Wir verließen die wunderschöne Cordillera Blanca und arbeiteten uns durch das gewohnte Bild an der Küste entlang weiter Richtung Süden. Zwischen uns und dem angeblich etwas attraktiveren Süd Peru lagen ein paar bedeutende Ausgrabungen und leider die Durchquerung von Lima.

Unsere Route:
Dienstag, 22.07.2025
Nach vier Nächten in der tollen Bergkulisse der nördlichen Cordillera Blanca machten wir uns etwas traurig auf den Rückweg. Zwar hätte es in der Gegend noch einiges an phantastischer Natur zu sehen gegeben, aber alle Zufahrtsstraßen Richtung Berge sind nicht für Ingos Dimensionen ausgelegt und so beließen wir es dabei und drehten um.
Etwa 15 km hinter Caraz hielten wir für einen Zwischenstop bei der Gedenkstätte Campo Santo Yungay. Am 31.05.1970 verschüttete eine Stein-, Eis- und Schlammlawine fast den gesamten Ort Yungay, ausgelöst durch ein Erdbeben der Stärke 7,8.

Die erschütternden Zahlen: Die Lawine bestand aus 50 bis 100 Mio m3 Gestein, die zurückgelegte Distanz betrug 16 km, die Geschwindigkeit in Yungay belief sich auf 500 km/h, die Zeit bis zum Erreichen des Ortes nur 135 Sekunden, das verschüttete Gebiet hatte eine Fläche von 16 km2, mehr als 20.000 Menschen starben. Die Gedenkstätte wurde auf dem ehemaligen Plaza de Armas unterhalb des Friedhofs errichtet, in unseren Augen ein würdiges Andenken.






400 Kinder und Erwachsene überlebten, weil sie zu der Zeit in einer Zirkusvorstellung waren, die auf einem nahegelegenen Hügel stattfand. Der Zirkusbetreiber hatte Freikarten verteilt. Einige andere übelebten, weil sie auf dem Friedhof waren, der die Katastrophe nahezu unbeschadet überstand.


So ganz konnten wir uns von den Bergen noch nicht verabschieden. Bevor wir wieder Richtung Küste abbiegen würden, übernachteten wir noch einmal zu Füßen der Gebirgskette. Unterwegs hatten wir immer wieder tolle Ausblicke auf die Gletscher, die leider in den letzten 40 Jahren ungefähr 27% an Größe verloren haben.


Endlich fanden wir auch eine Gelegenheit, Ingo von Staub, Dreck und v.a. dem Salz der letzten Wochen befreien zu lassen. Wie so häufig in unmittelbarer Nähe von Flüssen gab es mehrere Möglichkeiten Autos und LKW waschen zu lassen. Über die Aufbereitung des Waschwassers muss man sich keine Gedanken machen, sie findet nicht statt… Für umgerechnet 6€ wurde Ingo 30 Minuten lang geduscht, das Ergebnis hielt bei den peruanischen Straßen ungefähr die gleiche Zeit.

Unseren angedachten Stellplatz neben einer hübschen Villa mit Bergblick konnten wir leider nicht erreichen, Ingo war zu hoch für die Bäume in der Zufahrt. Wir konnten zwar auf dem Grundstück übernachten, hatten aber keine direkte Aussicht auf u.a. den Huascarán (6.768m, 3. Bild) und den deutlich längeren Weg zur wahrscheinlich besten Dusche in ganz Südamerika.








Mittwoch, 23.07.2025
Wir verabschiedeten uns von unseren beiden super netten Gastgeberinnen und starteten guter Dinge Richtung südliche Cordillera Blanca.

Die gute Laune hielt nicht lange an. Schon in der völlig unattraktiven Stadt Huaraz wurde die Straße deutlich schlechter, das Beste an der Stadt war das „Huaraz fried Cuy“ (Meerschweinchen), statt „Kentucky fried Chicken“ 🤣.




Auf der folgenden Landstraße, einer der Haupt Nord-Südachsen in Küstennähe, reihte sich dann Schlagloch an Schlagloch, der Fahrbahnbelag fehlte über die gesamte Breite zum Teil komplett, einige der Löcher waren an die 40 cm tief. Wir ruderten gemeinsam mit allen anderen im Slalom durch die Gegend, eine Chance hatten wir trotzdem nicht.




