Ruhe ist etwas unglaublich entspannendes. Wir genossen die drei Tage im zugegebenermaßen sehr überschaubaren, aber auch sehr leisen Parque Nacional Sierra de Órganos.

Unsere Route:

Freitag, 05.01.2024 bis Sonntag, 07.01.2024

Die Beschäftigungsmöglichkeiten hielten sich in Grenzen, eigentlich gab es nur einen einzigen ernst zu nehmenden Wanderweg, der war aber sehr hübsch und sah zu unterschiedlichen Uhrzeiten und je nach Richtung auch immer anders aus 😉. Das Beste war aber eigentlich tatsächlich diese absolute Stille. Keine Zivilisationsgeräusche, kein (v.a. nächtliches) „WuffWuff“ von revierverteidigenden Hunden o.ä.. Wir wanderten durch den Park, beobachteten die kreisenden Steinadler und entdeckten diverse Figuren und Formen in den Felsformationen (z.B. Weinglas, Kellner mit Tablett, Huhn und Adler).

Sonntag, 07.01.2024

Für unsere Verhältnisse relativ früh machten wir uns auf den Weg Richtung Zacatecas. Schon um kurz nach 10.00 erreichten wir Sombrerete, unseren geplanten Zwischenstopp und ein weiteres Pueblo Mágico, das Teil des UNESCO Welterbes ist. Hauptsehenswürdigkeit des Ortes sind die vielen Kirchen, uns haben aber v.a. mal wieder das Stadtbild, die freundlichen Menschen und die Atmosphäre gefallen.

Wir schlenderten länger als geplant durch die verwinkelte Stadt und erreichten dadurch unser eigentliches Ziel, den Parkplatz des Hotel Baruk im 160 Km entfernten Zacatecas City erst am Nachmittag. Zu spät für irgendwelche Besichtigungen, wir beschlossen daher, zwei Nächte bei dem perfekt gelegenen Hotel zu verbringen. Die Lage oberhalb der fußläufig erreichbaren Altstadt direkt neben der Teleférico (Seilbahn) auf den Cerro de la Bufa und der berüchtigten Silbermine Mina el Eden konnte besser nicht sein.

Eine kleine Randnotiz zur Fahrtstrecke: Wir überquerten den nördlichen Wendekreis des Krebses, den Breitengrad, an dem die Sonne zur Zeit der Sommersonnenwende der Nordhalbkugel im Zenit steht. Außer einem kleinen Schild war davon aber nichts zu merken…

Montag, 08.01.2024

Die Nacht war begleitet vom üblichen Hundegebell, ab und zu einer laut hupenden Bahn und v.a. Windgeräuschen und Ingos Geschaukel im zunehmenden Sturm. Etwas unausgeschlafen starteten wir unseren Stadtbummel in der uns zu Füßen liegenden Stadt. Wieder ließen wir uns einfach treiben und waren sehr angetan von der hübschen Stadt, die sich immer noch im (extrem gut gemachten) Weihnachtsdeko-Rausch befand.

Wir beschlossen, zu Fuß auf den Cerro de la Bufa zu wandern, ein wenig die Aussicht zu genießen und mit der Teleférico zu unserem Stellplatz zurück zu fahren. Ersteres klappte, auch wenn der Aufstieg wirklich sehr steil und anstrengend war, zweiteres nicht. Wegen dem Sturm fuhr die Seilbahn nicht, was wir in Angesicht der schwankenden Gondeln auch nicht so besonders schlimm fanden… Wir gingen den Berg also wieder herunter, durchquerten die Stadt und stiegen auf der anderen Seite den Berg zu unserem Hotelparkplatz wieder hinauf. Reichte dann auch.

