Es blieb uns nichts anderes übrig – der schnellste Weg nach Halifax ist nun mal per Flugzeug und Lui gehört dazu und durfte/musste mit.

Mit 16 Kg ist er leider zu schwer, um in der Kabine mitzufliegen, das zulässige Gewicht variiert je nach Fluggesellschaft, er musste in den Frachtraum. 

Die dafür notwendige Transportbox gem. den IATA Richtlinien (International Air Transport Association) hatten wir schon sehr früh angeschafft, um ihm die Chance zu geben sich daran zu gewöhnen. Ausgestattet haben wir sie mit einer kuscheligen und saugfähigen Unterlage, „Live Animals“ Aufklebern und einem gut sichtbaren Zettel mit seinem und unseren Namen und unseren Tel.-Nummern. 

Lui hat zwar vor fast allem Angst, was lebendig ist, bei Gegenständen ist er aber ein wahrer Held, die Box war innerhalb von Minuten akzeptiert und zur sicheren Höhle erklärt. 

In Frage kam nur ein Direktflug, die einzige Fluggesellschaft, die das anbietet ist Condor und die Verbindung Frankfurt/Halifax hat zum Glück eine mit 7,5 Std. relativ kurze Flugzeit. 

Es empfiehlt sich so früh wie möglich zu buchen, die Tier-Transportplätze sind begrenzt und zumindest auf der Route nach Halifax stark nachgefragt. Eine online Buchung ist nicht möglich, um sicherzustellen, dass Menschen und Hund in der gleichen Maschine sitzen, muss man telefonieren. 

Der Flug ging um 17.25, wir haben Lui am Abend vorher zuletzt etwas zu fressen gegeben und versucht, ihn am Abflugtag geistig und körperlich auszulasten. Der Plan war, mit einen möglichst entspannten Hund am Flughafen anzukommen. Schöne Idee, mit unserem Hund aber leider nicht möglich. Schon auf der Taxifahrt war es mit der Ruhe vorbei, die vielen Menschen am Flughafen gaben ihm den Rest. Wir waren sehr rechtzeitig am Check-in und Lui ist im gesamten Terminal freiwillig kaum aus seiner Kiste gekommen. Beim Einchecken wurde sein Heimtier Ausweis kontrolliert (gültige Tollwutimpfung und vom Tierarzt eingetragener Gesundheitscheck), kurz die Box inspiziert und geprüft, ob Lui auch aufrecht darin stehen kann. Ein kleiner Diskussionspunkt war der Trinknapf. Zugelassen sind nur leere Näpfe, die in die Tür eingehängt werden, keinesfalls ein auslaufsicherer Napf innerhalb der Box, egal ob voll oder leer. Wir mussten nach einigen Hin und Her am Flughafen auf die Schnelle noch einen vorschriftsmäßigen Napf besorgen, gefüllt wird er vom Verladepersonal im Flugzeug. 

Da das Boarding für unseren Flug schon 1 Stunde vor Abflug war und Lui auch noch von einem Security Mitarbeiter angeschaut werden musste, war er leider schon knapp 3 Stunden vor Abflug ziemlich gestresst in seiner Box und wurde ca. 2 Stunden vorher schon mitgenommen. Kein schöner Moment… 

Vorher mussten wir ihm noch sein Geschirr abnehmen und die Box wurde mit Kabelbinder verschlossen, die Gefahr, dass die Tür sich öffnen kann ist sonst zu groß. Wir hatten selbst welche dabei, in unserem Fall hat das Verschließen aber der Herr von der Security übernommen. 

In Halifax kamen wir zum Glück sehr früh durch die Zollkontrolle, Lui war relativ schnell ausgeladen und wir konnten ihn am Schalter für Sperrgepäck in Empfang nehmen. Wären wir nicht Premium Economy geflogen und damit nicht so schnell aus dem Flieger gewesen, hätte er noch eine ganze Weile alleine auf dem Rollband gestanden.

Die Einfuhr von Hundefutter aus Deutschland nach Kanada ist verboten. Am Flughafen Halifax wird jedes Gepäckstück von einem Hund abgeschnüffelt, der natürlich die Portion für die ersten beiden Tage fand, die wir im Koffer „vergessen“ hatten. Genauso wie die Leckerlis in einer äußeren Tasche, die wir der Zollbeamtin zeigten – und behalten konnten. Den Koffer mussten wir noch nicht einmal öffnen…

Bevor wir den Flughafen verlassen konnten, wurden Luis Papiere von einem Border Officer noch einmal gecheckt, der Hund selbst hat ihn nicht interessiert. Er war so nett, die in Frankfurt angebrachten Kabelbinder zu öffnen und kurze Zeit später konnten wir Lui endlich befreien. 

Die ganze Zeit vorher saß er ziemlich verstört in seiner Kiste, sobald die Tür offen war und er raus konnte, hat er sich sehr gefreut erstens uns zu sehen und zweitens über den Baum, zu dem wir ihn brachten… Insgesamt ca. 10 Stunden in der Box sind dann doch ziemlich lang. 

Soweit wir es beurteilen können, waren alle beteiligten Personen extrem freundlich und verständnisvoll und v.a. nett zu Lui – von der Dame am Frankfurter Condor Check-in einmal abgesehen…

Da Lui Epileptiker ist und sporadisch Krampfanfälle hat, bekam er in Absprache mit unserem Tierarzt zur  Beruhigung „Sileo“. Das Medikament hemmt die Geräuschangst und sollte die Gefahr eindämmen, dass eine evtl. Krampfattacke durch den Lärm im Flugzeug noch schlimmer wird. Wir haben es ihm am Abflugtag einmal morgens gegeben und nochmals kurz bevor er mitgenommen wurde. 

Um es ihm insgesamt vielleicht ein bisschen leichter zu machen, haben wir ihm ein getragenes T-Shirt mit in seine Box gelegt.

Zusammenfassend können wir sagen, dass Lui das Ganze zwar erstaunlich gut überstanden hat, für einen kurzen Urlaub würden wir ihm das aber sicher nicht antun. Wären wir nicht Monate unterwegs, hätten wir ihn bestimmt nicht in ein Flugzeug verfrachtet. Am meisten machte ihm nach der Ankunft die Zeitumstellung zu schaffen – und die Tatsache dass wir für knapp eine Woche in städtischer Umgebung waren. Nichts für unseren kleinen Einsiedler…

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Hans-Georg Lerdo
Hans-Georg Lerdo
1 Jahr zuvor

Da kamen Erinnerungen hoch! Damals ;-), als wir 2008 mit unserer Sassy von USA nach D umgezogen sind. Will ich mir gar nicht vorstellen, wie das ist, für so lange Zeit so eng eingepfercht in so einem Flieger zu sein, und dann noch einen Hund dabei zu haben….. 😀
Bin froh, dass ihr es gut überstanden habt!!!!!
Cheers,
HG

Ika Spichale
Ika Spichale
1 Jahr zuvor

Hat er toll gemacht!
Unser Mischlingshund Berry war einmal schon verladen und mein Mann und ich wurden wieder ausgeladen: als Mitarbeiter der Fluggesellschaft konnte das schon mal passieren, wenn zahlende Fluggäste etwas später kamen. Als wir mit dem nächsten Flieger nervlich am Ende in Hannover ankamen, saß er umringt von meinen Kollegen im Lost and Found und hielt Hof und wir hörten nur: was für ein cooler Hund!

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