Sehr schade, von der eigentlich tollen Natur bekamen wir nicht besonders viel mit, der Blick war eigentlich ständig starr auf die Straße gerichtet, um das Schlimmste zu verhindern. Die Krönung war nach ungefähr der Hälfte der Strecke die Ankündigung einer Mautstation. Zu deren Glück war sie nicht besetzt 🤬, eigentlich hätten wir Geld für das Befahren dieser „Straße“ bekommen müssen…

Wenn wir den Blick zwischendurch doch einmal schweifen ließen, hatten wir tolle Aussichten auf die schneebedeckten Berge und steppenartige Landschaften.







Gegen Ende dieses Abschnitts, nach ca. 40 km, hatten wir dann noch das Vergnügen einer Baustelle, die auf einer 8 km langen Waschbrettpiste umfahren werden musste. Das Ganze war als abwechselnde Einbahnstraße ausgelegt, was zu Wartezeiten von locker 45 Minuten führen kann. Wir hatten Glück und kamen mit ca. 20 Minuten Stillstand davon, zumindest wären wir aber nicht verhungert. Die bei jedem Stau aus dem Boden wachsenden Chips-Verkäuferinnen waren natürlich auch hier zur Stelle.


Damit man auch wirklich nicht vergisst, in welchem Land man unterwegs ist, gab es auch mitten in dieser fast unbewohnten Gegend den unvermeidlichen Müll, dieses Mal mit totem Schwein als Zugabe.

Zwischendurch auf ca. 4.000 m Höhe gab Ingo Laut, er wollte gerne seinen DPF (Dieselpartikelfilter) im Stand regeneriert haben. Natürlich gaben wir ihm gerne die Gelegenheit, er wollte aber dann doch nicht, sondern lieber in eine Werkstatt, was er mit einer roten Warnleuchte noch verdeutlichte. Na toll… Es half ja nichts, wir fuhren erstmal weiter. Irgendwann wechselten wir auf eine deutlich bessere Bergstraße, die uns Richtung Tal führte, die Landschaft änderte sich, es gab zum Teil erschreckend einfache Behausungen am Straßenrand, es wurde grüner, der Obstanbau nahm zu.








Nach einer kurzen Pause auf 3.500 m hatte Ingo beschlossen, dass jetzt wieder alles gut war, die Warnleuchte war aus. Wahrscheinlich hatte er nur einfach keine Lust mehr gehabt, wer kann es ihm übel nehmen…?
Nach 6,5 Stunden für 160 km, was einen Schnitt von ca. 25 Km/h bedeutet, erreichten wir entnervt einen großen Pullout zwischen Flußbett und Straße, parkten Ingo zwischen dem überraschend wenigen Müll und lauschten dem abklingenden Verkehr direkt neben uns. Wir hofften auf eine halbwegs ruhige Nacht…



Donnerstag, 24.07.2025
Die Nacht war erwartungsgemäß dann doch etwas unruhig, dafür war die Tagesetappe kurz und die Straßen überwiegend OK. Kaum waren wir wieder auf Meereshöhe angekommen, wollte Ingo dann doch nochmal seinen DPF frei brennen, dieses Mal funktionierte der manuelle Anstoß und nach 45 Minuten auf dem Seitenstreifen der Panamericana war zu unserer Erleichterung alles erledigt und es konnte weiter gehen. Wir passierten riesige Flächen mit getrockneten Chilis, rein biologischen Blaubeeranbau 🙄 und diverse Ansammlungen großer Hallen mit (vermutlich) Hühnerzucht-Betrieben.






Ansonsten waren wir zurück im staubigen, arm wirkenden Peru mit nur wenigen optischen Höhepunkten.









Unser Stellplatz an der Laguna Albufera del Medio Mundo hatte schon bessere Tage gesehen, die Bungalow-, Picknick-, Campinganlage hatte bis auf die top gepflegten Grünanlagen insgesamt einen leichten Investions- und Reinigungsstau. Zumindest versprach es aber eine ruhige Nacht zu werden. Was uns bei der Erkundung der Umgebung auf jeden Fall wieder sehr schnell klar wurde, war der Grund, warum wir die Berge dem Meer vorziehen…








Freitag, 25.07.2025
Nur eine Fahrstunde entfernt lag „La Ciudad Sagrada de Caral“, die älteste bekannte Stadt des amerikanischen Kontinents. Sie ist ca. 4.600 Jahre alt und damit 1.000 Jahre älter als die Pyramiden in Ägypten und 1.000 bis 1.500 Jahre älter als die Bauten der Olmeken in Mexiko. Diese Vorgängerkultur der Maya galt bislang als die älteste Zivilisation Amerikas.

