifik erreichten wir nach ca. 90 Km Richtung Norden den Kitty Coleman Beach Provincial Park incl. Campground. Die Stellplätze liegen direkt gegenüber dem mit Treibholz übersäten Kiesstrand mit tollem Blick auf das gegenüberliegende Festland. Seehunde, Geier und Riesenspechte wohnen mehr oder weniger direkt vor der Tür und endlich gab es ganz viele Frühlingsblumen.
Leider war der Bewegungsspielraum etwas eingeschränkt, der kleine Park liegt inmitten von Wohnbebauungen, dafür war es aber himmlisch ruhig und mal wieder Meer vor der Nase war auch ganz nett.
Donnerstag, 01.06.2023
Nach dem kurzen Strandintermezzo bogen wir wieder ab ins Landesinnere, unser Ziel war das südlichste Ende des Strathcona Provincial Parks.
Vancouver Island zeichnet sich u.a. aus durch wahnsinnig viel Wald, unzähligen Seen, Unmengen von Ginster, einer hübschen Küstenlinie und v.a. einem Straßennetz, dass eigentlich nur von Süd nach Nord führt. Sobald man Richtung Westen abbiegt, landet man in einem „dead end“. So auch im Strathcona Park, der am Ende einer 60 Km langen holprigen Sackgasse am Buttle Lake mitten auf der Insel liegt.
Unsere Rechnung ging aber auf, das Wochenende stand vor der Tür und wir wollten „unsere Ruhe haben“. Der Ralph River Campground ist so abgelegen, dass sich auf die 75 Plätze zunächst kaum jemand verirrte und wir ohne jegliche Verbindung zur Außenwelt 3 entspannte Tage (natürlich) im Wald verbringen konnten.
Auf der Fahrt legten wir ein paar Stops an ganz hübschen Aussichtspunkten ein und machten eine kurze Wanderung zu den Elk Falls.
Freitag, 02.06.2023
Das Schönste an Stellplätzen für mehrere Tage ist die Chance mal wieder auszuschlafen – was wir dann auch taten, nachdem Uwe und Lui eine erste Morgenrunde gedreht hatten 👍.
Nach einem späten Frühstück fuhren wir ein paar Km weiter Richtung Süden, erreichten die Myra Falls Mine (Zink- und Kupferabbau), durchquerten nach Anmeldung an der Pforte das Firmengelände und erreichten am Ende einen Wanderparkplatz.
Seltsame Anfahrt, funktionierte aber reibungslos und wir starteten zur 8 Km langen Wanderung zu den „Upper Myra Falls“. Ein schöner Weg durch einen fast unberührten Urwald mit riesigen bemoosten Felsbrocken und dem Pfeifen der Murmeltieren als Geräuschkulisse. Der Wasserfall am Ende lohnt sich wirklich nur für eingefleischte Fans, für uns war das mal wieder nur Wasser, das den Berg hinabstürzt. Wir sind aber auch alles andere als Wasserfall-Liebhaber… Die Wanderung war trotzdem toll 😉.
Im Anschluss machten wir noch Halt bei den „Lower Myra Falls“, über einen 1 Km langen Rundweg sehr viel leichter zu erreichen und sehr viel spektakulärer…
Mal sehen, wieviele Wasserfälle und Waldwege uns in der Gegend noch so begegnen.
Samstag, 03.06.2023
Für den 12 Km langen Wanderweg zum Bedwell Lake waren wir leider zu spät unterwegs, v.a. nach der ca. 5 Km langen steilen und engen Anfahrt über eine Schotterpiste zum Parkplatz. Hier trennte sich die Spreu vom Wanderweizen… Die Straße ist nur für Fahrzeuge mit wenig Überhang befahrbar und zu groß sollte man (eigentlich 🤔) auch nicht sein.
