Nach zwei Nächten verließen wir das wunderschöne Aladağlar Gebirge und fuhren Richtung Nord-Osten zu unserem nächsten Ziel.
Teilweise über die gleiche Strecke wieder zurück, fuhren wir durch tolle Herbstlandschaften nördlich um das Gebirge herum und fanden einen schönen Übernachtungsplatz am Yay Gölü.
Zwischendurch machten wir noch einen Stopp in Yeşilhisar – der Kühlschrank musste mal wieder gefüllt werden. Ingo wurde in einer Baustelle geparkt, woanders war kein Platz für ihn und Uwe ging zu Fuß zum Supermarkt. Das Einkaufserlebnis war mal wieder ein Beispiel für die Hilfsbereitschaft der Menschen hier. Eine Mitarbeiterin des Ladens nahm Uwe an die Hand und arbeitete mit Hilfe der Übersetzungsapp den gesamten Einkaufszettel mit ihm ab ?.
Das Gebiet rund um den Salzsee ist durch kilometerlange gerade Schotterpisten entlang eines Kanals erschlossen. Wir versteckten Ingo hinter einem Kieshaufen und hatten freie Sicht über die kargen Ebenen auf die Gebirge um uns herum.
Blick nach rechts Blick nach links
Wir entschlossen uns, dem Rat eines Hirten zu folgen und fuhren am nächsten Tag weiter in das Gelände hinein, Richtung Wasser und den dort angeblich reichlich vorhandenen Vögeln. Kaum hatten wir alles ausgeräumt und unseren Kaffee getrunken, erschien ein Parkranger, der Uwe nett darauf hinwies, dass wir uns in einem Nationalpark befinden und übernachten dort verboten ist. Auf den offiziell erlaubten Parkplatz hatten wir keine Lust und brachen unsere Zelte ab.
Wir fuhren ca. 50 Km Richtung Osten und fanden einen schönen Stellplatz am Zamantı Stausee bei Gümüşören. Auch hier trafen wir wieder auf Felsenwohnungen, ansonsten aber nur auf eine hübsche Landschaft, Wind und Ruhe.
Die Fahrt am nächsten Tag war mit fünf Stunden eigentlich viel zu lang, aber wir wollten ein bisschen Strecke machen. Die durchquerte Landschaft hat uns aber mehr als dafür entschädigt. Am Anfang ging es über kleine Bergstraßen durch eine unglaublich abwechslungsreiche Natur, der zweite Teil führte auf nagelneuen Schnellstraßen mit unzähligen Tunneln bis zu unserem Ziel, dem Sır Barajı Stausee bei Kahramanmaraş.
Unterwegs trafen wir auf ein Phänomen, das wir gerne als Frage an unsere Leser weitergeben möchten. Wofür sind diese vielen „Terassen“ in den Bergen. Sie sind sehr schmal, sehr gleichmäßig und es wird nichts darauf angepflanzt.
Kurz nachdem wir unseren Stellplatz am Ende einer Landzunge oberhalb des Stausees erreicht hatten, fing es doch tatsächlich an zu regnen. Das hatten wir seit Wochen nicht mehr… Glücklicherweise hielt sich die Wassermenge aber in Grenzen, die Rückfahrt über die erdige, schmale und teils ausgesetzte Piste hätte sonst schwierig werden können.
Nach den ganzen sehr einsamen Übernachtungsplätzen der letzten Zeit war dieser ungewohnt „zivilisiert“. Wir hörten alle möglichen Geräusche von den umliegenden Landzungen und standen ein bisschen auf dem Präsentierteller. Für eine Nacht war es aber völlig in Ordnung, zumal er günstig zur relativ großen Stadt Kahramanmaraş lag, wo wir noch einmal einkaufen wollten.
Leider auch hier mal wieder Müll…
Am nächsten Morgen folgte ein kurzer Ausflug in ein großes städtisches Einkaufscenter, mit Ingo tauglichen Parkplätzen direkt vor der Tür. Das einzige, was uns dort allerdings interessierte, war der „5M Migros“, ein riesiger Supermarkt, der alles hat (auch Alkohol, was in Südost-Anatolien nicht selbstverständlich ist ?).