Unser Weg dorthin führte durch das fruchtbare Tal des Rio Supe, überall wurde Landwirtschaft betrieben, z.T. wieder mit einfachsten Mitteln, die Ernte war in vollem Gange. Angebaut wurde hauptsächlich Chili, Maracuja und Mango, leider lag das eigentlich wunderschöne Tal unter einer Dunstglocke, die in nicht unerheblichem Ausmaß menschengemacht war, auf diversen Feldern brannten gelegte Feuer.






Wir durchquerten das trockene Flußbett des Rio Supe, zwischen April und November der offizielle Weg zur Ausgrabung, in den anderen Monaten führt der Fluss zu viel Wasser, die Furt ist dann nicht mehr passierbar. Die anschließende Piste zu den Ruinen führte uns zu Beginn holprig und einspurig durch grüne Felder, bevor wir plötzlich in der staubtrockenen Wüste landeten.



Die antike Stadt Caral hatte eine Fläche von geschätzt 65 ha, Materialien wie Metall oder Keramik waren noch unbekannt, man fand aber u.a. 32 Flöten aus Pelikan- und Kormoranknochen. Die Stadt bestand u.a. aus Stufenpyramiden, Tempeln, runden abgesenkten Amphitheatern, einem ausgeklügelten Bewässerungssystem, astronomischen Zentren und diversen Feueraltaren. Nach heutigem Kenntnisstand handelte es sich um eine ausgesprochen friedliche Kultur, es wurden keinerlei Anzeichen für kriegerische Auseinandersetzungen gefunden. Seit 2009 ist sie UNESCO Weltkulturerbe, die Ausgrabungen dauern immer noch an und sind noch lange nicht abgeschlossen.













Im Anschluss an die schattenlose Besichtigung quartierten wir uns auf der anderen Flußseite auf dem Ausweichparkplatz für die Regenzeit ein. Außer der Bauruine eines geplanten Informationszentrums und einer Fußgängerbrücke über den Fluß war weit und breit nichts zu sehen. Bis gegen 16.00 erstaunlich reger Moped-Feierabendverkehr aus den umliegenden Feldern einsetzte, eine Herde Schafe auftauchte und in der Dämmerung direkt vor uns ein paar Feuer zwecks Müllverberennung gelegt wurden. Irgendwann kehrte aber eine himmlische Ruhe ein, wir freuten uns auf eine weitere stille Nacht.







“Interessant“ war die breite hellbraune, irgendwie chemisch aussehende Spur, die sich rechts und links so weit das Auge reichte durch das Flußbett zog. Wir hatten keinerlei Vorstellung, um was es sich dabei handelte.


Samstag, 26.07.2025
Nur 12 km weiter lag die neueste archäologische Stätte Perus, die Tore von Peñico wurden erst 2 Wochen zuvor für das Publikum geöffnet. „Um die Ecke“ dachten wir, brauchten aber eine Stunde, bis wir die Stätte erreichten. Ungefähr die Hälfte der Strecke bestand aus einem einspurigen Feldweg ohne nennenswerte Ausweichmöglichkeiten, durch ein momentan trockenes Flußbett und bei irgendwelchen Leuten gefühlt durch den Vorgarten.









Endlich angekommen wurden wir persönlich zu einem Parkplatz eskortiert, an der Kasse mit Handschlag begrüßt und überschwänglich Willkommen geheißen. Sehr nett, die gesamte Anlage und die Abläufe wirkten aber insgesamt noch ein bisschen unfertig.


Das vor ca. 4.000 Jahren gegründete Peñico wird als Nachfolgerin der Zivilisation von Caral nach deren Untergang gesehen, die kulturellen Traditionen ähneln einander auffallend. Es wird vermutet, dass die Stadt ein wichtiges Handelszentrum mit einem riesigen Einzugsgebiet war, getauscht wurden Waren aus der Küstenregion, dem Hochland und dem Amazonas. Besonders wichtig war der Handel mit Hämatit, einem roten Farbpigment, das in der Andenkultur eine hohe symbolische Bedeutung hatte. Freigelegt wurden bisher Teile von 18 Gebäudestrukturen und zwei Grabstätten, sowie diverse Gegenstände wie Muschel Halsketten, Keramik Skulpturen und rituelle Objekte.