Wir gingen das erste Stück des Weges Richtung See und stießen relativ schnell auf eine schwankende Hängebrücke mit Lochgitterboden ohne nennenswertes Geländer. Das war dann doch zu viel für unseren kleinen weißen Helden, Uwe beförderte ihn zur Sicherheit auf dem Arm ans andere Ufer. Der Weg wurde steiler und ging wieder nur durch Wald ohne Aussicht, wir drehten um und arbeiteten uns mit Ingo die Piste wieder nach unten zum nächsten Wanderparkplatz.
Etwas nördlich unseres Campingplatzes lag der „Karst Creek Trail“, lt. Prospekt ein Weg mit Sandstein, einem Sickerloch und einem Wasserfall. Das aufregendste war eine Fluß-/ Wasserfall-Durchquerung am Anfang, die Brücke war durch herabfallende Baumstämme zerstört. Ansonsten ging es wieder in Kurven durch den Wald und wir registrierten weder den Stein noch das Loch.
Zeit „nach Hause“ zu fahren und Kaffee zu trinken…
Den Tag ließen wir mit einem weiteren Spaziergang im Wald ausklingen, diesmal genau gegenüber unseres inzwischen sehr gut gefüllten Campingplatzes.
Sonntag, 04.06.2023
Zeit weiter zu fahren, natürlich mit einem Zwischenstopp an einem Wasserfall.
Die Lupin Falls am nördlichen Ende des Buttle Lake erwarteten uns nach einem kurzen Spaziergang durch den Wald und waren, na ja… ein Wasserfall.
Weil wir aber immer noch nicht genug hatten, machten wir noch einmal Halt, diesmal an den Lady Falls. Zu erreichen natürlich über einen Waldweg, aber auch diese Fälle schafften es nicht, uns zu Wasserfall-Fans zu machen.
Danach ließen wir es gut sein und fuhren weiter nach Gold River, der anderen Sackgasse im Strathcona Park. Eigentlich wollten wir dort übernachten, die Möglichkeiten gefielen uns aber nicht und so nutzten wir die kostenlose Dumpingstation und das Wifi am Visitor Center und machten uns wieder auf den Rückweg Richtung Ostküste.
Unterwegs fanden wir einen kostenlosen und schön gelegenen Campingplatz am Upper Campbell River, betrieben von der Staudammgesellschaft BC Hydro – Danke dafür ! Wir hatten Glück, bekamen den vorletzten freien Platz und nutzten die Zeit uns gedanklich mit unserem neuen Reifenproblem zu befassen, wir hatten uns mal wieder eine Schraube eingefahren.
Zunächst fassten wir das Teil aber nicht an, der Reifen verlor keine Luft und nach evtl. Reparaturarbeiten stand uns nicht mehr der Sinn.
Montag, 05.06.2023
Die Tagesetappe war kurz und führte nur in das 30 Km entfernte Campbell River. Wir nutzten noch einmal die städtische Infrastruktur, bevor wir uns in die weniger besiedelten Gegenden im Norden bewegen werden.
Neben dem Ort liegt der staatliche Quinsam Campground im Elk Falls Provincial Park. Die Bilder gleichen sich und wir wiederholen uns: wir stehen im Wald.
Es gibt wirklich wahnsinnig viel Wald auf VCI… Eigentlich ja ganz schön, leider sieht man dadurch aber sonst nichts von der Gegend und in Ingo brennt immer das Licht 😕.
Aber trotzdem war das unser Glückstag, die eingefahrene Schraube war so kurz, dass sie keinen Schaden angerichtet hatte.
Morgen geht es weiter an der Ostküste Richtung Norden, wir hoffen auf ein paar Walsichtungen.
Das Schild mit Husband ….ist super. Toll geschrieben. Wie schwer ist Lui? Armer Uwe. Schade um Vancouver. Ab nach Brasilien- zu DEN Falls.
ha, und was hat Uwe getrunken?
Schade, dass Vancouver sich so zickig anstellt. Die Bilder sind wieder mal der Hammer…
LG
Birgit&Chris