Anschließend folgte wieder eine ziemlich lange und nervige Etappe, die uns auch noch in eine Sackgasse führte. Schlechte Planung, oder was auch immer, am Schluss standen wir am Ortsrand von Kasaba auf einem Picknickplatz, mit Sicht auf die Festung Rumkalesi oberhalb des Euphrat. Die Anlage aus dem vermutlich 12. Jhd. ist momentan wegen Restaurierungen geschlossen, der Anblick von der gegenüber liegenden Seite ist aber spektakulär.
Die Nacht war nicht ganz so ruhig. Wir standen in den Nähe des Treffs der Dorfjugend und hatten seit langem mal wieder Hundebesuch incl. der dazugehörigen Bellerei.
Leider gibt es wenige Brücken über den Euphrat, so dass wir einen riesigen Bogen fahren mussten, egal in welche Richtung wir auch wollten. Das verschoben wir aber auf den übernächsten Tag und fuhren am nächsten Morgen nur ein paar Kilometer weiter. Nach Google Maps sah unser Ziel aus wie ein Plateau über der Euphrat Schlucht, entpuppte sich dann aber als Steinbruch. Dort wollten wir nicht den gesamten Tag und die Nacht verbringen und fuhren die Straße weiter bis zum Ende. Die Sackgasse mündete an einem kleinen Fähranleger. Das wäre es gewesen ! Die Überfahrt hätte uns zig Kilometer gespart, das Boot war aber irgendwie nicht für Fahrzeuge wie Ingo ausgelegt… Wir nutzen das Schiff als Wendehammer und fuhren alles wieder zurück ?.
Wir disponierten um und erreichten am frühen Nachmittag den eigentlich schon für den Vortag geplanten Stellplatz am Ende einer Landzunge über dem Euphrat, genau gegenüber von dort, wo wir am Tag zuvor standen.
Die Fahrt führte durch eine eigentlich karge Landschaft, in der aber auf extrem steinigem Boden Landwirtschaft betrieben wird. Teilweise sieht man bis zum Horizont nur Oliven- und Pistazienbäume – und eben Steine.
Die Aussicht an unserem Ziel war phantastisch ! Ingo stand ein paar Meter entfernt vom Abgrund 250 m über dem Euphrat und egal in welche Himmelsrichtung wir blickten, das Panorama war wunderschön und beeindruckend.
Nachmittags kam die Jandarma auf ihrer routinemäßigen Kontrollfahrt vorbei. Wir hatten eine nette Unterhaltung mit den drei Polizisten, machten ein paar Fotos und bekamen alle erdenkliche Hilfe und Unterstützung angeboten. Schließlich brachten sie uns Abends noch von ihnen zubereitetes sehr leckeres Kebap und Baklava, sicherten uns nächtliche Stipvisiten für unsere Sicherheit zu und luden uns für den nächsten Morgen zum Tee auf ihre Wache ein. Von irgendwelchen Gesetzen mal abgesehen, wäre das andersherum in Deutschland wohl auch so gelaufen ? ? Wir glauben kaum…
Wir folgten der Einladung und fuhren am nächsten Morgen auf einen Tee in die Wache der Jandarma in Köseler. Der Empfang war super herzlich, Dank Übersetzungsapp konnten wir uns auch ganz gut verständigen und wir werden den Abend und diesen Besuch in guter Erinnerung behalten. Vielen Dank für alles !!!
Anschließend machten wir uns auf den Weg Richtung Halfeti, wir wollten den 1999 versunkenen Ort mit dem aus dem Wasser ragenden Minarett der Moschee sehen.
Die Geografie des Euphrat macht uns das Reisen in dieser Gegend nicht leicht. Irgendwie muss man immer kilometerweit fahren wenn man Luftlinie eigentlich nur 5 Km weiter will. So auch in diesem Fall, dazu kam noch eine kleine Schwäche unseres Garmin Navis, so dass wir erst am späten Nachmittag in Halfeti ankamen – um dann festzustellen, dass wir dort nicht übernachten können. Wir fuhren ein Stück zurück und stellten uns neben einen kleinen Feldweg, wo wir kurz darauf Besuch eines netten (deutsch sprechenden) Einheimischen bekamen, der Abends extra noch einmal wiederkam, uns Wasser brachte und uns für den nächsten Tag auf sein Plantagengrundstück am Fluß einlud. Die zuvor schon ausgesprochene Einladung bei ihm zu Hause zu stehen, hatten wir u.a. wegen seiner beiden Kangals und Lui schon abgelehnt.