Acht Jahre dauerten die Ausgrabungen, bevor die Stätte geöffnet wurde, laut Aussage unseres Guides werden die Archäologen noch mindestens 20-30 Jahre beschäftigt sein. Bisher wurde nur ein winziger Bruchteil der Anlage freigelegt, das Meiste liegt noch unter meterhohen Geröllbergen. Für uns hat sich der Besuch nicht wirklich gelohnt, es war einfach noch nicht besonders viel zu sehen, zumindest nicht vom Boden aus. Das gesamte Ausmaß erschloss sich erst durch Drohnenaufnahmen im prinzipiell gut gemachten Museum.




Leider waren nur die Tafeln auf dem Ausgrabungsgelände zweisprachig auch in Englisch, der obligatorische Guide sprach nur spanisch und im gesamten Museum fand sich keine einzige Erklärung auch in Englisch. Von einer nagelneu eröffneten Anlage dieser Bedeutung hätten wir etwas mehr Internationalität erwartet. Schade!
Sonntag, 27.07.2025
Seit unserer Einreise nach Peru sieht die Küstenregion eigentlich immer gleich aus. Mehr oder weniger liegt alles unter einer braun-grauen Schicht begraben, überall Müll, unattraktiv wirkende Städte, ab und zu Landwirtschaft und an jeder Ecke irgendwelche i.d.R. unbedeutenden archäologischen Ausgrabungen. So auch auf unserer Etappe heute.





Irgendwann bogen wir rechts ab, holperten 7 km über eine fiese Waschbrettpiste und ließen mit jedem Kilometer das nicht so hübsche Peru hinter uns. Wir passierten endlose Areale mit „Bauland“, eine Lagune voller Flamingos und einen relativ vollen Strandparkplatz.






Nachdem wir einen kleinen Hügel überquert hatten, waren wir an unserem Quartier für mindestens die nächsten beiden Tage angekommen. Am 28.07. und 29.07. feiert Peru seinen Unabhängigkeits- und Nationalfeiertag, die seit Tagen überall zunehmenden Flaggen und die weit und breit stattfindenden Proben für irgendwelche Paraden ließen ungefähr das Ausmaß der Feierlichkeiten erahnen. Wir hatten beschlossen, dem aus dem Weg zu gehen und uns einen einsamen Platz zu suchen. Am Playa El Paraiso wurden wir fündig, wir parkten Ingo oberhalb der Buchten, bis zum Dunkelwerden fuhr im Schnitt einmal pro Stunde ein Auto vorbei, ein paar Krabbenfischer waren am Strand unterwegs, ansonsten waren wir alleine auf weiter Flur. Perfekt !






Montag, 28.07.2025 und Dienstag, 29.07.2025
Die Nächte waren absolut still und ungestört. Keine bellenden Hunde, krähenden Hähne, quakenden Frösche, Mopeds oder Autos, himmlisch ! Den halbwegs windstillen Montag Vormittag nutzten wir, um mit der Drohne über die menschenleere Gegend zu fliegen und ein paar mehr oder wenige schwierige Ingo-Suchbildern zu machen. Was für ein schöner Stellplatz !




An den Nachmittagen erkundeten wir ein bisschen die endlosen Sandberge, beobachteten ein paar unspektakuläre Vögel und einige Krabbenfischer und bekamen tatsächlich Nachbarn (außer Sicht und weit weg 😉).






Die ereignislosen Tage endeten mit hübschen Sonnenuntergängen, „langweilige“ Tage sind zwischendurch auch mal schön.


Mittwoch, 20.07.2025
Unser Plan war, eine Nacht ca. 30 km vor Lima an einem Strand zu verbringen, um uns möglichst früh morgens in das Hauptstadt-Chaos zu stürzen. Kurz vor dem Losfahren poppte auf unseren Handys eine Tsunami-Warnung für die gesamte Küstenregion Perus auf. Schön zu wissen, dass wir solche Nachrichten auch ohne lokale SIM Karte bekommen, ein bisschen doof, weil akzeptable Stellplätze in der Nähe von Lima eher rar sind.

