Wild wild West. Garnet ist die besterhaltene Geisterstadt Montanas und versetzt einen in die Zeiten des Goldrausches.
Unsere Route:
Freitag, 11.08.2023 bis Sonntag, 13.08.2023
Über eine 20 Km lange Waschbrettpiste erreicht man das 1895 gegründete Garnet. 3 Jahre später in seiner Hochzeit beherbergte die Goldgräberstadt um die 1.000 Menschen, 10 Jahre später waren es gerade noch 150. Im Jahre 1912 wurde fast die gesamte Stadt durch ein Feuer zerstört und seit 1920 ist Garnet eine Geisterstadt. Heute, unter der Obhut des Bureau of Landmanagement (BLM), ist es ein nett gemachtes Freilichtmuseum.
Erstaunliche 13 Saloons gab es in der Stadt, die ausschließlich von Männern besucht wurden (die Damen tranken woanders…). Bei einem ungefähren Frauen-und Kinderanteil von 50% ergibt das ca. einen Saloon pro 38 Einwohner. Da musste niemand lange auf seinen Whiskey warten…
Die Zimmer des J.K. Wells, dem damals ersten Haus am Platz, erinnerten uns stark an das Saladi Beach Hotel, der aufmerksame Leser erinnert sich vielleicht 😉.
Ganz in der Nähe fanden wir einen tollen Stellplatz etwa 600 m von der Straße entfernt. Nichts außer Stille und einer schönen Aussicht, wir beschlossen, zwei Tage zu bleiben.
Der kurze Morgenspaziergang am Sonntag wurde wegen schlechter bis nicht vorhandener Wegmarkierung und „lass uns hier und da noch mal schauen“ dann doch etwas länger. Nach 7,5 Km waren wir wieder bei Ingo, hatten unterwegs aber u.a. einen um 1900 angelegten Spielplatz mitten im Wald und die verfallene Hütte des Erbauers gesehen. Edward Brook Warren (1840 bis ca. 1917) war ein erfolgloser und einsamer Minenbesitzer, der Monate damit zubrachte, den Spielplatz und einen Weg dorthin zu bauen, um der Allgemeinheit Gutes zu tun und auf diese Weise zu Gesellschaft zu kommen. Wie man sagt, durchaus erfolgreich.
Sonntag, 13.08.2023
Unser erstes Ziel war ein UPS store in Missoula, wo seit 04.08. ein Paket mit Ersatzteilen auf uns wartet. Nur unglaubliche 44 Stunden war es von Elmshorn/Deutschland nach Missoula/USA unterwegs, in der Zeit kommen DHL-Pakete noch nicht einmal innerhalb Deutschlands an… Spitzen service von UPS, bis auf 5$ Gebühr fielen keine weiteren Kosten an, auch nicht für die 9-tägige Lagerung.
Den folgenden Besuch des „Fort Missoula“ hätten wir uns sparen können. Das war mit Abstand das chaotischste und schlecht gemachteste, was wir an Museen jemals gesehen hatten. Das (immerhin kostenlose) Freilichtmuseum war eine Mischung aus liebevoll restaurierten Häusern und Räumen, gut gemachten Infos zu einzelnen Themen und völlig heruntergekommenen und vermüllten Ecken, in erster Linie fehlte aber komplett der rote Faden.
Bei 35°C hatten wir keine Lust noch in die Stadt zu fahren, wir verschoben den Besuch auf den nächsten Tag und quartierten uns mal wieder auf einem Walmart Parkplatz ein. Nicht toll, aber für Stadtaufenthalte ganz praktisch.
Montag, 14.08.2023
Der gesamte Nahverkehr in Missoula ist kostenlos, das macht es Besuchern extrem einfach. Kein Einzel-, Tages-, Gruppen-, oder vielleicht Touristenticket !?? Einfach in den Bus einsteigen und los. Missoula empfanden wir als eine sehr angenehme und entspannte Stadt, hübsch zwischen fünf Gebirgsketten am Clark Fork River gelegen, mit vielen kleinen Galerien und Geschäften.
Sie beherbergt die University of Montana und damit eines der erfolgreichsten Universitäts-Footballteams des Landes, die Montana Grizzlies.
Die architektonisch toll gemachte Bibliothek wurde 2022 zur besten der Welt gekürt, 2023 gewann sie den „Best Library Design Award“. Ein wirklich tolles Gebäude mit einer schönen Terrasse im Obergeschoss, leider war es mit 36°C viiieeel zu heiß, um sich lange dort aufzuhalten.
Besonders gut gefiel uns das „Karussell für Missoula“. Ursprünglich 1918 gebaut lief es bis 1983 nach mehrfachen Restaurierungen in Nevada, bevor es nach Missoula kam, wo es seit 1995 in Betrieb ist. Es wurde mit Hilfe von Spenden und vielen Freiwilligen liebevoll wieder hergestellt und ist v.a. auch erstaunlich schnell 😳.
Nachmittags ging es mit dem Bus wieder zurück zu Ingo und wir richteten uns bei „angenehmen“ Temperaturen für eine zweite Walmart-Nacht ein. Zumindest musste keiner frieren…
Dienstag, 15.08.2023
Die Nacht verlief relativ ruhig, diesmal blieben uns auch die drei Pick Ups erspart, die mit Einkaufswagen Billard auf dem Parkplatz spielten. Vielleicht haben die nur Montags Ausgang…?
Es folgte ein Tag der Besichtigungen.
