In Kanada sind wir in 1 Woche, 3 Tagen, 20 Stunden und 56 Minuten 765 Km mit Ingo gefahren, dazu kamen ein paar Hundert Kilometer mit dem Mietwagen.
Ein kurzer aber schöner Aufenthalt, nächstes Jahr wollen wir mit mehr Zeit wiederkommen. Die Einreise in die USA, unserem 20. Land, verlief völlig entspannt.
Samstag, 29.10.2022
Nach nur 15 Minuten hatten wir die Grenze bei Houlton passiert und waren in Maine. Niemand interessierte sich für das Auto, dessen Inhalt oder den Hund, seinen Ausweis oder Gesundheitszustand. Nach Beantwortung der üblichen Fragen zur Einfuhr von Alkohol, Bargeld und Waffen, kurzer Schilderung unserer Reiseroute und Angabe einer Adresse (Campingplatz in New York City), hatten wir 6 Monate Aufenthalt im Pass eingetragen und konnten losfahren. Sicherlich macht es einen Unterschied, ob man mit ESTA oder wie wir mit B2-Visum reist, wir haben uns auf jeden Fall gefreut !
Nach einem kurzen Tankstopp, der Diesel ist in den USA deutlich günstiger als in Kanada, fuhren wir an den South Branch Meduxnekeag River und fanden einen schönen und abgelegenen Platz für den restlichen Tag und die Nacht. Auch hier hörten die Schüsse aus dem Wald um uns herum irgendwann auf und es war herrlich ruhig.
Den Nachmittag verbrachten wir hauptsächlich mit der Einrichtung unseres Google FI Kontos für das mobile internet. Für ca. 70 €/Monat gibt es u.a. 50 GB Datenvolumen incl. Roaming und unbegrenzte Hotspot-Funktion sowie eine amerikanische Telefonnummer, mit der wir kostenlos z.B. nach Deutschland telefonieren können. Nicht günstig, aber in unseren Augen das beste Preis/Leistungsverhältnis, die Praxis wird zeigen wie die Netzabdeckung (mit T Mobile) ist. Die SIM Karte hatten wir noch in Deutschland bei amazon bestellt, aktivieren kann man das Ganze aber nur in den USA. Problematisch war der dafür notwendige Download der App aus dem US App Store. Dafür brauchten wir eine zweite (amerikanische) Apple ID. Lui war so nett sich als Strohmann für eine neue Email Adresse und eine Apple ID zur Verfügung zu stellen ??.
Sonntag, 30.10.2022
Nach einer völlig ungestörten Nacht machten wir zunächst einen Einkaufsstop bei Walmart, die Preise in den USA sind sehr viel budgetfreundlicher als in Kanada. Anschließend ging es weiter Richtung Süden. Nach ca. 200 Km auf der nahezu unbefahrenen und langweiligen Interstate 95 erreichten wir unser angedachtes Ziel für den Tag, den Parkplatz eines Skilifts in der Nähe von Bangor. Leider völlig ungeeignet für eine Übernachtung, genauso wie der Parkplatz am nahegelegenen See mit Boot Slipanlage. Das eine war offensichtlich privat und sehr einsehbar, das andere mit videoüberwachten “no camping“ Schildern ausgestattet und ab Sonnenuntergang mit einer Schranke verschlossen.
Letztendlich landeten wir kurz vor der Dämmerung auf dem Walmart Parkplatz in Palmyra, natürlich nicht schön und leise, aber wenigstens mit Wifi und ein bisschen Grün um die Ecke. Dass der Laden erst um 23.00 zu machte und um 6.00 schon wieder öffnete machte es nicht besser…
Montag, 31.10.2022
Die Nacht bei Walmart war erwartungsgemäß zumindest für mich nur mit Ohrstöpseln zu ertragen, damit aber halbwegs OK, kommt ja nicht dauernd vor…
Der anschließende Stop an der Irving Tankstelle um die Ecke zum Tanken und Wasser auffüllen zog sich am Ende über eine Stunde hin. Der Kreditkartenleser an den LKW Säulen ist nicht für deutsche Karten ausgelegt. Auch mit tatkräftiger Unterstützung von Chuck, dem sehr hilfsbereiten Kassierer, gelang es uns nicht, die Eingabe einer amerikanischen Postleitzahl (die zur Kreditkarte passen muss…) zu umgehen. Am Ende füllten wir unseren Wassertank im Truck Bereich und tankten bei den PKWs.
Nach knapp 250 Km über den Highway 2 erreichten wir die nördlichen Ausläufer der White Mountains. Leider waren die Straße am Wild River und der dazugehörige State Park schon für den Winter gesperrt. Sehr schade, wir wären in der Gegend gerne ein bisschen gewandert. Trotzdem blieben wir über Nacht, parkten Ingo vor der Schranke und genossen die Ruhe – abgesehen vom Rauschen des Flusses – und ein bisschen Pick up-Verkehr von irgendeiner Baustelle hinter der Absperrung.
