Von den Wehrtürmen ging es für uns an das Ende Griechenlands. Kap Tenaro ist der südlichste Zipfel des griechischen Festlands und in der Nähe liegt mit ca. 5.100 m Tiefe der tiefste Punkt des Mittelmeers. Nach einer etwa einstündigen Wanderung durch teilweise steiniges Gelände erreichten wir bei strahlendem Sonnenschein den Leuchtturm am Südkap. Ein schöner Ort, den wir ganz für uns alleine hatten. 

Auf dem Weg passiert man Überreste einer antiken römischen Siedlung mit noch erhaltenen Mosaiken und kann sich in der Nähe noch einen Poseidontempel (mit modernen Opfergaben für den Gott des Meeres) und einen der vermuteten Eingänge zum Hades anschauen. Hier befragten die Menschen der Antike in einem Totenorakel die Schatten ihrer verstorbenen Verwandten=. 

Nach einem etwa dreistündigen Aufenthalt machten wir uns auf den Weg Richtung Nordosten. 

Als Entschädigung für die anstrengend zu fahrende, enge und kurvige Bergstraße gab es hinter jeder Biegung phantastische Ausblicke über Buchten und eine tolle Gebirgslandschaft. 

So schön wir diese Landschaft finden, für die Stellplatzsuche ist sie nicht optimal… Sobald man sich in Meernähe befindet, muss man sich durch die kaum vorhandenen Sandstrände entweder direkt neben die Straße oder an einen Ortsrand stellen. Beides wollten wir nicht und landeten nach geraumer Zeit viele Kurven und Ortsdurchfahrten später neben einer kleinen Kirche bei Skoutari. Ein irgendwie seltsames Areal mit der geschlossenen, aber noch intakten Kirche, verfallenden Nebengebäuden, einem verwilderten Olivenbaumgarten, einem überwucherten Anhänger und einem Autowrack… Uns gefiel es hier ?. Das Heulen der Goldschakale, das uns schon seit Cherosini Beach begleitet, war hier besonders laut. Die Tiere waren sehr nah, sehr laut und eindeutig in der Überzahl… Zum Glück sind sie menschenscheu ?. Abgesehen davon hatten wir eine ruhige Nacht und auf dem Rückweg zum zweiten Mal die einzige Serpentine bisher, in der Uwe zwei Mal reversieren musste. 

Danach wurde die Strecke aber richtig entspannt. Über eine top ausgebaute Landstraße fuhren wir zum „Rostschiff“ bei Gytheio. Das Wrack der „Dimitros“ liegt seit 40 Jahren am Strand, rostet vor sich hin und zerfällt. Angeblich war es ein ehemaliger Frachter, der 1980 wegen technischer Probleme den Hafen von Gytheio anlief, sich bei einem Sturm losriss und als Geisterschiff in der 5 Km entfernten Bucht von Valtaki auf Grund lief. Auf jeden Fall ein faszinierender Anblick !

Auf unserem Stellplatz am Strand waren wir alles andere als alleine. Auf die sechs anderen WoMos verteilten sich auf 100×100 Meter ca. 10 Kinder, die dazugehörigen Erwachsenen, ein Hund, unzählige Frösche und ganz viele Teppiche, Wäscheständer und Campingmöbel. Trotzdem hatten wir keine Lust mehr weiter zu fahren und blieben eine Nacht. 

Im Moment reisen wir von einem seltsamen Ort zum nächsten… Vom Eingang zum Hades mit Totenorakel über ein irgendwie gespenstisches Kirchenareal zum Geisterschiff. Mal sehen, was als nächstes kommt ?. 

Mit einer unspektakulären Etappe wurde es wieder weniger mystisch. Die Strecke führte durch einsame Berggegenden und vorbei an einer riesigen Mandelbaumplantage. Abgesehen von zwei engen Kreisverkehren, die nur dazu dienen Kirchen zu umfahren, hatten wir es zur Abwechslung teilweise mit gut ausgebauten Landstraßen zu tun. Unser Ziel, ein kleiner Turm auf einem Hügel bei Marathias, war leider schon durch zwei WoMos belegt. In der umliegenden nahezu unberührten Natur fanden wir aber einen schönen Ersatz. Auf einer Freifläche, umgeben von blühendem Dornenginster, mit Blick auf das unter uns liegende Meer und eine kleine Insel, verbrachten wir eine zwar etwas windige, aber ansonsten ruhige Nacht. 