Auch hier folgten wir der Einladung und wurden am nächsten Morgen von Müslüm und seinen Freunden Mehmet und Turan sowie u.a. Ferzi und Ayup super herzlich empfangen und köstlich bewirtet. Das war mit Abstand das beste Frühstück, das wir seit langem hatten. Wir fühlten uns so willkommen, dass wir das Angebot eine Nacht auf dem Grundstück von Müslüm zu verbringen, gerne annahmen.
Wir standen oberhalb des Euphrat, neben Pistazien- und Olivenbäumen, hatten eine tolle Aussicht und unternahmen Nachmittags noch einmal einen Spaziergang zu dem halb versunkenen Dorf und der Moschee.
Ingo Suchbild
Während einer Pause in einem netten Lokal direkt am Wasser sprach uns Volkan, der Reiseleiter einer skandinavischen Gruppe an, wir hatten eine sehr interessante Unterhaltung und am Ende gab er uns seine Telefonnummer, verbunden mit dem Angebot, ihn bei allen Fragen und Problemen anzurufen.
Diese mit Stoff überzogenen Traktoren sieht man relativ häufig…
Einem entspannten Abend, begleitet vom Geheule der Schakale, folgte eine ruhige Nacht und wir machten uns am nächsten Morgen auf den Weg zum ältesten Tempel der Menschheitsgeschichte, dem Göbekli Tepe.
Die Gastfreundschaft, die uns hier an allen Ecken entgegen gebracht wird, ist wirklich unglaublich. Noch haben wir uns nicht so ganz daran gewöhnt, so viel Herzlichkeit unter eigentlich fremden Menschen sind wir nicht gewöhnt… Aber es vermittelt uns das schöne Gefühl, in diesem Land wirklich willkommen zu sein.
Noch drei allgemeine Anmerkungen am Schluß:
- Auf die Anschaffung einer lokalen SIM Karte haben wir bisher verzichtet. Ohne türkischen Pass bekommt man die Karten nur in den jeweiligen Shops der Telefongesellschaften, die auf dem Land nicht besonders dicht gesät sind. Da wir uns aus Großstädten aber eher fern halten, greifen wir hier auf unseren „Glocalme“ Router zurück und kaufen uns online Datenpakete, die quasi als virtuelle SIM Karte fungieren. Etwas teurer als als eine lokale SIM Karte, dafür deutlich unkomplizierter in der Abwicklung.
- Das Thema Maut ist für uns im Prinzip nicht existent. Die Anzahl der mautpflichtigen Straßen ist sehr überschaubar und bisher kommen wir super mit dem mautfreien Straßennetz zurecht. Eigentlich sind nur alle Autobahnen und ein paar Brücken und Tunnel gebührenpflichtig. Der Zustand der oft 4-spurigen Landstraßen ist super und als schnelle Verbindung von A nach B völlig ausreichend.
- Das Thema Währung ist zur Zeit einfach. Der Umrechnungskurs TL (türkische Lira) in EUR liegt bei etwa 0,1 – was es selbst für kopfrechnenschwache Menschen wir mich gut handlebar macht ?. Die Rechnung 10 TL = ca. 1 EUR bekomme auch ich ohne Taschenrechner hin. Geldautomaten gibt es an jeder Ecke, in fast allen Geschäften kann man aber mit Karte bezahlen.
gibts auch Bilder von Göbekli Tepe?
Wie immer ??? !! Die Terrassenfelder habe ich mir intensive angesehen ! Vermutl.mal landwirtschaftlich genutz, nur WAS wurde angebaut ?? Behalten aus der Schulzeit habe ich, dass das Land zw. Euphrat und Tigris wohl zu den ältesten Ackerbauanbauflächen der Menschheit zählt.
Das wäre meine Erklärung. Gr. G