Nachmittags besuchten wir die direkt nebenan gelegene Mina el Edén. Einst eine der reichsten Minen Méxicos (1586-1960), in der in der Anfangszeit unter unmenschlichen Bedingungen indigene Sklaven v.a. Silber, Gold und Kupfer abbauten. Jeden Tag starben bis zu fünf Menschen durch Unfälle oder Krankheiten. In der Mine gibt es einen Altar für El Santo Niño de Atocha, der Heiligenfigur für Gefangene (Jesus half im 13. Jhd. in Gestalt eines Kindes christlichen Gefangenen in der spanischen Stadt Atocha) und Zeichnungen über Wunder, die Santo Niño vollbracht haben soll. Insgesamt ein interessanter, wenn auch bedrückender Besuch, erschwerend hinzu kam, dass wir mit dem stark spanisch eingefärbten Englisch unseres Führers oft ein wenig überfordert waren.

Den Abend verbrachten wir im ungeheizten Restaurant des Hotels. Eine neue Erfahrung, Abendessen mit Winterjacke… Lecker war es trotzdem – und interessant. Zum ersten Mal in 17 Jahren konnte ich beobachten, wie sich bei einem Essen Uwes Stimme veränderte und sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten 🥵, die Tortilla-Suppe hatte es in sich… Zumindest er musste danach aber nicht mehr frieren. Der Mezcal am Schluß tat ein Übriges 😎, von dem Oppenheimer Krötenbrunnen mal ganz abgesehen (tatsächlich der einzige offene Weißwein).

Dienstag, 09.01.2024

Bevor wir Zacatecas verließen, legten wir noch einen lehrreichen Einkaufsstopp bei Walmart ein. Vor 12.00 Mittags wird kein Alkohol verkauft . Aha…, dann eben nicht, das Bier und der Wein blieben an der Kasse stehen und wir machten uns auf den Weg zu unserer ersten archäologischen Stätte in México.

Etwa 50 Km weiter südlich befinden sich die Ruinen von La Quemada (die verbrannte Stadt), eine abgelegene und relativ unbekannte Ausgrabung, was den Besuch sehr entspannt machte, wir waren fast alleine. Der Grund für den Bau der Stätte ist genauso unbekannt wie die genaue Geschichte, sicher ist nur, dass La Quemada zwischen 300 und 1200 n.Chr. bewohnt war und die Einwohner zeitweise Kannibalismus an ihren Feinden betrieben.

Leider durften wir auf dem dazugehörigen Parkplatz nicht übernachten, bekamen aber das OK, uns außerhalb des Geländes direkt vor das Tor zu stellen. In Ermangelung von Alternativen in der Gegend nahmen wir das Angebot an und waren bestimmt auch gut bewacht durch die fünf schwer bewaffneten Polizisten an der Kreuzung etwas weiter vorne. Nicht ganz unwichtig im Bundesstaat Zacatecas, der momentan (zumindest nachts) als einer der gefährlichsten gilt…

Mittwoch, 10.01.2024

Wieder machten wir Halt in einem Pueblo Mágico. Jerez de García Salinas wurde im Reiseführer hochgelobt als angeblich eine wunderschöne und sehr typische mexikanische Stadt. Wir würden sie als etwas heruntergekommen, aber durchaus authentisch bezeichnen. Im Nachhinein hat sich die Fahrt durch die enge und zugeparkte Haupt-Durchgangsstraße (!) mit tief hängenden Kabeln und genauso tief hängender Weihnachts-Deko für uns nicht gelohnt. Nachdem wir für Ingo irgendwann am Straßenrand einen Parkplatz gefunden hatten, schlenderten wir durch die Stadt, wurden mal wieder per Handschlag von Einheimischen Willkommen geheißen und fragten uns ansonsten, wie lange die Stadt den Titel des Pueblo Mágico wohl noch behalten wird.

Im Anschluss arbeiteten wir uns auf der Mex 23 etwa 130 Km Richtung Süden. Richtigerweise arbeitete nur Uwe als Fahrer… Die Landstraße war schmal, hatte wieder diesen ätzenden Absatz am rechten Fahrbahnrand, sie war viel befahren und die Ortsdurchfahrten waren eng und teilweise chaotisch. Irgendwann hatten wir es aber geschafft und kamen an unserem Zwischenübernachtungsplatz an. Der Platz an einem Stausee bei Tepechitlán war OK, mehr aber auch nicht, das Beste waren die kreisenden Seeadler, die sich natürlich mal wieder nicht fotografieren lassen wollten.