Wir begannen mit dem Besuch der Smokejumpers Base von Missoula, Heimat einer Spezialeinheit von Fallschirm springenden Waldbrandbekämpfern für Gegenden, in die kein Fahrzeug mehr kommt. Die Führung durch die Ausstellung im Besucherzentrum und v.a. die Räume der „Truppe“ war interessant und beeindruckend. Die Mädels und Jungs nötigen einem mit ihrem Knochenjob höchsten Respekt ab. Erstaunlich fanden wir, dass es in dieser Saison bisher nur 7 Einsätze gab.
Wir verließen die Gegend um Missoula und steuerten ca. 100 Km weiter südlich den Ort Deer Lodge mit der Grant-Kohls-Ranch an. Die National Historic Site besteht aus einem fast vollständig erhaltenen Anwesen incl. der Inneneinrichtung des Haupthauses. Der ursprüngliche Besitzer, der kanadische Einwanderer Johnny Grant, verkaufte es 1866 an Conrad Kohrs, einem Immigranten aus Schleswig Holstein. Dieser betrieb die Rinder-Farm mit einigen Höhen und Tiefen extrem erfolgreich und verdiente nebenbei Geld mit Wasserrechten und Goldminen. Der harten Arbeit seiner deutschen Frau Augusta (1849-1945), die als „stolz, groß und schön“ beschrieben wird, ist das luxuriöse viktorianische Zuhause zu verdanken, das am Anfang nichts weiter als eine einfache von Wanzen besiedelte „Männerunterkunft“ war.
Den Besuch des historischen Gefängnisses im Ort sparten wir uns, bei immer noch um die 34°C hatten wir vorerst genug Informationen und Kultur, uns zog es in den kühleren Wald. Im nahe gelegenen Beaverhead-Deerlodge National Forest fanden wir einen schönen Platz am Racetrack Creek, lauschten dem Rauschen des Flusses und genossen den Schatten und den nicht vorhandenen Verkehrslärm.
Man muss aber nicht meinen, dass wir hier alleine waren, selbst nach knapp 10 Km schlechter Waschbrett- und Schlaglochpiste trafen wir auf den ein oder anderen 10 m langen 5th-Wheeler (Sattelschlepp-Wohnanhänger hinter dem Pick Up) mit 4 Slide outs und Anhänger für die ATVs…
Mittwoch, 16.08.2023
Wir kämpften uns die miese Piste zurück auf die Hauptstraße, machten einen kurzen Abstecher nach Anaconda zum Waschsalon (es war mal wieder Waschtag…) und fuhren ansonsten weiter Richtung Yellowstone. Kurz hinter Butte bogen wir beim Homestake Pass auf BLM Land ab. Den Versuch, hier einen Stellplatz zu finden, gaben wir aber relativ schnell wieder auf. Die Straße toppte fast alles bisher dagewesene an Löchern und Auswaschungen, außerdem war das gesamte Areal gesteckt voll. Ein paar Km weiter wurden wir bei Pipestone fündig. Auch das BLM Land, nicht ganz so schön, allerdings fast leer. Von den üblichen „Motorsportfans“ abgesehen, die wahlweise mit ATVs oder Motorrädern durch die Gegend knallen, war es auch angenehm leise. Leider hing auch hier in der gesamten Gegend Dunst/Rauch in der Luft, was die bestimmt sehr schöne Sicht in die Berge trübte.
Donnerstag, 17.08.2023
Wir dachten, dass wir Pipestone nicht verlassen könnten, ohne bei den „Ringing Rocks“ gewesen zu sein. Eine mal wieder miserable Piste führte zu den klingenden Felsen, für die 7 Km brauchten wir eine halbe Stunde, den letzten Kilometer gingen wir schon zu Fuß, um Ingo ein wenig zu schonen – und das bei 37°C.
Eine eigentlich völlig beknackte Aktion, Spaß gemacht hat es trotzdem… Wenn man mit einem (vor Ort vorhandenen) Hammer auf die Felsen schlägt, machen sie unterschiedliche Töne. Ein bisschen wie ein riesiges natürliches Xylophon. Schönes Spielzeug 😉.
Die anschließende Fahrt nach Bozeman war kurzweilig, unser Ziel war mal wieder ein Walmart. Wir wollten ein paar Tage in die Wälder, bevor wir für eine Woche im Yellowstone und Grand Teton Nationalpark sind. Ein Großeinkauf war angesagt, verbunden mit einer hoffentlich halbwegs erträglichen Übernachtung.
Freitag, 18.08.2023 bis Sonntag, 20.08.2023
Die Nacht bot an Verkehrsmittel-Lärm alles bis auf Schiffe… Von Autos, LKWs, Motorrädern (das Meiste davon ohne Schalldämpfer), über Flugzeuge und Züge war alles dabei. Und das alles bei 28°C Nachttemperatur in Ingo.
Entsprechend gerädert machten wir uns nach unserem Großeinkauf auf den Weg.
Wochenende und Nähe zum Yellowstone waren eine schlechte Kombination für die Stellplatzsuche, alles voll oder doof. Gelandet sind wir schließlich auf dem staatlichen Canyon Campground ca. 30 Km vor dem Parkeingang. Eigentlich ganz hübsch, leider direkt an der Straße und damit auch nicht wirklich leise.
Dafür hatten wir aber einen sehr schönen Abend mit Dagmar und Heinz, die mit ihrem Pick Up Camper „Campinsky“ unterwegs sind. Wir haben unterschiedliche Routen, vielleicht trifft man sich aber dennoch einmal wieder, uns würde es freuen !
Sonntag starteten wir um 6.00 morgens für unsere Verhältnisse sehr früh, wir wollten den erwarteten Massen voraus fahren.
Mal sehen ob es klappt…
Schön warm bei Euch, das was Ihr innen habt, haben wir aussen – und das reicht schon völlig. Aber dafür gibts ja Andechser Bier👍