Trotzdem machten wir uns auf den Weg zu dem geplanten Platz, vielleicht wäre die Meldung bis zu unserem Eintreffen ja aufgehoben. Wir fuhren durch die üblichen Landschaften, Bebauungen und Müllhaufen, passierten Nebelfelder, in denen die Sicht unter 10 m betrug und sahen das erste Neubaugrundstück, auf dem auch tatsächlich bewohnbare Häuser standen und Menschen lebten. Mit so einem Anblick hatten wir nicht mehr gerechnet, üblich sind endlose Weiten voller Sand mit schönen bunten Reklametafeln davor…







Während der Fahrt bekamen wir in schöner Regelmäßigkeit neue Tsunami Warnungen, am Ziel angekommen war die Zufahrt zum Strand mit einer Schranke versperrt, welche die nette Dame von der Security natürlich auch nicht für uns öffnen wollte. In Ermangelung von Alternativen richteten wir uns auf dem Parkstreifen der höher gelegenen Zufahrtstraße ein und hofften auf eine ungestörte Nacht.

Den Abend verbrachten wir in einer „Pizzeria“ um die Ecke, die so neu war, dass sie noch keinen Google-Eintrag hatte, das Bier noch nicht in der Kasse programmiert war, der Service war sehr nett, aber herzzerreißend hilflos und der Pizzaofen offensichtlich noch nie auf Temperatur. Vermutlich waren wir die ersten Gäste und hatten die Qual der Wahl zwischen drei verschiedenen Pizzen (Pizzeria ???) und ein paar Nudelgerichten. Egal, Hauptsache, die Nacht würde ruhig werden…


Donnerstag, 31.07.2025
Um 4.00 klingelte der Wecker, um 5.00 saßen wir noch im Dunkeln im Auto, um Lima in Angriff zu nehmen. Vielleicht nicht schlecht, dass es noch nicht hell war, dann sah man nicht so viel von der nicht besonders attraktiven Umgebung…
Es war anstrengend zu fahren, v.a. weil jedes Fahrzeug ein anderes blinkendes Licht montiert hatte. Die einen blinkten gleißend weiß beim Bremsen, die nächsten hatten grüne Laufbänder am Kühlergrill und irgendwas blau blinkendes war nicht zwingend die Polizei.

Das größte Chaos verbreiteten die Busse und Collectivos, indem sie ständig mitten auf der Straße stehen bleiben, um Fahrgäste einzusammeln, gerne auch auf 3-spurigen Straßen in der mittleren Spur. Für die Fahrgäste bedeutete das einen nicht ganz ungefährlichen Spurt über den rechten Fahrstreifen.

Ein paar Regeln konnten wir in dem Chaos aber doch ausmachen:
-Unter Fußgängerbrücken herrscht IMMER Bus- und Collectivo Chaos
-Man lässt NIEMANDEN irgendwo einfädeln
-Wer hupt hat Vorfahrt, wer lauter hupt (z.B. Ingo 🚛💪) hat mehr Vorfahrt
-Busse und Collectivos haben IMMER Vorfahrt, egal wer hupt
-Die Größe des Fahrzeugs gibt Bonuspunkte bei der Vorfahrt
-Es gibt Bushaltestellen und Busspuren, besser ist aber, man bleibt als Bus mitten auf der Straße stehen. Dann ist man schneller wieder im laufenden Verkehr und gewinnt ungefähr 5 Sekunden
-Wer links abbiegen möchte, wird angehupt weil er den Verkehr aufhält
-Wer einfädeln will, wird angehupt weil er den Verkehr aufhält











Viel von dem Chaos ist hausgemacht, z.B. eine Verkehrskontrolle auf der rechten Spur einer dreispurigen Brücke, die alle zum einfädeln zwingt, s.o. Regel Nr. 2.
Sonstige Verkehrsteilnehmer sind suizidal veranlagte Fußgänger, tatsächlich ein paar Radfahrer (Nein, die von der EU finanzierten Radwege haben wir nicht gesehen) und natürlich die kreuz und quer fahrenden Mopeds.