Donnerstag, 11.01.2024

Das kurz hinter unserem Übernachtungsplatz gelegene Pueblo Mágico Teúl de Gonzales Ortega ließen wir links liegen, nicht aber die dazugehörige Ausgrabung. An Ende verbuchten wir den Stopp unter Frühsport, das sehr überschaubare Areal mit den beiden kleinen Pyramiden muß man nicht unbedingt gesehen haben. Die Stätte ist auch so neu, dass alles noch ein bisschen provisorisch wirkt und das dazugehörige Museum noch nicht geöffnet ist. Dafür war es kostenlos, die Angestellten super engagiert und nett und wir hatten nach 130 steilen Höhenmetern eine schöne Aussicht über das Tal.

Die anschließende Fahrt über die Mex 23 entschädigte für gestern. Sehr viel bessere Straße, weniger Verkehr, zumindest ab und zu eine Bankette an der rechten Seite und v.a. tolle Aussichten über die Sierra Madre. Leider gab es so gut wie keine Möglichkeiten anzuhalten, die Landschaft zu genießen und sich den zunehmenden Agaven-Anbau genauer anzusehen (irgendwo muss das Zeug für den vielen Tequila und Mezcal ja herkommen…😉). Zwischendurch wurden wir von einem hinter uns fahrenden Polizeiauto gestoppt. Die Begegnung lief für uns zur Abwechslung freundlich und v.a. kostenlos. Die Bewaffnung der Herren u.a. mit Schnellfeuergewehr, Messer und Schlagring, mit denen man bei solchen Begegnungen zu tun hat, ist gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig…

Kurz vor der Großstadt Guadalajara durchquerten wir Valle de los Molinos. Ein hübscher Name, aber nichts anderes als eine riesengroße Müllkippe. Bis wir den Schock überwunden hatten und zur Kamera greifen konnten, war das Schlimmste schon vorbei. Der gesamte Ort war voll mit offensichtlich von den Müllwagen gefallenen Säcken und losem Abfall. Etwas derartiges hatten wir noch nie gesehen.

Wir machten einen kurzen Umweg in die Randgebiete von Guadalajara, um unseren Kühlschrank für die nächsten Tage zu füllen. Bei der Gelegenheit hatten wir außer wirklich unterirdisch schlechten Straßen auch das Vergnügen mit einer für uns neuen Verkehrsführung. Die Hauptstraße läuft auf einem erhöhten Damm, wer rechts oder links abbiegen möchte, muss nach rechts auf eine Parallelfahrbahn. Die Möglichkeiten dazu tauchen sporadisch auf. Pech, wenn man die passende verpasst hat…

Nach ein paar Fehlversuchen erreichten wir irgendwann am späten Nachmittag unser auserkorenes Quartier für die nächsten beiden Tage. Die Anfahrt zum Naturschutzgebiet Bosque de Primavera gestaltete sich schwierig, die meisten Zufahrtsstraßen waren für LKW gesperrt, die einzig mögliche war eng und gespickt mit niedrigen Kabeln. Am Eingang zum Park wurden wir dann nicht nur vom Kassierer begrüßt, sondern auch gleich von ein paar (natürlich) bewaffneten Polizisten der Policia Municipal, die offensichtlich den Eingang, bzw. das ganze Gebiet bewachten. Uns sollte es Recht sein, da schläft man doch gleich viel ruhiger 😉. Wir parkten Ingo zwischen den lose verteilten Pinien und verbrachten eine ruhige Nacht.

Freitag, 12.01.2024

Eigentlich wollten wir mit den Fahrrädern die ca. 4 Km zum Rio Caliente, dem heißen Fluss fahren. Nachdem wir die Hälfte der Strecke über die holprige Zufahrtstraße geschafft hatten, wurden wir von einem Ranger an einem Pförtnerhäuschen gestoppt, der uns mitteilte, dass wir ohne Fahrradhelme nicht weiterfahren dürften und zu Fuß gehen müssten. Zur Erinnerung: Wir befinden uns in México, einem Land in dem Helmpflicht nur für Motorradfahrer besteht, für z.B. Mopedfahrer nicht und wo bis zu 5 Menschen ohne Helm (incl. mindestens 1 Kleinkind) auf einem Zweirad relativ normal sind. Da wir uns ziemlich sicher waren, uns verhört zu haben, fragten wir drei Mal nach – hatten wir leider nicht, also zu Fuß 2 Km bergab bei ca. 28°C ohne nennenswerten Schatten.