Montag, 01.11.2022
Unsere Strecke Richtung Süden führte durch den National Forest in den White Mountains, einem über 5.000 km2 großen Gebiet. Auch hier waren wir aber zu spät im Jahr unterwegs, die Mount Washington Auto Road war schon geschlossen. Man sagt, auf dem 1.916 m hohen Berg herrscht mit das raueste Klima der Welt. Trotzdem eine landschaftlich sehr schöne Strecke, v.a. das letzte Stück auf dem Hwy 112 entlang des Saco River.
Freies Übernachten ist im gesamten National Forest unmöglich, wir verbrachten die Nacht auf dem Hancock Campground, dem einzigen geöffneten Campingplatz im gesamten Gebiet.
Mittwoch, 02.11.2022
Eigentlich sind wir ungefähr 3-4 Wochen zu spät dran. Abgesehen davon, dass jetzt schon so gut wie alles geschlossen hat, müssen die Strecken durch diese endlosen Laub- und Mischwälder im „Indian Summer“ ein Traum sein. Wir sehen leider nur kahle Bäume, von Herbstfärbung kaum noch eine Spur.
Nach einer trotzdem landschaftlich schönen Fahrt kamen wir südlich von Windsor an unserem Zufallsfund für den Tag an.
Der Saint-Gaudens National Historical Park beheimatet das Wohnhaus, die Ateliers und Gärten von Augustus Saint-Gaudens (1848-1907), einer von Amerikas berühmtesten Bildhauern. Die hübschen Gebäude stehen in einer riesigen und weitläufigen Gartenanlage mit angrenzendem Waldgebiet und ein paar kleinen Wanderwegen. Auch hier war schon Saisonende und nur noch die Außenanlagen zugänglich.
Glücklicherweise interessierte sich die abends Patrouille fahrende Polizei nicht für uns und der Ranger wies uns erst am nächsten Morgen darauf hin, dass Campen verboten ist.
Donnerstag, 03.11.2022
Im Frühnebel legten wir in Cornish einen Zwischenstopp an der längsten überdachten Holzbrücke der USA ein, gleichzeitig ist sie mit ca. 140 m die zweitlängste zweispannige gedeckte Brücke der Welt (erbaut 1866).
Es folgte ein Fahrmarathon. Nach ungefähr 4,5 Stunden reiner Fahrzeit erreichten wir bei Kingston den Wanderparkplatz des “Rail Trail“ am momentan fast leeren Ashokan Stausee, der u.a. New York City mit Trinkwasser versorgt. Aufgrund des guten Wetters, wir hatten 20° und strahlenden Sonnenschein, waren wir nicht die einzigen, der Parkplatz war bis Sonnenuntergang sehr gut besucht. Die Nacht war dann aber, von ein bisschen Verkehrslärm abgesehen, ungestört.
Freitag, 04.11.2022
Von zwei Einheimischen bekamen wir den Tipp zum Mohonk Lake zu fahren. Der See liegt mitten im riesigen Naturschutzgebiet Mohonk Nature Preserve und war sowieso fast auf unserer Route. Leider scheiterte die Aktion aber an Ingos Höhe, keine Chance mit dem Auto in die Nähe des Sees zu kommen, wir passten unter keiner der Brücken durch. Für den ca. 4 Stunden langen Fußweg hatten wir keine Zeit und so begnügten wir uns mit einem Spaziergang durch eine tolle Allee mit schönen Ausblicken in die Berge. Trotzdem Danke für den Tipp, Mädels, wäre bestimmt schön gewesen.
Nach ca. 80 Meilen erreichten wir Jersey City genau gegenüber von Manhattan, bzw. Harlem, nur der Hudson lag dazwischen. Diesmal liefen wir sehenden Auges ins “Verderben“, wir steuerten einen Walmart Parkplatz an. Sicherlich mit Abstand der lauteste Stellplatz den wir je hatten, aber praktisch gelegen.
Ab morgen haben wir in der Nähe einen Wohnmobil-Stellplatz etwas nördlich der Freiheitsstatue mit direkter Fähranbindung nach Manhattan. Wir sind schnell in der Stadt und Lui kann sicher im Auto bleiben. Bestimmt nicht der schönste Platz und definitiv nicht der günstigste, für unsere Bedürfnisse aber perfekt.
Wir freuen uns auf knapp drei Tage NYC bei sommerlichen 24° ??
Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag liebe Ute und alles Liebe ? & Gute ?für dich.
lieben Gruß Sabine
??☀️