Die beiden Tage in dem kleinen Naturschutzgebiet taten gut. Herrliche Ruhe und Abgeschiedenheit, gutes Wetter und eine wirklich schöne Landschaft.

Die reichlich vorhandenen Schafe vermittelten allerdings nicht immer den Eindruck, uns wohl gesonnen zu sein, Lui zumindest haben sie Respekt eingeflösst. Unser Hund hat tatsächlich Angst vor Schafen…

Nachdem wir die Schafbarrieren passiert hatten, genossen wir aber unseren ersten richtigen Sommertag in Norwegen in traumhafter Umgebung.

Die folgende Etappe wurde länger als geplant. Zwar wollten wir langsam Strecke Richtung Norden machen, aber so viel dann eigentlich doch nicht. Irgendwie gefielen uns aber die möglichen Übernachtungsplätze unterwegs nicht, so dass wir nach 5 Stunden Fahrt ca. 70 Km vor Trondheim an einem kleinen See landeten. Auch nicht perfekt, zwischen unzugänglichem See und kleiner Straße, für eine Nacht aber OK.

An draußen sitzen war nicht zu denken. Zwar waren es schwül warme 25°, aber es gab auch ca. 1.000.000 Fliegen – zum Glück keine Stechmücken, trotzdem nervig.

Wir beschäftigten uns lieber mit Elchspurensuche. Wenn wir schon keinen zu Gesicht bekommen, dann wollten wir doch wenigstens auf seinen Pfaden wandeln. Was wir fanden, waren bestimmt Hufabdrücke, Haare und eine Falle ?✌️.

Am nächsten Morgen hatten wir endlich wieder die uns bekannte Wetterlage. Was mit Schauern anfing, entwickelte sich im Laufe des Tages zu einem schönen Dauerregen. Diesen „herrlichen“ Tag und die Nacht verbrachten wir auf dem Parkplatz der Klosterruinen von Munkeby, die Besichtigung schafften wir tatsächlich noch im Trockenen. Es handelt sich um die Überreste des nördlichsten Zisterzienserkloster der Welt, gegründet zwischen 1150 und 1180, im 13. Jhd. aber auch schon wieder verlassen.

Abgesehen von einer toll gemachten Holzbrücke und ein paar Mauerresten gab es aber nicht viel zu sehen. Abends kam tatsächlich noch die Sonne raus, Lui warf sich auf dem Gemäuer in Positur und wir hatten Sicht auf den uns umgebenden „Campingplatz“. 

Wir fuhren weiter über die meist gut ausgebaute E6, die Hauptroute von Süd nach Nord, allerdings mit einem Abstecher zum Rentier von Bøla. Die Felszeichnung des lebensgroßen Tieres ist ca. 6.000 Jahre alt und unglaublich realitätsnah. 

Weiter ging es durch das wunderschöne Namdal, wo es einen der fischreichsten Flüsse des Landes und angeblich die reinste Luft Europas gibt. Fische haben wir nicht gesehen und angesichts der Wohnmobilmassen auf den Straßen kann es mit der sauberen Luft auch nicht mehr so weit her sein…

Kurz darauf bogen wir ab und folgten einige Kilometer einer kleinen Landstraße bis zum Parkplatz einer Museumsseilbahn, die von 1952 bis 1975 dem Erzabbau diente. Wir beschlossen dort den Nachmittag und die Nacht zu verbringen, auch wenn es mal wieder keine Wanderwege o.ä. gab. Der einzige Weg führte entlang eines Elektrozauns, der ein riesiges Gebiet umschloss. Den Grund konnten wir auch mangels Internetverbindung nicht herausfinden. Genauso wenig wie wir die norwegischen Tafeln bzgl. der Seilbahn übersetzen konnten. 

Fast fluchtartig verließen wir morgens unseren Stellplatz, Ingo war umschwirrt von Wildbienen und Goldaugenbremsen. V.a. die Stiche der Zweiten sind nicht besonders angenehm…

Es folgte ein kurzer Abstecher zum Laksfoss bei Grane, einem ganz hübschen Wasserfall mit einer 200 m langen Lachstreppe. Leider war noch keine Lachssaison…

Nachdem wir Nord-Norwegen und damit die Provinz Nordland erreicht hatten, steuerten wir unser eigentliches Ziel für den Tag an, den Ort Mosjøen.