Die einzige „Störung“ tagsüber war ein netter Motorradfahrer, der mit seiner Enduro kreuz und quer die Schotterwege abfuhr und insgesamt ungefähr acht Mal an Ingo vorbei kam. Uwe und er waren gegenseitig sehr angetan von dem jeweiligen Fahrzeug des anderen ?. 

Am kommenden Tag fuhren wir sage und schreibe 950 m. Der Platz am Turm wurde frei und wir zogen um. Die Aussicht war noch etwas besser und wir standen etwas abgelegener von den umliegenden Schotterwegen. Bei strahlendem Sonnenschein und 18° genossen wir den Tag, mal nicht zu fahren hat auch was…

Aus der geplanten nur 30 minütigen Fahrt am Folgetag wurde leider nichts. Der angesteuerte Stellplatz an einem kleinen Hafen gefiel uns irgendwie nicht. Also weiter Richtung Süden in den Geopark Agios Nikolaos. Hier standen wir vor dem selben Problem… Die ersten Plätze, die wir ansteuerten, waren nicht unser Ding. V.a. wollten wir nicht auf einem kleinen Parkplatz mit drei anderen WoMos direkt neben dem „Camping verboten“ Schild stehen. Ganz im Süden fanden wir einen wunderschönen einsamen Platz an der Küste. Leider war es dort aber so stürmisch, dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte und Uwe mir beim Einsteigen die Tür zu Ingos Führerhaus festhalten musste. Lui haben wir noch nicht mal aus dem Auto gelassen- wahrscheinlich wäre er weggeweht… Bei dieser Wetterlage wollten wir keine Nacht dort verbringen und landeten nach einigem Hin und Her schließlich mal wieder an der Ostküste. 

Auch dort stürmte es, wir fanden aber durch Zufall einen riesigen Parkplatz einer momentan geschlossenen Bar in Agios Fokas. In etwas geschützterer Lage standen wir hier zwar nicht besonders schön, aber ruhig und ohne schwankenden Ingo. Den Geopark wollen wir uns aber auf jeden Fall noch ansehen und werden wohl dorthin zurück fahren, wenn sich in zwei Tagen das Wetter ändert und der Wind nachlässt. 

Unterwegs hatten wir ein schönes Erlebnis und ein tolles Beispiel für die griechische Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Als wir (mal wieder…) kurz davor waren, in einem Ort stecken zu bleiben, hielt das vor uns fahrende Auto besetzt mit einer Mutter und ihrer ca. 16 jährigen Tochter. Die Jugendliche kam zu uns, machte uns in top englisch klar, dass es keine gute Idee wäre weiter in den Ort zu fahren, gab uns eine super Wegbeschreibung zu unserem Ziel und hat uns (und die Dorfbewohner) vor einem riesigen Chaos bewahrt ?.

Nach einem völlig entspannten Wasser auffüllen an einem zur Abwechslung gut zugänglichen Wasserhahn im ca. 20 Km entfernten Monemvasia fanden wir einen tollen Stellplatz. Ein kleines Stück nördlich von Monemvasia, direkt am Strand mit ein paar Bäumen und mit Blick auf den Felsen mit der Festung der Stadt. 

Auch hier waren wir mal wieder nicht alleine. Außer uns standen noch fünf andere Autos dort, auf dem weitläufigen Areal verteilte sich das aber ganz gut. 

Die absolute Einsamkeit können wir wohl erstmal vergessen. Die Ostküste ist ziemlich gut besucht, die Stellplätze am Meer sowieso und je weiter man nach Norden kommt, desto voller wird es. Die fehlende Infrastruktur im Süden macht zwar alles ein bisschen schwieriger, aber eben auch einsamer…

Direkt hinter Ingo lagen die Reste einer der bedeutendsten Städte Lakoniens in der Antike, Epidaurus Limera. Zu besichtigen sind nur noch Überreste der Zitadelle und die sind nicht besonders gut zugänglich. Der Weg durch die Ruinen war ziemlich steil, felsig und dornig und der Blick von unten auf die Mauerreste sowieso viel besser…

Auf jeden Fall hatten wir hier einen schönen Standort um das Abflauen des Windes abzuwarten, auch wenn er uns so direkt am Meer ganz schön um die Ohren pfiff – kein Vergleich aber zu dem Sturm im Geopark. 

