Nach vier erlebnisreichen aber anstrengenden Tagen verließen wir New York City über eine 14-spurige (!) angenehm leere Autobahn.

Mittwoch, 09.11.2022

Fast alle Straßen rund um NYC sind mautpflichtig, zu bezahlen in der Regel elektronisch über den sog. EZ-Pass oder per Rechnung an den Fahrzeughalter. Beide Systeme funktionieren leider aber nur für Fahrzeuge, die in den USA oder Kanada zugelassen sind. Auch mit viel Recherche und Telefonaten gelang es uns nicht uns zu registrieren, wir hatten also keine Chance die Gebühren zu bezahlen. Eine Ausnahme bildete der New Jersey Turnpike Highway, dort konnte man tatsächlich bei der Einfahrt ein Ticket ziehen und bei der Ausfahrt bezahlen – allerdings nur in bar !

Die Randbezirke New Yorks gehen fast nahtlos in die von Philadelphia über, wir hatten erstmal genug von Stadt und bogen ins Landesinnere ab. Wir fanden einen hübschen Platz bei Titusville am Delaware River. Zwar in Hörweite der Straße, trotzdem ganz nett und nachdem der Verkehr sich abends gelegt hatte auch relativ ruhig.

Donnerstag, 10.11.2022

Der Tag begann mit -1°, kalt, aber stimmungsvoll – der Morgennebel über dem Delaware River machte sich gut !

Unser Ziel war Lancaster, bzw. Dutch County. Die dort lebenden „Pennsylvania Dutch“ genannten Menschen gehörten im 16. Jhd. den in der Schweiz gegründeten Wiedertäufern an. In Europa verfolgt, siedelten sie sich um 1700 im Lancaster County an, wo bis heute ca. 20 verschiedene Ordensgemeinschaften leben. Am auffälligsten ist die strenggläubigste Gruppe der „Amishen“, die u.a. ohne Strom und Autos leben, altertümlich wirkende Kleidung tragen, sich in Pferdekutschen fortbewegen und überwiegend von der Landwirtschaft leben.

Selbst die Einkaufsmalls haben Parkplätze für ihre Kutschen.

Die ganze Gegend wirkt aber irgendwie wie Disney Land, für unseren Geschmack viel zu touristisch. Eine Erkundung der Umgebung abseits der Hauptrouten fiel aber leider buchstäblich ins Wasser, die Ausläufer von Hurricane Nicole brachten am Freitag sehr ergiebige Regenfälle von Florida nach Pennsylvania.

Wir verbrachten die Nacht auf dem einzigen geöffneten Campingplatz in der Gegend, dem “Flory‘s Campground“. Zwar nette Besitzer, aber teuer, nicht schön, von Dauerbewohnern mit ihren Trailern besiedelt und mit dem wahrscheinlich kürzesten „dog walk“ (Gassi-geh-Weg) des Staates (ca. 10m lang). Mit Lui woanders spazieren zu gehen war aber genauso unmöglich wie freies Stehen, das gesamte Land ist Farmland und damit privat.

Freitag, 11.11.2022

Die Wettervorhersage traf zu 100% zu. 

Wir starteten in Pennsylvania, durchquerten Maryland und landeten in West Virginia – und das alles im Regen. Unseren Stellplatz an einer öffentlichen Bootsrampe westlich von Washington bei Shannondale erreichten in der Dämmerung bei schwül warmen 20°C. Ein angenehm ruhiger Ort nach dem vielen Lärm der letzten Zeit. Die Erkundung des nahegelegenen Wanderweges entlang des Shenandoah River verschoben wir auf den nächsten Morgen.

Samstag, 12.11.2022

Die eigentlich sehr ruhige Nacht endete um 5.30 Uhr, als zwei Pick up auf den Parkplatz fuhren und die Insassen vermutlich Angeln oder Jagen gingen. Beim nächsten Auto um 6.00 war die Intention klar, der Fahrer packte Pfeil und Bogen aus und verschwand im Wald. Irgendwie befremdlich…

Wir machten einen Morgenspaziergang entlang des Flusses und starteten bei bestem Wetter Richtung Süden.