Wir parkten Ingo direkt am Vefsnfjord gegenüber der kleinen Stadt, die mit ca. 100 Holzhäusern aus dem 18. und 19. Jhd. als die schönste in ganz Nordland gilt und wohl eines der größten Holzhausareale Norwegens hat.

Ob das stimmt können wir (noch ?) nicht beurteilen, schön ist sie aber auf jeden Fall. Die Hauptstraße ist gesäumt mit den gut restaurierten Häusern, am Flußufer stehen Stelzenhäuser und alles ist wie üblich hier liebevoll dekoriert.

Direkt neben unserem Stellplatz begann die Helgelandstrappa, mit über 3.000 Stufen eine der längsten Steintreppen der Welt. Sie wurde von Sherpas gebaut, ist 3 Km lang und überbrückt 818 Höhenmeter. Mit Rücksichtnahme auf unsere von Arthrose vorbelasteten Knie ? haben wir nach 80 Stufen umgedreht.

Die Nacht war unterbrochen von Regentrommeln auf dem Dach, schreienden Möwen, einem norwegischen Auto mit Musik und laufendem Motor, viiieeelen juckenden Mückenstichen und der Tatsache, dass es nie richtig dunkel wird. Morgens machten wir uns im strömenden Regen auf den Weg und wie jeder andere Tourist auch stoppten wir auf unserer Fahrt in den Norden am “Arctic Circle Center“. Eigentlich gibt es nichts zu sehen. Ein riesiger Souvenirshop, ein Denkmal, zwei kleinere Globen auf Steinstelen, trotzdem musste dieser Halt irgendwie sein ?.

Und mal wieder tauchte eine Frage auf: Warum stapeln Menschen Steine ? Uns hat sich der Sinn noch nie und nirgendwo erschlossen. Und dann in solchen Massen ? Vielleicht kann uns jemand mit der Antwort helfen ?

Nur ein paar Km weiter fanden wir einen Parkplatz für die Nacht, ein kleiner Wanderparkplatz neben einem verlassenen Hotel in der Nähe eines Bahnhofs im Nirgendwo und ein paar tollen Wanderwegen.

Insgesamt hatten wir heute Glück, immer wenn wir ausgestiegen sind war es trocken. Jetzt hören wir aber wieder das vertraute Prasseln auf dem Dach und werden uns im Warmen und Trockenen mit der weiteren Routenplanung beschäftigen. Und da wir hier heute Polartag haben, d.h. die Sonne sinkt 24 h nicht unter den Horizont, müssen wir dazu noch nicht einmal Licht einschalten…

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Michael
Michael
1 Jahr zuvor

Die kleinen Türme aus Steinen hat fast jeder schon einmal beim Wandern oder Spazierengehen gesehen. Oft animieren sie einen dazu, einen weiteren Turm daneben zu errichten. Doch das kann negative Auswirkungen haben – sowohl für die Umwelt als auch für andere Wanderer. Aber nicht nur in Deutschland werden Steintürme erbaut. In Skandinavien gibt es den Volksglauben, dass die Türme Wanderer vor bösen Trollen schützen. In Tibet werden sie sogar noch mit Fahnen oder bunten Farben verziert; dort dienen sie dazu, gute Geister zu würdigen und böse zu verscheuchen. Auch auf die Umwelt wirkt sich das Steinstapeln negativ aus. Denn Steinstrände… Weiterlesen »

Chris
Chris
1 Jahr zuvor

….moin,
früher, also viel früher,lange vor den Touris waren die Steinpyramiden Wegweiser um den einheimischen Hirten/Reisenden, auch bei schlechtem Wetter, eine Orientierung zu ermöglichen…Euch weiterhin viel Spaß…
Birgit&Chris

Chris
Chris
1 Jahr zuvor
Reply to  2 U

…positiv betrachtet haben da ganz viele die Orientierung verloren…
cu
Chris

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