Nachdem sich der Wind langsam legte, machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Süden. Unser erster Stop war wieder Agios Fokas, jetzt aber nicht der Parkplatz der Bar… Da wir diesmal etwas mehr Zeit zum Suchen hatten, fanden wir ein schönes Plätzchen am felsigen Strand. Wir hatten das Glück dort ganz alleine zu sein. Diese Grüppchenbildung einiger Camper ist nicht so unser Ding, v.a. wenn einige ihr gesamtes Mobiliar am Strand ausbreiten, incl. Blumentöpfen und Teppichen… Momentan fährt auch die Polizei solche Anhäufungen von Campern gerne mal ab und verteilt auch durchaus mal Tickets. Irgendwie verständlich, die Griechen dürfen das Haus nur mit einer Genehmigungs-SMS verlassen und die Touristen bewegen sich, wie sie wollen und eröffnen z.T. halbe Dörfer. 

Den Nachmittag verbrachten wir damit, ein bisschen Müll zu sammeln und unternahmen einen schönen Spaziergang zu dem nahe gelegenen kleinen Hafen, neben einer winzigen auf einer Landzunge gelegenen Bilderbuchkirche. 

Am folgenden Tag stand der Besuch einer Wäscherei auf dem Programm. Für uns ein Novum, bisher hatten wir entweder in Ingo gewaschen oder waren in SB-Waschsalons. Da man für ersteres am besten Landstrom braucht (momentan nicht verfügbar) und für zweiteres einen Waschsalon (weit und breit keiner in Sicht), probierten wir einmal diese Variante und fuhren nach Neapoli. 

Zum Glück konnten wir in der Nähe der Wäscherei parken und mussten weder quer durch die Stadt fahren noch unsere gefühlt 30 Kg Wäsche kilometerweit schleppen. In zwei Tagen holen wir das Ganze wieder ab, zunächst ging es für uns weiter in den Geopark bei Agios Nikolaos zum versteinerten Wald. Eine wahnsinnig faszinierende Landschaft aus Bergen, seltsamen Gesteinsformationen, einer zerklüfteten Küste, tiefblauem Meer und versteinerten Palmen am südlichen Zipfel des „dritten Fingers“. Dieses geologische Denkmal wurde vor Millionen Jahren durch u.a. Erdbeben und Vulkanausbrüche geschaffen und ist einmalig auf der Welt. 

Am Nachmittag unternahmen wir bei angenehmen 20° einen schönen Spaziergang entlang der Küste, immer begleitet vom Gebimmel der Glocken der diversen Ziegenherden um uns herum. Solange man denen nicht zu nahe kommt, sind ja auch die Herdenschutzhunde entspannt…

Den folgenden Vormittag nutzten wir für eine Wanderung Richtung Kloster Agias Irinis an der Südspitze. Leider haben wir es nicht ganz bis dorthin geschafft, ca. 2 Km vor dem Ziel wurde der Weg so felsig und ausgesetzt über der Steilküste, dass wir ein bisschen Angst um Lui hatten, wenn er freilaufen würde, andererseits hätte er angeleint uns gefährden können. Deswegen drehten wir lieber um. Schade, aber auch so war das eine schöne Wanderung durch diese tolle einmalige Natur. 

Über Neapoli (Wäsche abholen) fuhren wir zurück zu „unserem“ Parkplatz am Strand in Agios Fokas. So langsam geht es Richtung Leonidi zu Camping Semeli. Wir haben nämlich ganz nebenbei den Rekord bzgl. deutsch/griechischer Paketzustellung gebrochen. Nur sieben Tage hat unser Paket von Norddeutschland zum Campingplatz gebraucht, das dauert z.T. innerhalb Deutschlands länger… 

Im Moment läuft es ! Der Wäscheservice war auch klasse – für eine große, gehäuft volle Klappbox haben wir € 15,00 bezahlt, billiger als im SB Waschsalon. Und dafür hatten wir mit nichts was zu tun, sondern waren zwei Tage wandern, besser geht fast nicht ?. 

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Chris
Chris
3 Jahre zuvor

Moin. hier Nachtfrost und am Tag 6°, trotzdem haben die Camelien vor der Tür die ersten Blüten, es geht also voran. Das man seine Wäsche beim Spazierengehen erledigt ist ein bemerkenswerter Fortschritt und zu dem Preis sicherlich alternativlos…Habt Ihr vom Erdbeben im Raum Larisa was gespürt? Da wackelt es seit letzter Woche Mitwoch, auch heute wieder.. https://www.volcanodiscovery.com/de/ort/408315/erdbeben/makrychori.html Aber bis zu den Thermopylen und Meteora wird ja noch etwas Zeit vergehen und in freier Natur besteht ja auch nur Gefahr für Euren Weinkeller wenn´s wackelt…. Coronatechnisch wird hier weiter am Rad gedreht, unsere Hausärztin allerdings ist guter Dinge ab April selbst… Weiterlesen »

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