Nach einem Einkaufsstopp bei Harrisonburg in der größten Einkaufsmeile, die wir bisher gesehen hatten, erreichten wir unser Ziel, den George Washington & Jefferson National Forest in Virginia. Nach ein paar Meilen Schotterpiste fanden wir einen schönen Platz am Rand einer kleinen Straße, die nur von Jägern frequentiert wurde. Das allerdings erstaunlich viel, es war aber auch Jagdsaison und ein netter Einheimischer riet uns dringend, bei Spaziergängen im Wald Warnwesten zu tragen… ??? Auch das ist in unseren Augen ein wenig seltsam, aber bevor man auf gekennzeichneten Wanderwegen mit einer Hirschkuh verwechselt wird…

Sonntag, 13.11.2022

Ein paar Km weiter südlich erreichten wir in Waynesboro den nördlichen Startpunkt des „Blue Ridge Parkway“, einem 755 Km langen Panoramaweg auf den Bergkämmen der Blue Ridge Mountains, einem Teil der Appalachen. Die Route führt durch vier Bundesstaaten und bietet tolle Ausblicke, der höchste Berg ist der Mount Mitchell in North Carolina mit 2.037 m. 

Ob wir die Strecke bis zum Ende in Cherokee/North Carolina fahren werden, wissen wir noch nicht, das hängt auch ein bisschen vom Wetter ab. Momentan haben wir in 1.000 m Höhe eisigen Wind bei Nachts -6°C, für Dienstag ist Regen vorausgesagt. Keine besonders glückliche Kombination für eine Bergstraße…

Die Landschaft ist auf jeden Fall toll, für einen Sonntag war angenehm wenig los und unser Stellplatz für die Nacht lag etwas windgeschützt in der Nähe eines Aussichtspunktes. 

Kein Ranger schickte uns weg, die Nacht war windig aber ruhig. 

Montag, 14.11.2022

Am Ende der „Ridge Region“ des Parkway liegt Roanoke. Wir hatten die Vorstellung, daß es in einer Stadt mit knapp 100.000 Einwohnern ja kein Problem sein dürfte, Ad Blue zu bekommen. So einfach war es aber nicht, erst ein Trucker gab Uwe den Tipp mit der passenden Tankstelle. Zwischendurch waren wir noch auf der Jagd nach Wifi und billigem Diesel, am Ende hat uns die ganze Aktion fast 2 Stunden gekostet und wir erreichten unseren Stellplatz für die Nacht nach einigem hin und her erst am späten Nachmittag im Dunkeln. Von der hübschen Mabry Hill neben der wir standen, haben wir erst am nächsten Morgen etwas gesehen.

Die Fahrt dorthin führte durch die „Plateau Region“, landschaftlich völlig anders als der erste Teil. Sehr grün, viele Rhododendren (auf knapp 1.000 m Höhe…), relativ dicht besiedelt, viel Landwirtschaft und auch wieder tolle Ausblicke über die Appalachen. Unterwegs war dann auch plötzlich schon Weihnachten, der Virginia‘s Explore Park war wirklich sehr früh dran – obwohl in Sachen Deko überall Halloween nahtlos in Weihnachten übergeht…

Für den nächsten Tag war Eisregen vorhergesagt, mit unserem Stellplatz fast im Tal und in der Nähe einer Stadt waren wir also gut beraten.

Dienstag, 15.11.2022

Es regnete in Strömen. Den ganzen Tag. Bei morgens ungefähr 0°C. Der Blue Ridge Parkway war wegen Glättegefahr gesperrt. 

Wir beschlossen diesen Tag für einen ALDI-Besuch im Tal zu nutzen und ansonsten auf einem Campingplatz auszusitzen. Die Hoffnung auf schnelles Wifi wurde (wie meistens) enttäuscht, ansonsten war der „Mayberry Camping“ in Mount Airy aber völlig OK. Etwas laut durch den nahegelegenen Highway, aber weitläufig und höchstens zu 1/3 belegt. Das miese Wetter besserte sich abends, einer Weiterfahrt auf dem Parkway stand also nichts mehr im Wege. 

Mittwoch, 16.11.2022

Der Vormittag war ausgefüllt mit der Beantwortung von Rückfragen des deutschen Finanzamtes bzgl. unserer Steuererklärung. Da können mit langsamem Wifi schon mal ein paar Stunden dabei drauf gehen, unser Start verschob sich dadurch etwas, wodurch sich auch die Tagesetappe verkürzte.

Die Landschaft veränderte sich mit Erreichen der „Highland Region“, kaum noch Weideflächen, dafür viel Wald und weniger Besiedlung. Etwas nördlich von Boone fanden wir einen schönen Parkplatz für Ingo und uns. Zwar direkt an der Straße, aber dort fuhr tagsüber schon kaum ein Auto, abends und nachts war es dann völlig ruhig. Die beiden angrenzenden kleinen Wanderwege waren nett und die Aussicht schön.

Wir werden noch ein Stück weiter auf dem Parkway fahren, mal sehen, wie weit wir kommen. Weiter im Süden werden die Berge höher und die Straße ist z.T. schon wegen Eis und Schnee gesperrt.

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