Kurz vor dem Ziel mussten wir dann nochmal Eintritt bezahlen – wir dachten, das wäre im Park,-bzw. Campingpreis enthalten… Der heiße Fluss war dann für Uwes Geschmack zu warm (ich habe es erst gar nicht ausprobiert), Pools gab es wenige und insgesamt gab das Areal nicht besonders viel her. Nach ein bisschen Wasserplantschen machten wir uns auf den Rückweg, 2 Km bergauf…

Samstag, 13.01.2024

Spontan verlängerten wir unseren Aufenthalt um eine Nacht, für ein Wochenende war es erstaunlich ruhig – das musste man ausnutzen 😉. Mit den Fahrrädern erkundeten wir den Rest des für uns befahrbaren Parks, was schnell erledigt war. Es gab nur noch eine asphaltierte Straße, vorbei an hübsch bemalten Toilettenhäuschen, zu einem Freibad mit Altar, ansonsten waren alle Wege zu holprig für unsere 20“ Klappräder.

Sonntag, 14.01.2024

Die Nacht war laut… Die in der Nähe zeltende Jugendgruppe fing gegen 21.00 mit lauten Schlachtrufen an, ab 22.00 untermalt mit Musik. Gegen 5.30 startete im Dorf lautes Feuerwerk, von dem Hundegebell ganz abgesehen (die armen Viecher waren wahrscheinlich von dem Lärm genauso genervt 🤷🏻‍♀️). Zeit, den Standort zu wechseln, wir verließen den sich zusehends füllenden Park und steuerten eine Tequila Brennerei in der Nähe an. Die Destillerie Tres Mujeres lag günstig direkt an der Einflugschneise nach Tequila und bot englischsprachige Führungen incl. Verkostung. Eine Stunde später verließen wir schlauer und um jeweils eine Flasche Tequila und eine mit Kaffeelikör (mit Tequila) bereichert den Hof.

U.a. hatten wir gelernt, dass Tequila aus dem Herz der blauen Weber Agave gemacht wird, die erst nach ca. 6 Jahren erntereif ist. Für einen Liter benötigt man rund 20 Pflanzen, wie fast immer wird der Schnaps immer besser, je länger er in Holzfässern lagert.

Auf ging es nach Tequila, wir wollten die Nacht auf einem Parkplatz mitten in der Stadt verbringen. Was wir völlig unterschätzt hatten, war das sonntägliche Chaos, außerdem war die Zufahrtstraße zu unserem potentiellen Stellplatz für LKW gesperrt. Kurz entschlossen drehten wir um und fuhren zum eigentlich erst für morgen geplanten Platz in Teuchitlán. Das Balniario el Rincon am Rande des netten kleinen Ortes bietet, wie fast alle Freibäder, Stellplätze zu einem relativ geringen Preis.

Am Nachmittag schlenderten wir ein wenig durch die Stadt, unser eigentliches Ziel, die Besichtigung der direkt nebenan gelegenen Ausgrabungsstätte Guachimontones, verschoben wir auf morgen.

Wir werden zwei Tage hier bleiben und uns weiter an den schlagartigen Wechsel der Jahreszeiten gewöhnen, bevor wir weiter Richtung Osten fahren. Plötzlich sind wir mit Temperaturen um die 30°C wieder im Hochsommer gelandet.

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Chris
Chris
3 Monate zuvor

Hola y buenos días,
algo nuevo de nosotros hoy… vamos a ser abuelos…
la noticia llegó como una sorpresa navideña tardía por parte de Jiana, ha llegado el momento en verano. Así que la edad nos ha alcanzado…
Das fängt gut an, das neue Jahr und mit Euch lernt man im hohen Alter noch Mexico kennen 🙂
…ja, mit Schärfe kennen die sich aus…
LG
Birgit&Chris

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