Abgesehen davon wurde es immer heller und damit die Bebauung und der Müll immer deutlicher sichtbarer. Ansonsten standen wir 2x im Stau, 1x wegen oben genannter Verkehrskontrolle, 1x wegen Verkehrsregelung durch die Polizei an einer Einfädelung (s.o. Regel Nr. 2).
Für die 70 Km von unserem Stellplatz in Santa Rosa bis außerhalb Limas haben wir 3 Stunden gebraucht, eigentlich völlig OK für diese Stadt mit immerhin fast 10 Mio. (offiziellen) Einwohnern.
Insgesamt hätten wir uns das alles aber noch sehr viel schlimmer vorgestellt, auch wenn es natürlich anstrengend war (v.a. für den Fahrer 😘😘) ständig auf die Straße zu starren und das umgebende Chaos im Blick zu behalten.
Zur Belohnung hielten wir etwa 40 km südlich von Lima am wahrscheinlich besten Supermarkt Perus. In einer nagelneuen Einkaufsmall befand sich ein „Tottus“, der mit jedem modernen deutschen Edeka mithalten kann, nicht nur optisch, sondern teilweise auch im Sortiment. Wir freuten uns über italienischen Käse, vernünftige Schokolade, deutsche Bratwurst und Nespresso Kapseln 👍. Natürlich ging es aber auch hier nicht ohne Topes ab, in diesem Fall für die Einkaufswagen, Autoverkehr gab es an dieser Stelle nicht…

Mittlerweile befanden wir uns auf der Panamericana Sur, der auffälligste Unterschied zum Nordteil bestand in der Tatsache, dass viele der zu verkaufenden Grundstücke tatsächlich bebaut waren. Kilometerlang fuhren wir durch einheitlich mit weißen quadratischen Häusern bebaute Siedlungen, alle wohlklingend mit „Playa xy“ benannt.


Natürlich gab es aber auch hier massenweise leere Grundstücke, im Prinzip eingezäunte Wüste, allerdings waren die Werbeschilder dafür deutlich größer als im Norden.


Wir fuhren durch dichte, sehr touristisch wirkende Bebauung in einer eigentlich ganz hübschen Landschaft. Jetzt im Winter waren die meisten Buden und Restaurants geschlossen, die Saison beginnt hier im Dezember und geht bis ca. März. An diese auf der Südhalbkugel „vertauschten“ Jahreszeiten mussten wir uns gedanklich auch erst noch gewöhnen.




Gegen Mittag erreichten wir endlich unser Ziel, das Biosol Ecocamp bei Cañete war eine kleine Oase nach diesem anstrengenden Tag. Das Gelände ist liebevoll bepflanzt und gestaltet und hübsch oberhalb der Steilküste gelegen, leider momentan mit etwas trüber Aussicht. Genau wie alles in der Umgebung zur Zeit aber ein bisschen im Winterschlaf.





Ab jetzt bewegen wir uns in dem sehr viel touristischeren Peru, der Süden hat Highlights wie die Nazca Linien, Machu Picchu und den Titicaca See zu bieten. Wir freuen uns darauf, der Weg hierher war in Teilen hart erarbeitet…
für Lima hätte ich euch empfohlen, die 100 über Callao (am Airport vorbei durch den neuen Tunnel) bis La Punta zu fahren, das ist ne schöne Ecke mit Aussicht und Restaurants am Pazifik. Dann weiter über die Küstenstraße „Circuito de Playas de la Costa Verde“ direkt am Meer entlang. Da gibt es auch die Möglichkeit, einen kleinen Rundflug mit „Parapente“ zu machen (Motorflugdrachen). Einmal links hoch zum Parque del amor, sehr hübsch grün angelegt, in Miraflores. Weiter nach Barranca, das ist das Künstlerviertel. Weiter südlich kommst du automatisch wieder auf die 1S.
super Berichte!
Zu den Verkehrsregeln gehört noch:
Wer bremst, verliert
Abstand ist was für Feiglinge
wenn einer sich reindrängeln will, immer zurück drängeln
extremer Vorteil, wenn der Fahrer Jahrzehnte Erfahrung mit Blaulichtfahrten hat
Immer wieder schoen bei Euch mitzufahren 🙂 Weiterhin gute Reise !
Moin Ihr Lieben,
Respekt, die Verkehrsregeln so schnell zu durchschauen 🙂 und drei Stunden quer durch Lima ist ja fast rasant, habe ich in Hamburg auch schon gebraucht…wie immer toll beschrieben und bebildert.
Weiterhin viele positive Eindrücke auf Euren Wegen
cu
Birgit&Chris
Toll beschrieben, genauso sieht es aus in Peru. Die Realität Perus gut auf den Bildern wiedergegeben. Wie gut das Ingo nur kurz rot gezeigt hat.