Ich bin Lui und habe es wirklich nicht leicht.

Als Welpe mit meinen Geschwistern auf Sardinien ausgesetzt, dann im Tierheim mit der Flasche aufgezogen und danach mit ganz vielen anderen in einem Zwinger die ersten Monate meines Lebens verbracht. Ich kann mich nicht genau erinnern, was genau da alles passiert ist, schön war es auf keinen Fall ! Und das einzige, was ich gelernt habe ist, dass Angriff die beste Verteidigung ist. 

Irgendwann wurde ich in ein Auto geladen, stundenlang in der Gegend rumgefahren, um dann in Norddeutschland wieder auszusteigen. Die Familie, bei der ich da gelandet war, war eigentlich ganz OK. Nette Leute und ein relativ entspannter Hundekumpel. Lief alles nicht so schlecht, ich gewöhnte mich langsam ein, hatte auch nicht mehr so viel und vor allen Dingen Angst. Bis dann diese zwei Leute aufgetaucht sind… Die kamen öfter und versuchten auch ganz nett zu mir zu sein.

Die Pläne der beiden habe ich leider nicht durchschaut. Irgendwann wurde ich wieder in ein Auto geladen und bei den beiden wieder rausgelassen. So weit so gut, die nette Familie und der andere Hund waren ja dabei. Zunächst… Irgendwann sind die einfach weggefahren und haben mich dagelassen. Kein schönes Gefühl! Ich hatte Angst, die zwei hatten keine Ahnung von Hunden und irgendwie war alles gefährlich da. Ich wollte nicht in den Garten, fressen nur, wenn keiner in der Nähe war und anfassen lassen sowieso nicht. Nach ein paar Monaten hatte ich mich in mein Schicksal gefügt, mich da halbwegs eingelebt und fand die zwei eigentlich auch ganz OK. Zwar musste ich dauernd in irgendeine Schule und sollte alles mögliche lernen, aber im großen und ganzen war es ganz gut da. 

Und was machen die dann?? Die ziehen um !

Mitten in eine Stadt, kein Garten mehr, überall Menschen, Autos und andere Hunde. Alles wieder von vorne. Angst, Schule, neues Revier etc.  Nach einiger Zeit war es dann aber wieder OK für mich, nützt ja auch nichts… Die beiden mag ich inzwischen auch ganz gerne, auch wenn sie meinen, dass sie die Rudelführer sind. Lächerlich !

Und dann ? Ziehen die in einen LKW und fahren in der Weltgeschichte rum, mit mir natürlich. Dauernd neue Umgebungen, in diesem Auto wenig Platz und überhaupt. 

Wie soll ich denn da meinen Auftrag erfüllen ? Eigentlich bin ich nämlich ein Hüte- oder Herdenschutzhund. Weiß nicht genau was, ist auch egal, im Zweifel beides. Mittlerweile habe ich meine Mission erkannt ! Ich muss die zwei beschützen, die haben nämlich keine Ahnung. Hören schlecht, riechen so gut wie gar nichts und können Gefahren nicht richtig einschätzen. 

Und dann wissen die das noch nicht mal zu würdigen… Jedesmal wenn ich Leute und Hunde anbelle, die viel zu dicht an uns vorbeigehen, sagen die ich soll ruhig sein. Und 300 m sind ja wohl viiiiel zu dicht !!

Frei laufen darf ich nur, wenn eigentlich gar nichts los ist, in den wirklich gefährlichen Situationen (Campingplatz, Stadt, andere Leute und Hunde in der Nähe) muss ich immer an der Leine gehen. Wie soll ich denn so meine Herde beschützen? Abends bin ich dann immer ziemlich geschafft von der vielen Arbeit und nach dem Abendessen ist dann auch Feierabend. Da kann ums Auto rum schleichen wer will, mir doch egal, soll sich jemand anders drum kümmern. 

Alles in allem geht‘s mir aber ganz gut bei den beiden. Ich bin viel draußen und kann während der Fahrt im Führerhaus super schlafen. Die sind nett zu mir, streicheln mich, geben mir super leckeres Essen (auch wenn ich das immer apportieren muss…), pflegen mein Fell und lassen mich im großen und ganzen in Ruhe meinen Job machen. Von den Erziehungsversuchen mal abgesehen ist es echt gut da. Das meiste was die wollen, mache ich ja. In der Regel komme ich wenn sie rufen, schleppe weggeworfene Bälle wieder an und mache anderes überflüssiges Zeug. Die freuen sich dann und ich kriege Leckerlis.

Irgendwann habe ich sie aber soweit, dass sie aufgeben. Dann kann ich an der Leine ziehen, aufstehen wann ich will, auf meine Decke, wenn ich das für richtig halte, anbellen wen ich möchte und eben meine Mission in Ruhe erfüllen. 

In diesem Sinne, ich halte euch auf dem Laufenden. 

Anm. der Herde: der Lockdown treibt seltsame Blüten, wir haben langsam Lagerkoller…

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Ingeborg
Ingeborg
3 Jahre zuvor

Hallo Lui, schön, dass Du auch berichtet hast. Hast ja ’ne Menge zu tun bei den Beiden. Aber ich kann Dir auch versichern, dass die ganz dolle o.k. sind. Bitte richte doch liebe Grüße an sie aus und dass wir Euch allen Dreien alles Liebe wünschen.
Grüßlein Ingeborg und Helmut

Wolfgang Jasinski
Wolfgang Jasinski
3 Jahre zuvor

Sehr schöner Beitrag aus dem „sonnigen“ Sizilien.
Allerdings hatte ich beim lesen, den Eindruck, dass Uwe aus seinem Leben erzählt. Haltet durch,,,,Wenn Corona vorbei ist, dann habt ihr euch eingewöhnt und dann flutsch die große Reise viel besser.

Claus Polens
Claus Polens
3 Jahre zuvor

Schön geschrieben, mußte mehrmals schmunzeln.
Und Lui hat es bestimmt gut getroffen.
Haltet durch, irgendwann ist dieser ganze Corona-Sch… auch mal wieder vorbei, und dann setzt Ihr Euer Abenteuer fort.
Gruß, Claus

Gerd Rother
Gerd Rother
3 Jahre zuvor

Lui, du hast wirklich mit den Beiden das große Los gezogen ! Stell dir vor, du wärst iin deiner Heimat geblieben ?! Neben und Durst und Hunger hättest du jeden Tag um deinen Platz in der Hundegemeinschaft kämpfen müssen, hättest viele Schrammen davon getragen und med. Versorgung wäre doch gleich Null gewesen ! Nein, ich glaube du bist der Gewinner deiner ganzen Hundegeneration ! Also reiß dich zusammen, auch wenn’s manchmal nicht so läuft wie du willst !! In diesem Sinn, erfülle deine Aufgaben gewissenhaft, du wirst bestimmt noch gefordert ! UND halt die Ohren steif !!
Gruß ein Sibirien-Husky-Freund

Ute Schütte
Ute Schütte
3 Jahre zuvor

Hallo Lui, hab Geduld mit Deinen beiden Menschen! Die kriegst Du schon noch zurecht gebogen!
Ich freue mich auf Deinen nächsten Bericht, dieser hat mir schon mal Spaß gemacht!
Liebe Grüße auch an die beiden mit dem Lagerkoller, Ute 🙂

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